Ich möchte mich vorstellen und meine Geschichte erzählen

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Bine2203

Ich möchte mich vorstellen und meine Geschichte erzählen

Beitrag von Bine2203 »

Ich bin 36 Jahre alt und habe vor sieben Monaten eine kleine süße Tochter zur Welt gebracht. Mein Freund und ich (seit zehn Jahren zusammen) haben uns ein Kind gewünscht und es hat vier Jahre gedauert, bis uns der kleine Wurm geschenkt wurde. Es hat also lange gedauert und auch eine Fehlgeburt hatte ich zuvor!

Als die Kleine vor sieben Monaten zur Welt kam, war erstmal alles soweit in Ordnung! Die üblichen Veränderungen im Leben halt!
Vor circa drei Monaten fing es dann an, dass ich morgens immer 5:45 Uhr aufgewacht bin und eine unheimliche Nervosität im Magen gespürt habe und mich so unglaublich fremd gefühlt habe! Hatte das Gefühl nicht aus dem Bett aufstehen zu können, wie ich den Tag bewältigen sollte!

Ich kenne diese Gefühle schon von zuvor, da ich bereits in der Abiturzeit mit ersten Depressionen zu kämpfen hatte. immer nur kurze Phasen! Vor fünf Jahren circa hatte ich dann eine Erschöpfungs-Depression und habe ein Jahr wirklich auch körperlich gelitten! Ich habe bisher immer alles ohne Medikamente geschafft und mich auf die Homöopathie verlassen. Zum Glück hat es auch bisher gut funktioniert! Zusätzlich habe ich eine Gesprächs-Therapie gemacht! Die Therapie hat mir auch wirklich geholfen und ich dachte mir würde sowas nicht noch einmal passieren!

Jetzt hänge ich wieder am Anfang und bin wirklich verzweifelt!

Glücklicherweise hatte ich den Kontakt zu meiner Therapeutin und ich habe sie direkt angerufen, als ich merkte, dass es so nicht weitergeht! Drei Wochen später hatte ich den ersten Termin. momentan gehe ich einmal in der Woche dorthin und es hilft mir auch dort zu sprechen, aber irgendwie habe ich das Gefühl es ändert sich nicht wirklich was und manchmal habe ich so große Angst, dass sich an meiner Situation nie wieder was ändert!

Das schlimmste Symptom das ich momentan habe ist, dass ich das Gefühl habe meinen Partner nicht mehr zu lieben. Das habe ich jetzt seit circa zwei Monaten und meine Gedanken kreisen nur noch um dieses eine Thema! Ich kann an nichts anderes mehr denken und drehe und wende die Gedanken hin und zurück! Ich weiß mittlerweile nicht mehr ob das der Wirklichkeit entspricht, oder ob es nur meine Gedanken sind, die mir ein Strich durch die Rechnung machen! Es ist alles ziemlich verwirrend und jeden Morgen mit diesem grausamen Gefühl aufzuwachen und diese Nervosität zu verspüren ist einfach furchtbar! Meiner kleinen Tochter gegenüber habe ich diese Gefühle nicht, daher weiß ich nicht genau ob ich hier in diesem Forum richtig bin? Es ist schon so, dass wenn sie morgens aufwacht sich bei mir auch etwas zusammenkrampft, aber sobald wir in den Tag gestartet sind, kann ich mit ihr alles machen, freue mich über sie, spiele mit ihr und wir haben eine schöne Beziehung! Es ist halt alles getrübt dich die komplette Situation!
Ach ja, vielleicht sollte ich noch erwähnt, dass ich in den letzten drei Monaten 10kg abgenommen habe, da es mir nicht möglich ist tagsüber was zu essen! Ich bin einfach absolut Appetitlos!
Abends klart sich meistens alles auf und ich fühle mich ganz wie die Alte??? Denke dann immer "erinnere Dich doch morgen einfach an das Gefühl", aber das funktioniert nicht!

Ich denke das bringt es einigermaßen auf den Punkt und ich hoffe ich habe nicht zu verwirrend geschrieben!

Freue mich jedenfalls auf Austausch und hoffe, dass ich hier Leute treffe, denen es ähnlich geht!
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Marika
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Beitrag von Marika »

Ein liebes Hallo,

du bist bei uns auf jeden Fall richtig - herzlich Willkommen! :-)

Du hast schon eindeutige Sypmtome einer depressiven Epiosde: Gewichtsverlust, Morgentief (ist typisch, weil dort das Serotonin im Gehirn über die Nacht an seinem Tiefpunkt ist), kreisende Gedanken, Nervosität. Ist ist sehr gut, dass du bereits deine Therapeutin kontaktiert hast. Da du schon vorher in deinem Leben mit depr. Episoden zu tun hattest, ist es jetzt eigentlich nicht verwunderlich, dass wieder eine augetaucht ist. Sie kommen ja meist bei Veränderungen im Leben zum Vorschein.

Im übrigen bin ich mir sicher, dass du deinen Mann noch liebst. Durch die Depression jetzt ist das allerdings verschüttet, genau wie sonst bei vielen Frauen die Liebe zu ihrem Kind. Es ist das selbe, nur dass es sich bei dir auf deinen Mann konzentriert.

Wenn du das Gefühlt hast, du kommst nicht weiter, gibt es natürlich noch die Möglichkeit eines Medikamentes - weißt du eh. Ich denke es ist schon möglich auch dieses Mal ohne aus zu kommen, aber genau so kann es genau dieses Mal nötig werden. Vor allem wenn du über längere Zeit keinen Forstschritt bemerkst, oder es dir gar schlechter geht. Wie stehst du im Augenblick zu dieser Option bzw. was sagt deine Therapeutin dazu?

Ach ja: Kannst du wieder essen?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Bine2203

Beitrag von Bine2203 »

Liebe Marika,

danke für Deine Antwort und die aufbauenden Worte!

Ob ich meinen Mann noch liebe bezweifel ich manchmal so sehr! Bin immer wieder am grübeln, ob die Depression dadurch kam, dass ich ihn nicht mehr liebe, oder die Gefühlskälte durch die Depression. Selbst an besseren Tagen schaffen meine Gedanken alles schlecht dastehen zu lassen! Können einen Gedanken wirklich so lange immer und immer wieder durch den Kopf gehen, dass man irgendwann daran glaubt es sei wirklich so?

Meine Einstellung zu den Medikamenten ist eher ängstlich! Ich habe so unglaubliche Angst davor fremdgedteuert zu sein und dann nicht mehr ohne auszukommen. Es gab aber auch schon viele Tage an denen ich gedacht habe "es geht nicht mehr ohne, morgen geh ich zum Arzt". Meine Therapeutin hat sich bisher nicht dazu geäußert!

Appetit habe ich tagsüber solange die Gedanken rasen immer noch nicht! Kann in der Regel nur abends essen!

Ganz liebe Grüße
Bine
MrsKirsch

Beitrag von MrsKirsch »

Hallo Bine,

auch wenn ich selbst nicht gesund bin, so hab ich hier und bei der Therapie schon eins gelernt:

Gedanken KÖNNEN einen wirklich glauben lassen, dass was man denkt ist real. Du denkst, Du liebst Deinen Mann nicht mehr. Bist fast felsenfest davon überzeugt. Ich habe gedacht ich habe eine Thrombose. Ich bin von Arzt zu Arzt, hab jeden Tag beim Hausarzt gesessen und Abends und am Wochenende im Krankenhaus. Ich hatte KEINE, aber ich habe es GEGLAUBT. Ich hatte sogar Symptome. SO können uns unsere eigenen Gedanken veräppeln :wink:
Ich habe genauso Angst wie Du vor Medikamenten, aber glaube mir, wenn ich das Jahr nochmal zurück drehen könnte, würde ich SOFORT damit anfangen und es auch durchziehen und nicht erst jetzt nach 11 Monaten Qualen. Wenn Du schon ab und an denkst, es geht nicht mehr ohne, dann ist das auch so. Es wird Zeit Bine!! Fremdgesteuert ist man in der Regel nicht, nur die Einschleichzeit KANN bei der ein oder anderen Person ätzend sein. Aber das schaffen wir doch, oder? Wir haben schon soviel geschafft und hier die Frauen sind so lieb und helfen einem!!

lg Tanja
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo ihr Beiden,

ich kann eure Änste bzgl. des AD´s sehr gut verstehen. Es sind ja auch keine Smarties und niemand hier würde sie nehmen, wenn nicht nötig. Aber die meisten hier haben eines erkannt: Wir haben leider das Pech eine PPD/Angststörung/Panikstörung/Zwangsstörung/PPP zu haben und somit ist unser Leben mehr oder weniger völlig aus den Fugen. Wir sind nicht in der Lage unser Leben zu genießen, einfach glücklich zu sein durch die Erkrankung. Aber die Medikamente zusammen mit Therapie können uns genau DAS ermöglichen. Wir haben ein RECHT darauf!

Schaut mal: Ich nehme seit 7 Jahren mein AD und ich bin mitnichten fremdgesteuert, im Gegenteil - ich bin endlich wieder ICH geworden. Ich habe endlich wieder ein wunderschönes Leben ohne Symptome der PPD und des Zwanges. Es geht mir sogar besser als je zuvor in meinem Leben, da die Symptome schon immer latent bei mir vorhanden waren. Es geht ja hier auch um den Botenstoffwechsel im Gehirn und dieser kann neben der Therapie am besten mit einem AD wieder ins Lot gebracht werden.

Ich habe mich auch mit der Tatsache dass ich mein AD für immer nehmen muss, ausgesöhnt. Es ist bei mir deffinitiv so, muss aber gar nichts für euch heißen. Das ist individuell ganz verschieden und hat nichts damit zu tun, ob mal ein AD genommen hat oder nicht. Es kommt einfach darauf an, ob die Depression usw. chronisch ist.

Mrs.Kirsch hat es wunderbar gesagt: ...wenn ich das Jahr zurück drehen könnte, würde ich sofort wieder damit anfangen... Mir hat das AD mein Leben wieder zurück gegeben - zusammen mit Therapie!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
MrsKirsch

Beitrag von MrsKirsch »

So Meschen wie Du helfen einem beim durchhalten Marika :wink:

Trotzdem hab ich den Teufel im Nacken sitzen, der mir sagt ich brauch die Tabletten nicht, ich hab mich bestimmt vertan. Und wenn ich die denn nehme passiert was..der blöde Engel hat anscheinend Urlaub, der lässt sich nicht blicken :cry: Aber ich weiss auch, dass ich mich nicht mehr so quälen will. Also dosiere ich hoch, warte ob/bis es wirkt und sehe dann weiter...

lg
Bine2203

Beitrag von Bine2203 »

ich glaube mein Problem ist, dass ich noch nicht wirklich einsehen oder verstehen will dass ich krank bin. Jedes mal wenn ich bisher eine depressive Episode hatte, bin ich irgendwie wieder da raus gekommen und so hoffe ich von Tag zu Tag, dass es morgen vorbei ist!
Ich glaube ich muss erstmal da ankommen und dann werde ich mich sicherlich auch leichter auf Medikamente einlassen können!
Ach, es ist irgendwie schrecklich und manchmal finde ich es so unfair andere Menschen da draußen rumlaufen zu sehen, die einfach nur ihr Leben genießen und unbeschwert sind. Das wünsche ich mir auch!
Danke Marika, Du hast wirklich recht mit dem was Du sagst und man sollte wahrscheinlich nicht so viel Zeit verschenken!
MrsKirsch

Beitrag von MrsKirsch »

Ich kenne Dein Problem Bine. Mir ging es genauso wie Du es beschreibst. Die düsteren Tage werden abgelöst von besseren und man denkt: hah siehst..ich kanns auch ohne Tabletten. So hab ich die ganze Zeit gedacht und es hat den Sommer über auch geklappt. Jetzt im Herbst ärgere ich mich dafür, hätte ich vorher sehen können, hätte ich mich doch auf die AD´s eingelassen. Vielleicht magst Du erst mit Deinem Arzt reden und mal Johanniskraut probieren? Das hat kaum NW, mir hat es etwas die Angst genommen vor Tabletten. Ansonsten wünsche ich Dir Kraft und Mut da so oder so raus zu kommen..
Bine2203

Beitrag von Bine2203 »

Liebe MrsKirsch,
habe mir fest vorgenommen zu meinem Arzt zu gehen, wenn der aus den Herbstferien zurück ist. Werde das mit dem Johanniskraut mal ansprechen und hoffe, dass das eine erste Besserung bringt.

Habe das Gefühl, dass es mir in den letzten Tagen etwas besser geht. ich wache zwar nach wie vor mit dieser Nervosität im Magen auf, aber das sehr befremdliche Gefühl vergeht einigermaßen, wenn ich mich aufgerafft habe aufzustehen. Was leider nicht besser geht sind meine Gedanken "ich liebe ihn nicht mehr"! Und das macht mich verrückt. Glaube inzwischen wirklich, dass es so ist. Zuvor kam das Gefühl in allen guten Phasen zurück und ich konnte es spüren. Das wurde aber von Mal zu Mal weniger und jetzt kann ich es nicht einmal mehr in "Guten Phasen" spüren. ich werde noch verrückt mit diesem Gedanken, warum kann nicht einfach alles so sein wie früher? Die Kleine hat das doch verdient!

Übrigens wollte ich Dir sagen, dass ich genau das selbe Phänomen mit der "Thrombose" auch vor ein paar Jahren hatte! Hatte auch die selben Symptome und besonders schlimm sind sie geworden, wenn wir im Urlaub waren. Hatte dann meistens unglaubliche Schmerzen im Bein. Kann das also bestens nachvollziehen.

Es tut wirklich gut sich hier im Forum auszutauschen! Danke!

Viele Grüße
Bine
MrsKirsch

Beitrag von MrsKirsch »

Liebe Bine,

glaub mir, Du liebst ihn. Die Gedanken sind schrecklich, das weiss ich, wenn ich sie auch in anderer Form habe. Man glaubt was man denkt, war ja das ganze Leben so. Aber man ist krank und da können einem die eigenen Gedanken einen dicken Streich spielen.
Wie bist Du denn damals aus der Angst gekommen vor der Thrombose? Hast Du da eine Therapie gemacht oder Medis genommen?

Hier hat mal eine Frau geschrieben, dass sie sich immerzu gesagt hat, das bin ich nicht, das ist nur mein Kopf..mir hilft das. Ich sage mir das auch tag täglich. ICH bin das nicht, das macht nur mein Kopf und bald ist alles wieder gut. Vertrau Dir!

lg Tanja
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