Vor genau 7 Jahren....

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Marika
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Vor genau 7 Jahren....

Beitrag von Marika »

... war die Nacht, aus der ich aufwachte und mein Leben nicht mehr das war, das ich kannte.

Mein Sohn war 5 Wochen alt, ich hatte einen entsetzlichen ZG-angereichterten Traum und noch im Schlaf meine erste Panikattacke. Ich wachte auf und war starr vor Schock und Angst. Ja - das war genau vor 7 Jahren!!!!

Und heute???? Heute ist alles zu 100 % umgedreht, es geht mir nicht nur gut, nicht nur sehr gut - es fühlt sich HEUTE AN DIESEM TAG so an, als könnte ich Bäume ausreißen. Und das obwohl es ganz vielen von euch im Moment leider sehr schlecht geht (kadisha, scara, nic, kässehäppchen und noch viele andere - ich bin in Gedanken bei euch!!!) - gerade deswegen schreibe ich das heute: ES IST ZU SCHAFFEN, egal wie es euch gerade geht - es ist zu schaffen!!!! Ich kenne all diese Tiefs nur zu gut, ich bin oft fast verzweifelt an mir und dem Leben, aber aufgeben war nie eine Option - kämpfen war immer was ich und ihr alle hier taten und tun!!!

7 Jahre scheinen so lange und doch waren sie so kurz. Das Entsetzen, dass ich erlebt habe ist mit Worten nicht zu beschreiben, aber es hat mich stärker gemacht, es hat mich heraus gefordert, da hinzusehen wo die großen Wunden und Broken auf meiner Seele liegen.

Ich liebe mein Leben heute so sehr, es geht mir so gut, dass ich immer wieder von "meinem Wunder" spreche - und das schafft IHR ALLE AUCH!!!Setzt die nötigen Schritte, kämpft weiter und sucht den Weg - ich liebe diesen Satz - ich glaube er ist von dir Nic: Da wo es weh tut ist der Weg!!!! Und mein Weg hat sehr, sehr, sehr weh getan!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
lotte

Beitrag von lotte »

Ja, meine Liebe, wie die Zeit vergeht. Und das ist gut so, denn in gewisser Weise arbeitet sie ja auch für uns.

Ja, es ist zu schaffen. Auch, wenn man nicht immer dran glaubt. Ich dachte zb auch oft, "das" geht nieeee weg und ich werde mein Leben lang Sklave meiner Angst bleiben.

Kämpfen ist gut. Aber auch ausruhen, inne halten, gucken, wo man steht. Und sich gutes tun. Das habe ich in erster Linie aus all dem Mist gelernt: meine eigenen Bedürfnisse ausleben, wie eine Er-Wachsene und nicht unter Schichten von Altlasten vor sich hindümpeln, geplagt von schlechtem Gewissen und der Angst, nicht gut genug zu sein.

Jede von uns hier ist einzigartig und wird ihren Weg finden. Das Ziel lohnt sich, denn es ist das Aussöhnen und Akzeptieren des eigenen Selbst.
Um dahin zu kommen, haben wir die Krankheit gebraucht, so blöd und widersinnig das klingen mag, sie ist unsere Chance, uns neu zu entdecken.

LG
Lotte
scaramouch

Beitrag von scaramouch »

Hallo Marika
ja, 7 Jahre sind eine lange Zeit und ich freue mich sehr für dich, dass du heute wieder so gesund und glücklich bist mit deinem Leben.

Aktuell geht es wirklich einigen wieder schlecht, aber so schlecht geht es mir auch wieder nicht. Wenn ich dran denke, wie schlecht die Anfangszeit war und das mit dem vergleiche wie es jetzt grad ist, liegt dazwischen schon ein himmelweiter Unterschied. Und doch ist halt grad wieder ein Tief da, welches ich und alle anderen hier bald überwunden haben werden.

Und ja, so blöd wie es klingen mag, aber diese Krankheit lehrt einen jeden auch unheimlich viel über sich selbst. Es ist eine harte Schule und ich will es nicht schön reden, aber wer von uns hat vor der Erkrankung so sehr auf sich geachtet wie jetzt? Hat sich geschont, an sich gearbeitet oder schlechte Muster analysiert und abgelegt? Ich denke, die wenigsten....

Also, machen wir das Beste draus...sehr schön dein Satz Marika:

Aufgeben ist KEINE Option...
Leuchtkäfer

Beitrag von Leuchtkäfer »

Dann schließe ich mich mal an, denn ich habe gerade heute an etwas ganz ähnliches gedacht. Komisch, manchmal gibt es doch so etwas wie Gedankenübertragung.

Ja, es geht alles wieder weg. Ich bin gerade mit meinem zweiten Kind im Kinderwagen durch die Straßen gelaufen und habe daran gedacht, wie ich vor drei Jahren wie ein Zombie völlig ferngesteuert und automatisch dieselben Wege gegangen bin und mich nicht an diesem schönen Maitag freuen konnte.

Ja und heute habe ich meinen schlafenden kleinen Kerl im Wagen betrachtet und mir sind vor Glück und Rührung fast die Tränen gekommen.

Was für ein Weg..., aber es ist zu schaffen,

Grüße von Leuchtkäfer
Harmonie2010

Beitrag von Harmonie2010 »

Marika und Leuchti, ihr seid wirklich diejenigen in diesem Forum, deren Geschichten mir immer wieder Mut gemacht haben, dass auch ich es irgendwann schaffe... ja und nun kann auch ich mich wieder am Leben freuen und damals hätte ich es nie geglaubt,... und auch wenn es immer noch Höhen und Tiefen gibt, werde ich doch immer stärker und ich bin sicher dass die Tendenz steil aufwärts geht...

und alle, bei denen sich so etwas noch nicht abzeichnet, die noch tief im Loch stecken, vertraut Euch und dem Leben und vor allem Gott, wir alle werden wieder ganz gesund und dann schreiben wir hier so etwas wie Marika und Leuchti und andere die am Boden sind lesen es und sehen dass es Hoffnung gibt!
Vicky

Beitrag von Vicky »

Liebe Marika,

mich freut es so sehr, daß Du vor allem nach diesen 7 Jahren noch hier im Forum bist und allen Mut machst.

Darauf sollten wir anstoßen!!!

3,5 Jahre davon habe ich miterlebt und von Deinen Beiträgen profitiert!

Dafür Danke ich Dir sehr!


Vicky :D

(Super erholt nach 2 Wochen Urlaub am Mittelmeer und nun wieder hier bei Euch!)
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