Immer diese Auf und Abs's :-((((

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

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trinity11

Immer diese Auf und Abs's :-((((

Beitrag von trinity11 »

Hallo ihr Lieben,

ich bin so froh, dass es euch gibt. Einfach mal vorweg ;-)

In der letzten Zeit ging es mir ganz gut. Ich hab im Oktober angefangen zu arbeiten und es hat mir ein richtiges Hoch beschert.
Also war es für mich die absolut richtige Entscheidung. Auch wenn es nicht ganz die Stelle ist, die ich mir vorgestellt hab, aber es ist ok. Noch wichtiger unser Team ist super ´lieb und wir helfen uns gegenseitig (sind alle neu).

Doch nun folgt wieder ein großes ABER:
Wir haben letzte Woche erfahren, dass wir mit unserem Büro in eine andere Stadt "umziehen". Ich muss also weiter fahren, was an sich nicht so schlimm ist, aber halt auch viel länger.
Jetzt waren wir in einem Industriegebiet mit super Anbindung, dann später mitten in der Innenstadt.

Das war das erste Tief, das darauf folgte.
Die Gedanken, wie kriegst du das organisiert mit Kita usw, das ist ja nur Stress, Stau, Parkplatzsuche...
Und schon ging es mir wieder schlechter.

Mein 2. Problem ist, dass ich sehr viel Schlaf brauche - kennt ihr das auch?
Wenn ich wie letztes WE nicht viel Schlaf bekomme, weil später ins Bett und Tochter hat schlecht geschlafen und war früh auf den Beinen, dann bin ich nicht nur müde und schlecht gelaunt.
Nein es geht mir richtig schlecht. Ich bin traurig, mir geht es nicht gut und dann fangen die Gedanken wieder an: wenn ich jetzt kein Kind hätte, dann...
Mein Mann steht mittlerweile sogar mit unserer Tochter auf damit ich liegen bleiben kann. Es macht das auch nicht besser.
Ich bin , müde, schlapp und ausgelaugt. Komischerweise tanke ich auf der Arbeit neue Energie.
Ich bin auch sowas von genervt von allem, dass mein Mann und ich uns auch oft streiten. Er ist wohl auch fertig.

Wenn es mir gut geht, denke ich : jetzt hast du es geschafft, jetzt bist du über den Berg. Und dann kommt das nächste Tief.

Ich hab das Gefühl diese Gedanken gehen nie wieder weg und ich mein Leben lang sage: nochmal würdest du das nicht machen.

Ich frag mich auch, ob man mir nicht doch besser ein AD verschrieben hätte.
Aber der Therapeut meinte ich brauche keins und dann hat mein Hausarzt es auch nicht verschrieben.
Bin aber auf der Suche nach einem neuen Hausarzt.

Ein weiteres Problem ist, dass ich viel zu hohe Ansprüche an mich selbst habe. Ich meine immer ich müsse alles allein schaffen. Gebe meine Tochter zu wenig ab, damit mein Mann und ich mal was alleine machen können.
Will perfekt sein im Haushalt, bei der Arbeit trotz Teilzeit 100 % geben....

Sorry wenn es etwas durcheinander ist, aber meine Gedanken sind genauso :-(

Freue mich auf eure Antworten und Tipps
Liebe Grüße
BB77

Re: Immer diese Auf und Abs's :-((((

Beitrag von BB77 »

Hallo Trinity,
es tut mir leid, dass es Dir gerade schlecht geht. Aber auch unter Gesunden gibt es Auf und Abs im Leben.
Wie war es denn, bevor Du die neue Arbeit angetreten hast? Hast Du Dir da auch Sorgen gemacht, ob und wie Du alles schaffst? Wenn ja, siehst Du ja jetzt, dass sich alles geregelt hat. Und wenn nein, was war denn damals anders?

Viel Schlaf benötige ich immer noch. Am Wochenende lege ich mich grundsätzlich mit meinem Kind hin. Ich brauche den Schlaf und steh dazu. Innerhalb der Woche gehe ich zeitig ins Bett. Manch einer würde sagen, dass ginge ja zu Lasten von Hobbies und Freizeit aber da ich merke wie wichtig der Schlaf für mich ist, ist mir das egal.

Warum glaubst Du denn, dass Du dein Kind zu selten abgibst? Stehst du selber hinter dieser Aussage oder ist es das, was die anderen sagen?

Du siehst, viele Fragen. Aber vielleicht hilft dir das Lösen dieser Fragen ja beim Lösen deines Problems.

Viele Grüße
BB
lotte

Re: Immer diese Auf und Abs's :-((((

Beitrag von lotte »

Hey Du,

Dein "Grundproblem" ist wohl das, was Du ganz unten genannt hast. Du setzt Dich selbst gedanklich unter Druck, willst alles perfekt machen. Wenn es dann mal in Deinen Augen nicht so läuft oder was neues dazu kommt, wie das mit dem Umzug Eures Büros, reagierst Du darauf natürlich heftiger, als wenn Du es gelassener sehen könntest. Das kannst Du wiederum schlecht, weil Du ja nicht einfach umschalten kannst, von wegen "ich sehe das ab jetzt mal lockerer".
Das ist kein Akt der Willensanstrengung, sondern Teil deiner Krankheit. Redest Du denn darüber in Deiner Therapie? Was sagt der Thera dazu?

Ob Du ein AD brauchst oder nicht, liegt eigentlich nur bei Dir selbst. Niemand steckt sonst in deiner Haut. Bei Hausärzten gebe ich immer zu bedenken, dass sich nicht alle mit Ads auskennen. Warst Du denn schon mal bei einem Psychiater?

LG
Lotte
engelchen2012

Re: Immer diese Auf und Abs's :-((((

Beitrag von engelchen2012 »

hey!

jaaaaaaaaaaa, ich brauche auch sehr viel schlaf! ich merke es sehr, wenn ich zu wenig geschlafen habe oder die nacht ständig unterbrochen wurde. da fühle ich mich gleich schlechter... ich habe schon immer viel schlaf gebraucht, aber seit der depression ist es noch mehr. und ich lege mich an fast allen tagen, an denen ich nicht arbeiten muss, hin, sobald die kleine mittags schläft. inzwischen stehe ich auch dazu! was hilft's, wenn ich wenig schlafe und es geht mir nicht gut dabei? wenn dir also der schlaf gut tut, dann gönn ihn dir!

und zum thema AD: wenn du das gefühl hast, du kommst aus dieser gedankenspirale nicht raus und du wirst nicht dauerhaft stabil, wäre es tatsächlich eine überlegung wert. der hausarzt kann dir sicher ein AD verschreiben, besser wäre natürlich ein psychiater. aber wenn du noch keinen gefunden hast und lange warten musst, kann der hausarzt dir vielleicht erst mal helfen. oder er könnte evtl einen früheren termin bei einem psychiater machen?

alles liebe!
trinity11

Re: Immer diese Auf und Abs's :-((((

Beitrag von trinity11 »

Hallo ihr Lieben,

vielen Dank für eure Antworten. Es hilft mir, wenn ich mit jmd reden kann, der halt genau das gleiche durchmacht bzw. durchgemacht hat.

@ Lotte: ja ich hab mir eigentlich schon immer sehr viele Gedanken gemacht. Auch als ich noch "gesund" war (war ich das jemals?).
Z.B. wenn jmd schlecht gelaunt war, hab ich immer hinterfragt, ob es an mir liegt.
Jetzt ist es halt nur um einiges schlimmer.
Vor der Arbeit hab ich mich oft gefragt, wie ich es schaffe. Zumal das alles nicht reibungslos gelaufen ist im Vorfeld, ne Teilzeitstelle zu bekommen. Aber es war für mich die absolut richtige Entscheidung, arbeiten zu gehen.
Ich fühle mich wohl, ich weiß was ich kann und bin auf einmal viel selbstbewusster - zumindest auf der Arbeit.
Ja und wenn dann ne Veränderung kommt, mit der ich nicht so glücklich bin, geht die Gedankenspirale wieder los.
Vor allem der ständige Gedanke, was wäre wenn ich kein Kind hätte? Was wäre alles besser? was könnte ich jetzt machen,was ich vielleicht jetzt nicht mache?

Mit dem Abgeben ist ein Gedanke von mir. Ich versuch mal zu erklären wie ich das meine:
Meine Mama und ich haben sagen wir gespaltenes Verhältnis, manchmal ganz eng und manchmal können wir gar nicht.
Und jetzt in ich viel sensibler geworden. Vorher war ich immer die Starke, die alles geregelt hat.
Aber meine Mama holt unsere Kleine gerne und sie liebt auch ihre Oma und geht super gerne hin.
Da frag ich mich, sollte ich das nicht öfter mal in Anspruch nehmen (also die Hilfe) und sie meiner Mama mal bringen, sei es um mal in Ruhe Fenster zu putzen oder dass mein Mann und ich mal Zeit für uns haben (Essen gehen, Sauna, Kino). Um einfach mal rauszukommen und zu "erkennen", dass das Leben mit Kind eben nicht vorbei ist.
Ist es falsche Stolz, ich will immer alles alleine schaffen.


@lotte: es ist ja nun so, dass meine 25 Therapiestunden vorbei sind und er gemeint hat, eine Verlängerung kriegen wir nicht durch.
Nun gehe ich zu ner Therapeutin bei der ich am Anfang mal war, die hat keine Kassenzulassung und muss ich selbst zahlen.
ich hab jetzt 3 Wochen Pause gehabt, weil ich meinen Arbeitsplan noch nicht genau hatte.
Ich warte jetzt aber auf den Rückruf für einen neuen Termin bei der Therapeutin.
Wir reden ganz viel über meinen Perfektionismus und dass das aus meiner Kindheit kommt. Haben da auch versucht das ein oder andere im Bezug auf meine Mutter und den Tod meines Vaters zu lösen. Sie wendet auch EMDR an.
Alles locker sehen werde ich wohl nie, aber wie schaffe ich es, dass ich mal etwas auf mich zukommen lassen kann ohne mich vorher verrückt zu machen (und meine Umwelt mit)?
Bei einem Psychiater war ich noch nicht. Bisher nur zur Psychotherapie.

@Engelchen: Ja im Moment hab ich das Gefühl aus der Gedankenspirale nicht rauszukommen. Meinen ständigen Gedanken hab ich ja oben schon beschrieben.
Beim Psychiater war ich nicht. Kann nur der ein AD verschreiben? Mein damaliger Thera meinte ich brauch keins.
Ich frage mich, hab ich da nicht ne Chance vertan, schneller wieder gesund zu werden?
Meine Freundin hat einen tollen Hausarzt (sie hat auch enorme Probleme) und der hört viel zu, hat ihr ein AD epfohlen und einen neuen Therapeuten.

Fragen über Fragen.

Ich bin froh, dass das mit dem Schlaf auch bei euch so ist und ihr das auch so seht.
ich hab dann immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich mich so oft hinlege oder Sonntags auch mal liegen bleibe.

Vielen Dank, dass ihr euch die Zeit für mich nehmt

Liebe Grüße
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Marika
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Re: Immer diese Auf und Abs's :-((((

Beitrag von Marika »

Hallöchen jetzt auch endlich von mir!

Ich glaube auch, dass ein großes Problem dieses "Perfekt sein wollen" bei dir ist - ganz viele von uns kennen das. Bei den Menschen, die zu so einem Perfektionismus neigen, kommt auch meist das "viele Denken über alles" dazu - also eine Art Grübeln. Das alles hatte ich auch schon latent vor Ausbruch der PPD - bei Beginn dieser, kamen diese Wesenszüge ganz arg in den Vordergrund, sodass sie mit dazu beitrugen, mich krank zu machen! Bei diesen Dingen kann dir wirklich eine Therapie sehr, sehr helfen - mir ist das gut gelungen. Allerdings ist eine Therapie oft nicht der letzte Weisheit Schluss - es geht ja auch um den Botenstoffwechsel im Gehirn, der bei Depressionen, Ängsten usw. nicht im Lot ist. Da ist dann das AD wiederrum Stütze erster Wahl. Somit sind beide - AD UND THERAPIE am effektifsten, ein Psych. Leiden anzugehen.

Dir geht es immer noch schlecht, bei Alltagsproblemen kommen die Tiefs - das ist einerseits bis zu einem gewissen Grad normal auch wenn man ein AD nimmt, aber es sollte mit der Zeit milder und immer weniger werden. Du schreibst dazu, dass dein Thera sagt, ihr bekommt keine weiteren Stunden mehr - du bist aber noch weit vom "gesund sein" entfernt, aber AD brauchst du lt. ihm auch nicht. Somit würde das heißen - er hat seine Arbeit getan - das wars. Ergebniss: Du bist aber immer noch krank - also hat er sein Ziel verfehlt. Zu sagen du brauchst kein AD ist eigentlich eine Anmaßung, denn wie Lotte richtig schreibst, steckst DU im Leidensdruck drinnen und merkst: Es geht einfach noch nicht!

Auf jeden Fall brauchst du weiter Therapie, das ist für mich Fakt. Auch wenn du zuzahlen mußt jetzt - mach unbedingt weiter. Auch ich hatte einen privaten Therapeuten, der gleichzeitig mein Psychiater war. Ich habe 2,5 Jahre Therapie gemacht + AD - das hat MICH GESUND GEMACHT!!! Ohne AD wäre es nicht gegangen, aber auch ohne Therapie wäre nicht heute da wo ich bin. AD´s verschreiben dürfen und können: Psychiater (sie sind Therapeuten UND Schulmediziner in einem, bieten also auch Therapien an), Neurologen (sie sind KEINE Therapeuten, sind aber die Fachärzte für psych. Krankheiten und verschreiben Medikamente, machen aber KEINE Therapie), Allgemeinmediziner (also dein Hausarzt). Reine Psychotherapeuten dürfen KEINE AD´s verschreiben - sie machen nur die Therapie. Leider kommt es oft vor, dass die Neurologen sagen: sie brauchen keine Therapie und die Therapeuten sagen: sie brauchen kein AD! :x Jeder sieht sein Fach als das einzige Wahre an und das ist eigentlich immer schlecht für den betroffenen Menschen.

Deine Freundin hat bereits vorgemacht, was noch möglich wäre: Therapie machen und über ein AD auf jeden Fall mit einer Fachperson reden - dies kann also ein Psychiater oder Neurologe sein. Lass dich über die Wirkung eines AD´s gut aufklären und hör dir auch die Meinung von diesen Speziallisten an, also wie sie deine Lage einschätzen. Sonst dokterst du vielleicht ewig nur mit einer Therapie herum, wirst aber nicht richtig gesund - das wäre doch schade. Ein AD kann dir das bringen, was dir noch fehlt: STABILITÄT!!!!!! Und die braucht dein Gehirn, um nachhaltig gesund zu werden.

Wegen dem Schlafen: Ich war schon mein Leben lang ein Faultier - schlafen ist für mich das schönste auf der Welt. :D 12 Stunden sind optimal für mich, auch mal unter Tags ein Schläfchen machen, wenn ich frei habe ist für mich ganz wichtig. :wink: Ganz viel Schlaf und Schlappheit bzw. Antriebslosigkeit kann aber andrerseits auch ein Symptom der Depression sein.

Und noch ne Frage: Deine jetzige Therapeutin - wie sieht sie die Möglichkeit eines AD´s?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
trinity11

Re: Immer diese Auf und Abs's :-((((

Beitrag von trinity11 »

Hallo Marika,

vielen Dank für deine liebe Antwort.
Sorry, dass ich jetzt erst schreibe, aber meine Tochter war ziemlich krank, durfte nicht in die Kita, hat sehr schlecht geschlafen, und und und ....

Ich sehe jetzt aber schon viel klarer, wer AD verschreiben darf und wer nicht. Das hab ich nie richtig verstanden...

Ja du hast recht, es ist noch ein sehr langer Weg zum Gesund sein bzw. zur richtigen Stabilität.
Klar, dass jeden Menschen die Alltagsprobleme belasten, aber mich irgendwie noch zu sehr.

Und du hast auch recht damit, dass mein Perfekt sein wollen, ein großes Problem ist.
Dieses Perfekte kommt aus meiner Kindheit und ist von meiner Mutter anerzogen worden. Das habe ich schon durch die Therapie erkannt. Tja und nun?
Ich frage mich ganz oft, ob ich die 25 Therapiestunden "vergeudet" habe, denn wie du schreibst, AD brauch ich angeblich keins, Verlängerung kriegen wir nicht - aber gesund bin ich bei weitem nicht.
Ich werde die Therapie mit der privaten Therapeutin weiter machen, jedoch frage ich mich im Moment auch oft: ist es das Richtige?
Ich zweifle gerade irgendwie an allem.
Zu deiner Frage, wie sie zu AD's steht: ich werde sie in der nächsten Sitzung am 21.11. fragen - aber mein Eindruck ist, dass sie doch etwas "alternativ" angehaucht ist. Sie ist auch Trauer- und Traumatherapeutin (hatte schon ne Nahtoderfahrung), wendet auch EMDR an usw...

Es ist irgendwie komisch: auf der Arbeit bin ich von unserem Team zur Teamsprecherin erkoren worden. Ich bin jmd der viel weiß, gerne erklärt, die Sachen anpackt, wenns Probleme gibt, voran schreitet. Ich bin im Prinzip Ansprechpartner fürs Team und die Teamleitung, bei Fragen, Problemen, organisatorischen Sachen,...
Ich bin da auch sehr selbstbewusst und das macht echt Freude.
Und kaum bin ich zu Hause und schließe die Tür auf, lege ich den (imaginären) Selbstbewusstseins-Mantel ab und fühle mich wie die arme, graue Maus, die ihr Leben nicht auf die Reihe kriegt und bin kreuzunglücklich...
Ich dachte, ein Kind wäre eine Bereicherung für mein Leben (zumal es auf der Arbeit ja auch nicht immer super Sonnenschein war und ist). Warum ist das so?

Ich schaffe es irgendwie nicht, meine Tochter in den Alltag zu integrieren bzw. besser gesagt, dass verschiedene Dinge Normalität werden.
Irgendwohin gehen, ist für mich immer noch ein riesen Akt.
Wir haben uns nach der Geburt auch sehr eingeigelt (das können wir nicht mehr machen, jenes geht nicht mehr). Gerade nach dieser schwierigen Geburt.
Früher hatten wir auch abends mal Besuch von Freunden, ich hab gekocht (ich koche seeeeehr gerne). Seit der Geburt hatten wir fast gar keinen Abend-Besuch mehr. Wir feiern keine Geburtstage mehr (ausser der unserer Tochter). Wenn Besuch nur nachmittags.
Irgendwie "schnallt" mein Gehirn nicht, dass es mit Kind trotzdem geht.
Ich sage dann immer, für die ganzen Vorbereitungen hat sie keine Geduld, abends dann im Hochstuhl sitzen erst recht nicht.
Tisch dekorieren macht keinen Sinn, dann will sie alles runter holen. Was ist wenn abends Freunde da sind, geht sie dann ordentlich ins Bett? Gibt's Zicken? Ist es dann nicht zu laut für sie? Und und und....
Geschweige denn Essen gehen.
Ich mein andere Eltern machen so Sachen doch auch, feiern, laden Gäste ein. Warum gelingt es mir nicht? Das ist es was ich mit Normalität meine. Ich kann mich doch nicht nur isolieren.
Herbstkind hat so schön geschrieben: ich suche mich. Genauso ist es: wo bleibe ich bzw. wir??
Wie komme ich zur Normalität zurück? Ich hab mir das vorher alles so schön vorgestellt. Und jetzt mache ich mir selbst einen Strich durch die Rechnung...
Mir ist auch alles einfach viel zu viel.

Ich werde auf jeden Fall noch zum Arzt meiner Freundin gehen (der ihr das AD verschrieben hat), der ist zwar Hausarzt und Facharzt für Innere Medizin, kann aber sehr gut zuhören und ist sehr verständnisvoll.
Ich brauche einfach mal dauerhaft Stabilität.

Liebe Grüße und Danke - fürs Lesen, Rat geben usw
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Marika
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Re: Immer diese Auf und Abs's :-((((

Beitrag von Marika »

Hallo,

also bei mir war es auch lange so, dass vieles was vor dem Baby "normal" war, plötzlich "nicht mehr ging". Es war möglich gewesen, aber ICH hatte schlicht und einfach Angst, dass ich bei Festen, Besuch, essen gehen und alles was du so beschreibst, nicht mehr 100 % eine "gute Mutter " sein könnte. Das ging sogar soweit, dass ich keine Rockmusik (die ich früher so liebte) mehr hörte, denn das hatte was "Bedrohliches", ich kann das nur schwer beschreiben und weiß nicht, ob ich es verständlich rüber bringe. Ich dachte auch an alle mögliche Katastrophen, die passieren könnten, wenn.... und daher tat ich gar nichts mehr von dem, was ich früher tat. Im Nachinein gesehen war das ein Symptom meiner PPD. Da ich an ZG litt, wollte ich die 100 % Kontrolle und das ging nur zu Hause in der größt möglichen Sicherheit. Alles was davon abwich, war für mich potenziell "gefährlich" und so mied ich es.

Bemerkenswert ist, dass ich einige Mamas ja auch sonst im Umkreis kenne und eigentlich jede im Ansatz Ähnliches erlebt hatte, aber nie so krass und ohne PPD. Also ein Stück weit ist es normal, bei mir allerdings war es eindeutig ein Symptom der PPD.

Wie bin ich aus dieser Spirale raus gekommen? Durch das Lernen in der Therapie. Mein Therapeut hat mich aktiv dazu angeleitet, was ich mal "wieder tun soll" bis zur nächsten Stunde. Z.B. mal mit dem Kinderwagen ALLEINE in die Stadt zu spazieren, bewußt ohne jemanden - das traute ich mich nicht mehr. Oder bewußt ein Stück meiner Lieblingsrockband zu hören... Das klingt sooooo bescheuert wenn ich das schreibe, aber genau so wars - das traute ich mich alles nicht mehr. Anfangs viel es mir sehr schwer, aber es waren meine Hausübungen aus der Therapie und so überwand ich mich und habe begonne, vermeindlich Anstrengendes oder "Gefährliches" wieder zu tun. Nebenbei: Nichts davon war auch nur annähernd gefährlich, schädlich oder sonst was für mich oder den Kleinen - dieses Gefühl existiestierte so massiv nur in meinem Kopf.
So lernte ich langsam Kind und Alltag zu vereinbaren und entwickelte wieder Lebensfreude.

Meine Therapie dauerte übrigens 2,5 Jahre - mit 25 Stunden wäre ich wohl immer noch da, wo ich vor 8 Jahren war!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
trinity11

Re: Immer diese Auf und Abs's :-((((

Beitrag von trinity11 »

Hallo Marika,

vielen Dank, durch deine Ausführungen und deine Ratschläge hilfst du mir echt weiter.
Genauso fühlt es sich an, ich mache ganz viele Dinge nicht mehr, die ich vorher sooo gerne gemacht hab.
das fängt mich backen, basteln und kochen an und hört mit Besuch von Freunden, essen gehen usw auf.
Aber wenn ich eine Freundin von mir sehe (deren Tochter ist 2), die nimmt ihre Tochter überall hin mit: ins Training, usw.
Das kam mir nie in den Sinn und fällt mir sehr schwer.
Ich kann noch nicht mal sagen, was der Gedanke ist, aber es fällt mir schwer.
Ich denke dann immer, du kannst doch die Kleine nicht mitnehmen, da hat sie Langeweile, ist unruhig,..
Ich bin dann genervt und mich stresst, wenn sie dann zickig wird. Dann denke ich, was denken die anderen Leute, usw...

Ein Fortschritt ist, dass ich wieder mit meinem Hobby weitergemacht hab (Tanzen).
Ich hab es zwar die ganze Zeit auch gemacht aber mehr gezwungen und halbherzig.
Jetzt macht es mir sogar wieder Spaß.
Das mach ich zwar für mich alleine, aber immerhin.

Komischerweise bin ich auf der Arbeit das genaue Gegenteil - das hab ich ja schon beschrieben.
Und wenn ich nach Hause komme, bin ich wie ein anderer Mensch.

Mit dem "etwas Machen" bis zur nächsten Therapiestunde finde ich super.
#Vielleicht sollte ich mir selbst mal ein Ziel stecken So alle 2 Wochen oder so?
Denn es ist genau das Thema - wie schaffe ich es Kind und Alltag zu kombinieren und zwar so, dass ich mich wohl fühle und glücklich bin.
Im Moment vermeide ich alles, wovor ich Angst hab.

Manchmal denke ich, dass ich mich zu sehr als "Opfer" sehe. Mein Mann sagte letztens, dass für ihn ja auch nicht leicht sei.
Das Kind hat a auch SEIN Leben verändert. Und er arbeitet Vollzeit (hat einen sehr stressigen Job in der Kundenberatung), unterstützt mich zu Hause, mit der Kleinen,... Gibt mir Freiräume für sein Hobby...
Mir war gar nicht so richtig klar, wie das alles auch für ihn ist.
Aber gestern hat es da irgendwie "klick" gemacht. Ich war wieder genervt, wir waren spät dran, Tochter in die Kita bringen, wir hatten ein Fotoshooting auf der Arbeit für die Zeitung, ich war total gestresst.
Da hab ich meinen Mann mal wieder total angemotzt und er würde mich ja nie unterstützen, usw.
Abends hat er dann nach dem Abend essen gesagt, dass er heute noch gar nix zu Mittag gegessen hat wegen Kundenterminen und sein Frühstück nicht essen konnte, wegen einer Sitzung. Dann hat er mir die Kleine abgenommen, damit ich ins Training konnte. Er hatte richtig Tränen in den Augen und da hab ich erkannt, dass ich mich auch nicht immer nur als die "arme Wurst" sehen darf. Dass es für ihn auch schwer ist.
Ich suhle mich gerade gern in Selbstmitleid.

Ich überlege auch gerade, ob ich mir nen ganz neuen Therapeuten suche und der dann eben den Antrag an die KK stellt bzgl. Lanzeittherapie. Keine Ahnung.
Aber deinen Rat, mit etwas Vornehmen und Tun werde ich versuchen umzusetzen.

Vielen Dank!
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