Depression, Agression und Zwangsgedanken!

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Marika
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Depression, Agression und Zwangsgedanken!

Beitrag von Marika »

Meine Lieben,

heute muß ich euch mal was beichten: Ich habe eben einen kleinen Agressions - Ausbruch an unserer Butterdose ausgelassen.... :roll: Diese doofe Dose hat mich so geärgert (ist mir immer wieder aus dem Kühlschrank gefallen), da hab ich sie genommen und sie sowas von "in ein Eck geschossen", dass es ganz schön gescheppert hat... :roll: :oops: Mensch, HAT DAS GUT GETAN!!!!!!!!!!!!!!!!!!!!! Ich hab richtig gemerkt, wie diese Welle von Wut und Agression durch das werfen und scheppern abgeebt ist und ein enormer Druck wegging.

Natürlich hat Noah das nicht mitgekriegt - der schläft schon seelig ein paar Zimmer weiter. Und auch mein Mann war grad nicht in der Wohnung - habe also niemandem geschadet - außer der Butterdose! :oops: Aber die ist jetzt auch zahm und liegt brav im Kühlschrank! :wink:

Vielleicht ist das wieder ein Stück auf dem Weg, die ZG zu besiegen. Denn mein Psychiater sagt ja immer, das ZG ein Hilferuf der Seele sind, weil man seine Bedürfnisse - also auch seine absolut menschlichen Agressionen - nicht mehr auslebt, sondern alles unterdrückt. Und das tue ich ja leider - weil ich Mama bin, gestehe ich mir solche Menschlichen Regungen aufeinmal nicht mehr zu.

Ich glaube, ich darf auch mal in mein Kissen brüllen, oder halt mal was "scheppern" lassen - das schadet keinem und mir tuts gut.

Was meint ihr dazu - ist das so falsch? :roll:

Es grüßt euch ganz lieb die Butterdosen werfende
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
susi69

Beitrag von susi69 »

..... genau :!:

Scheiß Butterdose. Ich bin auch so eine, die den Dreck dann in die Ecke donnert und der es dann besser geht...... :wink:

Womöglich hatte ich mich damals u.a. auch zu lange zurückgehalten.

Weiß schon, warum ich mir instinktiv "meinen" Sport ausgesucht habe.

Marika, haste brav gemacht :lol:

lg Susi
Muschelkalk

Beitrag von Muschelkalk »

Huhu, Sado-Marika!

Das Butterdosenmassaker kann ich aus tiefster Seele nachempfinden. Das Gute ist ja: Man tut niemandem weh und macht (im Idealfall) auch nix kaputt... 8)

Die These deines Psychiaters stimmt mich eher nachdenklich. Ist es nicht eher so, dass Zwangsgedanken dann entstehen, wenn man gerade befürchtet, dieser Gesellschaft nicht genügen zu können. (Also fast das Gegenteil von unausgelebter Aggression: Angst)

Mein Doc meint ja, sie würden auch von anderen Problemen ablenken...also, wenn ich mich den ganzen Tag mit diesem Scheibenkleister rumärgere, dann muss ich mich nicht den wirklichen Problemen widmen. Denn die ZG's wurden so generiert, dass unser Kopf ganz sicher sein kann, dass sie ihn voll und ganz beschäftigen.

Eines meiner "echten" Probleme wäre es zum Beispiel, dass ich mich gegenüber Kritik anderer nicht abgrenzen kann.

Weiss nicht, ich würde es sehr aufschlussreich finden, wenn ihr anderen da draussen auch noch euren Zwangssenf dazugeben könntet...

Wie bei Sex and the City...

Glaubt ihr, das ZG's eigentlich ein Seelenventil für unterdrückte (natürliche) Aggressionen sind?

Bin sehr gespannt!

Skeptikalk
susi69

Beitrag von susi69 »

Hallo Ihr Analytiker :wink:

Hm, keine richtige Ahnung hab i nix......

Der zwang gibt uns Sicherheit :!: Oder :?: Für was auch immer :roll:

Die ZG gg. das Kind entstehen aus Übersorge :!: Oder? Wäre bei mir so..

..... Ventil für unterdrückte Gefühle :?: Kann schon stimmen. (jedenfalls für mich).

lg
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Muschel,

also ich denke schon, dass es unterdrückte Agressonen sind, die ZG auslösen können - aber es gibt sicher mehrere Gründe dafür und ist wohl auch nicht bei jedem gleich.

Aber mein Doc meint damit keinesfalls, dass man das was in den ZG vorkommt tun will und unterdrückt, sondern er meint eben, dass ganz normale Regungen, wie z.B. mal für sich sein, mal einfach brüllen: laßt mich alle mal in Ruhe", oder einfach alles hin schmeißen und eine Auszeit nehmen - dass also ich jetzt im speziellen, dass alles mit meinem "Mama - Sein" nicht mehr vereinbaren kann und unterdrücke. Aber das ist nicht "normal" und man schadet sich sehr damit. Früher konnte ich das, war ja auch kein Kidi da, dem ich vielleicht hätte schaden können, durch einen kurzen Wutanfall - mit schaden meine ich - wenn dieses Kidi z.B. heute gesehen hätte, wie eben die Butterdose geflogen ist. Weiters ist es eben auch dieses Perfekt - Sein - Wollen als Mutter für meinen Noah. Und so eine perfekte Mutter hatte in meinen Augen kein Recht mehr auf all diese natürlichen Dinge. Also kein Butterdosen Werfen, kein "Schlüssel in ein Eck knallen mehr, weil ich grad vom Einkaufen komme und mir heiß ist, kein wütendes Stampfen mehr, weil meine Haare sich nicht bändigen lassen.... usw.

Aber lieber Doc, habe ich letzten MO gefragt, warum kommen dann so absurde ZG, wo ich meinem Kind körperlichen Schaden zufüge - voller Verzweiflung warf ich meinem Doc diese Frage an den Kopf. Er sagte: Ganz einfach, weil dieser Druck, denn sie sich selber auferlegen unglaublich groß ist - obwohl das Unterdrückte auf den ersten Blick nicht so dramatisch ausschaut - aber dass kann ihr Unterbewußtsein, ihr Gehirnm, oder wenn sie so wollen - ihre Seele - einfach nicht schaffen. Das kann niemand. Und deshalb die Notbremse, die ZG, in denen das Gehirn versucht, den Druck abzubauen. Der Inhalt der ZG hat nix mit den unterdrückten Dingen zu tun. Sie sind nur ein Sinnbild für die Angst, ich könnte meinem Kind schaden, wenn ich mich nicht ständig kontrolliere.

Ist jetzt ein bissl viel gewesen, gell - wars einigermaßen verständlich? Also für mich trifft es so total zu!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Hi ihr alle,
ja, das ist gut. Einfach alle Gefühle rauslasen. Wir trauen uns ja - vor lauter Gedanken kaum noch - mal ganz normale Dinge wie Wut, Enttäuschung etc rauszulassen. Dabei gehören die wie auch die "guten" einfach zum Leben dazu. Ich merke das auch ganz deutlich, wenn ich meiner Grossen jetzt öfter mal die Meinung sage, sie ist 6.5 Jahre und braucht echt ab und zu einen Dämpfer. Hinterher sitze ich dann da und denke: Die Arme, dabei habe ich sie in all den Jahren noch nie angeschrien. Aber selbst wenn ich das mal mache - und Marika, es wäre auch nicht schlimm gewesen, wäre dein Mann dagewesen, na und, dann haste halt mal nen kleinen Anfall :D Es ist wie mit so einem Kochtopf (so hat mir mein Thera das mal erklärt), von dem man ab und zu den Deckel nehmen sollte, bevor er explodiert, das ist absolut menschlich, aber da seht Ihr mal, wie wir uns gleich wieder nen Kopp machen deswegen.
@muschelchen: ich schiebe ganz eindeutig gerade die negativen Gefühle auf meinen Körper, also ich habe keine ZG´s, aber denke dann eben unbewusst: das darfste jetzt aber nicht machen und schon krieg ich Herzrasen oder Schwindel, oder ein schlechtes Gewissen. Insofern stimmt´s schon, mit dem Ventil. Öfter mal Dampf ablassen, tät ich sagen. LG Carlotta 8)
Petra

Beitrag von Petra »

hallo!!

gratuliere marika! hast du gut gemacht :D obwohl mein therapeut würde sagen, auf wen haben sie denn wirklich so eine wut, dass sie ihn in die ecke knallen möchten :roll:
also, ich bin der meinung man muß seinen frust rauslassen!
ich hab das auch von meinen thera so erklärt bekommen wie marika und muschelchen! es stehen echte aggressionen dahinter aber nicht gegen das eigene kind, meist um personen die einem in der kindheit schaden zugefügt haben und die zwangsgedanken lenken uns von den eigentlichen problemen ab! speziell zweites kann ich bei mir bestätigen. wenn ein zg kommt und ich STOP sage, mir anschaue was im moment abläuft bei mir verschwindet er gleich wieder!

lg petra
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Petra,

ich habe das mit dem "Stopp" auch schon versucht - aber mir gelingt das nicht so richtig. Da entsteht so ein Druck in mir... was mache ich denn da falsch????

Auf wen ich eine Wut haben könnte (Kindheit) das werde ich wohl genauer anschauen müssen. Ich weiß eh schon ein bissl in welche Richtung das geht. Und die ZG wollen mich ablenken von den eigentlichen Begebenheiten von damals als wir Kinder waren? Und daher haben die ZG unsere Kinder zum Inhalt - verstehe ich das richtig so? Sind unsere Kinder in den ZG eigentlich WIR SELBER?

Mhhhh, viele schwere Fragen - habt ihr ne Antwort darauf?

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
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Muschelkalk

Beitrag von Muschelkalk »

Hallo, Mädels!

Also, jetzt hat Marika es so erklärt, dass es auch auf mich zutrifft. Ich denke, was für mich wichtig war, ist, dass die Inhalte der Kobolde (also unsere Franzls, Rosis und Darth Vaders) nix mit unseren eigentlichen Problemen zu tun haben. Die echten Probleme sind sehr präsent und vermutlich auch häufig nicht weltbewegend. Aber uns Sensibelchen kommen diese kleinen Sachen riesig vor. Vermutlich ist es so, dass unser Gehirn denkt: (ohne, dass es uns bewusst ist) Ach, herrje, ich schaffe das nie, dass mein Vater/Lehrer/Chef...(ihr seht, das zieht sich wie ein roter Faden..) mit mir zufrieden ist. Und vor lauter Angst, dass man das nicht schafft, sucht sich der Kopp ne Alternativbaustelle. Und er sucht sich das denkbar Schlimmste aus, denn er will ja sicherstellen, dass man sich nicht mehr mit dem eigentlichen (vermeintlich fürchterlichen, unlösbaren, nicht zu stemmenden) Problem auseinander setzt. Das, was Petra immer wieder rekonstruiert, kenne ich von mir auch. Beispiel: Ich stehe an Termin X total unter Strom. Im Hintergrund entsteht die Angst, hoffentlich mach ich das gut und richtig, hoffentlich ist meine Chefin mit mir zufrieden, was sagt wohl der Oberchef, usw. Doch, statt mich damit auseinanderzusetzen...(also: Versagensängste, Angst vor Ablehnung, ...) fange ich einen neuen Krieg an. Diesmal gegen mich! Zwangsgedanken in der Form: Was wäre, wenn das für mich schlimmste Denkbare einträfe...und meistens ist es so, dass ich das Gefühl habe, ich tue anderen Menschen was an, ohne es zu wollen.

Wenn ich mal wieder durchhänge, hätte ich gerne, dass ihr mir dieses Geschwafel schickt. So als Gedächtnisstütze...Alzheimer löst grüssen!

Muschelhuschelwuschelkalk (So. Jetzt fühl ich mich wohler...)

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Petra

Beitrag von Petra »

liebe marika,

ichversuch es dir so zu erklären wie mein therapeut mir das erklärt hat:

zwangsgedanken entstehen wenn die angst kein anderes ventil mehr hat.
diese angst oder besser gesagt die urform dieser angst liegt in der kindheit. sie wurde verdrängt damit wir weiterleben konnten und jetzt bricht sie wieder aus.
die angst die wir jetzt haben ist um ein vielfaches kleiner als die angst in der kindheit. das zeigt welch enormen leidensdruck wir hinter uns haben. die zwangsgedanken mit agressiven inhalten haben mit agressionen zu tun gegen menschen die wir als kind am liebsten gebissen, gekratzt usw.. hätten weil sie uns unrecht getan haben. es kann auch sein dass der inhalt unserer zwangsgedanken uns zeigt was uns als kind passierte.

ich habe überlegt ob ich den letzten satz schreiben soll, denn ich möcbhte niemanden vor den kopf stoßen und es heißt nicht dass jeder der zg hat mißhandelt wurde aber es könnte sein. zumindest hat mir mein therapeut das so erklärt, dass sich zwangsgedanken und posttraumatische erinnerungsbilder manchmal vermischen. nicht alles was grob als zwangsgedanke bezeichnet wird ist auch einer, es kann auch etwas anderes dahinter stehen.
zwangsgedanken lenken uns von unserer jetztigen situation ab. viele menschen die etwas ändern sollten um wieder innere ruhe zu finden haben angst vor veränderungen und flüchten sich in den zwang. denn der ist so beherrschend dass man sich ja nichts anderem mehr widmen kann und alle veränderungen erst mal aufschieben muß.

das gedankenstoppen und sich bewußt der realität widmen ist reine übungssache! ich machs immer so: kommt ein zg, dann sag ich ihm ich dass er so etwas von sinnlos ist und ich schau mir lieber mal mein echtes leben an. und ich finde immer schnell etwas das nicht passt im moment. beziehungsprobleme, überforderung, wenig schlaf usw... dann versuche ich gegen diese realen probleme etwas zu tun, mehr für mich selbst dazusein!


glg petra
steffi l.

Beitrag von steffi l. »

Also das mit der Butterdose hast Du gut gemacht, was fliegt das Ding auch immer aus dem Kühlschrank, selbst Schuld! :wink:

Wollte aber zu den ZG noch was schreiben. Mein damaliger Arzt hat ja auch von unterdrückter Wut gepsrochen. Aber als die ZG anfingen, in der SS, da war ich eigentlich auf nichts und niemanden wütend. Und wenn ich mal stinkig bin, dann lass ich das auch raus, ich kann sehr laut werden oder Türen knallen. :shock:
Also die Therorie würde bei mir nicht passen, oder zumindest kann ich es mir nicht vorstellen.
Dann schon eher das was in der Kindheit passiert ist. Ich wurde nie wirklich mißhandelt oder so, viele ZG würden auch gar nicht mit dem was in meiner Kindheit war übereinstimmen. Aber wehgetan wurde mir oft und wer weiß ob es jetzt auf die Art und Weise mal raus will...
Aber dass sich unser Gehirn eine Beschäftigung sucht kann ich mir auch gut vorstellen, ich bin auch so ein Mensch, dessen Kopf immer was zu tun braucht und wenn ich nichts zum Denken habe fühl ich mich unwohl. Aber das haben doch bestimmt viele andere leute die keine ZG haben und warum sollte sich das dann ausgerechnet um die Geburt herum bemerkbar machen?

Wahrscheinlich werden wir nie wissen warum und wieso... Ich wüsste so gerne warum ich diese PPD (oder PPA) hab, hab schon so oft gegrübelt was die Ursache ist, aber ich komm nicht drauf.

Meine Therapeutin meint, die Ansgt und die ZG sind ja Ausdruck von mangelndem Selbstvertrauen (ist uns allen wahrscheinlich bewußt) und das wiederum ist nicht vorhanden weil man irgendwann das Vetrauen in jemand anderen verloren hat. Also Selbstvertrauen kann man nicht haben, wenn man anderen auch nicht vertrauen kann/konnte. Aber das kann auf mich eigentlich auch nicht zutreffen, mich hat eigentlich nie jemand wirklich enttäuscht.

VG,
Steffi
rosered

Beitrag von rosered »

Das macht doch wirklich jeder hin und wieder. Sachen durch die Gegend schleudern... :wink:

Ich muss ehrlich gestehen, ich hatte schon mal das Bedürfnis etwas durch die Gegend zu schmeißen, als ich mein weinendes Kind im Arm hielt. Gott sei dank hatte ich so viel Selbstbeherrschung es nicht zu tun. Ich mein, versteht mich nicht falsch, ich hätte es nie getan, aber alleine der Gedanke daran hat mich total erschüttert... Ach egal... :oops:
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