ich habe vor 15 Jahren mein erstes Kind bekommen und hatte schon am 2. Tag nach der Entbindung, daß Problem mit dem Weinen. Ich wollte unbedingt nach Hause und dachte dann ginge es mir wieder besser. Aber weit gefehlt. Mein Kleiner mußte jeden Tag zum Kinderarzt, weil er nicht richtig trank und nicht zunahm. Als er 17 Tage alt war mußten wir ihn ins Krankenhaus einliefern. Es stellte sich heraus, daß er eine Blutvergiftung hatte, weil der Kinderarzt die Blasenentzündung nicht diagnostiziert hatte. Ich war mit dem Arzt, einer Schwester und dem Kleinen allein im Zimmer, als der Arzt mir sagte, daß sie nicht wüßten ob er überhaupt durchkommt. 1 Minute später riß die Krankenschwester ihn mir aus dem Arm und rannte mit ihm aus dem Zimmer. Der Arzt hinterher und ich stand vor meinem Mann und konnte ihm einfach nicht sagen was wirklich los ist und sagte dann nur:"Wird schon wieder werden." Ich habe keinem gesagt was wirklich los ist und der Arzt komischer Weise auch nicht. Ich blieb auch nicht im Krankenhaus, alle guten Worte waren vergebens. Wir steckten mitten im Umzug und ich hatte in 3 Monaten meine Abschlußprüfung (Ausbildung). Ich pendelte immer zwischen dem alten Haus, Krankenhaus und neuem Haus. Nach 1 Woche sagte mir der Arzt morgens, er sei über den Berg. Eigentlich hätte ich mich freuen müssen, aber ich konnte es nicht. Nach 6 Wochen kam er nach Hause und das Drama ging erst richtig los.
Ich war nicht in der Lage mich um ihn zu kümmern. Ich war völlig fertig und habe den ganzen Tag geheult. Nur wenn mein Mann nach Hause kam habe ich getan als ob alles in Ordnung ist. Ich schlief schlecht, hatte keine Lust aufzustehen und selbst wenn der Kleine im Bett am weinen war, viel es mir immer schwere aufzustehen und zu ihm zu gehen. Ich fing an alles darauf zu schieben, daß ich nicht mehr arbeiten ging und gab dem Kleinen dafür die Schuld. Eines Morgens war ich so aggressiv, daß ich meinem kleinen Baby eine auf den Hintern, weil er so zappelte beim Windeln. Ich war total geschockt über meine Reaktion und nahm ihn sofort auf den Arm und habe geheult wie ein Schloßhund. Von dem Tag an habe ich ihn teilweise erst mittags nach Stundenlangem geweine aus dem Bett geholt. Mein schlechtes Gewissen brachte mich fast um den Verstand. Ich lag den halben Tag auf dem Sofa, Fernseher an und dauernd am heulen. Ich kümmerte mich immer weniger um ihn. Sobald mein Mann zu Hause war überließ ich ihm den Kleinen. Ich zog mich immer mehr von ihm zurück. Bis Heute.
Wir haben mittlerweile einen 15 jährigen Alptraum hinter uns und keine Ende ist in Sicht.
In Kurzform: Schon als mein Sohn noch klein war, hatten wir Probleme. Er wollte abends nicht ins Bett (kein Wunder), er war extrem impulsiv (rannte plötzlich auf die Straße etc.), er nahm dauernd irgendwo Sachen mit (Brosche von der Mutter eines Freundes, aus Opas Keller, im Geschäft etc.), er flippte manchmal völlig aus wenn er irgendetwas nicht durfte, etc. In der Zwischenzeit bekamen wir ein 2. Kind und das war auch noch behindert und ich mußte mich viel darum kümmern. Wir zogen 2 Mal um. Er flog aus dem 1. Kindergarten, im 2. Kindergarten gab es dauernd Ärger (aggressiv den anderen Kindern gegenüber, nahm dauernd Sachen mit, respektierte die Kindergärtnerinnen nicht). Mit der Einschulung war die Katastrophe dann perfekt. Er weigerte sich die Hausaufgaben zu machen, widersetzte sich den Anweisungen der Lehrer, beklaute die Klassenkameraden und uns mittlerweile auch. 2 Monate vor seiner Einschulung bekam ich mein drittes Kind. Er zündelte mit Feuer und klaute immer mehr.
Ich war bei der Erziehungsberatung, 2 verschiedenen. Zum Jugendamt wollte ich auch, aber mein Mann weigerte sich und drohte mit Scheidung, wenn ich dahin gehen würde. Eines Tages lief das Faß über und ich ging zum Jugendamt. Die Folge war keine wirkliche Hilfe, sondern daß er dank mir im Heim untergebracht wurde. Seid 2 Jahren ist er wieder zu Hause. Anfangs lief es auch ganz gut, aber dann kamen die alten Schulprobleme und die Klauerei wieder und alles begann von Vorne. Vor 3 Wochen gab es dann den Punkt wo wir wieder gezwungen waren zu handeln, er drohte mit Selbstmord. Wir ließen ihn nächsten Tag vom Arzt in die Kinder- und Jugenpsychiatrie einweisen. Nach 2 Wochen Krisenintervention hatten wir Glück und er bekam einen Therapieplatz. Ich kann seit diesem Tag seine Gegenwart nicht ertragen. Beim Familiengespräch kam dann der Punkt wo man der Meinung war ich liebe meinen Sohn nicht, aber ich weiß das das nicht stimmt. Ich liebe ihn, aber ich habe keine Muttergefühle wie bei meinen beiden anderen Kindern. Ich soll eine Therapie machen wurde mir geraten. Die Therapieplatzsuche gestaltet sich sehr schwierig, da wir bis zu 6 Monaten Wartezeit haben (im Umkreis von 50 km). In meiner Verzweiflung habe ich dann im Internet nach einer Hilfe gesucht und bin durch Zufall auf Eure Seite gestoßen. Das erste Mal seid 15 Jahren las ich etwas über das, was ich damals empfunden habe und teilweise auch Heute noch empfinde.
Meine Frage: Hatte ich vielleicht damals eine PPD? Hat jemand eine ähnliche Erfahrung wie ich? Was könnte ich noch tun?
Ich hoffe, daß mir jemand von Euch weiterhelfen kann. Ich habe das Gefühl die ganzen Gefühle von damals kommen wieder zurück. Donnerstag wollte ich zu meinem Arzt, aber der hatte natürlich Urlaub und ich fuhr heulend wieder nach Hause. Dienstag gehe ich wieder hin und mein Mann wird mich diesmal begleiten. Der einzige zu dem ich Vertrauen habe.
Ich bin für jeden Rat dankbar.
Danke an Euch alle, Euer Forum hat mir die letzten Tage viel Kraft gegeben.

Liebe Grüße
Chrissy