Schatten & Licht e. V.

Hallo Feebie,

sorry das ich nicht sofort zurück schreibe, ich stehe hier am Rande des Wahnsinns. Die letzten Nächte sind schlimm, mein kleiner kriegt Zähne, zudem sind es 30 Grad bei uns in der Wohnung, naja durchschlafen ist unmöglich.

Es ist sehr lieb das Du mir helfen willst; der Gedanke hat mich für einen Moment Glücklich gemacht. Aber leider wohnst Du am anderen Ende von Deutschland. Schade. Ich denke ich muss mir selber helfen, was mir derzeit schwer fällt.

Weißt Du mein Mann arbeitet sehr viel, teilweise kommt er gegen 22 Uhr abends heim. Klar das ist sein Job, das wussten wir vorher, aber grad machen mich seine Arbeitszeiten wahnsinnig. Nur Donnerstags kommt er früher nach Hause, allerdings bin ich dann so kaputt von der Woche das ich dann doch nichts für mich unternehme. Genauso an den Wochenenden, meist bin ich müde und erschlagen, so das ich weder joggen gehe noch irgendwas anderes unternehme. Zudem kann ich mit meinem Baby nur dann entspannt umgehen, wenn mein Mann zuhause ist. Die Zeit nutze ich, es ist für mich wie als würde ich einiges wieder gutmachen. Schon von Anfang an kann ich mit dem Kleinen besser umgehen, wenn mein Mann dabei ist. Wahrscheinlich bin ich entspannter, weil ich weiß das ich ihn abgeben kann wann immer er schreit/meckert, und es mir zu viel wird.

Letzte Woche war ich beim Hausarzt und habe Blut abnehmen lassen um Schilddrüse und alle anderen Werte durchzuchecken. Das Ergebnis, alles Ok, ausser mein Eisendepot ist leer. Der Arzt meinte ich muss Eisentabletten nehmen, Blutquick oder mal ein Stück Fleisch in der Woche essen helfen bei dem schlechten Wert nicht. Kein Wunder das ich in letzter Zeit immer müde bin. Da ich nun die Eisentabletten nehme, muss ich die AD erst mal zur Seite legen, was mir grad recht kommt.

Ich weiß nicht wo ich anfangen soll, mein Kopf ist einerseits voll, anderseits leer. Ich trauere meiner alten Zeit hinterher, und schäme mich meinem Sohn gegenüber. Er hat es verdient ein starke Mutter zu haben, und nicht eine die bei der kleinsten Kleinigkeit kapituliert und zusammenbricht.

Wir suchen jetzt doch nach einer Kinderfrau, andere haben eine Oma oder Schwester die auf die kleinen aufpasst, bei uns ist eben eine "fremde" Person. Somit hätte ich komplett "versagt".

Ich glaube das mein Mann noch nicht verstanden hat wie Schlecht es mir geht, er denkt das ich einfach nur "schlechte Laune" habe. Meine Therapeutin möchte sich nun auch mal mit ihm unterhalten und ich darf entscheiden ob ich dabei sein soll oder nicht. Ich bin mir nicht sicher was besser ist, was meinst Du??

Danke das Du mir zuhörst. Ich wünsche Dir alles liebe.

kiki

Hallo kiki,

schnell mal eine "kurze" Antwort von mir (kurze Antworten sind nicht gerade meine Spezialität. ).

Also komplett versagt hast du überhaupt nicht!!!
Ich habe es auch irgendwann endlich zugelassen, meine Sohn regelmäßig zu seiner Oma zu geben. Ich habe das Glück wenigstens meine Schwiegermutter in der Nähe zu haben. Erst habe ich ihn sporadisch mal "abgegeben" und dann irgendwann haben wir den fretagnachmittag auserkoren als festen Omatag. Er hat es sichtlich genossen, denn da hat er den ganzen Nachmittag ununterbrochen Dauerbespaßung bekommen, Er fand es großartig und ich konnte feststellen, das es mit einem Versagen meinerseits gar nichts zu tun hatte. Im Gegenteil, irgednwann konnte ich zugeben, das es sehr großzügig von mir ist, ihnen beiden diesen tollen Nachmittag zu ermöglichen.
Also sehe es als Chance für deinen Sohn, sich auf seine "Kinderfrau" zu freuen. Er wird dich immer lieben, also gönne ihm die Zeit auch mit anderen.

Und das Gespräch mit der Therapeutin halte ich für absolut sinnvoll. Ich fände es toll, wenn er dazu bereit ist. Ich glaube meinem Mann wäre das "zuviel des Guten". Wenn ich in der Situation wäre, dann würde ich mitgehen, aber draußen warten. Ich denke beide können besser reden, wenn sie nicht "Rücksicht" auf dich nehmen müssen und du wärst aber in der Nähe, wenn Fragen aufkämen, die nur du beantworten könntest.

So, mein Sohn ist wach, ich muss mich kümmern.

Ganz liebe Grüße und eine dicke Umärmelung,
Feebie

Hallo Feebie,

möchte auch kurz schreiben, bin im Moment am Ende. Die letzten drei Wochen wird der kleine fast jede Stunde wach. Erst dachten wir, das die Zähne kommen aber wo bleiben die und wieviel Wochen soll es so weitergehen??!! Mein Mann steht auch Nachts auf, aber trotzdem werden wir beide wach und dementsprechend sind wir tagsüber gelaunt.

Meinst Du das ändert sich?? Hattet Ihr auch solche Phasen mit eurem kleinen? Meine Nerven liegen blank. Ich hab das Gefühl ICH lebe nicht mehr.

Am Montag war eine junge Frau hier die wir uns angeschaut haben wegen einer Kinderfrau für den kleinen und am Donnerstag kommt noch mal eine, ich hoffe eine liebe Frau. Dann müsste ich nur noch über meinen eigenen Schatten springen. Bin mir immer noch nicht sicher ob ich das schaffe mein Baby stundenweise abzugeben.

Das Gespräch zwischen meinem Mann und meiner Therapeutin hat noch nicht stattgefunden, aber ich werde es so machen wie Du gesagt hast. Mein Mann soll alleine rein und ich werd im Zimmer warten falls ich gebraucht werde.

So jetzt höre ich schon wieder mein Baby, ich kann es nicht glauben er hatte tief und fest geschlafen. Noch nicht mal Abends bleibt mir die Ruhe. Ich habe ihn 40 Minuten getragen. Verstehe nicht was mit ihm los ist.

Bis Bald und Liebe Grüße

kiki

Hallo kiki,

es tut mir sooo leid zu hören, das es dir immer noch schlecht geht.
Dein Kleiner ist jetzt ein halbes Jahr alt, oder?!
Als mein Sohn so alt war, veränderte sich sein Schlafrhytmus mal wieder.
Ich hatte mich schon entschlossen abzustillen und dann kam hinzu, das er Nachts alle 2 Stunden wach wurde und irgendetwas wollte. Ich dachte es sei Milch, aber vielleicht war auch etwas anderes. Jedenfalls erinnere ich mich noch gut das es mit ihm eine anstrengende Phase war, in der Zeit.
Wenn ich heute Fotos von mir aus der Zeit sehe, dann sehe ich regelrecht, wie kaputt ich war. Ich wollte einfach nur noch schlafen schlafen schlafen.
Ich muss gestehen das es noch ein bischen gedauert hat, bis es besser wurde. Ich meine mich zu erinnern, das mit dem Ende des Abstillens (6./7. Monat) dann im 8.Monat langsam wieder Ruhe einkehrte. Es wurde wieder etwas besser als wir endlich auf "feste Nahrung" übergegangen sind. Ob es damit aber wirklich zu tun hatte, weiß ich nicht.
Ich denke, es wird noch einige solcher Phasen bei euch geben, manche Kinder sind eben einfach etwas unruhiger. Aber je mehr du es schaffst ihm gegenüber Ruhe auszustrahlen, desto besser wird es gehen.
Ich weiß das ist schwer, daher musst du dir auch unbedingt Ruhephasen gönnen, sonst kannst du die Kraft nicht aufbringen. Und die Harmonie zwischen euch als Paar muss wieder einigermaßen stimmen, denn der Kleine wird auch das spüren. Ihr müsst euch ja nicht gleich wieder wie auf Wolke 7. fühlen (wird leider nicht gehen...) aber vielleicht kannst du den Gedanken zulassen, das da ein Mensch ist, der dich "trotz" deiner PPD ganz doll liebt. Ich weiß nämlich das es schwer ist, das glauben zu können.
Man denkt, alle können einen nicht leiden, alle finden einen unmöglich und alle sehen einem an, das man alles falsch macht und wir mögen uns selbst nicht. Das ist der Knackpunkt! Wie können wir glauben das uns einer mag, obwohl wir uns selbst nicht mehr mögen.
Versuche den Gedanken von dir zu nehmen und sage dir in solchen Momenten, das es nur deine Krankheit ist, die dich so denken läßt. Und dann kannst du vielleicht in kritischen Momenten daran denken, das er dich wirklich noch liebt und zu dir steht, egal wie lange diese bescheuerte Krankheit noch andauert. Und egal wie groß die Distanz momentan zwischen euch wirkt. Die Liebe ist immer noch da, du siehst und fühlst sie nur gerade nicht!!!

Wir haben es dann irgendwann in diesen schwierigen Schlafphasen so gemacht, das im Wechsel immer einer für die "Nachtwache" zuständig war. Nicht beide! Das hat eine Weile gedauert, aber irgendwann konnten wir in den Nächten wo wir nicht dran waren dann tatsächlich weiterschlafen. Einfach weil man akzeptiert hat, das man Schlaf braucht und weil man eben heute mal nicht zuständig ist. Mir hat das sehr geholfen, denn Schlafmangel war einer meiner stärksten Auslöser der Tiefs (auch heute noch, aber das kommt inzwischen sehr selten vor).

Insgesamt hat dieses Auf- und Ab 14 Monate bei mir gedauert, aber dazwischen gab es auch gute Phasen. Heute sehe ich die besser als damals, da war mein Blick noch getrübt, aber ich habe es wenigstens damals mal bemerkt (zumindest das es nicht immer ganz schlimm war).

Und dann kam das ganz dicke Tief (ich war da aber auch noch immer nicht in Psychtherapie, ich denke, dann wäre mir dann nicht passiert), aber nach dem Tief ging es stetig bergauf. Seit März falle ich nur noch selten in Löcher und sie sind nicht mehr sehr lang.

Also gibt es ganz viel Hoffnung das es auch von alleine weg gehen kann. Ich habe mir aber damals auch ganz fest gesagt "Ich will das es aufhört und ich würde alles tun, damit es besser wird". Und damit war meine erste Aufgabe, zuzulassen, das ich mich erhole und auch Ruhephasen habe. Ich dachte nicht, das es der Schlüssel zum Erfolg wird, aber er wurde es.
Schritt für Schritt habe ich mir mehr Auszeiten gönnen können. Erst ganz ganz kurze und dann wieder ein wenig mehr usw. Es ist mir jedesmal verdammt schwer gefallen.
Jetzt, nur 4 Monate später, gehe ich mit einer Freundin wandern und blieb sogar eine Nacht im Hotel. Weit weg von Mann und Kind und es ging mir gut dabei. ICH LEBE WIEDER!
Und das wirst du auch!!!

Es wird wieder Phasen geben in denen du dich spürst und das wird ein unglaublicher Moment, wo du das zum ersten mal wahrnimmst. Du wirst plötzlich aus dem Dunkel kommen und das Leben gaaanz intensiv spüren und dann fängst du innerlich an zu lächeln und hast auf einmal Lust aufs Leben und kannst es nicht mehr erwarten loszulegen.
Das ist, als würde man neu geboren...

Du wirst das auch erleben, es wird vielleicht nur ein wenig noch dauern. Aber es kann bei dir ja auch kürzer sein, denn du tust ja schon etwas mit der Therapie. Jetzt musst du nur noch zulassen das du dir auch mal etwas gönnen darfst...

Ich drück dir ganz doll die Daumen mit deiner Kinderfrau!!!

Ganz liebe Grüße und eine feste (((Umärmelung))),
Feebie

Liebe kikki,

ich habe vor einigen Wochen genauso einen "Hilferuf" wie Du geschrieben. Mein Kleiner hatte eine ganz schwierige Phase und ich war gerade nochmal in einem echt fiesen Loch. Das ist einfach so sch... Man denkt, es hört nie auf, man kann sich nicht richtig um das Kind kümmern, kann nichts ab, ist unfähig u.s.w.
Liebe, liebe Kikki, es geht ganz sicher vorbei, bestimmt! Mein Kleiner hat in der Zeit angefangen zu robben. Er wollte vorwärts und konnte nicht, das hat ihn so unleidlich gemacht. Die Nächte waren während dieser Zeit auch die Hölle und morgens war er um 5:00 ausgeschlafen. Ich dachte, ich packe das nicht. Aber das wird! In so einer Phase sind auch Mütter ohne PPD erschöpft und genervt, nur bewerten die das anders.

Also, ich will Dir ganz viel Mut machen, daß alles eine Phasee ist und vorbei geht. Sicher, da kommen andere Probleme, aber alles zu seiner Zeit.

Viele Grüße von Leuchtkäfer

Ich lese deine Probleme mit dem kleinen...

Bei uns hat ein Tragetuch geholfen wo die Kinder abends drin geschlafen haben an meinem Körper ich aber was machen konnte für mich.

Und nachts habe ich sie einfach mit ins Bett genommen.


LG

Hallo Feebie,

da bin ich wieder, und es geht mir etwas besser. Ich kann nicht sagen woran es genau liegt. Zumindest schläft mein kleiner seit 4 Nächten fast durch. Er meldet sich nur einmal und es reicht ihm wenn wir ihm den Schnuller geben, also nicht stundenlang Nachts rumtragen. Ich traue mich nicht zu freuen, denn es kommen wohl immer wieder Phasen wo er schlecht schlafen wird, aber für den Moment ist es ein Luxus bis 7 Uhr früh zu schlafen und siehe da ich kann wieder lächeln.

Ich glaube auch das die Eisentabletten ihre Wirkung zeigen, bin allgemein nicht mehr so müde, auch morgens komme ich besser aus dem Bett. Gott sei Dank.

Wollte Dir noch erzählen das ich mir gestern eine Auszeit genommen habe, ich war allein in der Stadt, ziellos, bin einfach so durch die Stadt gelaufen. Nach ca einer Stunde habe ich angefangen mein Baby zu vermissen Zum Schluss konnte ich es kaum erwarten nach hause zu kommen um mein Kind in meine Arme zu schließen. Mein Mann war total verwirrt als er mich sah...

Wir haben die letzen Tage mit meinem Mann versucht "normal" miteinander umzugehen, Du sagtest ja das man sich nicht gleich wie auf Wolke 7 fühlen wird, aber zumindest konnten wir uns unterhalten ohne das wir uns Vorwürfe gemacht haben. Vielleicht ist unser Sohn deshalb etwas entspannter, weil Mama und Papa sich besser verstehen?? Mein Mann hat mir den Vorschlag gemacht das wir im November für 2 Wochen in Urlaub fliegen sollen, und das uns das wohl helfen würde. Für einen Moment hat mir dieser Gedanke gefallen, im zweiten Moment fand ich das alles zu schnell und zuviel. Das würde alles in Stress ausarten und vielleicht geht es uns zum Schluss noch schlechter wie jetzt.

Ich muss erstmal schauen das ich wieder zu mir finde, muss raus aus meinem ewig tiefen Loch und ich habe mir vorgenommen das ich die blöde PPD besiegen werde. Wahrscheinlich nur mit Hilfe von AD.

Ich möchte auch wieder LEBEN, nicht nur einen Tag sondern immer. Ich möchte eine glücklich Mutter sein die Geduldig und liebevoll mit ihrem Kind umgeht. Der kleine hat es verdient eine starke Mutter zu haben, zumindest war ich vor meiner Schwangerschaft stark. Ich hoffe das alles gut wird, und das ich irgendwann sagen kann " ich lebe wieder"!

Die Kinderfrau hat uns nicht gut gefallen, sie war sehr lieb, aber irgendwas an ihr hat mich gestört, so das ich mir nicht vorstellen kann mein Kind mit ihr alleine zu lassen. Wir suchen weiter.

Du bist so lieb Feebie, Danke wirklich für alles was Du mir schreibst, es tut mir gut das Du an mich denkst.

Ich wünsche Dir noch eine schönen Sonntag und Liebe Grüße

kiki


@ Hallo Leuchtkäfer,

Danke das Du mich versuchst aufzubauen. Die schlimme Phase mit meinem Baby ist seit paar Nächten vorbei, und jetzt kann er robben und macht schon Ansätze das er krabbeln will.

Mal sehen wie lange das hält. Wünsche auch dir alles gute, und hoffe es geht Dir besser.

Liebe grüße

kiki


@ jungsmama

ich habe ihn am Anfang viel im TT getragen, jetzt mag er nicht mehr, ist auch gut so, denn mein Rücken streikt.

Liebe grüße

kiki

Liebe kiki,

schön, daß alles etwas entspannter ist bei Euch. Du, mir geht es noch immer genauso, wenn ich mal ein paar Stunden ohne Baby habe. Ich genieße inzwischen diese Zeit, vermisse den Kleinen aber auch. Manchmal so, daß ich ihn richtig doll knuddeln muß, wenn ich wieder da bin.
Was machst Du denn im Moment gegen die PPD? Habe ich irgendwie nicht mehr parat.
Das mit dem AD ist sicher eine gute Idee, muß aber nicht zwangsläufig sein. Ich nehme bisher keins, es gab Zeiten, da wäre es sicher gut gewesen, im Moment bin ich froh, so wie es ist.
Das mußt Du mit Deinem Arzt entscheiden.
Mir hilft ungemein ein Wochenplan, in den ich reinschreibe, was ich wann mache (inkl. freie Zeit für mich, Haushalt, Babysachen u.s.w.) und am Ende des Tages schaue, was mir gut getan hat.

Du klingst echt viel besser, das wird ganz bestimmt, nur Mut.

Grüße von Leuchtkäfer

Hallo kiki,

es freut mich gaaanz doll zu hören, das es dir besser geht.
Wenn auch nur ein Fünkchen, so ist es doch schon mal ein sehr positives Zeichen.
Es gibt also doch irgendwie auch ein bergauf, oder?

Ich glaube das es tatsächlich mit dem Eisen zu tun hat und auch damit, das du endlich mal wieder ein paar Stunden Schlaf am Stück mehr bekommst. Das ist bei mir immer ganz wichtig. Wenn wir mal wieder eine Phase bekommen, in der mein Sohn Nachts schlecht schläft, dann wirkt sich das sofort auf mich und meine Stimmung und Gefühlslage aus. Schlafmangel und sich keine Auszeiten gönnen sind bei mir die größten Faktoren, die mich wieder ins Tief ziehen. Aber zum Glück immer nur kurz...

Ich bin sehr stolz auf dich das du dir eine Auszeit genommen hast. Und eine Stunde ist doch völlig okay. Ärgere dich nicht, das du es nicht länger ausgehalten hast, oder das du sooo viel Zeit hattest und sie nicht genutzt hast etc. Stimmt nicht! Du hast sie so gut für dich genutzt, wie es ging. Und beim nächsten mal werden es vielleicht 2 Stunden, und dann mal 3 Stunden und noch irgendwann später, wirst du die Zeit sogar richtig genießen können ohne ständig an deinen Sohn zu denken, aber bis dahin dauert es noch ein wenig. Also bleib am Ball, denn auf lange Sicht wird es dir bestimmt gut tun. Du musst das alles nur erstmal wieder lernen. Wir haben vergessen wie man einen Bummel durch Geschäfte macht, so ohne Verantwortung, ohne Zeitdruck, ohne ständig unter Strom zu stehen. Aber auch das lernst du wieder.

Und das mit deinem Mann freut mich auch sehr. Es ist gut, das ihr wenigstens wieder reden könnt. Vielleicht auch mal wieder über ganz alltägliche Dinge. Wir haben auch so angefangen und Schritt für Schritt ging es ganz automatisch weiter. Du musst nur lernen seine Liebe auch wieder zuzulassen. Körperlich wird es schwerer, denn wir sind so überladen und gleichzeitig ausgelaugt von der Liebe zu unseren Söhnen, das da wenig für den Partner bleibt. Aber sobald es dir etwas besser geht, wirst du feststellen, das auch das wiederkommt, nur eben sehr langsam. Das geht nicht so holterdipolter, da müßt ihr beide Geduld haben. Aber auch euer Sohn wird es euch danken. Ich glaube ganz sicher, das er die Harmonie und auch Disharmonie merkt. Mein Mann und ich haben das in diesen schwierigen Phasen auch immer wieder erlebt. Und wenn wir es dann mal geschafft haben, einfach nur mal zu dritt auf dem Sofa zu lümmeln und uns um nichts anderes zu kümmern, dann hatten wir das zufriedenste Baby der Welt...

Halte an dem fest, was du bisher geschafft hast und versuche zu schlafen, wann immer es geht. Lade den Schlaf-Akku schon mal wieder auf, dann werden die anderen mit der Zeit automatisch auch wieder voller.

Und halte mich/ und hier ja auf dem Laufenden, hörst du!
Ganz liebe Grüße,
Feebie

Hallo Feebie,

nachdem ich mich vor paar Tagen gefreut habe das es mir "etwas" besser geht und Dir das auch noch geschrieben habe, geht es mir seit Dienstag wieder sehr schlecht. Ich kann nicht mehr aufhören zu weinen. Ich hasse meinen Mann obwohl er nichts dafür kann. Mir wächst alles übern Kopf, weiß nicht mehr für was ich lebe.

Mein kleiner wacht schon wieder Nachts auf und will getragen werden. Mein Mann übernimmt die Nächte, aber wach werde ich trotzdem und die Unruhe spüre ich auch. Tagsüber ist er sehr schlecht drauf, egal was ich mache, er meckert oder weint. Gestern ist mir dann nach 6 Monaten endgültig der Kragen geplatzt. Nachdem ich mich den ganzen Tag um ihn gekümmert habe, wollte ich in Ruhe eine Kleinigkeit essen, klar genau da fängt er an zu meckern. Weißt Du ich kann es nicht mehr hören, ich werde richtig aggressiv wenn er anfängt zu jammern, ich habe unglaublich schlimme Schuldgefühle das ich so über mein Kind rede, aber ich bin auch nur ein Mensch und keine Maschine. Als er nicht mehr aufgehört hat, habe ich ihn in sein Bett gelegt und habe die Türe zugemacht, er fing an zu weinen, ich hab meine Kopfhörer genommen die Musik ganz laut gedreht und saß so paar Minuten da . Ich habe ihn Weinen lassen. Mir tut es so leid, aber ich habe keine Kraft mehr.

Ich weiß Du bist nicht meine Therapeutin, keine Ahnung warum ich hier immer meine Probleme schreibe, es tut gut, aber es wühlt mich auch auf.

Zum Glück habe ich heute mittag einen Termin bei meiner Therapeutin, sie war 3 Wochen im Urlaub, weiß nicht wo ich anfangen soll ihr zu
erzählen. Ich will am liebsten wegrennen und nie wieder zurück kommen, ich will mein altes Leben zurück, ich will die Zeit zurückdrehen und nicht Schwanger werden wollen. Ich will sterben.

Nun soviel verstand habe ich doch noch um zu wissen, das es mir ohne AD nicht besser gehen wird. Aber kann ein AD die "verlorene" Zeit mir zurückgeben, die bösen Momente mit meinem Kind vergessen machen??! Alles was ich meinem Mann gesagt und wie schlimm ich ihn behandelt habe?? Kann ich alles vergessen was ich seit Monaten hier durchmache?? Nein, ich glaube nicht.

Gestern habe ich mir sehr oft und immer wieder die Frage gestellt; "wieso bin ICH krank geworden"?? Wenn ich andere Mütter sehe, die voller Glückseligkeit mit ihren Kinder spazieren gehen, dann frage ich mich, warum musste grad mir das passieren?

Ich muss so schlimm aussehen, das gestern eine Kassiererin mich angesprochen hat, ob denn mit mir alles ok ist Ich wollte am liebsten schreien und sagen nichts ist ok, ich bin leer, ich bin Krank, weil ich mein Wunschbaby bekommen habe, für das ich jahrelang gekämpft habe, mir tagtäglich Hormone in den Bauch gespritzt habe, von einer Untersuchung in die andere gerannt bin... Nichts ist ok,

Die Schuldgefühle und meine Hoffnungslosigkeit machen mich kaputt.

Liebe Grüße
kiki

Liebe Kiki,

ich find's gut, dass du das alles so rausläßt hier!
Und ich empfinde mit Dir. Und nehm Dich einfach mal in den Arm, wenn Du das willst. Wenn nicht sprech ich Dir zumindest mein ehrliches Mitgefühl aus!!

Was ich unbedingt los werden will: Du bekommst die Zeit vielleicht nicht direkt zurück, aber es ist keine verlorene Zeit trotzdem. Zumindest empfinde ich es heute zu Tage nicht so, dass es verlorene Zeit war. Im Gegenteil. Ich habe soviel fürmich daraus gelernt, auch nicht nur 'theoretisch', sondern ich gehe heutezutage anders mit mir um als früher. Viel liebevoller und das ist ein schönes Geschenk.
Und ich glaube Dein kind verkraftet es auch mal ein paar Minuten zu weinen. Ich hab noch keine Kinder, aber nach allem, was ich weiß wird das keinen Schaden anrichten, auch nicht, wenn es mehrmals vorkommt. Die sind robuster als wir uns denken.

Und die Frage 'warum ICH??' kenne ich auch, Du bist nicht alleine damit.

Und meine Therapeutin hatte auch gerade 3 Wochen urlaub...ich hatte auch so viel zu erzählen, dass ich nicht wußte wo anfangen. Hab erstmal versucht mir Zeit zu lassen bei ihr anzukommen, vielleicht hilft Dir das auch. Dann kam alles, wie es wollte, es kam, wie es richtig war. Vielleicht atmest erstmal tief durch, denk nicht so viel jetzt drüber nach, sondern vertraue drauf, es wird eine gute Stunde für Dich. Ich weiß, das das schwierig ist, will Dir nur Mut machen.


Wünsche Dir 'gute Besserung' liebe Kiki!!

Verena

Hallo, Kiki!

Ich bin zwar nicht die Feebie, aber ich antworte mal trotzdem.
1. Ich glaube, wenn ich mit meiner Tochter spazieren gehe, denken sich andere auch, dass ich das voller "Glückseligkeit" tu - und keiner weiß, dass mir eigentlich zum heulen ist.
2. AD sind sicher kein Allheilmittel, aber ich glaube wirklich, sie können dir über die schlimmste Zeit hinweg helfen.
3. Die "verlorene" Zeit bringen sie dir natürlich nicht wieder, aber überleg mal ob wirklich alles so verloren ist. Hast du nicht trotzdem deinem Kind das Gefühl gegeben, immer für es da zu sein? Hast du es nicht stundenlang im Arm gehalten, als die Nächte so schlimm waren? Hast du nicht einen Mann, der trotz Krankheit zu dir steht und sich auch um sein Kind kümmert? Auch DAS sind Dinge, die dir keiner nehmen kann. Dass du irgendwann dastehst und sagst, obwohl ich krank war, haben ich und mein Mann meinem Kind gezeigt, was Liebe ist.

Ich glaub ganz fest an Dich!

Lg elisabeth

Liebe Kiki,

nein, ein AD kann dir die Zeit nicht zurückgeben, aber es kann die Zukunft stark beeinflussen, nämlich positiv. Du wirst diese Zeit auch nicht vergessen, du wirst sie nur mit anderen Augen sehen, nämlich positiv. Wahrscheinlich hast du noch nicht das offene Ohr und Auge für diese Worte, aber sie stimmen.

Du, mit dem Tür zu machen, grins, hab ich auch getan. Nur auf die Sache mit dem Kopfhörer kam ich nicht. Und: ich war damals noch nicht erkannt.

Ich kann mich meinen Vorrednerinnen nur anschließen und schicke dir ganz liebe aufmunternde Grüße. Warte den Termin heute Nachmittag ab und melde dich ja wieder.

LG AmoebeMS

Hallo kiki,

ich kann mich meinen "Vorrednerinnen" nur anschließen.
Ich befürchte du bist jetzt einfach in deinem tiefsten Tief und da wirst du vermutlich ohne AD nicht wirklich raus kommen. Hinzu kam der Urlaub deiner Therapeutin, das merkt man dann auch plötzlich, das man die eine Stunde zum Reden nicht hatte.

Also nimm´ dir heute Zeit und freue dich auf die Stunde. Und wenn nichts "rauskommt" bei dir, dann weine einfach die ganze Zeit, das habe ich auch manchmal gemacht. War auch okay!

Und habe keine schlechtes Gewissen bezüglich der Kopfhöreraktion. In vielen ("guten") Ratgebern steht drin, wenn man Aggressionen spürt, dann Baby ins Bett, und raus aus dem Zimmer und vielleicht mal kaltes Wasser über die Unterarme laufen lassen. Ich habe das auch gemacht. Das Baby kann sich nicht verletzen, liegt dort in einem Bereich den es kennt, also alles gut. Und du nimmst dir die 5 Minuten die du für dich brauchst. Kopfhörer auf, schönes Lied hören, dein Brot nebenbei essen, aus dem Fenster schauen und vielleich danach das kalte Wasser? Und dann schaffst du es vielleicht wieder mit einem Lächeln zu deinem Sohn zu gehen.

Und denk nicht über andere glückliche Mütter nach. Das habe ich auch getan, gewiss, aber heute ist mir klar, das wir denen immer nur vor den Kopf gucken können. Wir selbst haben ja auch ständig diese Maskerade auf und warum sollten das die anderen nicht auch haben...?

Ich bin damals in eine Krabbelgruppe gegangen. Und siehe da, wenn man die Mütter dann dort so hört, ist da auch nicht immer dieses Spielplatzlächeln. Da hieß es auch, sie wären kaputt, müde, gereizt etc. auch ohne PPD. Also denke nicht das du eine schlechte Mutter bist. Mir ist klar, das ich sogar eine Supermutti bin, denn Frauen mit PPD machen sich ständig Gedanken um ihre Babys.

Und wenn es dir wieder besser geht, dann wirst du auch erkennen, das dir die Zeit nicht "gestohlen" wurde. Das habe ich auch lange gedacht, aber heute blicke ich zurück und kann auch viel Positives finden, ich hatte es damals nur nicht sehen können. Die Zeit wird dir also "wiedergegeben", aber dafür musst du erst wieder gesund werden.

Hol´ dir Hilfe bei diesem Tief und laß´ mal dein schlechtes Gewissen und deine Einwände weg. Sage dir jetzt in diesem Moment einfach, das du alles tun wirst und musst, das es DIR besser geht, und dann laß´ dich drauf ein. Wenn es dir wieder besser geht, kannst du ja immer wieder neu entscheiden, aber jetzt brauchst du erstmal dringend Hilfe, also laß´ sie einfach zu.

Wir denken hier alle ganz doll an dich und melde dich schnell wieder bei uns, wie es gerade ist, okay?

Liebe Grüße und (((Umärmelung))),
Feebie

Hallo Feebie, AmoebeMS, Elisabeth und Verena,

ich kann nicht in Worte fassen wieviel mir eure Beiträge bedeuten. Ich habe sie gelesen und geweint, wir kennen uns nicht und doch sind wir uns alle so nah. Es tut gut zu wissen, das es da draußen Menschen gibt die mich im meiner schlimmsten Zeit in Arm nehmen und ihr Mitgefühl aussprechen. Dafür Danke ich euch.

Ich hatte gestern einen Zusammenbruch, in dem Sinne das ich tatsächlich in meinem Tiefsten tief angelangt bin. Meine Therapeutin war sehr besorgt, das Gespräch bei ihr hat mir gut getan, ich habe geweint und erzählt, alles was mich bedrückt, alles was ich in letzter Zeit erlebt habe und ich musste ihr gestehen das ich immer noch zu "feige" bin/war mit den AD zu beginnen. Ich habe ihr und mir fest versprochen das ich dieses Wochenende mit der Einnahme beginnen werde. Meine Therapeutin sagt ich brauche dringend Entlastung, wir sollen unbedingt nach einer Kinderfrau suchen und dabei kein schlechtes Gewissen haben. Wenn das alles so einfach wäre....

Auf dem nach hause Weg habe ich mir vorgenommen mich bei meinem Mann zu entschuldigen (ich hatte ihm gestern früh eine sms geschickt das ich ihn hasse und mich trennen will), leider hatte ich nicht die Kraft dafür.

Ich brauche Zeit um alles zu verdauen, um zu mir zu kommen, wach zu werden, meine Akkus zu laden. Und ich hoffe das es mir bald besser geht wenn ich die Tabletten nehme. Dann erst kann ich anfangen einiges wieder gut zumachen, zu sortieren. Es geht mir heute immer noch schlecht, aber zumindest habe ich jetzt ein Ziel.

Liebe Grüße

Eure kiki