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Verfasst: 30:11:2010 22:44
von kadisha
liebe juliane
wollte dir einfach nur sagen, dass deine zeilen sich echt schoen lesen!
es gibt mut!
vielen dank fuer deinen beitrag.
lg
Verfasst: 30:11:2010 22:53
von Juliane
Da freu ich mich. Genau das ist meine Absicht. Hätte ich damals, als ich akut krank war, dieses tolle Forum schon gekannt, wäre ich vermutlich schneller gesund geworden.
Hier muss man nichts schön reden, denn die Zeit ist verdammt beschissen, wenn man krank ist. Nur leider checken das viele "da draußen" nicht.
Ich bin erst hier, seitdem es mir besser ging. Und nun freu ich mich, dass du dich freust. Das find ich jetzt schön

Man braucht viel Geduld, Kraft und Zuversicht, diese scheiß Krankheit hinter sich zu lassen. Aber alles hat seine Zeit. Und die einen werden schneller gesund und die anderen etwas später. Aber was ist ein Jahr in Bezug auf das ganze Leben. Nichts.
Ich habe das hier schon mal nieder geschrieben: als es mir so scheißeging und ich früh dachte, ich werde den Tag nicht überleben, hat mein Mann mal zu mir gesagt: Gott gibt nur Menschen solche Aufgaben ins Leben, von denen er weiß, die sind stark und schaffen das.
Und ich habs geschafft, wie es alle nach mir auch schaffen werden.

Verfasst: 30:11:2010 22:56
von creme_brulee
Hm.
Juliane, ich war auch "so eine". Mit einem schön erfüllten, kompetenten :), in meinem Fall auch recht "flippigen" eigenen Leben. Und für mich war das alles nur eine "Ouvertüre", mei, klingt das überzogen, ich mein's aber so, für das jetzt. Meine Netzwerke, meine Erfahrungen, alles das ist nur wichtig, damit's dem Gnom gut geht.
Eine meiner Kolleginnen in der Bibliothek wollte nach einem halben Jahr wieder arbeiten, weil sie auch das Problem hatte, sich so zu fühlen, als sei sie am Verdummen. Das ist mir bis heute schleierhaft. Ich lern soviel Neues, was ich zigfach wichtiger finde als irgendwelche Wissenschaftstheorien, ich lerne wieder richtiges Netzwerken, ich lern vertrauen, ich lerne Kooperation, ich lerne so viele Menschen kennen, mit denen mich vordergründig nur die Mutterschaft verbindet und denen ich sonst nie begegnet wäre. Ich find das, verzeih, saulustig und saugeil, nur über Babymassage zu reden. Ich glaub, da ist es dann eine Altersfrage - ich meine das so, dass ich rein altersbedingt, und da trennen uns ja fast 20 Jahre, vieles Vorherige mit viel Ironie sehen und das vor allem auch von meinem Umfeld erwarten kann. Daran liegts sicher auch, denn denen gehts da wie mir - wie soll ichs beschreiben? Die sind so alt und von denen wird in Sachen Elternschaft so wenig erwartet, dass diese ironische Distanz funktioniert bzw. man sie dann gar nicht mehr braucht.
Und ich find immer noch, dass ich seit der Schwangerschaft nochmal zehn Jahre jünger aussehe. Auch mit unrasierten Beinen. :)
Für mich ist auch klar, dass in den nächsten fünf Jahren keine Klamotten für mich gekauft werden - was auch schlicht daran liegt, dass ich todsicher außer vielleicht einem neuen Paar Laufschuhe nichts brauchen werde, da ist alles aus vielen Jahren Jagen und Sammeln vorhanden.
Ein bisschen ärgerlich finde ich, dass ich meine große Makeup-Pinsel-Sammlung vermutlich irgendwann der Kunsterziehung opfern muss - aber gut. :)
Übrigens bin ich sehr froh, dass das auch in meinem Kopf so gelaufen ist, schließlich hatte ich mir das Muttersein wirklich sehr, sehr gewünscht und wüsste nicht, was ich täte, wenns mir nun gar keinen Spaß machen würde. (Hokkaidokürbis für den ersten Brei kochen werde ich mir aber verkneifen. DAZU komm ich tatsächlich nicht...)
Und blöd anstellen tun wir uns alle, zum Glück auch und gerade bei so Sachen wie Baden, Wickeln, richtig Po abwischen. Das, Juliane, konnte ich mir auch nicht vorstellen - erst, dass das so ein Tabuthema ist (drum geh ich auch nicht mehr in meine Rückbildung), und dann, dass solche Dinge wie euch mit dem Baden eigentlich jedem passieren, der ehrlich drüber spricht. Das finde ich sehr beruhigend.
PS: Sorry for thread hogging. Bin schon weg.
Verfasst: 01:12:2010 20:49
von Feebie
Hallo ihr,
also ich kann sehr gut nachvollziehen was Juliane da schreibt. Und das was sie beschreibt hat NICHTS mit dem Alter zu tun. Sie war damals 25, ich war 35 und trotzdem habe ich das Gefühl, sie schreibt MEINE Worte.
Das "sich nicht in die Mutterrolle" finden hat nichts mit WOLLEN zu tun. Auch nicht damit, ob man vorher zu viel oder zu wenig gelebt hat. Ob man ein Netzwerk hat, oder eben nicht. Auch nicht, ob man sich auf die Mutterrolle gefreut hat oder nicht. Die meisten hier haben sich irre darauf gefreut, und dann kam die PPD!
Da ist dann keine Freunde mehr, ob man will oder nicht. Und das ist einfach nicht zu verstehen. Da will man eben einfach sein altes Leben zurück, weil man gerade gedanklich im tiefsten Kellerverlies sitzt, das man sich nur vorstellen kann.
@creme-brulee:
Ich kenne deine Geschichte gerade nicht , aber ich vermute das du keine PPD hattest? Oder zumindest schnell wieder gesund geworden bist? Zumindest hören sich deine Gedanken nicht annähernd nach Depression an. Das freut mich für dich, ganz ehrlich!!! Ich wünsche diese Krankheit niemandem. Aber deine Worte klingen hier im Vergleich so "leicht", das sie etwas anklagend wirken. Wir haben uns die Krankheit nicht ausgesucht. Und auch wenn wir uns noch doller auf unsere Mutterrolle gefreut hätten, wäre es nicht leichter gewesen. Deine Worte klingen etwas nach Vorwurf. Ich wollte dich nur darauf aufmerksam machen.
LG,
Feebie
Verfasst: 01:12:2010 21:23
von creme_brulee
Oh je, nein, gar nicht! Bitte entschuldigt! Ich habe auch nie gemeint und/oder sagen wollen, was du mit "Nicht in die Mutterrolle finden" meinst. Das war und ist für mich nicht der Kern dessen, was eine PPD ausmacht. Wie beschreibe ich das denn am besten...
Das Vermissen des Vorherigen hat für mich nichts mit der PPD zu tun, sondern mit der Mutterrolle. Für mich ist das, was Juliane beschreibt, nicht vorrangig eine Beschreibung ihrer PPD-Symptomatik, sondern ihrer Lebenssituation als frische Mutter. Und trotz der schieren Allgegenwart der Depression mache ich da einen Unterschied, und aus dieser Trennung stammen meine Stellungnahmen. In meiner Situation war und ist das seelisch Belastende eben die Tatsache, dass ich zu wenig Mutter war, nicht zuviel.
Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt?
Beste Grüße
CB
Verfasst: 02:12:2010 9:33
von creme_brulee
Noch ergänzend:
Nach einer Nacht Grübeln bin ich draufgekommen:
Feebie, wenn ich mir die Texte hier ansehe, dann glaube ich, dass du mit deiner kategorischen Aussage nicht ganz richtig liegst. Ich sehe hier tatsächlich zwei "Stränge" - Mütter, die mit dem Annehmen der Mutterrolle durch die PPD Probleme haben/hatten, und Mütter, die mit dem Ausfüllen der Mutterrolle Probleme haben/hatten. So wie du es beschreibst, wart/seid Juliane und du eher aus der ersten Gruppe (denn Juliane schreibt ja, dass sie alle die zähen Aufgaben erledigt hat, nur nicht glücklich dabei war), andere dagegen haben eher Probleme mit der Umsetzung dessen, was von ihnen erwartet wird, und sind angesichts dieser Tatsache verzweifelt.
Wie gesagt, so sieht es nach der Lektüre vieler Berichte für mich aus.
Herzliche Grüße
CB