PPD?

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Marika
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Re: PPD?

Beitrag von Marika »

Ich finde es untertäglich, dass du so zwischen den Stühlen stehst, eine Therapie quasi machen musst, hinter der du nicht stehst und die von Menschen geleitet wird, bei denen du dich unwohl fühlst. Das kann ich nicht verstehen und es ist eigentlich inakzeptabel. Es tut mir wirklich weh.
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Sarash
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Re: PPD?

Beitrag von Sarash »

Danke Marika, für dein Mitgefühl! Ich habe mich ja selber für die Therapie entschieden, aber erlich gesagt auch, weil ich keine andere Wahl gesehen habe. Inzwischen kann ich auch sehen, dass sie mir insofern hilft zu erkennen, wo einige meiner Ängste herkommen. Hätte ich nur selbst wählen können, hätte ich mich mit ADs gerne erst stabilisiert und dann diese Therapie bei einem Therapeuten gemacht, dem ich mehr vertraue, fernab von dieser Psychiatrie. Das mir diese Wahl nicht gegeben wurde, ist der Knackpunkt für mich. Ich habe aber auch einen Termin beim Patientenfürsprecher nächste Woche, wo ich den Umgang mit mir beim stationären Aufenthalt noch einmal besprechen werde. Ggf. wird dann auch nochmal mit der Oberärztin gesprochen, die mich während des Aufenthaltes behandelt hat. Ich erhoffe mir so, dass ich damit irgendwie besser abschließen kann (diese Hilflosigkeitsgefühle und der Mangel an Mitentscheidung haben beim Trauma nähmlich nicht gerade geholfen).
10/2019: Erste Episode, 50 mg Sertralin
10/2024: PPD/PTBS
01/2025: 20 mg Citalopram
04/2025: zurück zu Sertralin + Mirtazapin
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Marika
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Re: PPD?

Beitrag von Marika »

Toll dass du diesen Termin beim Patienten Fürsprecher hast. Ich hoffe sehr, dass dir dieser ein bisschen helfen kann.

Lass uns wissen, wie es dann gewesen ist! ❤️
Liebe Grüße von
Marika

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alibo79
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Re: PPD?

Beitrag von alibo79 »

Also ich finde es alles sehr seltsam was du da über die Ärzte geschrieben hast. Hast du denn schon mal mit der Krankenkasse gesprochen? Und die ganze Problematik geschildert? Ich finde gerade bei psychischen Erkrankungen muss man sich gut aufgehoben fühlen, man muß sich sicher fühlen und vertrauen können. Hast du einen guten Hausarzt, sodass du mit dem weitere Möglichkeiten überlegen kannst?
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Sarash
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Re: PPD?

Beitrag von Sarash »

Hallo Alibo,
nein, mit der Krankenkasse hab ich noch nicht gesprochen. Ich war ja am Montag bei meiner ehemaligen Psychiaterin und sie wies mich darauf hin. Sagte aber auch, dass konnte ich ja nicht wissen, weil es mit irgendwelchen komplizierten bürokratischen Sachen zutun hat. Ich könnte natürlich mal bei der Krankenkasse anrufen, daran habe ich noch nicht gedacht. Ich fühle mich bei meiner Hausärztin sehr wohl. Bei meiner ersten Episode hat sie mir auch anfangs das Sertralin verschrieben und meinte damals, ich könnte nach dem einschleichen auch versuchen zu erhöhen. Habe aber dann schnell selber gemerkt, dass 50 mg reichten. Aber sie hat wirklich mit mir zusammengearbeitet, nicht über mich hinweg. Eigentlich meine ich ja, dass mein Zustand in die Hand von einem Facharzt gehört. Aber vielleicht wäre es nochmal eine Idee mit ihr darüber zu reden. Anderseits „pfusch“ ich dann ja schon wieder in die Arbeit der Institutsambulanz rein und als ich das mit der Zweitmeinung erwähnt hatte, war die Ärztin heute ja schon nicht sehr begeistert ..
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Sarash
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Re: PPD?

Beitrag von Sarash »

Aber vielen Dank für eure Ratschläge Alibo und Marika! Am Montag gehen ich und mein Mann zusammen zur Krankenkasse und erhoffen uns, dass meine ehemalige Psychiaterin mich parallel zur Psychiatrie behandeln darf. Das wäre so eine Erleichterung.
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Sarash
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Re: PPD?

Beitrag von Sarash »

Hallo,

ich wollte euch mal wieder ein kleines Update geben. Ich habe gestern mit meiner Krankenkasse telefoniert und sie übernehmen auch die Behandlung parallel bei meiner niedergelassenen Psychiaterin. 🙌

Seit 4-5 Tagen merke ich spürbar, dass das Antidepressiva (also ungefähr 3 Wochen nach der ersten Dosiserhöhung) anfängt, stärker zu wirken und dafür bin ich sehr dankbar!! Am Montag hatte ich sogar das Gefühl, dass ich näher an meinem normalen Zustand war, als dem kranken, dass habe ich so gefeiert! Ich glaube, es ist noch ein Weg bis ich wieder gesund bin und es werden bestimmt auch wieder ganz tiefe Tage geben, aber 2-3 Tage, wo ich wieder langsam so etwas wie Lebensfreude gespürt habe, haben mir viel Kraft zum weiterkämpfen gegeben. Insgesamt bin ich so froh zu sehen, wo ich diese Woche mental bin, verglichen zu kurz vor Silvester, als ich den ersten Beitrag hier geschrieben habe. Ich bin auch nach wie vor gewollt, noch einmal eine Dosiserhöhung zu warten, denke aber nun auch, dass es vielleicht besser ist noch 3-4 Wochen zu warten, bis meine jetzige die volle Wirkung erbringt (vielleicht kommt ja noch was).

Vielen Dank an euch alle, dass ihr mir die letzten Wochen Mut gemacht habt!! Ich habe selber nicht mehr dran geglaubt und ihr wart mir mit euren hoffnungsvollen Worten eine große Hilfe! Ich merke, dass ich noch lange nicht am Ziel bin, aber das ich jetzt immermal wieder aufatmen kann!
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Marika
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Re: PPD?

Beitrag von Marika »

Mensch Sarah, das ist ja toll!!! Du kannst du deiner alten Psychiaterin und merkst endlich was vom AD. Ich freu mich so sehr mit dir! 😃

Ich bin überzeugt, dass du auf dem richtigen Weg bist und immer mehr wieder schöne Tage hast.

Halte uns gerne weiter auf dem Laufenden! ❤️
Liebe Grüße von
Marika

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Sarash
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Re: PPD?

Beitrag von Sarash »

Danke, Marika! :-)
Ich habe auch einen Minijob im Homeoffice während meiner Elternzeit. Ich versuche den auch langsam wieder aufzunehmen, weil er mir eigentlich total Spaß macht. Nach zwei Stunden bin ich aber völlig fertig und die Denkleistung ist leider noch sehr eingeschränkt. Ich glaube ich will zu viel, zu schnell. Es ist schwierig, ein „neues normal. Zu finden.
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alibo79
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Re: PPD?

Beitrag von alibo79 »

Super gemacht, super dass du die ersten Verbesserungen merken kannst!
Jetzt kannst du voll auf das AD vertrauen und das wird weiter seine Arbeit machen und du wirst dich besser fühlen! Ich habe auch immer gleich Gas gegeben wenn es mir gut ging. Da alles auf einmal wieder machbar war und es Spaß gemacht hat. Gerade anfangs kann man sich da schnell wieder überlasten, deswegen pass gut auf dich auf und lass es noch etwas langsamer angehen!
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Sarash
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Re: PPD?

Beitrag von Sarash »

Hallo ihr lieben,

ich bin es noch einmal. Ich wollte mal fragen, ob jemand von euch auch folgendes im Genesungsprozess kennt.

Diese tiefe Verzweiflung ist weg und ich bin auch nicht mehr so erschöpft und ich kann auch (mit Mühe) wieder am Leben teilnehmen wie eine gute Freundin mit ihrem Baby treffen und so. Hierbei spüre ich auch positive Gefühle, ich freue mich an meinem Kind und kann wieder Gefühle wahrnehmen. Nur verspüre ich oft dabei eine Traurigkeit. Es ist nicht mehr diese verzweifelte, hoffnungslose Traurigkeit, sondern eher Trauer wie im Sinne von Liebeskummer. Positive Gefühle habe auch Raum, die Trauer überschattet das nicht mehr so, nur ist die Trauer jetzt viel besser spürbar, weil sie neben anderen (auch positiven Gefühlen) viel spürbarer ist als in diesem gefühlslosen Zustand davor. Schwer zu beschreiben. Eigentlich habe ich das Gefühl, dass es mit besser geht als vor zwei Monaten, aber langsam frag ich mich doch ob es bergab geht? Weil dieses Gefühl von Trauer/Kummer so viel spürbarer ist, was ja eigentlich ein Kernsymprom der Depression ist. Ich guck mein Baby an und spüre wieder Liebe für sie und bin dafür so dankbar. Und trotzdem ist da auch diese Trauer, über die Mutterrolle die ich nicht so gemeistert habe wie ich gedacht hätte, Trauer darüber, wie sehr alles mich und meine Familie belastet hat. Tief in mir habe ich das Gefühl, dass ich etwas ganz wichtiges verloren habe aber ich weiß nicht was. Kennt das jemand?
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Marika
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Re: PPD?

Beitrag von Marika »

Hallo!

Ja, ich finde mich wieder in deiner Beschreibung deiner Gefühle, sehr sogar. In der Nachbetrachtung war das damals tatsächlich eine Phase, ein Teilabschnitt beim Gesund werden. Es war als ob sich der erste Schleier der PPD gelichtet hätte und erstmals wieder richtige Gefühle zum Vorschein kommen. Diese Traurigkeit habe ich als ersten Verarbeituntsschritt dieses Schocks, dieses Traumas - was die Erkrankung ja ist - empfunden. Aber auch das habe ich erst wieder im Nachhinein gesehen. Als ich drinnen gesteckt bin, war ich genau so unsicher wie du jetzt.

Ich finde es völlig logisch, traurig zu sein... jetzt wo du erstmals nach der akuten Phase wieder klarer siehst, erkennst du die Dramatik, das Unfassbare dieser schweren Erkrankung. Auch das Gefühl, es wurde dir etwas genommen, kann ich nachvollziehen. Es wurde uns ein Teil der unbeschwerten Zeit mit unserem Kind genommen. Das macht fassungslos, es schmerzt und macht traurig. Aber dieses Gefühl war eben für mich nur ein Teilabschnitt. Dein Zustand wird sich noch viel mehr verbessern. Es wird noch viel intensivere und schönere Momemte geben, als du es dir im Moment vorstellen kannst. Dieser Prozess ist jetzt gerade am Werden bei dir.

Und ja, mir wurde die erste Zeit mit meinem Sohn genommen, aber die Beziehung die ich im Nachhinein zu ihm entwickeln konnte ist so intensiv, dass ich nicht glücklicher sein könnte. Und das auch heute, obwohl er schon 20 wird. Wir haben so ein starkes Band, dass es auch anderen auffällt. Und das ist ein wunderschönes Geschenk.
Liebe Grüße von
Marika

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Re: PPD?

Beitrag von Sarash »

Danke, Marika!
Es hilft so, sich verstanden zu fühlen und ich fühl mich nicht mehr ganz so allein mit meinem erleben. Es ist auch so schön zu lesen, wie gut sich bei dir und deinem Sohn im Nachhinein alles entwickelt hat. Ich erlebe diese Krankheit auch als etwas traumatisches, weil man sich so ausgeliefert gefühlt hat und auch mit der Angst lebt, wird es irgendwann wieder so schlimm, wann wird es wieder so schlimm, wie soll ich mir jemals wieder vertrauen können etc.
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Marika
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Re: PPD?

Beitrag von Marika »

Das Vertrauen ins sich selber, war auch für mich ein Knackpunkt. Und tatsächlich ist es mit der Zeit immer mehr gestiegen. Auch das war ein Prozess. Und ich bin mir sicher, dass du dieses Vertrauen in dich selber genauso wieder erlangen wirst, wie ich und so viele andere hier. ❤️
Liebe Grüße von
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Re: PPD?

Beitrag von Sarash »

Danke für deinen Zuspruch <3

Darf ich noch fragen, wie du mit dieser Trauer umgegangen bist? Einerseits ist es wahrscheinlich nicht gut, Gefühle zu unterdrücken (war bis jetzt leider eine viel genutzte Strategie von mir), andererseits habe ich Angst, dass ein „versacken“ in den Gefühlen die Depression wieder verschlimmert, weil es natürlich niederdrückend ist, viel Trauer zu verspüren. Da ich noch keine Therapie zu diesem Thema mache (nur die Traumatherapie), weiß ich nicht so recht, wie ich einen guten Umgang mit dem Ganzen finden soll leider. Ja, das Selbstbewusstsein, besonders als Mutter, ist leider immens angeknackst und auch das Selbstwertgefühl. Hättest du da gute Strategien, dieses wieder aufzubauen oder hast du eventuell sogar auch die eine oder andere Buchempfehlung?

Ganz lieben Gruß an dich!
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