Angst...

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Annee

Angst...

Beitrag von Annee »

Hallo zusammen,
mir geht es immer noch nicht so gut, heute habe ich meinen 1. Termin zu einer Gesprächstherapie. Ich weiß aber nicht, ob dies das richtige für mich ist. Mal sehen.
Ich vereinsame innerlich immer mehr, wenn das Telefon klingelt habe ich regelrecht Angst und mein Herz rast bis das läuten wieder aufhört. Denn ich bin nicht in der Lage ranzugehen.
Mache mir so viele Gedanken. Wie und was ist das richtige für mich etc. wo soll das alles hinführen etc. Hätte auch Angst, dass jemand merkt, was mit mir los ist, denn die meisten können doch mit einer Depression nicht umgehen und ziehen sich zurück, oder?
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Annee!

Ja, man kann sich am Anfang nur schwer vorstellen, dass eine Gesprächstherapie helfen soll und kann. Ich habe auch gezweifelt. Aber jetzt muss ich sagen, dass die Therapie mindestens so wichtig ist wie mein AD. Ich bin sicher, dass du mit der Zeit sehr viel lernen wirst, dass du dann im Alltag umsetzen kannst.

Dieses Gefühl der Einsamkeit ist leider auch ganz typisch für die PPD. Man möchte sich einfach nur vergraben. Ich hatte da auch immer Panik, dass jemand kommt oder anruft und etwas von mir will. Wenn sich jetzt manche Leute zurückziehen, ist es wohl, weil sie einfach nicht wirklich wissen, wie sie jetzt mit dir umgehen sollen. Das ist sehr traurig, aber es kann sich wieder ändern, wenn dein Zustand sich stabilisiert hat. Dann nämlich wirst du mit der Krankheit ganz anders umgehen als jetzt. Man geht dann auch wieder von sich aus auf die Leute zu und das verändert alles.

Ich drück dir die Daumen heute - lass mal hören, wie es war, ja!

Liebe Grüße
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Jutta

Beitrag von Jutta »

Liebe Annee,

ich kann dich gut verstehen. Als ich noch richtig drinne war in der PPD waren die Ängste, die ich hatte, überwältigend. Wenn das Telefon klingelte, klopfte mein Herz bis zur Schädeldecke. Mir wurde heiß und kalt. Ständig machte ich mir Gedanken wie es mir und meiner Familie weitergehen sollte. Ich versuchte in allen Richtigungen Hilfe zu finden um dann aber festzustellen, dass zu viele Wege auch nichts sind und ich mich dadurch so unter Stress gesetzt habe, dass es nur schlimmer wurde. Auch ich konnte mir nicht vorstellen, was die Gesprächstherapie helfen soll. Das jemand da ist und zuhört hilft schon ungemein. Letztendlich habe ich mich jetzt auf die Tabletten und die Gesprächstherapie gesetzt. Und beide helfen mir. Vor einem Jahr hätte ich nie gedacht, dass ich mal wieder so unbeschwert einen Tag beginnen kann ohne zu grübeln, wie es weitergeht und welche schlimmen Sachen uns/mir noch passieren werden. Du wirst sehen, auch dir wird es besser gehen und du wirst das Leben wieder schön finden. Schwankungen gehören leider dazu. Mal weniger, mal mehr. Darauf muss man sich einstellen. Lass' dir Zeit, Geduld brauchst du (leider). Bei mir wussten dann ziemlich viele, dass ich mit einer PPD zu kämpfen haben. Meine Mutter/Schwestern waren sehr distanziert, weil sie es nicht nachvollziehen können ("das gibt es doch gar nicht, das liegt doch gar nicht in unserer Familie"). Meine Chefin und meine beste Freundin und natürlich mein Mann wissen davon. Bin ich froh, dass meine Freundin mich versteht. Zurückgezogen hat sich bei mir niemand. Die, die nicht damit umgehen können, fragen einfach nicht, wie es einem geht (inkl. meiner Mutter). Übrigens: Meine Schwester wohnt auch in Nürnberg. Schon seit 10 Jahren. Ach, wie liebe ich den Nürnberger Dialekt. Meine Schwester spricht ihn leider nicht, aber ihre ganzen Freunde. Sie wohnt in einer ganz schönen Wohnung in Gostenhof. Alles Gute für dich, lass' von dir hören, lieben Gruß Jutta
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