Bindung zum Kind

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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nele

Bindung zum Kind

Beitrag von nele »

Hallo ihr Lieben!
Ich leide z.Zt. sehr unter der fehlenden Bindung zu meiner Tochter, 13 Monate.
Wenn Leute beim Einkaufen z.B. sagen "ist die süß, die nehm ich mit nach Hause", denke ich oft, es wäre mir egal, wenn sie jemand mitnimmt.
Oder wenn einfach jemand sagt, wie hübsch sie aussieht, kann ich das nicht nachempfinden und denke, fremde Leute haben mehr bezug zu ihr wie ich, ihre eigene Mutter!!!
Geht es euch auch oft so???
Fühle mich so hilflos und alleine mit diesen Gedanken. Eine Mutter muß ihr Kind doch lieben, wie es ist...
Nele
rosered

Beitrag von rosered »

Es ist im Leben nicht immer alles so wies sein muss.

Ich kann dich gut verstehen. Bei mir ist diese Fehlende Bindung anstatt beim Kleinen, bei meiner Großen... :cry:

Ich weiß nicht warum, aber seit der Geburt meines Sohnes hab ich einfach keinen Draht mehr zu ihr. Ich mag sie, keine Frage, aber irgendwas ist mit meinen Gefühlen passiert. ich liebe sie nicht so, wie eine Mutter ihr Kind lieben sollte. Und jetzt wo ich das schreibe muss ich heulen. Ich kann doch auch nichts dafür. Ich wollte das nicht. Ich hab ihr doch geschworen, dass ich sie immer lieben werde, auch wenn das andere Baby da ist... Und ich hab mein Versprechen nicht gehalten..... :cry:
Anke
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Beitrag von Anke »

Hallo Nele,

Deine Enttäuschung über die fehlende Bindung bzw. Liebe zum Kind kann ich gut nachvollziehen. Mir ging es kurz nach der Geburt meines Sohnes auch so. Zu mir hat damals auch eine "wildfremde" Frau gesagt, sie würde meinen Sohn auf der Stelle mitnehmen - und ich habe nur gedacht: dann machs doch. Die ersten 3 Monate meines Sohnes hatte ich mehr oder weniger keine Bindung/Gefühle zu ihm, ich empfand sogar Ablehnung ihm gegenüber. Damals konnte ich mir nicht vorstellen, dass es sich jemals ändert. Aber je gesünder ich wurde, desto größer wurde die Liebe zu meinem Sohn. Es ist die Krankheit, die Dich daran hindert, Deine Tochter lieben zu können.

Da Du, wie Du selbst geschrieben hast, "nur" Therapie machst, empfehle ich Dir, einen (anderen) Facharzt aufzusuchen und Dich behandeln zu lassen. Die Krankheit läßt sich mit Medizin schneller heilen. Da Deine Tochter "schon" 13 Monate ist, würde ich nicht mehr so viel Zeit verstreichen lassen.

Ich wünsche Dir weiterhin alles Gute!
Viele Grüße von Anke

"Die Zeit heilt alle Wunden..."
Jenny

Beitrag von Jenny »

Nele, ich kann Anke nur zustimmen. Die fehlende Bindung ist Symptom deiner Krankheit. Weil du krank bist, kannst du dein Kind nicht lieben. Und du liebst es nicht, weil es dich "krank gemacht" hat. Wenn die Krankheit weg ist, wirst du merken, was für ein süßes Wesen du zur Welt gebracht hast (und jede Mutter hat das süßeste Baby von allen, glaube mir, meine vier Kinder sind auch die schönsten... :wink: )
Milla

Beitrag von Milla »

Hallo Nele!

Ich stimme Anke und Jenny vollkommen zu!Diese Unfähigkeit,sein Kind zu lieben (oder das Gefühl,es nicht zu lieben) hängt mit der Depression zusammen,weil die Verbindung zwischen den Gehirnzelle nicht mehr richtig funktionniert.

Darum stimme ich ihnen auch zu,wenn sie dir zusätzlich zur Therapie eine medikamentöse Therapie empfehlen,also ein AD.Studien beweisen,daß diese Kombination aus AD und Gesprächstherapie die besten Heilungschancen bei Depression bietet.

Das muß nicht gleich ein synthetisches AD sein,mir hat mein hochdosiertes Johanniskrautpräparat Jarsin (apothekenpfllchtig) aus der Depression herausgeholt,lange bevor ich mit der Therapie angefangen habe.

Ich litt aus sehr unter meiner Gefühllosigkeit meiner Tochter gegenüber.Ich habe für sie von Geburt an "nichts" gespürt.Sie ist per KS unter PDA geboren,ich habe kurz ihren Kopf gesehen,gedacht,sie ist ja häßlich ,während mein Mann geschrien hat:"Sie ist wunderschön,sie ist wunderschön!",was ich nicht verstehen konnte.Ich kannte diese Gefühllosigkeit mit meinem Sohn nicht,ich habe ihn von der ersten Minute an geliebt,sogar "wahnsinnig" geliebt.Es war sehr,sehr intensiv.

Meine Tochter pflegte ich so gut ich konnte,aber ich hatte keine richtigen,auf jeden Fall keine starken Muttergefühle für sie.Ich konnte keine Bindung zu ihr aufbauen,so sehr ich mich bemühte.

Mein Sohn war als Schreibaby sehr schwierig,aber die ganzen Anstrengungen für seine Pflege belohnte er sehr früh,schon mit ein paar Wochen,mit einem unwiderlichern Lächeln und sogar Lachen.Ich hatte sehr früh das Gefühl,eine Seele mit ihm zusammen zu sein.Ich fand ihn so hinreißend schön,daß ich ihn stundenlang bewunderte und dachte:"Wie haben wir es geschafft,so einen schönen Buben zu machen?"Jeder seiner Fortschritte waren für mich Meilensteine ,ich war so stolz auf ihn!

Meine Tochter war keine Kommunikationskünstlerin wie mein Sohn.Sie lächelte viel später und viel weniger,ich versuchte , sie immer wieder zum Lächeln und Lachen zu bringen,aber meine Mühen waren oft nur schwach belohnt.

Ich hatte deswegen das Gefühl,irgendwie nur ihre Sklavin zu sein.Ich bekam eben zu wenige Belohnungen für meine Mühen.

Es gab ein emotionaler Abstand zwischen mir und ihr.Ich hatte das Gefühl,mit ihr nicht wirklich kommunzieren zu können,ihre Seele und ihr Herz nicht wirklich zu erreichen.

Seitdem ich aus der Depression heraus bin (seit Anfang März 2006 ungefähr),lache ich öfter mit ihr und ich habe das Gefühl,daß sie sich dabei selber entfaltet.Jetzt lacht sie mit vollem Herzen wenn ich mit ihr spiele,sie am Bauch kitzle und ich merke,wieviele Freunde mir ihr Lachen macht.Es ist sozusagen ihr Dankeschön für meine Mühen!

Ja, vorher habe ich kaum mit ihr gespielt,dazu fiel mir die Kraft.Ich habe sie gepflegt und war froh,als sie geschlafen hat,denn damit hatte ich endlich meine Ruhe.

Jetzt bin ich an manchen Tagen SEHR,SEHR GERNE mit ihr.Mir macht es Freude,sie nicht nur zu pflegen,sondern auch mit ihr zu spielen und zu lachen.

Und ich merke:ICH LIEBE SIE!!!!Ja ich liebe sie endlich vom ganzen Herzen,wenn auch diese Liebe ANDERS ist zu der Liebe zu ihrem Bruder.

Natürlich sind nicht alle Tage rosa.An den Tagen wo ich schlecht geschlafen habe und deswegen besonders gereizt bin,empfinde ich die Kinderpflege dann wieder wie eine Sklaverei.

Aber ein paar Tage später ist der Tief wieder vorbei und ich bin so froh,meine 2 Kinder (und meinen Mann!) zu haben.Ja,froh und sehr,sehr dankbar!

Es lohnt sich also,neben der Gesprächstherapie auch ein AD zu nehmen,das die Kommunikation zwischen den Gehirnzellen wieder ermöglicht und somit das Empfinden von Liebe zum eigenen Kind.

Ich würde es an deiner Stelle versuchen!
nele

Beitrag von nele »

Danke für eure lieben Worte!
Ich habe schon Amitriptylin und Cymbalta ausprobiert. Aber beides hat nichts gebracht, obwohl ich es über einen längeren Zeitraum genommen habe.
Meine Therapeutin meint außerdem, das bei mir kein AD hilft.
Johanniskraut habe ich auch schon versucht. Ich weiß auch nicht, was ich machen soll, es gibt ganz gute Tage und dann wieder total schlechte, wo ich am liebsten nur noch tot sein will. Und das nach schon 13 Monaten Hölle...
Meint ihr, ich soll mal zu einem Neurologen gehen?
Irgendwas muß doch helfen...
Nele
Anke
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Beitrag von Anke »

Hallo Nele,

auf jeden Fall würde ich an Deiner Stelle zu einem Neurologen/Psychiater gehen. Er wird mich Sicherheit ein geeignetes Medikament für Dich finden.
Ich habe damals übrigens auch u. a. Amitriptylin genommen, es half mir sehr gut. Davor hatte ich allerdings mit einem anderen Antidepressivum auch Pech.
Es lohnt sich allemal, nochmals einen Versuch zu starten.
Übrigens finde ich die Aussage Deiner Therapeutin unmöglich - es gibt so viele Medikamente; da ist für jede Frau ein passendes dabei. Manchmal leider nicht beim ersten Anlauf. Woher will sie denn wissen, dass bei Dir kein AD hilft?!
Manchmal möchten die Therapeuten keine Ärzte hinzuziehen und umgekehrt - schade, dass es auf Kosten der Betroffenen dann geht.
Viele Grüße von Anke

"Die Zeit heilt alle Wunden..."
Nora

Beitrag von Nora »

Guten Morgen, Nele,

schließe mich Anke an. Die Aussage Deiner Therapeutin ist echt sch.... Außerdem stimmt das nicht. Auch für Dich gibt es bestimmt ein AD, daß Dir hilft. Das blöde ist halt nur, daß manche Frauen erst einmal einige ausprobieren müssen, bis das richtige gefunden ist. Ich nehme Zoloft und das hat bei mir gut angeschlagen. Such Dir bitte einen anderen Arzt. Du bist bestimmt kein hoffnungsloser Fall und auch für Dich gibt es das richtige Medikament.

LG,
Nora
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Nele,

auch ich schließe mich Anke und Nora an: Geh zu einem anderen Arzt und hol dir eine 2. Meinung ein. So ist das doch kein schönes Leben für dich und deine Familie! Es gibt auch für dich ein passendes Medi.

Deine Gefühl, oft am liebsten tot zu sein, spricht doch eindeutig für eine Depression, daher wäre ein AD ganz sicher gut für dich - in Kombination mit einer Therapie.

Mit den AD ist es auch so, dass man sie schon einen längeren Zeitraum nehmen muß, um zuerst mal stabil zu werden, dann bist du aber noch nicht gesund. Ich nehme mein Medi nun 11 Monate und es hat mir sehr, sehr geholfen. Aber absetzen ist absolut noch nicht drinnen, das merke ich selber. Im Gegenteil - ich habe gerade nochmal erhöht, um meine Zwangsgedanken, die eigentlich als einziges noch etwas geblieben sind, zu "bekämpfen"!

Liebe Nele, ich würde auf jeden Fall zu einem anderen Arzt gehen - finde die Aussage deiner jetzigen Ärztin auch total daneben und stimmen tut sie auch nicht!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Jenny

Beitrag von Jenny »

Liebe Nele, lass dich net kirre machen von wegen, dir hilft kein AD (soll das etwa heißen: Dir ist nicht zu helfen??!) und suche dir einen Psychiater, der mit dir gemeinsam das richtige Medikament herausfindet. Nur Geduld! Und Kopf hoch! Auch du wirst Besserung, wahrscheinlich sogar heilung erfahren.
nele

Beitrag von nele »

Ihr seid so lieb!!!
Ich hab mir eben einen Termin bei einem Neurologen/Psychiater ausgemacht, nächste Woche Do. kann ich hinkommen.
Weiß ja, wo ich mich bis dahin hinwenden kann, wenns mir ma wieder nicht
so gut geht...
Danke fürs Zuhören, Nele
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