Hallo zusammen,
es ist schon lange her, dass ich hier war. Ab und zu habe ich schon heimlich mitgelesen. Jetzt habe ich gesehen, dass einige Mädels (Sermena, Stella, Sanni) vor kurzem noch auf meine damalige Vorstellung geantwortet haben und deswegen wollte ich mich mal melden um euch zu erzählen, wie es mir heute geht.
Also... ich habe mir dann tatsächlich eine 2. Meinung eingeholt und war einige Mal bei der Ärztin, aber es hat mir nicht viel "gebracht". Sie hatte mir dann an eine Dame verwiesen, bei der ich eine (einmalige) "körperorientierte Therapie" gemacht habe (den genauen Namen weiß ich leider nicht mehr). Fand ich sehr befremdlich und wollte ich auch nicht mehr.
Ich habe dann nicht viel gemacht, außer wieder angefangen zu arbeiten und hin und wieder ein bisschen autogenes Training. Medikamente ausgeschlichen, weil ich stabil war, d.h. keine heftigen Tiefs mehr hatte. Es ist dann einfach nach und nach immer ein bisschen besser geworden bis ich irgendwann gar nicht mehr darüber nachgedacht habe, wie ich mich denn heute fühle. Ich denke für mich war es sehr sehr wichtig, wieder mit dem arbeiten anzufangen. Ich war dadurch nicht sofort gesund aber habe mich dadurch schon relativ schnell wieder "komplett" gefühlt (statt "nur Mutter"). Ich hatte kein schlechtes Gewissen, mein Kind in die KiTa zu geben, weil ich wusste, dass es mir gut tut, zwar arbeiten zu gehen, aber "frei vom Kind" zu haben und etwas für mich zu tun. Und dadurch konnte ich die Zeit mit meinem Kind anfangs nur "anders schätzen", später wirklich geniessen.
Durch die Erkrankung habe ich gelernt / einsehen MÜSSEN, dass ich nicht alles planen und organisieren kann und dass das zwar nicht schön, aber auch nicht schlimm ist. Ich habe auch gelernt, dass viele meiner Gefühle "normal" sind. Man muss nicht von anfang an auf Wolke 7 vor Mutterliebe schweben, Muttergefühle DÜRFEN wachsen. Es ist ok, sich manchmal gestresst, genervt, überfordert etc. zu fühlen… Kinder sind nun mal sehr anstrengend, vor allem am Anfang!
Ich habe mich darüber sehr schlecht gefühlt und gedacht, dass ich keine gute Mutter bin und mich unfähig bin, mich richtig um mein Kind zu kümmern. Mit der Zeit sieht man, dass man es doch ganz ordenlich hinkriegt und damit wächst das Selbstvertrauen aber auch die Liebe. Mittlerweile glaube ich, dass ich als Mutter "ganz ok" bin, auch wenn ich mein Kind hin und wieder gerne auf den Mond schiessen würde
Ich habe mich sogar gut genug gefühlt, eine weitere Schwangerschaft zu wagen und war natürlich gespannt und hatte Angst wieder zu erkranken, aber das ist nach der Geburt zum Glück ausgeblieben. Ich bin dieses Mal nämlich viel realistischer an die Sache ran gegangen. Aus der Erfahrung mit dem ersten Kind heraus, wusste ich, dass die erste Zeit (das erste Jahr) mehr anstrengende und harte als schöne, entspannte Phasen hat, dass sich das Verhältnis aber normalisiert und bessert. Während der ersten Schwangerschaft war ich - im Nachhinein betrachtet - komplett ahnungslos und hatte eine völlig falsche Vorstellung davon, wie das Leben mit Kind sein wird. Logisch, denn es war ja auch mein erstes Kind. Ich konnte das aber lange nicht akzeptieren war davon überzeugt, dass es anders sein müsste, harmonischer, romantischer, entspannter, glücklicher. Erst als ich angefangen habe, zu versuchen, die Sache so anzunehmen wie sie ist, fing es an etwas besser zu werden.
Ich bin heute der Meinung, dass ich eine sogenannte Anpassungsstörung hatte. Deswegen haben mir die AD auch nur anfangs geholfen, als vor allem die Symptome der Unruhe und Nervosität geplagt haben. Ich hatte gezielt gegen diese Symptome Medikamente bekommen und die Symptome wurden auch schnell weniger. Als wir dann anschliessend über andere AD versuchen wollten, die Antriebslosigkeit anzupacken, stellten wird fest, dass die Medikamente keine wirklichen Besserungen brachten. Ohne ging es mir im Grunde genau so gut / schlecht wie mit. Einen ersten leichten Aufwärtstrend habe ich erst feststellen können, als ich wieder arbeiten ging.
Also habe ich das nach der 2. Schwangerschaft genau so geplant und gemacht. Ich finde die erste Zeit mit einem Baby jetzt auch anstrengend und nicht immer schön, aber ich fühle mich definitiv nicht so wie nach der Geburts meines ersten Kindes. Ich habe mich beim 2. Mal vorbereitet gefühlt und ich hatte mich natürlich auch zur Sicherheit mit Hilfstruppen eingedeckt. Ich konnte dieses Mal also wenigstens ein bisschen planen und organisieren und wusste ich würde im Fall der Fälle nicht wertvolle Zeit mit der Suche nach Hilfe verschwenden.
Auch wenn ich definitiv lieber drauf verzichtet hätte, kann man doch sagen, dass die Sache auch Positives bewirkt hat. Man lernt etwas über sich selbst und über den Partner (der eine großartige Stütze war!!!) und über das Leben selbst. Ich bin stolz, dass wir diese Sch…zeit als Familie doch ganz gut überstanden haben. Außerdem könnte es durchaus sein, dass ich ohne diese Phase in meinem Leben gefühlsmäßig genau so kühl und distanziert geblieben wäre wie ich es davor war (meine beste Freundin - sie hatte selbst übrigens eine PPP - ist davon überzeugt!). Gefühle waren für mich eher lästig und ich habe sie kaum beachtet bzw. sie haben bei der Entscheidungsfindung keine große Rolle gespielt. Der Kopf hat entschieden. Aber durch die PPD… hallo, da kommen die Gefühle hoch - aber wie! Die kannst Du nicht mehr geschickt aus dem Weg gehen, wie vorher. Also, musst du damit fertig werden, irgendwie. Ignorieren oder wegdenken kann man sie nicht. Und das habe ich gelernt.
Ich bin heute immer noch kein Gefühlsmensch, es wird immer noch viel mit dem Kopf entschieden, aber gänzlich unbeachtet lasse ich die Gefühle auch nicht mehr. Auch wenn mich meine Kinder oft an meine physischen und psychischen Grenzen bringen, empfinde, FÜHLE ich richtige Liebe für meine Kinder. Nicht aus dem Kopf sondern aus dem Herz. Ich fände es zwar besser und ich wäre noch ruhiger, wenn ich das Leben mit Kinder besser planen könnte, aber ich akzeptiere heute - zähneknirschend

- dass das nun mal nicht der Fall ist.
Das frühere Leben, das ich selbstbestimmt leben konnte, ist Vergangenheit, das Leben mit Kindern ist etwas anderes, man ist in gewisser Weise fremdbestimmt, daran muss man sich erst gewöhnen, aber es geht und es lohnt sich. Damit hat sich vieles von dem, was die Mädels (Marika, Inez, Birdee mir hier geschrieben hatten bewahrheitet. Ihr seid die Besten!
Stella, Du hast geschrieben, dass die Muttergefühle quasi mit deinem Sohn gewachsen sind, das kann ich voll unterstreichen! Mein Sohn ist auch in 2009 geboren und es wurde immer "leichter" ihn zu lieben… (klingt komisch aber na ja). Wenn er heute sagt, dass er mich so lieb findet oder wenn er mich drückt…. da schmilzt mein Mutterherz

Auch wenn es mir beim 2. Mal gut geht, denke ich, dass ich einfach keine "Babymutter" bin. Baby sind süß, aber es wird danach immer besser. Mein Sohn befindet sich zwar gerade im "Terroristen-Alter"

aber kann auch soooo lieb sein und solche süße Sachen sagen.
Ups, so lang sollte mein Update eigentlich gar nicht werden…

Alles Gute für Euch.
LG
Q