Ich mache mir das Leben schwer - Ansprüche an sich selbst

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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anja-ff

Ich mache mir das Leben schwer - Ansprüche an sich selbst

Beitrag von anja-ff »

Hallo,

kennt ihr das auch, dass Eure Ansprüche an Euch selbst viel zu hoch sind? Aber Ihr nicht so richtig wisst, wie Ihr sie herunterfahrt?

Morgens liege ich im Bett und denke, hoffentlich kommen keine negativen Gedanken bzw. Gefühle. Natürlich kommen sie sofort. Ist ja klar. Denk nicht an eine lila Kuh. Und sofort ist die Kuh vor dem inneren Auge. Also sage ich mir, es ist ganz normal negative Gedanken zu haben. Alles gut. Und so geht es den Morgen über weiter. Was ist wenn der Morgen anstrengend wird? Dieser Kampf zwischen meinem Wollen und Ist- Zustand, ANSTRENGEND. Das kostet mich viel Energie. Meine Psychotherapeutin sagt, entspannen ist wichtig. Also entspanne ich und nehme krampfhaft alles hin, und versuche den Morgen entspannt zu überstehen.

Merkt Ihr? Ich versuche wieder krampfhaft entspannt zu sein. Auf dem Weg zur Arbeit fühle ich mich wie durchgewrungen. Ich weiß, ich soll es annehmen (negative Gedanken, Gefühle, das der Morgen auch angestrengt ist, dass ich nicht nur entspannt sein kann), aber ehrlich wie mache ich das. Sobald mir jemand sagt, Entspannung ist das Zauberwort, wird es wieder zu einer Leistung. Ich MUSS entspannen, dass es mir gut geht. Ich habe einfach das Gefühl, ich mache es nicht richtig. Ich kann nicht loslassen. Ich WILL, dass es leichter wird mit meinen Gefühlen. Und das ist auch schon wieder nicht richtig: Ich WILL. Ich habe Angst, dass ich oben auf der Spirale stehe, und alles wieder von vorne anfängt. (Panikattacken, Angstzustände, Zwangsgedanken mit Depression.) Dabei schaffe ich den Tag recht gut. Meine Gedanken (Angst) gehen echt schnell mit mir durch. Wenn mein Mann sagt, das ist alles normal und akzeptiere es einfach, hört es sich so leicht an. Aber irgendwie habe ich meine Probleme damit.

Mit meinen 20 Tropfen Cipralex (nach Umstellung im Juli 2013) kam ich sehr gut zurecht. Den Krampf mit meinen morgenlichen Gedanken und Ansprüchen (alles friedlich, alles entspannt, bloß keine negativen Gedanken und Gefühle habe ich erst seit ein paar Tagen) Meine Psychologin will mich unbedingt auf Cipralex Tabletten umstellen, wegen der größeren Verpackung, die sie dann verschreiben kann. Es ist jedesmal eine Diskussion mit ihr, weil ich das nicht will. Ich bin jetzt an die Tropfen gewöhnt. Es geht mir gut damit. Tabletten haben wieder andere Zusatzstoffe. Ich will keine neue Umstellung, wenn es nicht sein muss. Das versteht sie nicht.

Das alles mal von der Seele zu schreiben, tut gut.

Seid lieb gegrüßt
Anja
lotte

Beitrag von lotte »

Hey Du,

das kenne ich noch von früher. Auch, dass das alles so kopfgesteuert ist, wie Du es schilderst. Bei mir war es die Angst vor Krankheiten. "Jetzt bloss kein Ziepen, Stechen, Drücken bemerken, dann geht die Spirale in Richtung todernster Verlauf wieder los", "Was, wenn das am WE passiert usw". Endlos.

Natürlich zieht und sticht es heute auch noch manchmal. Aber meine Bewertung darüber ist weg. Sicher ist Entspannung wichtig, aber wie Du schon schreibst, sie stellt sich nicht auf Kommando ein. Was machst Du denn da so? ;) Yoga, Meditation, Gedankenstopp?

Das blöde ist: das, was Du denkst, fühlst Du auch. Und umgekehrt genauso. Weil Geist und Körper ja miteinander verbunden sind. Solange Du das also alles vom Kopf her angehst, und damit diese Gedankenspirale nicht unterbrechen kannst, wirst Du dann auch in leichte Panik verfallen, auch wieder körperlich reagieren.

Fang doch mal an, an Deiner Bewertung zu arbeiten. Die Gedanken gehen los, und Du versuchst Dich, neben Dich zu stellen, zu beobachten, was Du da eigentlich wieder für einen Quark denkst ;) Mir hat das immer sehr geholfen.

Es nützt Dir natürlich nix, wenn andere sagen, alles easy. DU musst das denken und spüren. Wie Du da hinkommst? Weiter Therapie (wie lange machst Du denn schon?), Übungen für zu Hause, auch mal 5 gerade sein lassen. Das braucht Zeit, sicher, aber es geht.

War denn irgendwas anders die letzten Tage, dass Du wieder vermehrt mit Angst reagierst?

Zu den Tropfen kann ich nix sagen. Aber wenn Du merkst, sie tun Dir gut, versteht das Deine Doc doch sicher auch, oder?

LG
Lotte
anja-ff

Beitrag von anja-ff »

Hallo lotte,

ich merke auch, dass ich im Moment wieder sehr kopfgesteuert bin. Ich war schon mal viel weiter und entspannter.

Tja, die letzte Zeit war recht stressig. Auf Arbeit, im Privaten. Mein Kind ist seit vier Wochen Schulkind. Alles ist neu und aufregend. Ein Termin wechselt den nächsten ab. (Termin beim Kind, beim Mann, bei mir) Zur Schule bringe ich es, ich hole es auch ab. Ich bringe es zu den Freizeitaktivitäten.

Bei der Mammografie wurde etwas gesehen, das muss nochmal abgecheckt werden. Versuche diesen Sachverhalt aber zu verdrängen. Irgendwie komme ich im Moment nicht wirklich zur Ruhe.

Ich versuche wirklich Momente der Ruhe rein zu bringen. Wenn mein Kind beim Sport ist, setze ich mich in den nahegelegenen Park. Versuche auf Arbeit ruhig zu machen. Lese momentan den Ratgeber: "Leben Sie statt zu funktionieren". Gehe schwimmen oder mit den Nachbarfrauen walken.

Mit meiner Bewertung der Dinge hast Du Recht. Wenn ich Situationen mit meinem Mann bespreche und er mir sagt, wie er sie sieht, merke ich, dass ich sehr negativ eingestellt bin und auch sehr hart zu mir selbst bin. Wie gesagt, ich war schon mal liebevoller mit mir und lockerer.

Ich möchte gern wieder dorthin zurück.

Lg
Anja
anja-ff

Beitrag von anja-ff »

Hallo lotte,

ach so, Verhaltenstherapie mache ich seit 2007. Es gibt Phasen, da klappt alles recht gut. Ich versuche wirklich die Dinge auch mal locker zu lassen, nicht alles so perfekt zu machen.

Aber manchmal will ich alles zu sehr. Dann will ich es mit der Brechstange. Fit sein, locker sein, entspannt sein, alles richtig machen, was die Therapeutin gesagt hat. So das es eigentlich schon wieder in die falsche Richtung geht. Verstehst Du?

Heute beim Schwimmen sollte mein Spross eigentlich ordentlich Schwimmen üben, also die Bewegungen ordentlich machen, was hat es gemacht - Quatsch. Ich war also genervt. Glücklicherweise war der Schwimmlehrer da und ich habe ihn gefragt, ob er nicht mal eine halbe Stunde Zeit hat. Er hatte!
Ich habe mich gefreut, so wurde doch ordentlich geübt und ich hatte Zeit und die Möglichkeit selbst ein paar Runden zu schwimmen. Ich habe mich sehr gefreut. Nach einer Weile schlich sich ein beklemmendes Gefühl ein. Ich habe mein Kind an den Trainer abgeschoben. Was bin ich doch für eine schlechte Mutter! Das stimmt nicht! Aber dieser Zwiespalt reichte aus, dass ich mich nicht mehr wohlfühlte.
Als ich es meinen Mann am Nachmittag erzählte, sagte er: Sehe es doch mal anders. Ich habe zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen. Zeit für mich, Üben für mein Kind. Danach sind wir ja noch auf der tollen Wasserrutsche gerutscht und haben Spass gehabt. Also alles im grünen Bereich.

Derzeit lass ich mich durch meine Gedanken so leicht verunsichern, obwohl ich im Moment der Entscheidung doch recht sicher bin.
Das strengt an. Ich versuche auch, die negativen Gedanken zu stoppen. Aber meine Therapeutin sagt, ich solle sie kommen lassen. Sie wollen gedacht werden, aber ich soll, so wie Du es auch schreibst, von außen draufschauen. Das ist nicht so einfach in dieser Situation, da ich so in den Gefühlen verstrickt bin.

Lg
Anja
lotte

Beitrag von lotte »

Hey Anja,

tja, da ist "es" fast logisch, dass Du vermehrt grübelst. Ich kann mich noch gut dran erinnern, mich schwerer getan zu haben, wenn neue Situationen aufgetaucht sind. Die Tatsache, dass Du jetzt ein Schulkind hast, ist auch nicht ohne. Und für viele "gesunde" Mütter ist das auch ein Rieseneinschnitt, für sie selbst. Das wird sich sicher alles einpendeln. Und wenn Du das Ergebnis von der Mammografie hast, tritt auch dort Entspannung ein, ganz sicher.

Bei der Schwimmbadgeschichte ist mir eingefallen, dass Du nicht nach Deinen eigenen Bedürfnissen (und denen deines Kindes) schaust, sondern eher so ein Idealbild im Kopf hast. Bloss nix falsch machen, alle Erwartungen der anderen erfüllen. Die des Schwimmlehrers, Deiner Thera usw. Das klappt aber nicht ;) Und soll so auch gar nicht sein, weil Du Dich dann gar nicht erlebst, wie DU bist. Und je mehr Du den falschen Vorstellungen hinterher hechtest, desto ängstlicher, negativer wirst Du. Weil es nicht klappt.

Hast Du vielleicht als Kind viel für die Anerkennung Deiner Eltern tun müssen?

LG
Lotte
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Anja,

dein vermehrtes Grübeln hat bestimmt auch mit den Mehrbelastungen in deinem Alltag zu tun. Das war bei mir auch immer so und ist auch heute noch ein bissl, wenn nicht alles glatt läuft. Ich weiß noch, als ich vor 2 Jahren zur Mammographie mußte, weil ich was gemerkt hatte: Ich war die 4 Tage bis zu diesem Termin zu nichts zu gebrauchen, lag nur weinend und grübelnd rum. :idea: Da schlägst du dich vergleichsweise ganz hervorragend!

Je mehr UNKONTROLLIERBARE DINGE (Schule, Schwimmen, Mammographie) kommen, um so eher versuchen wir Zwänlger dieses umzukehren: wir versuchen wieder die KONTROLLE zu bekommen. Und wie macht das eine Zwänlgerin? Durch Grübeln, durch "starre" Vorstellungen und Verhaltensweisen (Beispiel: deine Tochter soll schwimmen üben - kenn ich von mir suuuuper gut wenn mein Sohnemann dann nur Quatsch macht und ich innerlich zu unbeweglichem Starrsinn erstarre :wink: ) und am Ende der Kette die Angstgedanken, die "negativen" Gedanken, die wir im Geiste durchspielen um auf alle Eventualitäten vorbereitet zu sein.

Versuch dir das mal vor Augen zu halten. Du durchlebst neue Situationen und reagierst darauf. Von daher ist das nicht mal ungewöhlich - sondern sehr, sehr menschlich. Aber da wir Zwänglerinnen sind, fällt uns das natürlich auch als sehr "negativ" auf und gestehen uns das nicht wirklich zu. Das ist für uns ganz schwer. Probier es trotzdem: Wenn dein Morgen blöd anfängt dann sag: Ja, heute ist ein sch..... Morgen, alles geht mich an, ich hab Bauchgrummeln, Angst.... alles megasch.....! Lass dieses Gefühl zu. Wenn du genervt von deiner Süßen bist - lass es zu, es ist normal. Es kommt nicht in erster Linie drauf an, die Siuation ansich anzunehmen, sondern sein EIGENES GEFÜHL dabei. Viele Mütter hätten wegen dem Schwimmen gesagt: Egal, dann halt nicht. Das hast du zuerst mal im Kopf und denkst: Warum kann ich nicht so gelassen sein?. Aber der Weg dahin beginnt beim aktiven Wahrnehmen und "Eintauchen" in die EIGENEN GEFÜHLE - egal was die Situation vermeintlich "verlangen" würde.

Jeder Mensch hat seine ganz eigene Realität und reagiert deshalb auch anders. Tauch in deine "negativen" Gefühle ein, fühl sie, lass sie da sein, auch wenn sonst niemand um dich rum, das nachvollziehen könnte. Es ist DEINE WAHRNEHMUNG einer Situation und dementsprechend folgt deine ganz eigene Reaktion darauf. Leg dein Augenmerk auf das "auskosten" der vermeintlich "negativen" Gefühle und Gedanken, ohne die Situation primär zu bewerten.

Hat dir das jetzt geholfen? Ich hoffe, ich konnte verständlich schreiben, was ich bei deinem Beitrag als Antwort gefühlt habe.

P.S.: Entspannen in schwierigen Momenten geht meist nicht. Baue Entspannungsübungen aktiv in guten Phasen ein und übe sie da. Dann fallen dir künftig neue Herausforderungen leichter.

P.P.S: Was kam bei der Mammographie raus?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
trinity11

Beitrag von trinity11 »

Liebe Anja,

ich denke gerade, du würdest mich beschreiben.

Meine Tochter geht seit 2,5 Wochen in den Kindergarten - eine Veränderung und schupps sind die Gedanken und Ängste wieder vermehrt da.
Das mit dem Schwimmbadbesuch hätte ich sein können.

Leider kann ich dir hier nicht viel helfen, ich bin auch noch in der Findungsphase was ich gegen dieses ständige Gedankenkreisen tun soll.

Leider ist ja meine Therapie (25 Std) zu Ende. Hab jetzt meine andere Therapeutin kontaktiert, bei der ich am Anfang mal war. Muss ich leider selbst zahlen, weil sie keine Kassenzulassung hat.
Aber was solls, ich vertraue ihr und baue auf ihre Hilfe.

Fühl dich einfach mal gedrückt.
Liebe Grüße
anja-ff

Beitrag von anja-ff »

Hallo Ihr Lieben,

tja der Termin in der Klinik hat eher was Gutes gebracht. Die Oberärztin hat noch einmal die Brust abgetastet, hat aber nichts gespürt. Bei der geringen Größe ist das aber auch nicht verwunderlich, meinte sie.

Sie hat dann noch einmal Sonografie gemacht, wo sie auch nichts gesehen hat. Am Donnerstag habe ich jetzt einen Termin fürs MRT.

Eigentlich doch ganz gut, dass bei der Sono nichts raus kam. Das ist schon mal ein gutes Zeichen.

Ich versuche im Moment die negativen Gedanken und Gefühle hinzunehmen, wenn sie kommen und mir zu sagen, dass sie normal sind. Dann kommt immer der kleine Zwerg und fragt, ob sie wirklich normal sind und ob ich normal bin. Ich bewerte derzeit stark meine eigenen Gefühle und Gedanken.

Ich versuche sehr, Euren Rat anzunehmen und auch umzusetzen. Es ist anstrengend, aber es klappt meistens. Aber der kleine Zwerg stänkert dennoch oft.

Ich lass mich nicht unterkriegen.

Lg
Anja
anja-ff

Beitrag von anja-ff »

Noch einmal Hallo,

liebe Marika, dieses Eintauchen in negative Gefühle und Gedanken ist echt schwer. Sofort kommt Angst: ist es normal, bin ich noch normal? und dann kommt das schlechte Gewissen, z. B. mein Kind will doch nur spielen. Es hat doch gar nichts gemacht. Es ist doch eigentlich lieb. Wieso reagiere ich jetzt so heftig?

Aber noch einmal zum Schwimmen zurückzukommen. Wenn wir die Kinder machen lassen, was sie wollen, z. B. Spielen, Tauchen, Quatsch machen etc. und nicht Schwimmen üben, so lernen sie es doch nie. Außerdem kann es doch nicht richtig sein, ihnen ständig nachzugeben oder? Muss man da nicht auch mal "hart" sein? Klar für mich wäre es besser gewesen, locker zu lassen und einfach zu sagen: Egal, dann eben das nächste Mal. Was aber, wenn es dann auch nicht will?

Lg
Anja
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hey Anja,

ne - ständig nachgeben und die Kidds alles machen lassen, hatte ich auch nicht gemeint! :wink: Das wäre wohl wirklich für niemanden gut - nicht für Eltern und schon gar nicht für die Kinder.

Was ich meinte: Nicht alles ist immer in dem Moment "lebensnotwenig", wenn wir Eltern es uns "für unsere Kinder" in den Kopf gesetzt haben. Das erzeugt nur unnötigen Druck auf beiden Seiten. Und Druck tut wiederrum beiden nicht gut: Weder Eltern noch Kindern!

Ich wollte damit eigentlich sagen, dass man wenn mal etwas eben nicht so läuft wie wir das gerne hätten mit den Kidds, man das ruhig auch mal "laufen lassen" kann ohne es zu erzwingen. Gerade beim Schwimmen: Es sollte doch auch Spaß machen und nicht zu einer langweiligen Pflichtübung werden, oder? Und dann gibts wieder Situationen wo wir sicher hart bleiben müssen - keine Frage.

Ich war früher sehr leistungsorientiert, wich kaum von der Route ab, die ich "geplant" hatte. Mit Kind und PPD dann mußte ich lernen, dass genau DAS mit ein Grund meiner Erkrankung ist. Das Leben soll Spaß machen, das Schwimmen, die Schule, das Klavier spielen, das Flöte lernen... ich meine das die Freude an all diesen Dingen mehr bringt, als das beinharte und unbeugsame "du mußt das aber jetzt können". Und das gilt genau so für mich - auch ich muss doch mit mir selber nicht so streng sein! Für mich ist das ein wichtiger Baustein meiner Lebensqualität. Und so wie mein Sohn heute ist zeigt mir klar: Ich (und natürlich auch mein Mann :wink: ) habe ganz viel richtig gemacht!

Werde mich dann auch noch heute per e-mail bei dir melden!
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
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lotte

Beitrag von lotte »

Hey Anja,

ja, Du machst Dir das Leben schwer. Wie alt ist denn Dein Kind? Wer sagt, dass es dann und dann schwimmen können muss? Hast Du das jetzt so entschieden? Ich meine, klar, irgendwann sollten sie es schon lernen, aber jedes Kind hat doch sein eigenes Tempo. Das gilt nicht nur fürs Schwimmen. Spätestens, wenn die Kiddies in eine weiterführende Schule kommen (also in die 5. Klasse) wird danach gefragt,, ob sie ein Seepferdchen haben. In der Grundschule gibt es sogar noch mal extra Schwimmunterricht.

Ich finde nicht, dass man in dieser Situation (oder auch, wenn sie, wie Marika schreibt, etwas neues lernen), Druck machen sollte. Den kriegen sie später noch ganz automatisch.

Und ich fände die Vorstellung schrecklich, dass mein Kind irgendwann "Angst" vorm Wasser, vor dem Klavierunterricht etc hat, weil es den Druck spürt, den ICH als Mutter mache.

LG
Lotte
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Marika
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Beitrag von Marika »

P.S: Mein Sohn hat jetzt erst 1 Jahr nach dem Schwimmunterricht gelernt richtig alleine sich über Wasser zu halten. Er spielt auch am liebsten im Wasser - üben??? Geht ja gar nicht.... :wink: Jetzt mit 8 hat er aber schon gemerkt: Ich bin der einzige der noch nicht richtig schwimmen kann - geht ebenfalls gar nicht! :wink: Und schwupps - er kann schwimmen!!!!

Deine Süße ist doch erst 6 - versuch etwas Druck raus zu nehmen - glaub mir SIE WIRD schwimmen lernen, aber wohl in IHREM Tempo! :wink:
Liebe Grüße von
Marika

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schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
anja-ff

Beitrag von anja-ff »

Hallo,

so habe ich das noch nicht gesehen. Mein Mann und ich haben beschlossen, dass unsere Tochter schwimmen können soll, wenn sie eingeschult wird. Zu dem Zeitpunkt konnte sie sich auch bereits über Wasser halten.

Dann hat meine Freundin erzählt, dass sie ihre Tochter (ein halbes Jahr jünger als meine) bereits 2 x in der Woche zum Schwimmverein bringt und das sie es schon sooo guuut kann. Da wurde eben mein Ehrgeiz geweckt. (Zu diesem Schwimmverein bringen viele Eltern, die ich kenne, Ihre Kinder ab 5 bzw. 6 Jahren). Da ist richtig Leistung gefordert.

Außerdem erzählte sie mir noch, was ihr Großer (3. Klasse) bereits alles im Schwimmunterricht können muss, um gute Noten zu erhalten. Da habe ich eben gedacht, meine Tochter muss jetzt schon stärker üben, damit sie es später leichter hat. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, dass es eigentlich eher zu zeitig ist.

Nachher habe ich meine MRT. Ich bin schon den ganzen Vormittag nicht zu gebrauchen. Habe ein paar Tage freigenommen, und den Vormittag im Bett verbracht mit Zudecke bis zum Kinn. Habe ziemliches Muffensausen. Mein Mann sagt, es ist doch alles offen. Da wird schon nichts sein. Man sieht mal wieder, dass jemand und noch ein Mann, der nicht in der Situation drin steckt, das nicht wirklich nachvollziehen kann.

Bis bald,
Anja
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Anja,

ich drück dir ganz fest die Daumen für heute! Wenn du magst - ich bin heute gut zu erreichen!

Wegen dem Leistungsdruck auf die Kinder: Ich kenne solche Eltern natürlich auch, hab mich früher auch eher anstecken lassen - heute aber NICHT MEHR!!!! Druck bricht Menschen (kleine und große, ich glaube das kennen wir alle) - wollen wir das für unsere Kinder? Ich glaube nicht!

Ich habe dazu einen tollen Artikel vor kurzem gelesen in der Familie &CO, wo der Psychologie Roman Braun folgendes sagt:

"Die unangenehme Erkenntniss zu erste: Kinder lernen weder für sich selber, noch fürs Leben - sie lernen für die Eltern. Es wirkt sich eben negativ auf Image eines Diplomingeneurs aus, wenn der Sohn die Volksschule wiederholen muss. Dem Kind wäre das egal, doch für die Eltern ist Versagen ihrer Sprösslinge oft peinlich, weil sie das Gefühl haben, sich rechtfertigen zu müssen. Dass Kinder "für sich selbst lernen" ist (leider) ein Märchen. ..."
(Quelle: Familie & Co Ausgabe 10/2013)

Ich finde, dieser Artikel spiegelt haargenau, wie wir uns als Eltern oft fühlen. Wir vergessen dabei, wie die KINDER sich fühlen. Jedenfalls mache ist das Rennen um "das beste Kind des Universums" nicht mehr mit! :wink:
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
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anja-ff

Beitrag von anja-ff »

Hallo Marika,

ich habe Dir ja schon geschrieben, dass die Ergebnisse vom MRT noch ein paar Tage auf sich warten lassen.

Ich frage mich, wenn wir den Kindern jeden Druck ersparen, sind sie dann nicht für das Leben unvorbereitet? Wenn sie nicht schon als Kinder lernen mit Druck umzugehen, brechen sie dann nicht als Erwachsene schneller zusammen? Oder, vermeiden sie dann nicht den kleinsten Druck und gehen lieber den Weg des geringsten Widerstandes?

Lg
Anja
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