Hallo, bin verzweifelt!

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Linea

Hallo, bin verzweifelt!

Beitrag von Linea »

Hallo,

ich bin neu hier und suche Hilfe.

Ich habe folgendes Problem. Bei meiner ersten Schwangerschaft war ich mit eineiigen Zwillingen schwanger. Ich wollte die beiden gerne natürlich auf die Welt bringen aber mir wurde von den Ärzten gesagt das ich damit meine Kinder gefährden würde . Ich hatte mich unter anderen Zwillingsmüttern umgehört und die, die es versucht hatten, hatten auch eine komplikationslose Geburt also bin ich dabei geblieben. An dem Tag wo ich eingeleitet werden sollte wurde ein Ultraschall gemacht und mir wurde gesagt das ein Kind falsch rum liegen würde und dass deswegen jetzt ein Kaiserschnitt gemacht wird. Natürlich wurde auch wieder gesagt wie viel besser das jetzt wäre. Ich war so überrollt das ich weinend zugestimmt habe aus Angst meinen Kindern zu schaden. Mein Mann hat kein Wort gesagt und einfach alles geschehen lassen. Der Kaiserschnitt ist dann noch am selben Tag gemacht worden. Es war für mich wirklich schlimm. Nicht nur das mir als ich nackt auf der Bare saß gesagt wurde das heute ein paar Studenten zugucken würden da ja eineiige Zwillinge nicht so häufig wären. Als meine Erlaubnis wurde dann gesehen das ich stumm geknickt habe während die mich angeglotzt haben. Leider hat die Ärztin ihren Lehrauftrag auch sehr ernst genommen und schön ausführlich erzählt was sie gerade macht. Das hat wirklich super zu meiner Entspannung beigetragen. Ich selber kann mich an alles Folgende nur noch wenig erinnern aber mein Mann hat erzählt das ich durchgehen über 200 Puls hatte und nur noch am zittern und weinen war. Meine Kinder wurden dann weg getragen und ich wurde mit irgendwas beruhigt so das ich weg war. Ich bin dann zwei Stunden später zu mir gekommen und musste bestimmt 6 mal brechen. Vor mir lagen meine Kinder. Angezogen, Sauber und mit Schnullern im Mund. Ich war völlig fertig. Ich konnte kein Gefühl für sie aufbauen. Ich wollte das sie weg sind und habe mir immer unterbewusst auf den Bauch gefasst. Dann kamen die Schmerzen. Ich brauchte 5 Tage um auf zu stehen. Leider hatte ich starke Einblutungen weil die Gebärmutter nicht richtig vernäht war. Außerdem hatte ich zwei Liter Blut verloren und mein Kreislauf war hinüber. Ich musste die Kinder jeden Abend abgeben. Keiner hat versucht mir die Kinder anzulegen man hat nur die Milchpumpe neben mein Bett gestellt und was nicht gereicht hat zugefüttert. Morgens wenn mein Mann kam hat er die Kinder zu mir geholt und ich habe mich so hilflos gefühlt. Alles was ich mir gewünscht habe hat nicht geklappt. Keine Normale Geburt, kein Stillen und dann auch noch so ein fremdes Gefühl zwischen mir und den Kindern. Als ich nach zwei Wochen nach hause durfte wurde es etwas besser aber es hat bestimmt 3 Monate gedauert bis ich meine Kinder lieben konnte. Ach ja als ich etwas später in meinen Mutterpass geschaut habe wurde dort rein geschrieben das ein Kaiserschnitt auf meinen Wunsch gemacht wurde und beide Kinder in Schädellage lagen.

Als ich dann das zweite Mal schwanger wurde hatte ich von Anfang an so eine Angst das mir so was noch mal passiert das ich die Schwangerschaft beim besten Willen nicht genießen konnte. Ich habe mit meinem Mann darüber gesprochen wie ich mir das vorstelle und das er mir dieses mal beistehen muss wenn man mich wieder zwingen möchte einen Kaiserschnitt zu machen. Er hat mir versprochen alles zu tun um mich zu unterstützen. Leider habe ich eine Schwangerschaftsdiabetes bekommen(bin nicht übergewichtig) und das Baby wurde immer größer. In der 34.Woche wurde mir dann gesagt das das Baby zu groß für eine Normale Geburt sei. Ich habe mich informiert und eine Hausgeburtshebamme hinzu gezogen. Die war der Meinung ich sollte erst mal abwarten und den Kopf vermessen lassen. Nachdem ich ihr die Maße gegeben hatte wollte sie es mit mir wagen. Geplant war das ich solange zu hause bleibe bis auch für die Ärzte ein Kaiserschnitt nicht mehr nötig erscheint und ich dann ins Krankenhaus fahren. Ich habe 2 Wochen übertragen und als es endlich los ging dauerte es fast zwei Tage bis ich bei 5cm war. Ich habe wirklich alles gegeben. Dann hat die Hebamme uns das ok gegeben und wir sind ins Krankenhaus gefahren. Ich wollte eigentlich gar nicht mehr aber mein Mann meinte es wäre sicherer. Als wir da ankamen wurde ich regelrecht beschimpft was ich mir dabei denke so spät zu kommen und das bei meinen Befunden. Ich wurde angeschlossen und alles war ok. Kind hatte gute Herztöne und Wehen waren auch gut. Dann kam ein Arzt rein und meinte noch bevor er mich untersucht hatte das ich dann wohl gleich einen Kaiserschnitt bekommen würde weil das Kind ja viel zu groß wäre. Ich bin richtig panisch geworden. Fing an zu weinen. Der Arzt hat mich dann untersucht und meinte die Geburt würde schon zu lange dauern und das Kind wäre einfach zu groß, jetzt machen wir einen Kaiserschnitt. Ich bin aufgestanden und wollte gehen. Ich habe mich wirklich daneben benommen. Mein Mann hat angefangen auf mich ein zu reden. Das es besser wäre, das ich mich nur quellen würde und das Kind hinterher behindert wäre usw. Ich war nervlich so am Ende das ich irgendwann zugestimmt habe. 1 Stunde später war das Kind da. Ich wurde genäht und mein Mann war bei dem Baby. Ich hatte wieder alles verpasst. Das erste Atmen,den ersten Augenaufschlag, mein Kind nass im Arm. Ich habe das Baby gesehen und wusste was jetzt kommt. 12 Wochen Zweifel, Tränen und Gewissensbisse. Der Kaiserschnitt war zwar technisch viel besser als der letzte aber an den Gefühlen hat das nichts geändert. Im nach hinein war das Baby nur lang und hätte sogar der Aussage der Ärzte nach durchaus gepasst. Nach 4 Tagen habe ich mich selbst entlassen. Meinem Mann mache ich innerlich bis heute (8Monate her) dolle Vorwürfe. Ich habe das Gefühl das er mich verraten hat. Ich kann im das bisher nicht verzeihen. Auch mir selber mache ich Vorwürfe. Das Gefühl einfach unfähig zu sein ein Kind auf die Welt zu bringen, mich nicht richtig gewehrt zu haben, natürlich auch eine schlecht Mutter zu sein die ihre Kinder nicht lieben kann.

Eigentlich wollten wir immer vier Kinder aber ich glaube nicht das ich diese Gefühle noch einmal erleben möchte. Nach zwei Kaiserschnitten bekomme ich auch garantiert keine Chance auf eine normale Geburt. Ich würde das gerne alles positiver sehen. Immerhin habe ich drei gesunde Kinder die ich mittlerweile auch genauso lieben kann wie andere aber innerlich zerfrisst mich dieser Vertrauensverlust und der Selbsthass. Was kann ich tun damit ich darüber weg komme?

Oh, is etwas lang geworden aber das musste mal raus
:oops:

LG Linea
mama4

Beitrag von mama4 »

Liebe Linea,

deine Geschichte kommt mir sehr bekannt vor. Auch ich habe Zwillinge, die wie meine anderen beiden Kinder mit Kaiserschnitten auf die Welt geholt wurden und auch ich habe im OP bei der ersten "Entbindung" ( -ich habe bis heute nicht das Gefühl, die Kinder "geboren" zu haben-) ganz ähnliche Erfahrungen machen müssen. Ich kann deine Gefühle, versagt zu haben und etwas sehr wichtiges verpasst zu haben sooooooo sehr nachfühlen. Auch ich habe mich nach der letzten Geburt von meinem Mann sehr verraten gefühlt, weil er nicht da war, als es mir direkt nach der Geburt sehr schlecht ging (er hat auf unsere beiden Großen aufgepasst und zu dem Zeitpunkt hat außer mir noch keiner vermutet, dass der Schnitt nicht richtig vernäht wurde. - Ist aber eine lange und andere Geschichte. ). Ich mache derzeit eine Traumatherapie (EMDR), um diese schrecklichen Ereignisse zu verarbeiten. Das hilft mir sehr. Auch kommt mein Mann manchmal mit zu den Gesprächsterminen. Das macht es mir leichter, mit ihm über meine Gefühle zu sprechen.
Würde mich sehr über einen Austausch mit dir freuen, da ich glaube, dass wir uns in einer sehr ähnlichen Situation befinden.

Mit ganz, ganz lieben Grüßen
mama4
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