Will auch ich mich mit meiner Geschichte vorstellen, bevor ich mich an euch mit meinen Fragen wende.
Es begann im Mai 2012 mit einem positiven Schwangerschaftstest, der mich und mein Mann sehr überraschte, da wir nicht damit gerechnet hatten, dass ich so schnell schwanger werden würde. Ich habe eine Hashimoto-Thyreoditis und von meiner Hormonlage vor der Pille eher zuviel männliche Hormone, weshalb ich dachte, dass es nach Absetzten der Pille sicher länger dauert und mir meine Schilddrüse evtl. noch zusätzlich Ärger machen würde. Aber gerade mal 2 Monaten nach Absetzten der Pille war ich also schwanger mit unserem Wunschkind. Unser Sternchen. Mein Mann hat mich früher manchmal "sein Stern" genannt, woraufhin ich meinte, es wäre doch schön wenn wir auch ein Sternchen hätten.
Mein Mann freute sich wahnsinnig und ich war einfach nur überfordert. Von Anfang an hatte ich ein schlechtes Gefühl im Bauch und konnte mich nicht richtig darüber freuen oder war ausnahmslos glücklich über die Schwangerschaft. Ich freute mich schon auch. Der tollste Moment war das kleine schlagende Herz auf dem Monitor des US-Gerätes zu sehen. Es schlug sehr langsam und ich fragte direkt, ob es normal sei oder ob es an meinen Medikamenten liegen könnte. Ich nahm zu der Zeit noch B-Blocker, die ich kurz danach auf Presinol umsetzte. (Ich bin Fachkinderkrankenschwester für Intensivpflege und Anästhesie und kann US-Bilder gut lesen. Ausserdem weiss ich eindeutig zuviel was alles schlechtes passieren kann. Unwissenheit beruhigt ungemein kann ich euch sagen *seufz*)
Mir wurde gesagt, dass es schonmal so sein kann und nichts zu bedeuten hätte. Den US haben wir bei dem Mann einer Freundin machen lassen, der Gynäkologe in einer Klinik ist, weil wir erst 3 Wochen nach dem positiven Test den Termin bei meiner Ärztin hatten und mein Mann so aufgeregt war.
Am nächsten Tag erzählten wir unseren Familien davon, da meine Mutter mit ihrem Lebensgefährten auf Teneriffa wohnt und gerade in Deutschland war und die Mutter meines Mannes in der Nähe von Leipzig wohnt und uns in Hanau besuchte. Es war der Geburtstag meiner Mutter, also auch ein nettes Geschenk für die Oma. Alle freuten sich riesig. Meine Schwägerin und meine Nichten waren ganz aufgeregt und "sprachen" schon mit meinem Bauch. Meine Schwägerin hatte wohl ein paar Tage zuvor geträumt ich sei schwanger und sie hält unsere Tochter im Arm. Auch hier war ich nicht die glückliche Schwangere, die ich sein sollte.
Bei meiner Frauenärztin 3 Tage später sahen mein Mann und ich schon kein Herzchen mehr auf dem Bildschirm. Ich fragte ihn an der Ärztin vorbei, ob er etwas sehen kann, worauf die Ärztin meinte, es würde reichen, wenn Sie es sieht.
Auf der Arbeit habe ich zunächst nichts erzählt, da ich erstmal so weiter arbeiten wollte und die Vernunft sagt ja man soll die ersten 3 Monate lieber nichts sagen.
Ich muss dazusagen, dass mir für CMV der Immunschutz fehlt und ich dann eigentlich nicht mehr auf der Station arbeiten darf. Dann hatten wir ein Kind mit dem Verdacht auf eine frische CMV Infektion. Dies hiess für mich Infektionsgefahr und somit Gefahr für mein Kind. Darauf habe ich mir einen Termin bei unserem Betriebsarzt gemacht. Dieser hat mir Blut abgenommen, um den fehlenden Schutz zu kontrolieren, und hat mich "krankgeschrieben". Nach einer Woche war das Ergebnis da und ich bekam ein Berufsverbot ausgesprochen.
Ich hatte darauf gehofft und dachte ich hätte jetzt richtig schön Zeit alles vorzubereiten und mich über mein Kind zur freuen. Ich begann Tagebuch zu schreiben bzw so ein "vorgefertigtes" auszufüllen.
Dann kam der bis dahin schrecklichste Tag meines und ich weiss bis heute nicht, wie ich es geschafft habe weiter zu atmen. Ich hatte den Tag zuvor morgens ganz leichte Schmierblutungen und bereits die ganze Schwangerschaft immer wieder ein Ziehen, wo alle sagten es sei die wachsende Gebährmutter. Ich rief bei meiner Frauenärztin an und die Damen am Empfang sagten mir wenn jetzt etwas wäre könnte man eh nichts machen. Sollte ich stärker anfangen zu bluten soll ich vorbei kommen oder in die Klinik fahren. Es war ja nur ganz leicht, also habe ich nichts gemacht.
Am nächsten Tag war keine Schmierblutung oder so da. Nachmittags haben mein Mann und ich uns ziemlich gestritten, dass er mit dem Fahrrad weg ist ohne Handy oder so und ich bin mit dem Auto weg. Er sollte sich sorgen machen wenn er wieder nach Hause kommt

Auf der Fahrt bekam ich dann Bauchkrämpfe, die immer stärker wurden, sodass ich dann doch wieder nach Hause bin. Ich weiss gar nicht mehr, ob mein Mann da schon wieder zu Hause war. Auf jeden Fall fuhren wir später gemeinsam in die Klinik. Wir mussten einige Zeit vor dem Kreißsaal warten, bis eine Ärztin Zeit hatte. Als sie dann den Ultraschall machte kam die traurige Gewissheit, was ich bereits vermutet hatte. Der Monitor war tot. Da schlug kein Herzchen mehr. Unser Sternchen war still und leise gestorben und hat uns wieder verlassen. Wir haben beide nur geweint. Es war so schrecklich.
An dem Abend bin ich mit meinem Mann wieder nach Hause gefahren. Wir haben einen Termin für die Ausschabung für den übernächsten Tag vereinbart. Unser kleines Sternchen war nun wirklich ein Sternenkind.
Die Ausschabung fand ambulant statt und ich durfte mittags mit meinem Mann wieder nach Hause. Ich wurde mit den Worten von der Ärztin entlassen, dass es diesmal leider nicht geklappt hat, aber wir uns bestimmt in einem Jahr zur Entbindung eines gesunden Kindes wieder sehen. Sie sollte recht behalte, aber in diesem Moment war einfach nur mein Kind gestorben und wie konnte ich da an ein anderes Kind denken??? Als wäre es ein Ersatz oder würde alles wieder gut machen...
Die Zeit danach war furchtbar. Ich war allein zu Hause, hörte in Endlosschleife "Still" von Jupiter Jones und habe einfach nur geweint. Es tat so weh und ich vermisste unser Kind, welches ich nicht kennenlernen durfte.
Wir wollten nicht lange warten um es wieder zu versuchen. Ich wollte einfach nur wieder schwanger sein. Nach drei Monaten war es dann soweit. Nach unzähligen Ovulationstest ohne Eisprung, habe ich die Dinger in die Ecke geworfen und danach wurde ich schwanger. Ich hatte einen um zwei Wochen später verschobenen Eisprung. Der positive Test und die Bestätigung beim Frauenarzt überforderte mich maßlos. Mein Mann freute sich einfach nur und ich weinte und hatte Panik auch dieses Kind wieder zu verlieren. In der 9. Woche hatte ich wieder leichte Schmierblutungen. Diesmal sind wir direkt in die Klinik gefahren. Die selbe Ärztin wie 4 Monate zuvor hatte Dienst. Diesmal allerdings zeigte sie uns das erste Bild unseres Kindes mit schlagendem Herzen. Ich war sehr erleichtert für den Moment. Aber ich blieb panisch und bei jedem Ziehen, was länger anhielt, waren wir in der Klinik. Silvester verbrachte ich stationär mit einem Migräneanfall und musste für 2 Tage bleiben. am Wochenende nach meiner Entlassung hatte ich periodenstarke frische Blutungen und wir fuhren wieder in die Klinik. Ich war mir fast sicher, dass ich auch dieses Kind verloren hätte. Aber es ging ihr gut.
Meine Hausärztin hatte mich bis über Silvester wegen der psychischen Belastung krankgeschrieben. Diesmal hatte ich kein Beschäftigungsverbot bekommen, da der Betriebsarzt es nicht mehr aussprechen durfte. Es sollte in einer grossen Klinik möglich sein, mich anderweitig einzusetzten hieß es.
Als ich wieder arbeiten ging, hatte ich ständig Kopfschmerzen oder Migräne. Die Situation war sehr belastend für mich. Ich schlief nachts kaum und war völlig fertig. Ich musste vormittags auf die Erwachsenen Intensiv und dort Auffüll und Aufräumarbeiten machen und ab Mittags war ich auf meiner Station um Infusionen aufzuziehen und weitere Nebenarbeiten zu erledigen. Von meinen Arbeitskollegen gab es wenig bis kein Verständnis, dass es mir nicht gut ging. Die personelle Situation ist recht schlecht und ich fiel auch noch aus. Eine weitere Kollegin war auch schwanger, ungewollt und auch CMV neg., arbeitete aber voll im Dienst weiter. Sie brauchte das Geld und hatte auch noch kein Kind verloren. Ich wurde mit ihr verglichen... Teils schleppte ich mich unter Kopfschmerzen auf die Arbeit, ich habe mich gefühlt von Paracetamol ernährt und bin zur Akupunktur gegangen, die mir bei der massiven Übelkeit in den ersten 3 Monaten gut geholfen hat. Diesmal nur leider nicht. Anfang März schrieb mich meine Hausärztin für 2 Wochen krank. In dieser Zeit hatte ich nicht einen MIgräneanfall oder Kopfschmerzen. Daraufhin lies sie mich nicht mehr arbeiten.
Im Januar hatten wir das Ersttrimester-Screening machen lassen. Der Ultraschall war auch super und es schien alles gut. Als ich die Blutbefunde abholte rechnete ich mit guten Nachrichten. Leider war das Ergebnis so, dass mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Trisomie 21 vorlag. Anstatt einfühlsamer Worte und Aufklärung, wurde ich mit den Worten nach Hause entlassen:"Ich weiss nicht, wie hoch ihr Bedürfnis an Sicherheit ist. Wenn sie eine Amnioncentese machen wollen, bekommen sie von uns eine Überweisung und wir machen einen Termin für sie aus." Ich fuhr unter Träner und einem Chaos im Kopf nach Hause.
Für mich war klar, keine Amnioncentese machen zu lassen, da ich nicht damit hätte leben können, sollte es zu einer Fehlgeburt dadurch kommen und das Kind wäre am Ende gesund gewesen. So entschieden wir, wenn dann den Bluttest machen zu lassen und das viele Geld dafür auszugeben.
Mein Mann hätte nicht damit leben können, und für ihn wäre klar gewesen, dass wir die Schwangerschaft abbrechen lassen, wenn sich der Verdacht bestätigt. Ich habe noch einen Termin bei einem anderen sehr erfahrenen Pränataldiagnostiker in der Klinik in der ich arbeite gemacht. Bis zum Termin vergingen zwei lange Wochen, in denen ich mich innerlich bereits von meinem Kind verabschiedet habe. Mein Bauchgefühl sagte mir zwar, dass alles in Ordnung ist, ich glaubte nicht an die Trisomie, aber konnte nicht darauf vertrauen.
Der Termin zur Kontrolle fiel sehr positiv aus. Alles schien gut zu sein und in bester Ordnung. Wir wurden aufgeklärt, dass es Frauen mit schlechten Blutwerten gibt, die nichts zu sagen haben. Ausserdem gäbe es 4 Dinge, die die Blutwerte schlecht machen, ohne dass eine Trisomie vorliegt und zwar Blutungen in der Schwangerschaft, Diabetes, Adipositas und Schilddrüsenprobleme. Bei mir trafen 3 von 4 Dingen zu! Hätte meine Ärztin mir das nicht sagen können oder weiss sie es selber nicht?!
Auch zuvor bei den Vorsorgen oder Terminen wurde ich nicht einmal gefragt wie es mir geht. Nach der Geschichte mit dem Screening wechselte ich noch im Quartal die Ärztin.
In der Zeit zu Hause hatte ich zwar immer mal wieder Kopfschmerzen und auch noch Mirgäneanfälle und war auch einmal noch stationär deswegen, aber es war viel besser.
Nicht dass ich meine Schwangerschaft dann hätte geniessen können. In der 27. SSW hatte ich vorzeitige Wehen, konnte aber mit Magnesium und etwas Ruhe zu Hause bleiben. Dann sollte ich zu einer Dopplerkontrolle zur Vorsicht, weil ich schon vor der Schwangerschaft leicht erhöhten Blutdruck hatte und in niedriger Dosis deshalb Medikamente nahm. Auch zu dieser Untersuchung ging ich mit dem Gedanken es wird schon alles gut sein, ist nur Routine, aber dem war leider nicht so. Die Blutflüsse von mir zu ihr waren nicht gut und zuviel Fruchtwasser war auch da, weshalb ich trotz unauffälligem Zuckerbelastungstest meine Blutzucker für 10 Tage 4x täglich kontrollieren sollte. Nach den 10 Tagen hieß es Schwangerschaftsdiabetes und die Dopplerkontrolle wurde alle 2 Wochen gemacht. Ich musste auf meine Kohlenhydrate achten und dementsprechend Diät halten, habe es aber so geschafft den Zucker gut einzustellen, dass ich kein Insulin spritzen musste. Als die Zucker dann gut waren, hat unsere Maus das Wachsen eingestellt. Sie war schon immer eher klein, aber jetzt wollte der Bauchumfang gar nicht weiter wachsen. Da ich auch weiter mit dem Blutdruck hoch ging und zunehmend Wasser eingelagert habe hieß es spätestens in der 38. SSW einleiten, damit es nicht gefährlich wird für uns beide.
So war es die letzten Wochen wieder ein Bangen, wie weit wir kommen und ob alles gut geht. Leider waren die Ärzte sich auch nicht einig und ich hing dazwischen und wusste nicht was ich glauben sollte. Wegen dem Wasser und dem Blutdruck war ich auch nochmal für 2 Tage im Krankenhaus und bekam alle 12 Stunden Blut abgenommen, CTG und auch die Blutflüsse wurden kontrolliert.
Zwischenzeitlich habe ich noch vor der Geburt unserer Tochter unser erstes Kind ins Personenstandsregister eintragen lassen. Ein Beweis, dass unser Sternchen wirklich existiert hat, was mir sehr wichtig war. Zum Glück wurde das Gesetzt endlich geändert.
Die Schwangerschaft war insgesamt immer wieder geprägt von Freude und gleichzeitiger Trauer. Unsere Tochter gäbe es nicht, wenn unser erstes kind nicht gestorben wäre. Es gab immer wieder die nicht zu beantwortenden Fragen, wie "warum durften wir unser erstes Kind nicht kennenlernen, warum durfte ich es nicht spüren wie es sich in mir bewegt, warum durften wir nicht wissen, welches Geschlecht es hatte..." und gleichzeitig war ich so glücklich unsere kleine Maus zu haben, die schon sehr früh deutlich gemacht hat, dass sie ihren eigenen Kopf hat und genau weiss was sie will oder besser gesagt was nicht

Der Geburtstag unserer Tochter began morgens 20 vor 5 mit Wehen. Erst war ich mir nicht sicher, aber als nach 7 Minuten das Ziehen wieder kam, dachte ich doch dass es Wehen sind. Insgesamt 3 Wehen alle 7 Minuten und dann kamen sie schon alle 5 Minuten für eine gute halbe Stunde. Bei 4 Minuten um 5 nach halb 6 habe ich meinen Mann geweckt. Nach der Badewannenprobe und bestehenden Wehen habe ich noch in aller Ruhe geduscht, was meinen Mann total kirre gemacht hat, da man uns doch gesagt hätte bei 10 Minuten Abständen sollen wir in die Klinik und ich wäre schleisslich schon bei 4.
Schliesslich waren wir halb 8 im Krankenhaus und das erste CTG wurde geschrieben, ich wurde untersucht und bekam einen Zugang gelegt. Halb 11 sollten wir zur Kontrolle wieder kommen, da wurde dann nur ein CTG geschrieben und ich bekam Zäpfchen mit. Danaach sollten wir um 13 Uhr, spätestens 13:30 wieder im Kreißsaal sein. Die Wehen waren jetzt deutlich heftiger und wir waren kurz nach halb unten. Erst gegen 14 Uhr kam eine Hebamme und nahm uns mit und führte uns direkt in einen Kreißsaal. Dort sollte wie immer erst ein CTG in Seitenlage laufen, was ich nicht konnte und total unkooperativ war. Ich hielt die Wehen kaum aus, es zog sehr stark besonders am Steissbein. Nach dem Versuch eines CTGs wurde ich noch untersucht und der Muttermund war bei 3-4cm. Die Hebamme verlies den Kreißsaal wieder und es dauerte 2 Wehen bis die Fruchtblase platzte. Ich schickte meinen Mann raus die Hebamme zurück zu holen. Sie holten mich aus meinen nassen Klamotten und mein Mann ging zur Toilette. Er dachte sich 3-4cm, das dauert dann ja noch ein paar Stunden, da kann er in Ruhe pinkeln gehen. Als er wiederkam war ich vollständig und unsere Tochter war nach weiteren 40 Minuten auf der Welt. Die Hebamme hat immer gesagt: "Sie will JETZT kommen" und hinterher hat sie nur gemeint "und sie hat sich Platz gemacht". Auf ihrem anstrengenden und schnellen Weg nach draussen hat meine Maus mir das Steissbein gebrochen und ich hatte Schürfwunden und einen Riss einer Schamlippe bis in die Klitoris und sie hat sich das Schlüsselbein gebrochen mit anschliessender Lähmung des Armes nach 5 Tagen. Bis auf mein Steissbein ist zum Glück alles wieder heil soweit. Und dass mein Steissbein immer mal wieder schmerzen wird, damit muss ich leben. Hauptsache meinem kleinen Engel geht es gut. Sie hat die letzten 3 Wochen dann doch noch ordentlich an Gewicht zu gelegt und kam mit knapp 3000g und 49cm zur Welt. Ich hatte keine Wehenpause, keinen Moment zu Verschnaufen oder zu realisieren, dass ich sie bald im Arm liegen habe. Sie sehe und spüren kann. An den Moment, auf den ich so sehnlichst gewartet habe, sie auf mir zu spüren, kann ich mich nicht mehr erinnern. Das Gefühl fehlt mir, es ist nicht da und es fehlt mir sehr. Dieses heilende Gefühl "jetzt ist alles gut". An die 2 Stunden nach ihrer Geburt kann ich mich nur an Fetzen erinnern. Der Schmerz als sie auf mich gelegt wurde und die Nabelschnurr über den Riss zog, als ich genäht wurde und sie in der zeit hinter mir mit meinem Mann und der Hebamme beim baden war, ein kurzer Blick wie ich die Nabelschnur durchschneide...
Unsere Kennenlernzeit war auch weiter schwierig. Ich konnte selbst mit Schmerzmitteln nur unter starken Schmerzen sitzen oder mich bewegen. Wenn ich mal stand ging laufen ganz gut.
Stillen war sehr schwierig durch meine Schmerzen und weil die Maus eher Trinkschwach war. Es waren zudem die heissesten Tage im Jahr und ich habe schon nach 12 Stunden zugefüttert. Trotzdem hat sie fast die erlaubten 10% abgenommen. Zu Hause ging es dann weiter, dass es mit dem Stillen nicht so klappte. zudem mussten wir auch noch auf ihren Arm acht geben.
Ich hab gepumpt und mein Mann hat sie parallel gefeedet bzw Flasche zugefüttert, wenn meine Milch mal wieder nicht gereicht hat. Ich hatte in der Zeit kaum Kontakt zu meiner Maus, was die Situation nicht besser machte.
Nach 3 Wochen hin und her war ich kurz davor abzustillen, da ich das alleine, wenn mein Mann nach dem Monat Elternzeit wieder arbeiten musste gar nicht hätte leisten können. Ich gab uns diesesn letzten Versuch und er klappte :) Unsere Maus ist voll gestillt seit Ende ihrer 4. Lebenswoche. Was noch dazu kommt ist, dass sie sehr empfindlich ist, was Blähungen angeht und auch sehr stark auf das reagiert was ich esse. Seither esse ich keinerlei Milchprodukte, Karotten, irgendwas mit Zwiebel, Knoblauch, Lauch, Dinkel geht auch nicht. Mal schnell ne fertige Tomatensosse zu Nudeln geht nicht. Durch die Depression und das schwierige Essen habe ich bereits 25kg abgenommen, ich wiege 16kg weniger wie vor der Schwangerschaft und es ist gerade mal 3 Moante her, dass sie zur Welt kam.
Zu dem ganzen Stress kam, dass ich von Anfang an zu Hause mich maßlos überfordert, nicht belastbar und hilflos fühlte. Ich war sehr traurig und habe viel geweint. Als mein Mann wieder arbeiten ging war ich ständig unruhig, fühlte mich gehetzt, hatte Angst davor, dass unsere Tochter aufwacht. Sie ist ein Schreibaby und es war fast unmöglich sie tagsüber zum schlafen zu bringen. Gegen Abend wurde es dann immer schlimmer mit ihrem schreien und wir konnten ihr nicht helfen. Wir hatten teils das Gefühl, sie will nicht bei uns sein, weil sie sich überhaupt nicht beruhigt hat und es auf dem Arm fast noch schlimmer war. Auch im Tragetuch oder Kinderwagen hat sie nur noch geweint. Allein der Gedanke mit ihr irgendwelche Termine wahrzunehmen oder auch spazieren zu gehen haben mic total gestresst. Ich hab alles abgesagt, was nicht zwingend notwendig war.Einmal kam ich nach einer Stunde spazierengehen nach Hause in der sie nur geschriehen hat, habe sie auf den Wickeltisch gelegt, den Fön angemacht und selbst nur noch geheult. Als mein Mann eine Stunde später nach Hause gekommen ist habe ich ihn heulend empfangen und sie ihm nur noch in die Hand gedrückt.
Anfangs dachte ich, dass es meine Trauer über unser verlorens Kind ist, weshalb es mir so schlecht geht. Die belastete und belastende Schwangerschaft, das ganze letzte Jahr, dass all meine Reserven aufgebraucht hat. Ich habe versucht Hilfe zu finden bezüglich einer Therapie und einer Mütterpflegerin, die es leider bei mir nicht gibt. Als ich mich damit auseinander gesetzt habe, wurde mir innerhalb von wenigen Tagen klar, dass nicht die Vergangenheit, sondern das hier und jetzt mein Problem ist. Dass ich eine postpartale Depression habe und ich ganz dringend Hilfe brauche. Ich hatte das Gefühl nur noch zu funktionieren, das Lächeln für sie nur aufgesetzt, damit sie ja nicht merkt, dass mir nur zum heulen ist. Da war kein Gefühl, es war so unreal dass ich Mama bin, dies MEIN Kind ist.
Kurz nachdem ich aus dem Krankenhaus gekommen bin, dachte ich auch schon mal an eine postpartale Depression, weil ich so depressiv war, hab es aber weggewischt und wollte mich da nicht reinsteigern.
Ich habe angefangen verzweifelt nach Hilfe zu suchen, aber es ist so unendlich schwer. Ich habe telefoniert und telefoniert, war enweder an der falschen Adresse oder es war für mich niemand zuständig. Anfangs ging es mir noch besser und es hieß es ginge mir zu gut für einen stationären Aufenthalt oder Medikamente. Mein Mann blieb wieder zu Hause für 2 Wochen, in denen ich mich tatsächlich stabilisierte. Ich konnte unsere Tochter immer an ihn abgeben, wenn ich nicht konnte und habe teils nur gestillt und alles andere hat er gemacht. Da kam dann auch ganz langsam wieder das Gefühl für meine Tochter und das ist auch gebleiben. Ich weiss wieder, wie lieb ich sie habe. Und wenn sie mich so anstrahlt und ihr Köpfchen auf meine Schulter legt... da könnte ich dahin schmelzen und in diesen Momenten bin ich auch wieder wirklich glücklich.
Dann ging mein Mann wieder arbeiten, ich hatte mich um eine Haushaltshilfe bemüht und von der Krankenkasse genehmigt bekommen, damit ich nicht allein zu Hause bin und auch im Haushalt was passiert. Ich konnte es nicht als Hilfe empfinden, jemand fremdes in meinem Zuhause. Es hat mich anfangs noch zusätzlich unter Druck gesetzt, besonders da ich die eine Person von ihrer persönlichkeit her sehr anstrengend fand. Ich wollte meine Ruhe und keine Gespräche führen.
Mittwochs musste ich morgens meinen Mann wieder von der Arbeit holen, da nichts mehr ging. Ich hatte Angst, die innere Unruhe war unerträglich und dass obwohl unsere Maus noch nicht mal wach war. Ich bin regelrecht weinend zusammen gebrochen, hatte das Gefühl nicht mehr zu können, nicht zu wissen, wie ich die nächsten Minuten geschweigen denn einen ganzen Tag überstehen soll. Dazu kam das Gedankenkarussel , das hin und her, was besser wäre, wie es machbar wäre, stationär oder nicht, aber es gab wartelisten und auch da könnte man mir nicht direkt helfen, was ist mit meinem Kind, mein Mann ohne mich ist auch mit ihr überfordert, ausserdem stille ich, und ich mit ihr alleine in der klinik ohne meinem Mann, der sie abends zum schlafen bekommt... ????
Wir hatten einen Termin in einer Schreiambulanz mit zwei sehr netten Psychologinnen, die sich unsere Geschichte anhörten. Leider war die Zeit begrenzt und wir kamen nicht mal ins Detail. Sie sagten nur:"Wir wissen, dass hilft ihnen jetzt nicht, aber es wundert nicht, dass die Situation ist, wie sie ist. SIe sind ja regelrecht traumatisiert."
Als es mir weiter schlechter ging übers Wochenende hatte ich Montags nochmal mit einer von Ihnen telefoniert. Jetzt haben wir heute einen Zwischentermin bei einer von Ihnen, sie wollte sich nochmal wegen der Familienhebamme kümmern, die eine Woche zuvor bei mir war und nur meinte, dass sie nicht weiss, was sie für mich tun soll, da dass was sie sonst tut, ich selbst schon getan habe. Ausserdem hatte die Psychologin sich für mich gekümmert, dass ich einen Termin in der Notfallsprechstunde der Psychiatrie bekomme. Seitdem werde ich seit letzter Woche auf Sertralin eingestellt und habe zwei Kriseninterventionstermine bei der dortigen Psyhologin nächste Woche und zwei Wochen später. Montag kann ich bei einem Psychotherapeuten anrufen, ob Termine für ein Erstgespräch frei sind.
Ich hoffe sehr, dass ich bei dem Psychotherapeuten am Montag Termine bekomme. Er ist fast um die Ecke und wurde mir auch von der Wochenbettsepressionshotline empfohlen. Es dauert für mich schon eine gefühlte Ewigkeit in der ich auf der Suche nach Hilfe bin. Ich will einfach nur wieder ich selbst sein, ohne Angst in mir vor meiner Tochter oder einfach nur dem Tag...