Ich schreib einfach mal ...
Verfasst: 15:09:2013 21:19
Hallo alle zusammen,
ich bin neu hier und möchte mir gerne bei euch einmal alles von der Seele schreiben.
Ich bin Mutter zweier Kinder (5 und 1,5) und seit einem halben Jahr wieder in meinem Vollzeitjob tätig und verheiratet.
Beide Kinder sind Wunschkinder. Das zweite Kind hat jedoch lange auf sich warten lassen, 12 Monate haben wir gebraucht mit etlichen Arztbesuchen weil kein Eisprung vorhanden und Spermien nicht in Ordnung. Jeden Monat auf´s Neue Enttäuschung. Als ich dann im 12. Monat den positiven Test in der Hand hielt, kam keine Freude. Klar, endlich hats geklappt, aber im Gegensatz zur ersten Schwangerschaft fühlte sich das irgendwie anders an.
Es ging die Schwangerschaft so weiter. Ich empfand das Baby als Belastung, hatte starke Bauchschmerzen, Rippenschmerzen, bekam recht früh das Beschäftigungsverbot. Ich war viel krank, dazu mein Asthma (was mich sonst nicht so beeinträchtigt), Erkältung, Magen Darm. In den letzten zwei Monaten hatte ich auf dem Bauch einen so heftigen Ausschlag, dass ich mir meinen Bauch blutig gekratzt habe und niemand wusste, woher es kam. Konnte nicht schlafen, habe viel geweint. Dann lag die Kleine in BEL, es hieß Kaiserschnitt. Das wollte ich nicht, ließ mich im anderen Krankenhaus wegen spontaner Entbindung beraten.
10 Tage vor dem errechneten Termin platzte die Fruchtblase. Eine Stunde Fahrt zum Krankenhaus. Die Hebamme war fürchterlich, begrüßte mich mit Vorwürfen warum ich den Krankenhausflur laufe statt liegend transportiert zu werden.
Die Wehen waren schrecklich, ganz anders als bei der ersten spontanen Geburt. Nach 6 Stunden wurde es abgebrochen. Ich wurde noch im Kreißsaal unter Vollnarkose gesetzt.
Drei Stunden später wachte ich auf. Noch bevor ich die Augen öffnen konnte klagte ich über starke Schmerzen. Die Schnittstelle tat mir unheimlich weh. Dann sah ich mein Baby. Fertig eingepackt wurde es in meinen Arm gelegt. Und ich spürte nichts. Es war einfach nur ein Baby, mehr nicht.
Nach drei Tagen konnte ich das erste Mal meine Kleine wickeln. Ich sah zum ersten Mal die kleinen Füße. Da wurde mir bewusst, was ich verpasst habe. Den ersten Schrei, das Haut-an-Haut-Liegen, einfach der dirkete Kontakt unmittelbar nach der Geburt. Erst jetzt, nach 3 Tagen, sah ich die Füße. Ich habe geweint. Ich habe viel gweint. Auch am nächsten Tag zur Visite. Ja, es sind die Heultage, das Baby Blues. Das geht vorbei. Mein Baby war total pflegeleicht. Weinte nur bei Hunger oder voller Windel, sonst war sie super zufrieden. Trotzdem fehlte da was.
Zuhause besuchte mich täglich die Hebamme. Mittels Reborning sollte etwas aufgeholt werden. Der Moment war super. Doch es ging mir weiterhin schlecht. Die Baby Blues Zeit ging vorbei. Dann dachte ich, naja, ich bin traurig wegen des Kaiserschnitts, aber das geht vorbei.
Ich blieb traurig. Ich empfand keine Mutterliebe.
Es vergingen Wochen. Monate. Nichts veränderte sich. Im Gegenteil. Meine Tochter war eine Last, ich empfand sie als störend. Klar habe ich sie gewickelt, gebadet, gefüttert. Aber mit ihr spielen? Kuscheln? Nein, das Bedürfnis hatte ich nicht. Und ich machte mir Vorwürfe. Es war ein Kreislauf, eine Negativspirale.
Aber an wen wendet man sich? Man kann doch nicht zugeben, dass man sein Kind nicht liebt. Wie steh ich denn da? Es versteht mich doch eh keiner. Auch meinem Mann habe ich mich nicht anvertraut. Ich habe heimlich geweint. Im Bad, im Bett, unter der Dusche ... Doch die Heultage wurden immer mehr. Irgendwann konnte ich es nicht mehr verbergen. Aber auf die Frage, was los sei, sagte ich nur "Ich weiß es nicht".
Nach außen hin merkte es niemand. Ich habe schon immer eine Fassade aufgebaut, die manchmal nützlich ist, aber irgendwie auch anstrengend und teilweise nervig. Ich wirke wie eine lässige, fröhliche, ausgeglichene Mutter. Doch das bin ich nicht.
Irgendwann wurden meine Tage so schlimm, dass ich auch das Interesse am Haushalt verlor. Wäsche waschen, aufräumen ... All das ließ ich liegen. Besuch spontan empfangen wäre eine Katastrphe gewesen. Es sah aus wie ein Schlachtfeld und ich hasste mich dafür. Aber wenn ich versuchte, jemanden einzuweihen hieß es nur "Du musst dich eben zusammen reißen, von nichts kommt nichts." Ich fühlte mich missverstanden, niemand verstand mich und wieder bestätigte es, dass es nichts bringt, mit jemandem zu sprechen.
Meinem Kind gegenüber empfand ich Hass. Ich mag es kaum schreiben, es ist fürchterlich, es als Mutter zu sagen. Aber leider ist es so. Ich wünschte, sie wäre nicht da. Wobei ich mir nicht wünsche, dass sie sterben soll, aber ich bereuhe, dass ich ein zweites Kind bekommen habe. Ich kümmerte mich kaum noch um sie, ließ sie schreien. Machte das Zimmer zu und flüchtete in den Garten. Dort hörte ich sie nicht.
Ich setzte mich einfach hin und tat nichts. Die Kleine zog sich an meinem Bein hoch, sie war lästig. Ich fing an zu weinen, sie auch. Klar, sie möchte mit mir spielen, aber ich nicht. Wenn sie mich anlacht, fühlte ich nichts. Ich versuchte zurück zu lächeln, es gelang mir aber nicht immer.
Ich beantragte eine Mutter Kind Kur, da ich die Symptome eines Burn Outs hatte. Schon einen Monat später war ich dort. Ich habe den Kontakt zur Psychologin gesucht und fühlte mich endlich verstanden. Sie bewegte etwas in mir, ich war ein völlig anderer Mensch. Dementsprechend ging ich anders bzw. gelassener mit meiner Tochter um, was man ihrem Verhalten deutlich bemerken konnte.
Doch kaum zuhause angekommen ging es mir wieder schlecht. Ich weinte noch im Auto, musste erst einmal 2 Std. spazieren gehen. Ich fühlte mich verloren, einsam, ich bin ein Nichts.
Es wurde und wurde nicht besser. Dann vertraute ich mich einem Bekannten an, der ebenfalls unter Depressionen litt, wenn auch mit anderem Hintrergrund. Durch ihn kam ich an einen Psychologen. Ich bekam Antidepressiva. Dadurch habe ich immerhin dieses Burn Out Syndrom nicht mehr, heißt, dass ich zumindest das Nötigste hier mache. Trotzdem aber empfinde ich nichts gegenüber meiner Tochter, bin jeden Tag depressiv gestimmt, weine fast täglich, sehe keinen Sinn im Leben, fühle mich allein, bin unzufrieden mit mir, mit meinem verhalten, mit meinem Körper. Einfach alles.
Ich habe das Gefühl, der Psychologe hilft mir nicht in den Gesprächen, weil er im Gegensatz zur Psychologin von der Kur irgendwie ... ja, nichts erreicht. Er redet so fad, so normal. Da kann ich auch mit meinem Mann oder meiner Mutter sprechen. Es bringt nichts, weil ich mich nicht verstanden fühle und er nicht den "Anstoß" schafft, den ich brauche.
Dann habe ich mein Kind für eine Woche abgeben können. Ich dachte, mir würde es besser gehen, weil die größte Last, das kleine Kind, nicht da ist. Doch es war nicht so. Ich fühlte mich trotzdem traurig, missgestimmt, nutzlos.
Ich habe zwar keine Suizidgedanken, aber trotzdem denke ich oft, dass es besser wäre, wenn ich nicht da wäre. Ich bin eine Last für alle, vor allem aber für meine Kinder und meinen Mann.
Schlafstörungen habe ich nicht.
Zudem habe ich permanente Unlust auf Sex. Vom Kopf her sehne ich mich nach Nähe zu meinem Mann, aber rein körperlich empfinde ich nur Ablehnung.
Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. Einerseits fühle ich mich so hilflos und denke permanent, niemand kann mir helfen, ich werde nie wieder hier raus kommen, mir wirds nie besser gehen und die Kinder leiden unter mir. Anderseits möchte ich gerne, dass ich da raus komme.
Puh, das ist jetzt aber viel geworden. Aber es tut gut, als das schreiben zu können, wo man sonst Angst hat, darüber zu erzählen.
ich bin neu hier und möchte mir gerne bei euch einmal alles von der Seele schreiben.
Ich bin Mutter zweier Kinder (5 und 1,5) und seit einem halben Jahr wieder in meinem Vollzeitjob tätig und verheiratet.
Beide Kinder sind Wunschkinder. Das zweite Kind hat jedoch lange auf sich warten lassen, 12 Monate haben wir gebraucht mit etlichen Arztbesuchen weil kein Eisprung vorhanden und Spermien nicht in Ordnung. Jeden Monat auf´s Neue Enttäuschung. Als ich dann im 12. Monat den positiven Test in der Hand hielt, kam keine Freude. Klar, endlich hats geklappt, aber im Gegensatz zur ersten Schwangerschaft fühlte sich das irgendwie anders an.
Es ging die Schwangerschaft so weiter. Ich empfand das Baby als Belastung, hatte starke Bauchschmerzen, Rippenschmerzen, bekam recht früh das Beschäftigungsverbot. Ich war viel krank, dazu mein Asthma (was mich sonst nicht so beeinträchtigt), Erkältung, Magen Darm. In den letzten zwei Monaten hatte ich auf dem Bauch einen so heftigen Ausschlag, dass ich mir meinen Bauch blutig gekratzt habe und niemand wusste, woher es kam. Konnte nicht schlafen, habe viel geweint. Dann lag die Kleine in BEL, es hieß Kaiserschnitt. Das wollte ich nicht, ließ mich im anderen Krankenhaus wegen spontaner Entbindung beraten.
10 Tage vor dem errechneten Termin platzte die Fruchtblase. Eine Stunde Fahrt zum Krankenhaus. Die Hebamme war fürchterlich, begrüßte mich mit Vorwürfen warum ich den Krankenhausflur laufe statt liegend transportiert zu werden.
Die Wehen waren schrecklich, ganz anders als bei der ersten spontanen Geburt. Nach 6 Stunden wurde es abgebrochen. Ich wurde noch im Kreißsaal unter Vollnarkose gesetzt.
Drei Stunden später wachte ich auf. Noch bevor ich die Augen öffnen konnte klagte ich über starke Schmerzen. Die Schnittstelle tat mir unheimlich weh. Dann sah ich mein Baby. Fertig eingepackt wurde es in meinen Arm gelegt. Und ich spürte nichts. Es war einfach nur ein Baby, mehr nicht.
Nach drei Tagen konnte ich das erste Mal meine Kleine wickeln. Ich sah zum ersten Mal die kleinen Füße. Da wurde mir bewusst, was ich verpasst habe. Den ersten Schrei, das Haut-an-Haut-Liegen, einfach der dirkete Kontakt unmittelbar nach der Geburt. Erst jetzt, nach 3 Tagen, sah ich die Füße. Ich habe geweint. Ich habe viel gweint. Auch am nächsten Tag zur Visite. Ja, es sind die Heultage, das Baby Blues. Das geht vorbei. Mein Baby war total pflegeleicht. Weinte nur bei Hunger oder voller Windel, sonst war sie super zufrieden. Trotzdem fehlte da was.
Zuhause besuchte mich täglich die Hebamme. Mittels Reborning sollte etwas aufgeholt werden. Der Moment war super. Doch es ging mir weiterhin schlecht. Die Baby Blues Zeit ging vorbei. Dann dachte ich, naja, ich bin traurig wegen des Kaiserschnitts, aber das geht vorbei.
Ich blieb traurig. Ich empfand keine Mutterliebe.
Es vergingen Wochen. Monate. Nichts veränderte sich. Im Gegenteil. Meine Tochter war eine Last, ich empfand sie als störend. Klar habe ich sie gewickelt, gebadet, gefüttert. Aber mit ihr spielen? Kuscheln? Nein, das Bedürfnis hatte ich nicht. Und ich machte mir Vorwürfe. Es war ein Kreislauf, eine Negativspirale.
Aber an wen wendet man sich? Man kann doch nicht zugeben, dass man sein Kind nicht liebt. Wie steh ich denn da? Es versteht mich doch eh keiner. Auch meinem Mann habe ich mich nicht anvertraut. Ich habe heimlich geweint. Im Bad, im Bett, unter der Dusche ... Doch die Heultage wurden immer mehr. Irgendwann konnte ich es nicht mehr verbergen. Aber auf die Frage, was los sei, sagte ich nur "Ich weiß es nicht".
Nach außen hin merkte es niemand. Ich habe schon immer eine Fassade aufgebaut, die manchmal nützlich ist, aber irgendwie auch anstrengend und teilweise nervig. Ich wirke wie eine lässige, fröhliche, ausgeglichene Mutter. Doch das bin ich nicht.
Irgendwann wurden meine Tage so schlimm, dass ich auch das Interesse am Haushalt verlor. Wäsche waschen, aufräumen ... All das ließ ich liegen. Besuch spontan empfangen wäre eine Katastrphe gewesen. Es sah aus wie ein Schlachtfeld und ich hasste mich dafür. Aber wenn ich versuchte, jemanden einzuweihen hieß es nur "Du musst dich eben zusammen reißen, von nichts kommt nichts." Ich fühlte mich missverstanden, niemand verstand mich und wieder bestätigte es, dass es nichts bringt, mit jemandem zu sprechen.
Meinem Kind gegenüber empfand ich Hass. Ich mag es kaum schreiben, es ist fürchterlich, es als Mutter zu sagen. Aber leider ist es so. Ich wünschte, sie wäre nicht da. Wobei ich mir nicht wünsche, dass sie sterben soll, aber ich bereuhe, dass ich ein zweites Kind bekommen habe. Ich kümmerte mich kaum noch um sie, ließ sie schreien. Machte das Zimmer zu und flüchtete in den Garten. Dort hörte ich sie nicht.
Ich setzte mich einfach hin und tat nichts. Die Kleine zog sich an meinem Bein hoch, sie war lästig. Ich fing an zu weinen, sie auch. Klar, sie möchte mit mir spielen, aber ich nicht. Wenn sie mich anlacht, fühlte ich nichts. Ich versuchte zurück zu lächeln, es gelang mir aber nicht immer.
Ich beantragte eine Mutter Kind Kur, da ich die Symptome eines Burn Outs hatte. Schon einen Monat später war ich dort. Ich habe den Kontakt zur Psychologin gesucht und fühlte mich endlich verstanden. Sie bewegte etwas in mir, ich war ein völlig anderer Mensch. Dementsprechend ging ich anders bzw. gelassener mit meiner Tochter um, was man ihrem Verhalten deutlich bemerken konnte.
Doch kaum zuhause angekommen ging es mir wieder schlecht. Ich weinte noch im Auto, musste erst einmal 2 Std. spazieren gehen. Ich fühlte mich verloren, einsam, ich bin ein Nichts.
Es wurde und wurde nicht besser. Dann vertraute ich mich einem Bekannten an, der ebenfalls unter Depressionen litt, wenn auch mit anderem Hintrergrund. Durch ihn kam ich an einen Psychologen. Ich bekam Antidepressiva. Dadurch habe ich immerhin dieses Burn Out Syndrom nicht mehr, heißt, dass ich zumindest das Nötigste hier mache. Trotzdem aber empfinde ich nichts gegenüber meiner Tochter, bin jeden Tag depressiv gestimmt, weine fast täglich, sehe keinen Sinn im Leben, fühle mich allein, bin unzufrieden mit mir, mit meinem verhalten, mit meinem Körper. Einfach alles.
Ich habe das Gefühl, der Psychologe hilft mir nicht in den Gesprächen, weil er im Gegensatz zur Psychologin von der Kur irgendwie ... ja, nichts erreicht. Er redet so fad, so normal. Da kann ich auch mit meinem Mann oder meiner Mutter sprechen. Es bringt nichts, weil ich mich nicht verstanden fühle und er nicht den "Anstoß" schafft, den ich brauche.
Dann habe ich mein Kind für eine Woche abgeben können. Ich dachte, mir würde es besser gehen, weil die größte Last, das kleine Kind, nicht da ist. Doch es war nicht so. Ich fühlte mich trotzdem traurig, missgestimmt, nutzlos.
Ich habe zwar keine Suizidgedanken, aber trotzdem denke ich oft, dass es besser wäre, wenn ich nicht da wäre. Ich bin eine Last für alle, vor allem aber für meine Kinder und meinen Mann.
Schlafstörungen habe ich nicht.
Zudem habe ich permanente Unlust auf Sex. Vom Kopf her sehne ich mich nach Nähe zu meinem Mann, aber rein körperlich empfinde ich nur Ablehnung.
Ich weiß einfach nicht, was ich machen soll. Einerseits fühle ich mich so hilflos und denke permanent, niemand kann mir helfen, ich werde nie wieder hier raus kommen, mir wirds nie besser gehen und die Kinder leiden unter mir. Anderseits möchte ich gerne, dass ich da raus komme.
Puh, das ist jetzt aber viel geworden. Aber es tut gut, als das schreiben zu können, wo man sonst Angst hat, darüber zu erzählen.