Eheprobleme

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Micha

Eheprobleme

Beitrag von Micha »

Hallo ihr,

mir fällt auf, dass viele von euch durch die PPD Eheprobleme haben.

Bei mir ist das auch so. Mein Mann warf mir auch diese typsiche Gefühlskälte vor, war ich doch vor meiner Krankheit ein lustiger, liebvoller Mensch, der immer für alle da war.

Klar ich gebe zu, die Krankheit hat mich geprägt. Ich habe gemerkt, dass die Menschen, denen ich geholfen habe, nicht für mich da waren. Ich bin auch ziemlich hart gworden, ich denke eben auch weil ich viel einstecken musste. Aber die PPD hat mir auch viel Kraft gegeben. Mich haut so schnell nichts mehr um (nach dem Motto: hast du zwei Depris geschafft, schaffst du auch alles andere) und ich habe gelernt auch mal NEIN zu sagen.

Meine erste Depri nach der Geburt, hat uns sehr zusammengeschweisst aber die zweite vor 3 Jahren hat alles kaputt gemacht.

Wir haben uns vor einem 1/2 Jahr getrennt. Wir sehen uns noch oft, schon wegen dem Kleinen und lieben uns irgendwie immer noch, haben aber zur Zeit absolut keine gemeinsame Basis.

Ich weiß nicht ob wir nochmal zusammen kommen, wenn dann muß sich jeder von uns ein Stückchen verändern. Eine Ehetherpie lehnt er ab, kann ihn ja auch nicht dazu zwingen.

Aber 14 Jahre ist schon eine verdammt lange Zeit, die man nicht einfach aus dem Herzen reißen kann.

Würde mich über eure Erfahrungsberichte mit dem Partner freuen.

Liebe Grüße, Micha
Christina

Beitrag von Christina »

Hallo Micha,

das tut mir sehr leid das ihr euch getrennt habt. Ich kann das einfach nicht verstehen das durch eine Krankheit Beziehungen auseinander gehen. Ich werde da so wütend das einen Schreikrampf kriegen könnte. Ich bin im September 15 Jahre mit meinem Mann zusammen (verheiratet sind wir im April 11 Jahre) aber seit 6 Jahren, als unserer erstes Kind geboren wurde ist der Wurm bei uns drin. Er hat sich sehr oft so sch... verhalten das ich sehr oft kurz davor war zu gehen. Aber ich habe es nie getan. Aus verschiedenen Gründen. Ich bin bis heute am kämpfen das wir eine "normale" Familie werden. Ich weiss auch nicht wie lange ich es noch durchhalte aber ich hoffe das es bald anders wird.

Ich bin da ganz deiner Meinung, Micha, wenn man zwei schwere Depressionen durchgestanden hat dann schafft man alles andere auch. Man lernt für sich einzustehen, seine "Eigenarten" und Bedürfnisse zu verteidigen.

Ich drück dir ganz fest die Daumen das ich doch wieder zueinander findet. Vieleicht kann er sich doch noch zu einer Eheberatung entscheiden, aber wenn nicht vieleicht kannst du ja alleine eine Eheberatung machen. Das bringt auch schon mal was. Ich kenne da einige Frauen die alleine zu so einer Beratung gingen weil der Partner nicht wollte und das ziemlich viel gebracht. Ich bin auch schon eine Weile am überlegen ob ich es machen soll.

Alles Gute und Viel Glück
LG
Chris
susi69

Beitrag von susi69 »

Hallo Micha,

ich denke das Problem ist, daß 1. Eure Männer keiun Verständis für Eure Lage haben, weil ja nix mehr von selbst läuft und 2. die Veränderung (Du bist härter geworden, sagst NEIN!) das kennt der Gute nicht von Dir. Das verunsichert ihn. Er hat eine Frau geheiratet die damals so war, wie sie ist und nun hat sie halt mehr die Hosen an.

Das kann man nun den Männern (will nicht alle über einen Kamm scheren) naja, vielleicht, nicht übel nehmen.... :?: Ich weiß es nicht. Komt immer auf die Situation an. Es gibt viele, denen es mal "gut tut" einen Ar...tritt zu bekommen und es gibt andere, die wirklich verunsichert sind.

Meine Meinung :wink:

Liebe Grüße
Susi
Micha

An alle

Beitrag von Micha »

Hallo,

danke für eure Antworten. Es gibt wahrscheinlich mehrere Ursachen.

Aber eigentlich habe ich immer die Hosen angehabt und alles bestimmt und geregelt. Jetzt war halt ich diejenige die sich einmal fallen lassen sollte, aber nicht konnte weil ich nicht gerne die Führung aus der Hand gebe. Ich kümmerte mich um Sachen um die ich mich wegen meiner Krankheit eigentlich nicht mehr kümmern konnte. Wie oft sagte mein Mann: Stop, das übernehm ich, DU BIST KRANK !!! Nur schwer ließ ich mich zu einer Haushaltshilfe überreden.

Vielleicht mache ich es mir auch zu einfach, alles auf die Krankheit zu schieben, vielleicht haben wir unsere Ehe in letzter Zeit auch einfach zu wenig gepflegt.

Liebe Grüße, Micha
InaK

Beitrag von InaK »

Hallo,

also ich denke: wenn es während der PPD zu Eheproblemen kommt, dann stimmte schon vorher etwas nicht. Eine Krankheit - egal ob Depressionen oder sonstwas - kann nicht der Grund dafür sein, eher der Auslöser.

Man merkt erst in der schweren Zeit, wer einem helfen kann und möchte. Ist das gegenseitige Interesse noch groß genug oder lebt jeder mittlerweile sein eigenes Leben und die Familie läuft so nebenbei? Das bekommt man sicher im Alltagstrott langsamer mit, als wenn man wirklich Hilfe braucht.

Vielleicht hat die PPD auch etwas Gutes: man merkt, daß sich etwas ändern muß und das nicht nur bei einem selbst. Mir persönlich würde es besser gehen, wenn ich allein wäre ...

Liebe Grüße, Ina
Anke
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Beitrag von Anke »

Hallo Micha,

auch ich habe mich während meiner PPD verändert; einiges sehe ich genauso wie Du: nach so einer schweren Krankheit kann mich fast nichts mehr umhauen...

Uns wurde von der Klinik aus auch eine Ehetherapie empfohlen, da wir uns knapp fünf Monate lang nur einen Tag in der Woche sehen konnten. Mein Mann ging "halt" mit. Sicherlich fragte er sich auch warum. Bereits bei der zweiten Sitzung fragte uns der Therapeut: denkt einer von Ihnen konkret an Trennung? Dabei schaute er mich zuerst an, d. h. ich "mußte" als Erste antworten. Meine Antwort lautete: ja. Das war wohl das "offizielle" Ende unserer Ehe. Meine Trennung liegt bereits fast fünf Jahre zurück, ist also nicht mehr so frisch wie bei Dir.

Hallo Ina, ich sehe das genauso wie Du. Auch ich kann im Nachhinein (!) bestätigen, dass es bereits vor der Ehe Unstimmigkeiten gab. Dennoch hätte ich mich vor unserem Kind nicht von meinem Mann getrennt. Es "mußte" wohl zur PPD kommen, dass ich diesen Schritt mache. Seit dem gehts mir wieder gut...

Auf jeden Fall bin ich der Meinung, dass in einer glücklichen, intakten Beziehung die PPD gemeinsam durchstanden werden kann.
Viele Grüße von Anke

"Die Zeit heilt alle Wunden..."
InaK

Beitrag von InaK »

Vielleicht ist der Lebenswille nach einer PPD einfach größer, als vorher. Immerhin merkt man erst wenn man erkrankt ist, das einem etwas fehlt oder etwas falsch läuft.

Ich bin jetzt über 4Jahre mit meinem Freund zusammen und er hat schon immer gern getrunken. Mir war nie so richtig bewußt, daß mich das wirklich stört und ich nicht damit kar komme. Also geht nur ein Weg: entweder er ändert sich oder wir müssen uns trennen. Ich lerne durch die Krankheit besser einzuschätzen was ich möchte und was nicht. Und eines möchte ich mit Sicherheit nicht: Mein Leben unglücklich leben! :wink:
Micha

An alle

Beitrag von Micha »

Hallo,

also meine erste Depri haben wir ja auch sehr gut überstanden. Er war immer für mich da und litt selbst wie ein Hund, weil seine Frau das durchmachen musste.

Mir ist eben nicht klar ob es wirklich an der zweiten (sehr viel schlimmeren Depri, mit Klinikaufenthalt) lag oder eben auch nur an dem Umstand dass sich das Leben mit Kind total geändert hat.

Es ist so hart es klinkt, für eine Ehe eine enorme Belastung plötzlich ein Kind zu haben. Es gibt nicht die immer strahlenden Eltern aus der Pampers-Werbung oder der Eltern-Zeitschrift.

Jedes Alter hat seine Schwierigkeiten obwohl ich sagen muß, dass Niklas mit 8 Jahren sehr pflegeleicht ist.

Es dreht sich eben in den ersten Jahren alles nur ums Kind. Dabei vergisst man schnell, dass es da noch eine Ehe gibt.

Egal an was es lag, mal sehen was die Zukunft bringt.

Danke für eure Antworten, Micha
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Micha!

Es tut mir leid, dass ihr euch getrennt habt. Aber die PPD ist eine absolute Krisen Zeit - und wie bei jeder Krise kommen grad dann viele Sachen hoch, die vielleicht lange Zeit verdrängt wurden.

Das war bei meinem Mann und mir auch so - allerdings lange VOR der PPD. Wir ließen uns nämlich vor 6 Jahren sogar scheiden - und sind heute aber schon wieder 4 Jahre ein Paar! Du siehst, man kann durchaus wieder zusammen kommen. Eine Trennung kann auch eine Chance sein, sich selbst zu finden und neu zu deffinieren.

Wenn ihr euch noch liebt, dann gebt euch diese Auszeit - sie kann sehr heilend sein!

Ich wünsche euch beiden alles Liebe und Gute!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Anke
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Beitrag von Anke »

Hallo Micha,

ein Kind zu bekommen ist für eine Beziehung eine Veränderung um 180 °. Wenn allerdings die Frau dann noch (schwer) an PPD erkrankt, verdoppelt sich das Ganze noch, zumindest habe ich das bei mir so empfunden.

Hallo Ina, genau das habe ich mir auch gesagt: ich möchte nicht mein restliches Leben - damals war ich Ende 20 - unglücklich sein. Geeignete Kompromisse hätten wir damals nicht gefunden. Auch mein damaliger Mann hätte sich nicht geändert. Zu groß waren die Unterschiede, die während der PPD noch deutlicher wurden.

Alles Gute Euch beiden!
Viele Grüße von Anke

"Die Zeit heilt alle Wunden..."
Micha

An alle

Beitrag von Micha »

Hallo,

eine Ehe mit Kind/Kindern ist nicht leicht und auch eine Trennung nicht. Viele sagen zu uns ihr seid ja gar nicht richtig getrennt so oft wie ihr zusammenhängt. Klar aber wir sind auch noch oft zusammen wegen unserem Sohn und er kommt so gut damit zurecht.

Eine Trennung in der es heißt:"Du kannst alle 2 Wochen dein Kind abholen und dann nach 6 Stunden wieder bringen", kommt für mich nicht in Frage. Obwohl eine Trennung, nach der man sich nicht mehr sieht, sicherlich einfacher zu verarbeiten ist.

Nach 14 Jahren verbindet einen auch noch so viel .......................

Liebe Grüße, Micha
Nickolakala

Hallo

Beitrag von Nickolakala »

Hallo Micha,
das kann ich gut verstehen, dass es weh tut sich nach sooo langer Zeit zu trennen.
Aber ich denke, es hat sicher auch damit zu tun, dass eben ein Kind geboren wurde. Das Leben ist doch nicht mehr wie vorher..........ein Kind stellt das Leben auf den Kopf.
Das muss eine Ehe erst mal aushalten können !!!!
Ich drück Dich
Nickolakala
Anke
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Beitrag von Anke »

Hallo Micha,

sicher ist das eine lange Zeit, die Ihr zusammen ward. Bei uns waren es auch 8 Jahre...

Die Hauptsache ist jedoch, dass es in erster Linie DIR dabei gut geht :-) Wenn Du mit der jetzigen Situation gut klar kommst, dann ists doch o. k.! Alles weitere wird sich zeigen.
Viele Grüße von Anke

"Die Zeit heilt alle Wunden..."
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