bin traurig und verzweifelt

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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hanna

bin traurig und verzweifelt

Beitrag von hanna »

asugerechnet an meinem ersten Arbeitstag nach dem Mutterschaftsurlaub. Ich habe zwei Kinder (2 und 6 Mte,) und erst beim zweiten Kind und erst nach 3 Monaten ging es immer schneller bergab. Jetzt sitze ich hier und weiss nicht mehr weiter. Ich habe mich heute morgen mit meinem Mann gestritten. Nebst dem ständigen Gefühl, nichts hinzukriegen, immer überfordert zu sein und dem schlechten Gewissen, wenn ich meine Kinder (2 und 6 Mte) am liebsten loswerden will, ist das eine zusätzliche Belastung. Ich empfinde jede Kritik als totale Abwertung meiner Person. Ich habe angefangen zu weinen und er meinte, ich solle jetzt endlich aufstehen und duschen und mich anziehen, sonst gehe er zuerst in die Dusche. In dem Moment denke ich, dass es besser für alle wäre, wenn ich nicht mehr da wäre. Das sage ich auch meinem Mann, natürlich auch in der Hoffnung, dass er mir sagt, dass dem nicht so ist. Der aber ist mit so einer Aussage natürlich auch überfordert, schreit mich an und sagt, dass er jetzt eine Ambulanz rufe, die mich abholt. Ich bekomme totale Panik und flehe ihn an, das nicht zu tun. Ich habe von meiner Ärztin ein Notfallmedikament bekommen (Lopazem oder so), habe aber immer Angst gehabt, diese zu nehmen. Ich habe Angst, dass mein Umfeld mich nur noch mit diesem Medikament akzeptieren kann und ich das Gefühl bekomme, ohne das bin ich nicht erwünscht. Ich habe geweint und gesagt, ich sollte wohl das Medi nehmen, habe aber Angst. Mein Mann sagt: Ja, also das wäre gut, nimm das, was soll schon passieren, dass Du eine lange Nase bekommst oder was. Es war so schrecklich.
ICh weiss, dass es auch für meinen Mann in den letzten MOnaten sehr schwer war. Aber gerade heute, wo er doch wusste, dass ich ohenhin Angst vor dem ersten Arbeitstag habe, hätte er doch ein bisschen geduldiger sein müssen, mich nicht wegen einer Lappalie (einem Missverständnis) anschnauzen dürfen. Nun habe ich ihm versprochen, dass ich meine Therapeutin anrufe, aber ich fühle mich so "dahingeschoben", im Sinne geh mal zu der, mir gehst du auf den keks. Bei den Medikamenten ist es dasselbe, so im Stil, nimm das endlich und gib Ruhe oder tu wieder normal. Das macht mich so fertig. Dabei sollte ich hier arbeiten und kann nicht.
Naja. Liebe Grüsse
Hanna
Annee

Beitrag von Annee »

Liebe Hanna,
lass Dich mal ganz fest drücken!!!
Du bist nicht allein mit diesem Problem, ich habe fast die gleichen Probleme und weiß im Moment leider auch keine Lösung.

......schlechtes Gewissen, wenn ich meine Kinder am liebsten loswerden will.
Ich empfinde jede Kritik als totale Abwertung meiner Person.
Ich möchte auch von meinem Mann Trost und Verständnis, doch das Gegenteil kommt bei mir an.
Das macht mich dann agressiv und hilflos.
(Mein Mann kann damit nicht umgehen und reagiert mit Rückzug)

Ich habe heute eine Gesprächstherapie,
kann dir ja berichten!
Kopf hoch und viel, viel Kraft.
Liebe Grüße
Ava

Beitrag von Ava »

Liebe Hanna,

also erst einmal: das Medikament würde ich nicht sorglos nehmen, es ist bestimmt Lorazepam, auch als Tavor bekannt, und es macht leider abhängig. Also wenn Du mal eine nimmst in der Woche, dann geht es um Dir über eine schlimme Zeit hinwegzuhelfen, aber langfristig ist das kein Medikament, das man einnehmen kann. Wer hat es Dir verschrieben? Wurdest Du darauf aufmerksam gemacht? Such´ Dir bitte einen Psychiater, dem Du vertraust. Oder geh´ zu dem oder der, der es Dir verschrieben hat und rede mit ihm oder ihr darüber.

Und dann: Ich glaube, dass Du eine große Wut auf Deinen Mann hast, und anstatt ihm mal so richtig zu sagen, dass er Dich nicht gut behandelt (das lese ich aus Deinen Zeilen, ist ja echt der Hammer, wie unsensibel und fies und bevormundend er zu Dir ist), willst Du lieber verschwinden....Ich glaube, Dir und ihm würde es besser tun, wenn da mal paar ehrliche (und wenn es sein muß auch harte) Worte gewechselt würden, dann wäre vieles besser und Du würdest den Wunsch nicht mehr haben, zu verschwinden (ich kenne den auch, bei mir war die Partnerschaft so ähnlich wie bei Dir, mit Mißachtung und Kränkung usw.)
Also ich wünsche Dir, dass Du mal so richtig auftrittst und für Dich einstehst und offensiv, alles angehst, was für Dich nicht stimmt, dann geht es Dir bestimmt bald besser, Schritt für Schritt, das war bei mir auch so!!

Ich hoffe, Du kannst damit etwas anfangen!

Alles Gute

Ava
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Liebe Hanna,
das mit Deinem Mann ist mir auch "sauer" aufgestossen. Du schreibst, Du hättest ihm versprochen, bei deiner Therapeutin anzurufen. Das musst Du nicht IHM versprechen, sondern für Dich selber machen. Mein Freund versteht auch nicht alles, was mit meiner Angst zu tun hat, aber er beleidigt mich nicht, oder macht doofe Scherze wie mit der langen Nase oder der Ambulanz, also wirklich, so was doofes. Nimm ihn nicht in Schutz, sondern stehe für Dich selber ein. Ich weiss, dass ist schwer, wenn es einem nicht gut geht, aber Du solltest die Verantwortung für Deinen eigenen Seelenfrieden niemandem abgeben, das geht nicht. Er kann für Dich da sein, aber Dir nicht Deine Gefühle abnehmen. Fang die Therapie an, und frag wirklich mal wegen dem Medi nach. Da ich keine nehme, kenne ich mich da nicht aus. Und: lass Dir bisschen Zeit mit der Eingewöhnung beim Arbeiten, ist doch klar, dass es eine Umstellung ist. So, hoffe, das war jetzt keine Gardinenpredigt für Dich, aber ehrlicher währt meist besser, oder wie das heisst. Liebe Grüße und schreib wieder, ja? Charlotte :lol:
hanna

Beitrag von hanna »

Danke Ihr Beiden für die lieben Worte. Es tut so gut, dass man nicht alleine ist, das hätte ich nicht gedacht.

Über das Medikament (und dessen Abhängigkeitspotential) hat mich meine Psychiaterin sogar sehr eindringlich aufgeklärt. Deshlab wollte ich eigentlich gar nicht damit anfangen, es hat bisher schon geholfen, zu wissen, es wäre da, aber es geht sicher auch ohne.
Ansonsten nehme ich (ebenfalls von der Ärztin empfohlen) Rebalance 500, (JOhanniskrautpräparat), von dem ich aber bis anhin wenig Hilfe verspürt habe (nehme es seit 2,5 Wochen) nur grossen Schwindel und Übelkeit.
Bis anhin hat mein Mann noch nie so reagiert, höchstens mit Rückzug und erklärter Hilflosigkeit, nie aber nicht mit solchem Ärger und solcher Respektlosigkeit. Deshalb war ich auch ziemlich schockiert. Er sagte nachher, dass er sich von mir unter Druck gesetzt, ja sogar erpresst fühle, wenn ich von Suizid spreche. Ich kann das zwar nachvollziehen, denn es ist natürlich ein verzweifelter Versuch, ihm meine Auswegslosigkeit zu erklären und von ihm zu hören, dass ich das nicht tun soll, dass er Angst um mich hat, kurz, dass ich eben nicht wertlos bin. Aber es ist für mich real, es ist kein Theater, um ihn zu manipulieren, jedenfalls denke ich das. MIt der heutigen Eskalation habe ich natürlich noch mehr Angst, dass das bisherige Verständnis meines Mannes nun "aufgebraucht" ist, seine Geduld am Ende, und davor habe ich so Angst.
Liebe Grüsse
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