Alles von der Seele schreiben...
Verfasst: 23:11:2013 0:42
Hallo liebes Forum und danke für die Aufnahme,
ich bin froh, meine Geschichte endlich einmal aufschreiben zu können und würde mich freuen, ein bisschen Zuspruch zu finden :)
Mein Name ist Steffi und ich bin 24 Jahre alt. Meine Geschichte bezüglich Depressionen und Zwangsgedanken beginnt allerdings schon in meiner frühesten Kindheit, diese blieben aber bis ins Erwachsenenalter unerkannt. Zwangsgedanken sind eben so speziell, dass sie selten richtig gedeutet werden. Vor allem bei Kindern.
2009 wurde ich nun das erste Mal richtig depressiv, nachdem mein Freund ins Krankenhaus musste. Ich ging zwar zum Arzt und dachte an alles Mögliche, aber die Diagnose "Depression" haute mich schlichtweg um. Ich dachte, dass so etwas jedem passiert, aber doch nicht mir. Die Überweisung zum Psychiater folgte umgehend und mir wurden Anti-Depressiva verordnet. Auf Grund der Scham und vielleicht auch, weil ich mir die Krankheit nicht eingestehen wollte, nahm ich die Tabletten nicht. Ich kämpfte mich durch die Depression und hoffte, dass es nicht mehr zurückkommt. Natürlich, da ich nichts an meinem Verhalten änderte, kam die Depression zurück. Knallhart.
2011 zerbrach ich am nächsten Schub fast. Es fing an mit Zwangsgedanken im Bezug auf meinen Freund. Ich hatte den Gedanken ihn zu erstechen und bin fast daran verzweifelt. Ich kam nicht mehr nach Hause, sprach kaum noch mit ihm. Alles nur, um ihn nicht zu verletzen. Zwangsgedanken werden nur leider immer stärker, umso mehr man versucht sie zu verdrängen. Ich wurde sehr krank und baute immer mehr Ängste auf. Ich konnte kein Auto mehr fahren, weil ich Angst hatte und jeder Tag zog einfach an mir vorbei. Es war eine schlimme Zeit, die alle meine Kraft forderte. Ich wies mich in die Psychiatrie ein und leitete so meinen Weg zur Heilung ein. Ich wurde auf Fluoxetin eingestellt und nahm zur schlimmsten Zeit fast 100mg. Nach einem Jahr ambulanter Therapie konnte ich die Tabletten absetzen und war seitdem stabil. Ich hatte es geschafft! Dennoch weiß ich sehr wohl wie tief ich fallen kann und bin sehr sensibel beim kleinsten Anzeichen. Vielleicht verstärkt es die aktuelle Problematik noch, ich weiß es nicht.
Ein jahr später (Im März 2013) wurde ich schwanger. Ich habe mir dieses Kind schon lange gewünscht, mein Partner wollte eigentlich noch etwas warten, nicht zuletzt, weil er zu diesem Zeitpunkt keine Arbeit hatte. Ich nahm die Pille ein, aber achtete nicht wirklich auf die richtige Einnahme. Ich weiß, dass war absolut nicht verantwortungsbewusst. Heute hat mein Freund wieder Arbeit, er arbeitet in einem leitenden Posten, der Weg dahin war während der Schwangerschaft allerdings sehr schwer. Die Schwangerschaft war mit Problemen besetzt. Kein Geld, keine Arbeit, sehr viel Kritik. Die Eltern meines Freundes konnten sich fast gar nicht an den Gedanken gewöhnen und behandelten mich lange sehr abschätzig. Meine Schwester bezeichnete uns als "Assis". Die einzigen Personen, die uns entwegt unterstützten, waren meine Eltern. Mein Freund erhielt lediglich einen sehr geringen Betrag ALG I, da er im Jahr davor nur halbtags arbeitete und sein Abitur nachholte. Das Geld reichte so eben für Miete und Essen, mehr war absolut nicht drin. Ich beende momentan mein Lehramt-Studium und schreibe meine Bachelor-Arbeit. Zu diesem damaligen Zeitpunkt belegt ich also Seminare und ging arbeiten. Es stresste mich sehr. Ich kam mir zu diesem Zeitpunkt von meinem Freund sehr alleine gelassen vor. Ich war in den ersten Monaten, fast bis zur 20. Woche, so müde, dass ich manchen Tag kaum überstand. Mein Freund kümmerte sich in meinen Augen aber nicht richtig um einen neuen Job und gab sich nicht genug Mühe. Ich verbrachte sehr viele Tage weinend im Badezimmer und konnte diese ausweglose Situation kaum noch ertragen. Mein Partner fand im September eine neue Stelle, 6 Tage bevor er ins ALG II hätte wechseln müssen. Die Ämter waren unmöglich. Sie rieten mir, mein Studium abzubrechen, damit ich Anrecht auf ALG II hätte und dieses dann beziehen könnte. Es war eine unheimlich anstrengende Zeit voller Verzweiflung, die mich an den Rand meiner Kräfte brachte. Ich weiß, dass ich die Situation selbst herbei geführt habe, das ließ sich in diesem Moment aber leider nicht mehr ändern. Als mein Partner dann in der 29. Woche endlich wieder Arbeit hatte und sich die Situation endlich entspannte, begann meine Symphyse (der Knorpel zwischen den Beckenhälften) übermäßig zu lockern. Dies führte zu so heftigen Schmerzen, dass ich nach einigen Wochen nicht mehr laufen konnte und schrenkte mich so extrem ein, dass ich ab der 34. Woche nicht mehr wirklich nach draußen gehen konnte. Der Einkauf am Wochende war eine Tortur. Meine Frauenärztin riet mir dann zum Kaiserschnitt, da unser Ben auf 4kg Geburtsgewicht geschätzt wurde. Ich war für jeden Tag dankbar, den man mir ersparte und mich endlich erlöste. So entschied ich mich für den Kaiserschnitt, der dann vor zwei Wochen auch gemacht wurde.
Die Depression begann aber schon früher. Ich schätze, dass sie bereits in der 35. Woche begannen hatte, da ich da schon diese zwiespältigen Gefühle dem Kind gegenüber empfand. Ich freute mich auf der einen Seite und auf der anderen Seite wollte ich rauchen und tun und lassen können, was ich wollte. Das tat ich natürlich nicht. Einen Tag nach der Geburt kamen die Heultage, doch ich spürte bereits, dass mehr dahinter steckte.
3 Tage nach der Geburt ging ich nach Hause und begann jede Aufgabe mit dem Baby als Belastung zu finden. Mein Freund, der sich inzwischen zu einem sehr engagierten Papa und Mann gemausert hatte, übernahm die Aufgaben für mich und dafür war und bin ich sehr dankbar. Er hatte die letzte Woche Urlaub und geht aber ab Montag wieder arbeiten. Dann muss ich die Aufgaben selbst übernehmen und hab solche Angst davor. Ich bin wirklch entsetzlich genervt von dem Kind und will eigentlich immer nur, dass es wieder weg geht. Es fühlt sich an, als ob es ein Kind von Verwandten ist, dass jetzt bald wieder abgeholt wird. Ich teste mich ständig, ob ich etwas für ihn empfinde, fühle mich aber irgendwie taub. Kennt das jemand? Bei jedem Geräusch denke ich immer nur: "Bitte wach nicht auf, halt den Mund, ich will meine Ruhe haben." Eine Mutter sollte so nicht denken und das ist das, was mir die größte Angst bereitet. Ich habe Angst davor, eines Tages, wenn ich alleine bin, die Kontrolle zu verlieren und dem Kleinen was anzutun. Das ist die schlimmste Sorge. Zwangsgedanken ihn zu ersticken, habe ich eigentlich von der ersten Minute an. Ich weiß, dass ich das nicht tun werde, aber es macht mir dennoch solche Sorge, dass ich ständig zittere. Meine Mama ist sehr gluckenhaft mit ihm, ich bin eher gelassener. Auch das macht mir Sorge. Kann es normal sein, dass ich nicht ständig nach der Temperatur der Hände fühle, ihm an der Pampers rieche oder anderweitig an ihm fühle? Ich fütter ihn momentan, versorge ihn und lege ihn wieder in sein Bett. Natürlich kuschel ich auch mit ihm, aber ich empfinde es nicht wirklich als innig. Manchmal schaue ich ihn an und denke "Ach Mensch ist der süß" und drei Minuten später will ich, dass er weg geht. Mir graut es vor der Vorstellung, dass ich jeden Tag den ganzen Tag auf ihn aufpassen muss. Ich fühle mich so wahnsinnig eingeengt und ohne Freiheit. Ich bin richtig neidisch auf meinen Freund, der wieder arbeiten gehen darf und ich muss den ganzen Tag das Baby versorgen. Ich habe ein richtig schlechtes Gewissen.
Heute war ich bereits beim Psychotherapeuten, der sagt, dass das alles nicht so schlimm ist. Er sagt, dass das meistens nach vier Wochen wieder weg geht. Ich hab Angst, dass es noch länger bleibt und ich mein Kind nie richtig lieben kann. Dabei ist das mein absoluter Herzenswunsch. Auch Sertralin habe ich mir bereits verschreiben lassen, ich will nicht diese wichtige Zeit im Leben meines Kindes verpassen und es nicht richtig sehen. Das darf nicht passieren.
Wie habt ihr die ersten Tage trotz Depression mit eurem Kind zu Hause verlebt? Hattet ihr auch Angst davor?
Über ein paar Antworten würde ich mich sehr freuen :)
Lieben Gruß
Steffi
ich bin froh, meine Geschichte endlich einmal aufschreiben zu können und würde mich freuen, ein bisschen Zuspruch zu finden :)
Mein Name ist Steffi und ich bin 24 Jahre alt. Meine Geschichte bezüglich Depressionen und Zwangsgedanken beginnt allerdings schon in meiner frühesten Kindheit, diese blieben aber bis ins Erwachsenenalter unerkannt. Zwangsgedanken sind eben so speziell, dass sie selten richtig gedeutet werden. Vor allem bei Kindern.
2009 wurde ich nun das erste Mal richtig depressiv, nachdem mein Freund ins Krankenhaus musste. Ich ging zwar zum Arzt und dachte an alles Mögliche, aber die Diagnose "Depression" haute mich schlichtweg um. Ich dachte, dass so etwas jedem passiert, aber doch nicht mir. Die Überweisung zum Psychiater folgte umgehend und mir wurden Anti-Depressiva verordnet. Auf Grund der Scham und vielleicht auch, weil ich mir die Krankheit nicht eingestehen wollte, nahm ich die Tabletten nicht. Ich kämpfte mich durch die Depression und hoffte, dass es nicht mehr zurückkommt. Natürlich, da ich nichts an meinem Verhalten änderte, kam die Depression zurück. Knallhart.
2011 zerbrach ich am nächsten Schub fast. Es fing an mit Zwangsgedanken im Bezug auf meinen Freund. Ich hatte den Gedanken ihn zu erstechen und bin fast daran verzweifelt. Ich kam nicht mehr nach Hause, sprach kaum noch mit ihm. Alles nur, um ihn nicht zu verletzen. Zwangsgedanken werden nur leider immer stärker, umso mehr man versucht sie zu verdrängen. Ich wurde sehr krank und baute immer mehr Ängste auf. Ich konnte kein Auto mehr fahren, weil ich Angst hatte und jeder Tag zog einfach an mir vorbei. Es war eine schlimme Zeit, die alle meine Kraft forderte. Ich wies mich in die Psychiatrie ein und leitete so meinen Weg zur Heilung ein. Ich wurde auf Fluoxetin eingestellt und nahm zur schlimmsten Zeit fast 100mg. Nach einem Jahr ambulanter Therapie konnte ich die Tabletten absetzen und war seitdem stabil. Ich hatte es geschafft! Dennoch weiß ich sehr wohl wie tief ich fallen kann und bin sehr sensibel beim kleinsten Anzeichen. Vielleicht verstärkt es die aktuelle Problematik noch, ich weiß es nicht.
Ein jahr später (Im März 2013) wurde ich schwanger. Ich habe mir dieses Kind schon lange gewünscht, mein Partner wollte eigentlich noch etwas warten, nicht zuletzt, weil er zu diesem Zeitpunkt keine Arbeit hatte. Ich nahm die Pille ein, aber achtete nicht wirklich auf die richtige Einnahme. Ich weiß, dass war absolut nicht verantwortungsbewusst. Heute hat mein Freund wieder Arbeit, er arbeitet in einem leitenden Posten, der Weg dahin war während der Schwangerschaft allerdings sehr schwer. Die Schwangerschaft war mit Problemen besetzt. Kein Geld, keine Arbeit, sehr viel Kritik. Die Eltern meines Freundes konnten sich fast gar nicht an den Gedanken gewöhnen und behandelten mich lange sehr abschätzig. Meine Schwester bezeichnete uns als "Assis". Die einzigen Personen, die uns entwegt unterstützten, waren meine Eltern. Mein Freund erhielt lediglich einen sehr geringen Betrag ALG I, da er im Jahr davor nur halbtags arbeitete und sein Abitur nachholte. Das Geld reichte so eben für Miete und Essen, mehr war absolut nicht drin. Ich beende momentan mein Lehramt-Studium und schreibe meine Bachelor-Arbeit. Zu diesem damaligen Zeitpunkt belegt ich also Seminare und ging arbeiten. Es stresste mich sehr. Ich kam mir zu diesem Zeitpunkt von meinem Freund sehr alleine gelassen vor. Ich war in den ersten Monaten, fast bis zur 20. Woche, so müde, dass ich manchen Tag kaum überstand. Mein Freund kümmerte sich in meinen Augen aber nicht richtig um einen neuen Job und gab sich nicht genug Mühe. Ich verbrachte sehr viele Tage weinend im Badezimmer und konnte diese ausweglose Situation kaum noch ertragen. Mein Partner fand im September eine neue Stelle, 6 Tage bevor er ins ALG II hätte wechseln müssen. Die Ämter waren unmöglich. Sie rieten mir, mein Studium abzubrechen, damit ich Anrecht auf ALG II hätte und dieses dann beziehen könnte. Es war eine unheimlich anstrengende Zeit voller Verzweiflung, die mich an den Rand meiner Kräfte brachte. Ich weiß, dass ich die Situation selbst herbei geführt habe, das ließ sich in diesem Moment aber leider nicht mehr ändern. Als mein Partner dann in der 29. Woche endlich wieder Arbeit hatte und sich die Situation endlich entspannte, begann meine Symphyse (der Knorpel zwischen den Beckenhälften) übermäßig zu lockern. Dies führte zu so heftigen Schmerzen, dass ich nach einigen Wochen nicht mehr laufen konnte und schrenkte mich so extrem ein, dass ich ab der 34. Woche nicht mehr wirklich nach draußen gehen konnte. Der Einkauf am Wochende war eine Tortur. Meine Frauenärztin riet mir dann zum Kaiserschnitt, da unser Ben auf 4kg Geburtsgewicht geschätzt wurde. Ich war für jeden Tag dankbar, den man mir ersparte und mich endlich erlöste. So entschied ich mich für den Kaiserschnitt, der dann vor zwei Wochen auch gemacht wurde.
Die Depression begann aber schon früher. Ich schätze, dass sie bereits in der 35. Woche begannen hatte, da ich da schon diese zwiespältigen Gefühle dem Kind gegenüber empfand. Ich freute mich auf der einen Seite und auf der anderen Seite wollte ich rauchen und tun und lassen können, was ich wollte. Das tat ich natürlich nicht. Einen Tag nach der Geburt kamen die Heultage, doch ich spürte bereits, dass mehr dahinter steckte.
3 Tage nach der Geburt ging ich nach Hause und begann jede Aufgabe mit dem Baby als Belastung zu finden. Mein Freund, der sich inzwischen zu einem sehr engagierten Papa und Mann gemausert hatte, übernahm die Aufgaben für mich und dafür war und bin ich sehr dankbar. Er hatte die letzte Woche Urlaub und geht aber ab Montag wieder arbeiten. Dann muss ich die Aufgaben selbst übernehmen und hab solche Angst davor. Ich bin wirklch entsetzlich genervt von dem Kind und will eigentlich immer nur, dass es wieder weg geht. Es fühlt sich an, als ob es ein Kind von Verwandten ist, dass jetzt bald wieder abgeholt wird. Ich teste mich ständig, ob ich etwas für ihn empfinde, fühle mich aber irgendwie taub. Kennt das jemand? Bei jedem Geräusch denke ich immer nur: "Bitte wach nicht auf, halt den Mund, ich will meine Ruhe haben." Eine Mutter sollte so nicht denken und das ist das, was mir die größte Angst bereitet. Ich habe Angst davor, eines Tages, wenn ich alleine bin, die Kontrolle zu verlieren und dem Kleinen was anzutun. Das ist die schlimmste Sorge. Zwangsgedanken ihn zu ersticken, habe ich eigentlich von der ersten Minute an. Ich weiß, dass ich das nicht tun werde, aber es macht mir dennoch solche Sorge, dass ich ständig zittere. Meine Mama ist sehr gluckenhaft mit ihm, ich bin eher gelassener. Auch das macht mir Sorge. Kann es normal sein, dass ich nicht ständig nach der Temperatur der Hände fühle, ihm an der Pampers rieche oder anderweitig an ihm fühle? Ich fütter ihn momentan, versorge ihn und lege ihn wieder in sein Bett. Natürlich kuschel ich auch mit ihm, aber ich empfinde es nicht wirklich als innig. Manchmal schaue ich ihn an und denke "Ach Mensch ist der süß" und drei Minuten später will ich, dass er weg geht. Mir graut es vor der Vorstellung, dass ich jeden Tag den ganzen Tag auf ihn aufpassen muss. Ich fühle mich so wahnsinnig eingeengt und ohne Freiheit. Ich bin richtig neidisch auf meinen Freund, der wieder arbeiten gehen darf und ich muss den ganzen Tag das Baby versorgen. Ich habe ein richtig schlechtes Gewissen.
Heute war ich bereits beim Psychotherapeuten, der sagt, dass das alles nicht so schlimm ist. Er sagt, dass das meistens nach vier Wochen wieder weg geht. Ich hab Angst, dass es noch länger bleibt und ich mein Kind nie richtig lieben kann. Dabei ist das mein absoluter Herzenswunsch. Auch Sertralin habe ich mir bereits verschreiben lassen, ich will nicht diese wichtige Zeit im Leben meines Kindes verpassen und es nicht richtig sehen. Das darf nicht passieren.
Wie habt ihr die ersten Tage trotz Depression mit eurem Kind zu Hause verlebt? Hattet ihr auch Angst davor?
Über ein paar Antworten würde ich mich sehr freuen :)
Lieben Gruß
Steffi