Hallo liebes Forum und danke für die Aufnahme,
ich bin froh, meine Geschichte endlich einmal aufschreiben zu können und würde mich freuen, ein bisschen Zuspruch zu finden :)
Mein Name ist Steffi und ich bin 24 Jahre alt. Meine Geschichte bezüglich Depressionen und Zwangsgedanken beginnt allerdings schon in meiner frühesten Kindheit, diese blieben aber bis ins Erwachsenenalter unerkannt. Zwangsgedanken sind eben so speziell, dass sie selten richtig gedeutet werden. Vor allem bei Kindern.
2009 wurde ich nun das erste Mal richtig depressiv, nachdem mein Freund ins Krankenhaus musste. Ich ging zwar zum Arzt und dachte an alles Mögliche, aber die Diagnose "Depression" haute mich schlichtweg um. Ich dachte, dass so etwas jedem passiert, aber doch nicht mir. Die Überweisung zum Psychiater folgte umgehend und mir wurden Anti-Depressiva verordnet. Auf Grund der Scham und vielleicht auch, weil ich mir die Krankheit nicht eingestehen wollte, nahm ich die Tabletten nicht. Ich kämpfte mich durch die Depression und hoffte, dass es nicht mehr zurückkommt. Natürlich, da ich nichts an meinem Verhalten änderte, kam die Depression zurück. Knallhart.
2011 zerbrach ich am nächsten Schub fast. Es fing an mit Zwangsgedanken im Bezug auf meinen Freund. Ich hatte den Gedanken ihn zu erstechen und bin fast daran verzweifelt. Ich kam nicht mehr nach Hause, sprach kaum noch mit ihm. Alles nur, um ihn nicht zu verletzen. Zwangsgedanken werden nur leider immer stärker, umso mehr man versucht sie zu verdrängen. Ich wurde sehr krank und baute immer mehr Ängste auf. Ich konnte kein Auto mehr fahren, weil ich Angst hatte und jeder Tag zog einfach an mir vorbei. Es war eine schlimme Zeit, die alle meine Kraft forderte. Ich wies mich in die Psychiatrie ein und leitete so meinen Weg zur Heilung ein. Ich wurde auf Fluoxetin eingestellt und nahm zur schlimmsten Zeit fast 100mg. Nach einem Jahr ambulanter Therapie konnte ich die Tabletten absetzen und war seitdem stabil. Ich hatte es geschafft! Dennoch weiß ich sehr wohl wie tief ich fallen kann und bin sehr sensibel beim kleinsten Anzeichen. Vielleicht verstärkt es die aktuelle Problematik noch, ich weiß es nicht.
Ein jahr später (Im März 2013) wurde ich schwanger. Ich habe mir dieses Kind schon lange gewünscht, mein Partner wollte eigentlich noch etwas warten, nicht zuletzt, weil er zu diesem Zeitpunkt keine Arbeit hatte. Ich nahm die Pille ein, aber achtete nicht wirklich auf die richtige Einnahme. Ich weiß, dass war absolut nicht verantwortungsbewusst. Heute hat mein Freund wieder Arbeit, er arbeitet in einem leitenden Posten, der Weg dahin war während der Schwangerschaft allerdings sehr schwer. Die Schwangerschaft war mit Problemen besetzt. Kein Geld, keine Arbeit, sehr viel Kritik. Die Eltern meines Freundes konnten sich fast gar nicht an den Gedanken gewöhnen und behandelten mich lange sehr abschätzig. Meine Schwester bezeichnete uns als "Assis". Die einzigen Personen, die uns entwegt unterstützten, waren meine Eltern. Mein Freund erhielt lediglich einen sehr geringen Betrag ALG I, da er im Jahr davor nur halbtags arbeitete und sein Abitur nachholte. Das Geld reichte so eben für Miete und Essen, mehr war absolut nicht drin. Ich beende momentan mein Lehramt-Studium und schreibe meine Bachelor-Arbeit. Zu diesem damaligen Zeitpunkt belegt ich also Seminare und ging arbeiten. Es stresste mich sehr. Ich kam mir zu diesem Zeitpunkt von meinem Freund sehr alleine gelassen vor. Ich war in den ersten Monaten, fast bis zur 20. Woche, so müde, dass ich manchen Tag kaum überstand. Mein Freund kümmerte sich in meinen Augen aber nicht richtig um einen neuen Job und gab sich nicht genug Mühe. Ich verbrachte sehr viele Tage weinend im Badezimmer und konnte diese ausweglose Situation kaum noch ertragen. Mein Partner fand im September eine neue Stelle, 6 Tage bevor er ins ALG II hätte wechseln müssen. Die Ämter waren unmöglich. Sie rieten mir, mein Studium abzubrechen, damit ich Anrecht auf ALG II hätte und dieses dann beziehen könnte. Es war eine unheimlich anstrengende Zeit voller Verzweiflung, die mich an den Rand meiner Kräfte brachte. Ich weiß, dass ich die Situation selbst herbei geführt habe, das ließ sich in diesem Moment aber leider nicht mehr ändern. Als mein Partner dann in der 29. Woche endlich wieder Arbeit hatte und sich die Situation endlich entspannte, begann meine Symphyse (der Knorpel zwischen den Beckenhälften) übermäßig zu lockern. Dies führte zu so heftigen Schmerzen, dass ich nach einigen Wochen nicht mehr laufen konnte und schrenkte mich so extrem ein, dass ich ab der 34. Woche nicht mehr wirklich nach draußen gehen konnte. Der Einkauf am Wochende war eine Tortur. Meine Frauenärztin riet mir dann zum Kaiserschnitt, da unser Ben auf 4kg Geburtsgewicht geschätzt wurde. Ich war für jeden Tag dankbar, den man mir ersparte und mich endlich erlöste. So entschied ich mich für den Kaiserschnitt, der dann vor zwei Wochen auch gemacht wurde.
Die Depression begann aber schon früher. Ich schätze, dass sie bereits in der 35. Woche begannen hatte, da ich da schon diese zwiespältigen Gefühle dem Kind gegenüber empfand. Ich freute mich auf der einen Seite und auf der anderen Seite wollte ich rauchen und tun und lassen können, was ich wollte. Das tat ich natürlich nicht. Einen Tag nach der Geburt kamen die Heultage, doch ich spürte bereits, dass mehr dahinter steckte.
3 Tage nach der Geburt ging ich nach Hause und begann jede Aufgabe mit dem Baby als Belastung zu finden. Mein Freund, der sich inzwischen zu einem sehr engagierten Papa und Mann gemausert hatte, übernahm die Aufgaben für mich und dafür war und bin ich sehr dankbar. Er hatte die letzte Woche Urlaub und geht aber ab Montag wieder arbeiten. Dann muss ich die Aufgaben selbst übernehmen und hab solche Angst davor. Ich bin wirklch entsetzlich genervt von dem Kind und will eigentlich immer nur, dass es wieder weg geht. Es fühlt sich an, als ob es ein Kind von Verwandten ist, dass jetzt bald wieder abgeholt wird. Ich teste mich ständig, ob ich etwas für ihn empfinde, fühle mich aber irgendwie taub. Kennt das jemand? Bei jedem Geräusch denke ich immer nur: "Bitte wach nicht auf, halt den Mund, ich will meine Ruhe haben." Eine Mutter sollte so nicht denken und das ist das, was mir die größte Angst bereitet. Ich habe Angst davor, eines Tages, wenn ich alleine bin, die Kontrolle zu verlieren und dem Kleinen was anzutun. Das ist die schlimmste Sorge. Zwangsgedanken ihn zu ersticken, habe ich eigentlich von der ersten Minute an. Ich weiß, dass ich das nicht tun werde, aber es macht mir dennoch solche Sorge, dass ich ständig zittere. Meine Mama ist sehr gluckenhaft mit ihm, ich bin eher gelassener. Auch das macht mir Sorge. Kann es normal sein, dass ich nicht ständig nach der Temperatur der Hände fühle, ihm an der Pampers rieche oder anderweitig an ihm fühle? Ich fütter ihn momentan, versorge ihn und lege ihn wieder in sein Bett. Natürlich kuschel ich auch mit ihm, aber ich empfinde es nicht wirklich als innig. Manchmal schaue ich ihn an und denke "Ach Mensch ist der süß" und drei Minuten später will ich, dass er weg geht. Mir graut es vor der Vorstellung, dass ich jeden Tag den ganzen Tag auf ihn aufpassen muss. Ich fühle mich so wahnsinnig eingeengt und ohne Freiheit. Ich bin richtig neidisch auf meinen Freund, der wieder arbeiten gehen darf und ich muss den ganzen Tag das Baby versorgen. Ich habe ein richtig schlechtes Gewissen.
Heute war ich bereits beim Psychotherapeuten, der sagt, dass das alles nicht so schlimm ist. Er sagt, dass das meistens nach vier Wochen wieder weg geht. Ich hab Angst, dass es noch länger bleibt und ich mein Kind nie richtig lieben kann. Dabei ist das mein absoluter Herzenswunsch. Auch Sertralin habe ich mir bereits verschreiben lassen, ich will nicht diese wichtige Zeit im Leben meines Kindes verpassen und es nicht richtig sehen. Das darf nicht passieren.
Wie habt ihr die ersten Tage trotz Depression mit eurem Kind zu Hause verlebt? Hattet ihr auch Angst davor?
Über ein paar Antworten würde ich mich sehr freuen :)
Lieben Gruß
Steffi
Alles von der Seele schreiben...
Moderator: Moderatoren
Re: Alles von der Seele schreiben...
Hallo joleila0104,
erstmal herzlich willkommen hier.
Ich kann sehr gut nachvollziehen wie es in dir gerade aussieht. Du hast schon einen ersten sehr wichtigen Schritt getan und Dir professionelle Hilfe geholt.
Und du wirst damit auch wieder aus deiner momentanen Situation herauskommen und dein Kind absolut lieben und nie nie nie wieder hergeben wollen.
Ich war etwa 4 Wochen nach der Geburt zuhause, wobei ich heute kaum Erinnerungen daran habe. Ich weiß nicht, wie ich diese Zeit rumgebracht habe. Im Nachhinein betrachtet kommen mir diese 4 Wochen vor, als wären es 4 Tage gewesen. Die einzelnen Erinnerungen, die ich noch daran habe, waren Situationen die schrecklich waren - und in denen ich allein mit meinem Sohn war. (Mein Mann hatte zwar Elternzeit, war aber dennoch nicht den ganzen Tag zuhause) Ich hatte auch die Gedanken "Bitte wach nicht auf", alles war eine Belastung, Neid auf denn Mann der arbeiten "durfte" usw.
Nach 4 Wochen hatte ich einen totalen Zusammenbruch und ab da holten meine Eltern mich und meinem Sohn zu sich nach Hause. Mein Mann musste dann wieder arbeiten und kam uns nach der Arbeit immer besuchen. Insgesamt waren wir 2,5 Monate bei meinen Eltern. Die ersten Wochen musste sich komplett jemand anderes um meinen Sohn kümmern. Nur das Stillen habe ich "geduldet" - mit 2 Monaten habe ich meinen Sohn wg. meinen Medikamenten abgestillt. Es gab Tage, an denen ich mich zwang, abends meinen Sohn ca. 30 Minuten auf den Arm zu nehmen, damit er wenigstens einmal am Tag bei der Mama sein durfte. Nach ein paar Wochen konnte ich mich hin und wieder schon mal selber um den Kleinen kümmern, aber bis zum letzten Tag bei meinen Eltern war ich nie alleine mit meinem Sohn. Alleine die Angst davor war viel zu groß. Ich gebe zu, ich hätte es alleine nicht geschafft !
Es ist toll, dass sich dein Freund so kümmert. Ich hoffe, er hat Verständnis für Deine Situation und unterstützt dich weiterhin so mit dem Kleinen. Vielleicht kannst du dir in der Zeit, wenn dein Freund Arbeiten ist, Hilfe holen. Sei es Deine Mutter, sei es eine Freundin etc. Versuche nicht allein zu sein, wenn Du so große Angst davor hast.
Laß dich nicht unterkriegen, von denen die Dir Steine in den Weg legen wollen. Vielleicht waren es wirklich nicht die Besten Voraussetzungen jetzt für ein Kind, aber es ist ganz allein Eure Entscheidung gewesen. Vielleicht hat diese Situation deine Depression begünstigt, vielleicht wäre die Depression aber so und so gekommen - trotz besserer Voraussetzungen. Wichtig ist die Situation/das Leben in dem du jetzt bist ! Und dieses "Jetzt" musst du vielleicht etwas neu ordnen und in jedem Fall gesund werden, aber auch du wirst Deinen Weg heraus finden und Dein Kind lieben ! Auch wenn Du nicht ständig an der Pampers riechst, die Temparatur fühlst usw. Keine Sorge, es ist vollkommen normal, dies nicht im 10-Minuten-Rythmus zu tun
Viele Grüße
Andrea
erstmal herzlich willkommen hier.
Ich kann sehr gut nachvollziehen wie es in dir gerade aussieht. Du hast schon einen ersten sehr wichtigen Schritt getan und Dir professionelle Hilfe geholt.
Und du wirst damit auch wieder aus deiner momentanen Situation herauskommen und dein Kind absolut lieben und nie nie nie wieder hergeben wollen.
Ich war etwa 4 Wochen nach der Geburt zuhause, wobei ich heute kaum Erinnerungen daran habe. Ich weiß nicht, wie ich diese Zeit rumgebracht habe. Im Nachhinein betrachtet kommen mir diese 4 Wochen vor, als wären es 4 Tage gewesen. Die einzelnen Erinnerungen, die ich noch daran habe, waren Situationen die schrecklich waren - und in denen ich allein mit meinem Sohn war. (Mein Mann hatte zwar Elternzeit, war aber dennoch nicht den ganzen Tag zuhause) Ich hatte auch die Gedanken "Bitte wach nicht auf", alles war eine Belastung, Neid auf denn Mann der arbeiten "durfte" usw.
Nach 4 Wochen hatte ich einen totalen Zusammenbruch und ab da holten meine Eltern mich und meinem Sohn zu sich nach Hause. Mein Mann musste dann wieder arbeiten und kam uns nach der Arbeit immer besuchen. Insgesamt waren wir 2,5 Monate bei meinen Eltern. Die ersten Wochen musste sich komplett jemand anderes um meinen Sohn kümmern. Nur das Stillen habe ich "geduldet" - mit 2 Monaten habe ich meinen Sohn wg. meinen Medikamenten abgestillt. Es gab Tage, an denen ich mich zwang, abends meinen Sohn ca. 30 Minuten auf den Arm zu nehmen, damit er wenigstens einmal am Tag bei der Mama sein durfte. Nach ein paar Wochen konnte ich mich hin und wieder schon mal selber um den Kleinen kümmern, aber bis zum letzten Tag bei meinen Eltern war ich nie alleine mit meinem Sohn. Alleine die Angst davor war viel zu groß. Ich gebe zu, ich hätte es alleine nicht geschafft !
Es ist toll, dass sich dein Freund so kümmert. Ich hoffe, er hat Verständnis für Deine Situation und unterstützt dich weiterhin so mit dem Kleinen. Vielleicht kannst du dir in der Zeit, wenn dein Freund Arbeiten ist, Hilfe holen. Sei es Deine Mutter, sei es eine Freundin etc. Versuche nicht allein zu sein, wenn Du so große Angst davor hast.
Laß dich nicht unterkriegen, von denen die Dir Steine in den Weg legen wollen. Vielleicht waren es wirklich nicht die Besten Voraussetzungen jetzt für ein Kind, aber es ist ganz allein Eure Entscheidung gewesen. Vielleicht hat diese Situation deine Depression begünstigt, vielleicht wäre die Depression aber so und so gekommen - trotz besserer Voraussetzungen. Wichtig ist die Situation/das Leben in dem du jetzt bist ! Und dieses "Jetzt" musst du vielleicht etwas neu ordnen und in jedem Fall gesund werden, aber auch du wirst Deinen Weg heraus finden und Dein Kind lieben ! Auch wenn Du nicht ständig an der Pampers riechst, die Temparatur fühlst usw. Keine Sorge, es ist vollkommen normal, dies nicht im 10-Minuten-Rythmus zu tun

Viele Grüße
Andrea
Re: Alles von der Seele schreiben...
Ein liebes Hallo auch von mir!
Ich kenne was du schreibst, sehr gut - leider! Auch ich hatte schon im Kindes-und Jugendalter erstmals mit Zwangsgedanken zu kämpfen, wußte aber nicht was das ist. Damals richteten sie sich gegen meine Mama, die ich sehr liebte. Dann hatte ich wieder jahrelang Ruhe, bis zur Geburt meines Wunschbabys vor 8 Jahren. Da brach alles mit vollster Wucht über mich herein: ZG gegen mein Baby haben mich bis in meine Träume verfolgt - es war die Hölle auf Erden. Dieses "taub sein" kenne ich sehr gut - ich habe meinen Sohn zwar versorgt, aber dieses "Mutterliebe" die kam einfach nicht. Ich war froh wenn er schlief und bekam Schweißausbrüche vor Angst, wenn ich wußte - jetzt wacht er bald auf. Es fällt mir sogar heute noch schwer, die richtigen Worte für dieses Grauen zu finden, es war als würde mich die Hölle verschlingen, diese uneremessliche Angst ihm etwas anzutun, hat mich innerlich fast zerbrochen.
Gott sei Dank habe ich dank Schatten und Licht erkannt, dass dies alles einen Namen hat und dass man mir helfen kann. Ich gekam Medikamente verschrieben und machte 2,5 Jahre lang eine Psycho-Verhaltenstherapie. Endlich begriff ich, was ich hatte - Zwangsgedanken und eine Depression. Dank der Medikamente, der Unterstützung meiner Eltern und meiner tollen Ärzte, bekam ich mein Leben langsam wieder in den Griff. Die ersten 3 Monate war täglich jemand bei mir um mich zu unterstützen - entweder meine Mama, meine Tante, meine Cousine - abends mein Mann. Das Gefühl erst mal NICHT alleine mit dem Baby zu sein, hat mir sehr geholfen. Dann haben wir angefangen, kleine Phasen am Tag (30 min, später dann 1 Stunde) mich alleine bewältigen zu lassen - aber immer mit dem Wissen im Hintergrund: Wenn es arg wird, kann ich gleich jemanden anrufen. Die Medikamente haben sehr gut bei mir angeschlagen, die Therapie hat mir enorm geholfen zu lernen was ZG sind und wie ich aktiv üben kann, um sie los zu werden.
Nach 4 Monaten kam dann zum ersten Mal dieses überwältigende Mama-Gefühl: Mein kleiner rollte sich zum ersten Mal selber auf den Bauch und wieder zurück ... und strahlte mich an. In dem Moment erfasst mich eine Welle von Liebe, die ich noch nie zuvor empfunden hatte. Nie werde ich das vergessen - aus diesem Moment habe ich unendlich viel Kraft geschöpft weil ich wußte: Ich kann lieben und ich werde kämpfen um gesund zu werden.
Heute bin ich gesund, allerdings mit einen kleinen Dosis meines AD´s. Da ich ZG schon in der Kindheit hatte, sind diese bei chronisch geworden, ganz ohne AD würden sie mein Leben lang immer wieder mal kommen. Ich will das nicht - ich will meine Zeit auf Erden mit meiner Familie nicht an die ZG verschenken. Und wenn ich denke, dass ich vor 8 Jahren 3 Medis in Höchstdosis brauchte und heute nur noch ein AD mit niedrigerer Dosis geblieben ist, dann bin ich mehr als nur dankbar!
Skeptisch bin ich mit der Aussage deines Arztes, dass meist nach 4 Wochen alles wieder gut ist. Das mag für den "Babyblues" stimmen. Aber da auch du bereits in deiner Jugend ZG hattest, sieht es etwas anders aus - ich denke du weißt das evlt. selbst schon, hast dich ja sicher schon mit der Thematik auseinander gesetzt. Ich finde es gut, dass du dir ein AD hast aufschreiben lassen. Warte nicht zu lange mit der Einnahme - denn du vergeudest damit tatsächlich LEBENSZEIT mit deiner Familie an diese grässliche Krankheit. Niemand nimmt gerne Tabletten, aber wenn sie dir dein Leben und eine Lebensqualität wieder geben, dann ist alles andere einfach egal. Ich wollte zuerst kein AD nehmen, aber es wurde dann damals so schlimm, dass ich darum gebetelt habe. Ich erkenne mein Leben heute fast nicht wieder - denn erst seit der PPD weiß ich, wie sich "gesund sein" anfühlt!
Schön, dass du da bist!
Ich kenne was du schreibst, sehr gut - leider! Auch ich hatte schon im Kindes-und Jugendalter erstmals mit Zwangsgedanken zu kämpfen, wußte aber nicht was das ist. Damals richteten sie sich gegen meine Mama, die ich sehr liebte. Dann hatte ich wieder jahrelang Ruhe, bis zur Geburt meines Wunschbabys vor 8 Jahren. Da brach alles mit vollster Wucht über mich herein: ZG gegen mein Baby haben mich bis in meine Träume verfolgt - es war die Hölle auf Erden. Dieses "taub sein" kenne ich sehr gut - ich habe meinen Sohn zwar versorgt, aber dieses "Mutterliebe" die kam einfach nicht. Ich war froh wenn er schlief und bekam Schweißausbrüche vor Angst, wenn ich wußte - jetzt wacht er bald auf. Es fällt mir sogar heute noch schwer, die richtigen Worte für dieses Grauen zu finden, es war als würde mich die Hölle verschlingen, diese uneremessliche Angst ihm etwas anzutun, hat mich innerlich fast zerbrochen.
Gott sei Dank habe ich dank Schatten und Licht erkannt, dass dies alles einen Namen hat und dass man mir helfen kann. Ich gekam Medikamente verschrieben und machte 2,5 Jahre lang eine Psycho-Verhaltenstherapie. Endlich begriff ich, was ich hatte - Zwangsgedanken und eine Depression. Dank der Medikamente, der Unterstützung meiner Eltern und meiner tollen Ärzte, bekam ich mein Leben langsam wieder in den Griff. Die ersten 3 Monate war täglich jemand bei mir um mich zu unterstützen - entweder meine Mama, meine Tante, meine Cousine - abends mein Mann. Das Gefühl erst mal NICHT alleine mit dem Baby zu sein, hat mir sehr geholfen. Dann haben wir angefangen, kleine Phasen am Tag (30 min, später dann 1 Stunde) mich alleine bewältigen zu lassen - aber immer mit dem Wissen im Hintergrund: Wenn es arg wird, kann ich gleich jemanden anrufen. Die Medikamente haben sehr gut bei mir angeschlagen, die Therapie hat mir enorm geholfen zu lernen was ZG sind und wie ich aktiv üben kann, um sie los zu werden.
Nach 4 Monaten kam dann zum ersten Mal dieses überwältigende Mama-Gefühl: Mein kleiner rollte sich zum ersten Mal selber auf den Bauch und wieder zurück ... und strahlte mich an. In dem Moment erfasst mich eine Welle von Liebe, die ich noch nie zuvor empfunden hatte. Nie werde ich das vergessen - aus diesem Moment habe ich unendlich viel Kraft geschöpft weil ich wußte: Ich kann lieben und ich werde kämpfen um gesund zu werden.
Heute bin ich gesund, allerdings mit einen kleinen Dosis meines AD´s. Da ich ZG schon in der Kindheit hatte, sind diese bei chronisch geworden, ganz ohne AD würden sie mein Leben lang immer wieder mal kommen. Ich will das nicht - ich will meine Zeit auf Erden mit meiner Familie nicht an die ZG verschenken. Und wenn ich denke, dass ich vor 8 Jahren 3 Medis in Höchstdosis brauchte und heute nur noch ein AD mit niedrigerer Dosis geblieben ist, dann bin ich mehr als nur dankbar!
Skeptisch bin ich mit der Aussage deines Arztes, dass meist nach 4 Wochen alles wieder gut ist. Das mag für den "Babyblues" stimmen. Aber da auch du bereits in deiner Jugend ZG hattest, sieht es etwas anders aus - ich denke du weißt das evlt. selbst schon, hast dich ja sicher schon mit der Thematik auseinander gesetzt. Ich finde es gut, dass du dir ein AD hast aufschreiben lassen. Warte nicht zu lange mit der Einnahme - denn du vergeudest damit tatsächlich LEBENSZEIT mit deiner Familie an diese grässliche Krankheit. Niemand nimmt gerne Tabletten, aber wenn sie dir dein Leben und eine Lebensqualität wieder geben, dann ist alles andere einfach egal. Ich wollte zuerst kein AD nehmen, aber es wurde dann damals so schlimm, dass ich darum gebetelt habe. Ich erkenne mein Leben heute fast nicht wieder - denn erst seit der PPD weiß ich, wie sich "gesund sein" anfühlt!
Schön, dass du da bist!
Liebe Grüße von
Marika
Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Marika
Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Re: Alles von der Seele schreiben...
Hallo ihr Lieben und vielen Dank für eure Antworten!
Seit gestern nehme ich das AD und ich fühle mich damit besser und irgendwie auf der sicheren Seite. Mein Therapeut meinte zwar, dass ich erstmal abwarten soll, aber was soll das bringen? Meine Depressionen sind von alleine nie weg gegangen und wenn, dann erst nach Monaten und verbunden mit großer Anstrengung. Ich denke, umso früher ich mit der Einnahme beginne, umso früher kann die Heilung einsetzen. Ich zähle die Tage, bis das AD endlich zu wirken anfängt und ich mich wieder gut fühle. Ich weiß, wie sich stabil und gesund sein anfühlt und diesen Zustand, wie schlimm auch immer, wollte ich eigentlich nicht mehr erleben. Im Moment frage ich mich ständig, warum ich es schon wieder sein muss, die mit dieser Bürde klar kommen muss. Aber das bringt ja auch nichts. In der Therapie damals habe ich gelernt, dass das Akzeptieren der momentane Lage das Beste ist. Man ist eben nun mal für eine gewisse Zeit krank und muss damit umgehen. Wenn ich die Grippe habe, verlange ich ja auch nicht von mir Fahrrad zu fahren. Natürlich versuche ich mich nicht gehen zu lassen und tue die Dinge, die mir Freude bereiten. Freude kann ich noch empfinden und sei es für eine Tasse Kaffee. Das beruhigt mich ein wenig.
Dennoch habe ich das Gefühl, dass mich die Depression und die Zwangsgedanken bei Weitem nicht so hart getroffen haben wie euch und ich bin sehr dankbar dafür. Ich kann sehr gut nachempfinden, wie ihr euch damals gefühlt haben müsst, habe es ja auch schon durch. Die Beziehung zu meinem Kleinen muss nun einfach wachsen, ich kann nichts hinzaubern, was nicht da ist. Ich versuche mich, nicht auch noch in diesem Bereich zu überfordern und zu zwingen, das bringt ja nichts. Allerdings merke ich, dass ich mich an guten Tagen, an denen mich die Depression nicht so stark in den Fängen hat, besser um den Kleinen kümmern kann. Ich bin nicht so schnell genervt und ausdauernder. Auch das ist wahrscheinlich normal.
Die Aussage meines Psychotherapeuten finde ich auch nicht wirklich sinnvoll. Er will mich erst in vier Wochen wieder sehen und meine Situation kommt mir sehr bagatellisiert vor. Meine Psychiaterin, bei der ich mir direkt einen Termin geholt hatte, reagierte sofort und verschrieb mir das AD. Gerade bei jemanden, mit dieser Vergangenheit sollte man doch eigentlich richtig reagieren und ihm nicht einfach den Tipp geben, abzuwarten.
Eventuell werde ich mir auch einen neuen Psychotherapeuten suchen, jedoch wird das ja mal wieder dauern. Man bekommt eben einfach keinen Platz. Das AD wird mir erstmal helfen und mich psychisch wieder festigen. Ich frage mich nur, warum ich eine PPD bekommen habe und ob es grundsätzlich mit meiner eigenen Kindheit zu tun hat. Konntet ihr herausfinden, welchen Grund es hatte, dass ihr erkrankt seid?
Lieben Gruß
Steffi
Seit gestern nehme ich das AD und ich fühle mich damit besser und irgendwie auf der sicheren Seite. Mein Therapeut meinte zwar, dass ich erstmal abwarten soll, aber was soll das bringen? Meine Depressionen sind von alleine nie weg gegangen und wenn, dann erst nach Monaten und verbunden mit großer Anstrengung. Ich denke, umso früher ich mit der Einnahme beginne, umso früher kann die Heilung einsetzen. Ich zähle die Tage, bis das AD endlich zu wirken anfängt und ich mich wieder gut fühle. Ich weiß, wie sich stabil und gesund sein anfühlt und diesen Zustand, wie schlimm auch immer, wollte ich eigentlich nicht mehr erleben. Im Moment frage ich mich ständig, warum ich es schon wieder sein muss, die mit dieser Bürde klar kommen muss. Aber das bringt ja auch nichts. In der Therapie damals habe ich gelernt, dass das Akzeptieren der momentane Lage das Beste ist. Man ist eben nun mal für eine gewisse Zeit krank und muss damit umgehen. Wenn ich die Grippe habe, verlange ich ja auch nicht von mir Fahrrad zu fahren. Natürlich versuche ich mich nicht gehen zu lassen und tue die Dinge, die mir Freude bereiten. Freude kann ich noch empfinden und sei es für eine Tasse Kaffee. Das beruhigt mich ein wenig.
Dennoch habe ich das Gefühl, dass mich die Depression und die Zwangsgedanken bei Weitem nicht so hart getroffen haben wie euch und ich bin sehr dankbar dafür. Ich kann sehr gut nachempfinden, wie ihr euch damals gefühlt haben müsst, habe es ja auch schon durch. Die Beziehung zu meinem Kleinen muss nun einfach wachsen, ich kann nichts hinzaubern, was nicht da ist. Ich versuche mich, nicht auch noch in diesem Bereich zu überfordern und zu zwingen, das bringt ja nichts. Allerdings merke ich, dass ich mich an guten Tagen, an denen mich die Depression nicht so stark in den Fängen hat, besser um den Kleinen kümmern kann. Ich bin nicht so schnell genervt und ausdauernder. Auch das ist wahrscheinlich normal.
Die Aussage meines Psychotherapeuten finde ich auch nicht wirklich sinnvoll. Er will mich erst in vier Wochen wieder sehen und meine Situation kommt mir sehr bagatellisiert vor. Meine Psychiaterin, bei der ich mir direkt einen Termin geholt hatte, reagierte sofort und verschrieb mir das AD. Gerade bei jemanden, mit dieser Vergangenheit sollte man doch eigentlich richtig reagieren und ihm nicht einfach den Tipp geben, abzuwarten.
Eventuell werde ich mir auch einen neuen Psychotherapeuten suchen, jedoch wird das ja mal wieder dauern. Man bekommt eben einfach keinen Platz. Das AD wird mir erstmal helfen und mich psychisch wieder festigen. Ich frage mich nur, warum ich eine PPD bekommen habe und ob es grundsätzlich mit meiner eigenen Kindheit zu tun hat. Konntet ihr herausfinden, welchen Grund es hatte, dass ihr erkrankt seid?
Lieben Gruß
Steffi
Re: Alles von der Seele schreiben...
Hallo Steffi,
ja - ich konnte in meiner Therapie herausfinden, warum ich zu ZG neige. Es hat tatsächlich auch mit meiner Kindheit zu tun, dazu meine sensible und introvertierte Persönlichkeit. Somit hatte ich leider die "besten" Voraussetzungen für meine generell instabile psychische Verfassung. Dass das ganze dann erst richtig nach der Geburt meines Sohnes los ging, liegt sicher auch in der Hormonumstellung begründet.
Es ist schön, dass du das Gefühl Gesund und Stabil zu sein kennst - du weißt also genau, worauf du nun wieder hinarbeitest. Ich glaube, dass du jetzt gerade wieder denkst "warum ich" liegt daran, dass es du gerade eben mitten drinn bist in der Depression. Es wird dir wieder leichter fallen zu akzeptieren, dass du bist wie du eben bist, wenn es dir wieder besser geht.
Heute kann ich mich tatsächlich so annehmen wie ich bin - auch mit der Neigung zu ZG. Ich mag mich sehr, denn ich habe ganz viele Seiten an mir, die die Menschen um mich herum schätzen. Und das zeigt mir jeden Tag wieder, dass es nicht sinnlos war, diese Krankheit durch zu machen. Denn ohne die PPD wäre ich niemals in Therapie gegangen, hätte ständig mit Selbstzweifeln, diffusen Ängsten und ab und an ZG zu kämpfen gehabt - so aber konnte ich ganz viele Knoten lösen und habe heute eine Lebensqualität die ich vor dieser Zeit nicht für möglich gehalten hätte.
ja - ich konnte in meiner Therapie herausfinden, warum ich zu ZG neige. Es hat tatsächlich auch mit meiner Kindheit zu tun, dazu meine sensible und introvertierte Persönlichkeit. Somit hatte ich leider die "besten" Voraussetzungen für meine generell instabile psychische Verfassung. Dass das ganze dann erst richtig nach der Geburt meines Sohnes los ging, liegt sicher auch in der Hormonumstellung begründet.
Es ist schön, dass du das Gefühl Gesund und Stabil zu sein kennst - du weißt also genau, worauf du nun wieder hinarbeitest. Ich glaube, dass du jetzt gerade wieder denkst "warum ich" liegt daran, dass es du gerade eben mitten drinn bist in der Depression. Es wird dir wieder leichter fallen zu akzeptieren, dass du bist wie du eben bist, wenn es dir wieder besser geht.
Heute kann ich mich tatsächlich so annehmen wie ich bin - auch mit der Neigung zu ZG. Ich mag mich sehr, denn ich habe ganz viele Seiten an mir, die die Menschen um mich herum schätzen. Und das zeigt mir jeden Tag wieder, dass es nicht sinnlos war, diese Krankheit durch zu machen. Denn ohne die PPD wäre ich niemals in Therapie gegangen, hätte ständig mit Selbstzweifeln, diffusen Ängsten und ab und an ZG zu kämpfen gehabt - so aber konnte ich ganz viele Knoten lösen und habe heute eine Lebensqualität die ich vor dieser Zeit nicht für möglich gehalten hätte.
Liebe Grüße von
Marika
Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Marika
Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Re: Alles von der Seele schreiben...
Hallo Steffi! +
Auch ich kann mit dir fühlen, ich hab seit einem Jahr ein paar Monate nach der Geburt ganz üble Zwangsgedanken gehabt.... Jetzt nach einem Jahr kommen sie zwischenzeitlich wieder hoch aber ich weiß worum es geht... Ich schaue dann was bei mir los ist... Und versuche diese Sachen dann zu bereinigen... Aber das alte Ich hab ich nicht mehr.... lg ina
Aber ich sehe Marika als Vorbild und sage mir immer wieder in einer schlechten Phase ich bin nicht alleine und alles was angefangen hat endet auch wieder
Auch ich kann mit dir fühlen, ich hab seit einem Jahr ein paar Monate nach der Geburt ganz üble Zwangsgedanken gehabt.... Jetzt nach einem Jahr kommen sie zwischenzeitlich wieder hoch aber ich weiß worum es geht... Ich schaue dann was bei mir los ist... Und versuche diese Sachen dann zu bereinigen... Aber das alte Ich hab ich nicht mehr.... lg ina
Aber ich sehe Marika als Vorbild und sage mir immer wieder in einer schlechten Phase ich bin nicht alleine und alles was angefangen hat endet auch wieder