Hallo ihr Lieben

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Anonymus90

Hallo ihr Lieben

Beitrag von Anonymus90 »

Ich bin 24 Jahre alt und im August letzten Jahres kam meine Tochter zur Welt.
ich versuche mich kurz zu halten.
Ich hatte eine Horror-Schwangerschaft. Bandscheibenvorfall, Lähmungen, starke Schmerzen, Dienstunfähig, Blutungen, etc.
Ich dachte, wenn meine Kleine endlich da ist, wird alles besser .. doch nach der Geburt im August 2013 wurde alles nur noch schlimmer. Ich hatte aus gesundheitlichen Gründen einen Kaiserschnitt, den ich bis heute nicht verarbeiten konnte.
Damals dachte ich, es wird schon alles werden, das liegt sicherlich an der Betäubung, dass es mir so schlecht ging. Es wurde, aber leider nicht besser, die glücklichen Muttergefühle für meine Tochter blieben aus und ich wollte sie einfach nicht bei mir haben, ich konnte sie nicht stillen, ich habe mich teilweise vor ihr geekelt. Sie hat dann 4,5 Monate nur geschrien und ich habe mich nur noch weiter von ihr entfernt. Heute ist sie 10,5 Monate alt und die Bindung fehlt, sie nervt mich nur, ich gehe nirgends mit ihr hin, ich traue mich nicht einmal alleine mit ihr einkaufen zu gehen, aus Angst, sie schreit. Ich bin nicht fähig sie zu beruhigen. Ich habe oft den Gedanken, mein Leben einfach zu beenden, weil ich fast täglich an mir selbst verzweifle. Außer meinem Mann hält niemand zu mir, keiner will es verstehen, jeder wendet sich ab und sagt, ich sei eine schlechte Mutter. Es gab Zeiten, in denen hätte ich die Kleine am liebsten irgendwo ausgesetzt. Solche Gedanken habe ich oft, nur umsetzen würde ich sie nie. Sie ist ein Wunschkind und es tut mir so leid, dass sie so unter mir leiden muss, ich würde so gerne eine normale gute Mutter sein...

Geht es jemandem genauso wie mir? Ist es besser geworden, wenn ja wie? Ich bin wirklich verzweifelt..
Inga

Re: Hallo ihr Lieben

Beitrag von Inga »

Hallo!

Erstmal Herzlich Willkommen hier im Forum.
Glaube mir du bist nicht alleine mit diesen ganzen Gefühlen. Es gibt sehr viele hier im Forum denen ist es genauso ergangen, wie es dir jetzt geht. Bei mir war es ähnlich...ich konnte überhaupt nicht in die Mutterolle finden und hatte mehr als einmal den Gedanken, das ich am Liebsten alles wieder Rückgänig machen würde.
Am Liebsten hätte ich meine Tochter irgendwo abgegeben und ich hatte ständig das Gefühl eine schlechte Mutter zu sein. Bei mir kamen dann noch ganz extreme Zwangsgedanken dazu. Es war die Hölle auf Erden!!!Ich weiß nicht wie oft ich den Gedanken hatte ich will nicht mehr und ich schaffe das nicht.
Ich bin dann mit meiner Tochter in eine Mutter-Kind Klinik und wir waren insgesamt 4 Monate stationär. Dort wurde ich dann auch auf ein Antidepressiva eingestellt und mache immer noch ambulant Therapie.
Das sind die zwei wichtigsten Säulen Therapie und Medikament (wenn es Notwendig ist)
Machst du bereits eine Therapie? nimmst du Medikamente ein?
Du brauchst dich deiner Gefühle und Gedanken nicht zu schämen bei einer PPD ist das völlig "normal"!

Alles Liebe
Inga
Anonymus90

Re: Hallo ihr Lieben

Beitrag von Anonymus90 »

Nein, ich habe noch nichts weiter unternommen, außer ein paar psychologengespräche und einer familienstarthilfe..
ich bekomme auch keinerlei unterstützung, meine eltern interessiert es nicht, wie es mir geht, fuer die gibt es sowas nicht und damit fertig.
Ich habe oft suizidgedanken, denke an die zeit vor der ss, dass einfach alles viel besser und einfacher war. Ich werde nur noch als mutter angesehen, fuehle mich gar nicht mehr wie ene frau, bin nur mittel zum zweck, jeder fragt nur, wie es der kleinen geht, niemand bekommt etwas mit von dem täglichen kampf mit mir selbst. Es gibt zeiten, da würde ich am liebsten abhauen, alles stehen und liegen lassen und nie mehr wiederkommen.. alles nur gedanken, zum glueck, aber sie machen mich kaputt. Ich stelle mir vor, wie schoen gewesen waere, wenn ich unfruchtbar gewesen waere etc. .. ein teufelskreis

lg und danke fuers antworten, ebenfalls Inga
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Marika
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Re: Hallo ihr Lieben

Beitrag von Marika »

Ein liebes Hallo auch von mir!

Du brauchst dich wirklich nicht zu schämen, im Gegenteil: Du hast einen wichtigen ersten Schritt gemacht, in dem du erkannt hast, dass es so nicht weiter gehen kann. Viele hier können deine Gedanken absolut nach voll ziehen, auch ich kenne aus meiner akuten Zeit ähnliches. Es ist sehr bitter und unfair, dass gerade deine Eltern dir nicht helfen. Aber das sollte dich nicht abhalten, jetzt nach diesem wichtigen Schritt hier bei uns im Forum, weitere konkrete Schritte zu setzen.

Das kann zuerst mal der Hausarzt sein, dem du im Ansatz sagst, was bei dir los ist. Der kann dich sehr schnell zu einer Fachperson (Psychiater, Psychologe) überweisen, der/die dich gezielt behandeln kann. Zu so einer Behandlung gehört eine Therapie (nicht nur ein paar Gespräche) und evlt. auch ein Medikament. Du schreibst von Suizidgedanken - das ist ein richtig lautes Hilfe-Schreien deiner Seele und ein Grund, warum du noch heute Kontakt mit einer Fachperson aufnehmen solltest. Wenn du deinen Hausarzt nicht erreichst oder da nicht hin möchtest, gibt es in jedem Krankenhaus eine psychiatrische Notfall Ambulanz die dich dran nehmen werden.
Vielleicht kannst du deinen Mann mitnehmen, du schreibst er versteht dich! Er wird dich sicher auch beim Gang zu einem Arzt unterstützen.

Weiters haben wir hier eine Liste von Fachleuten, die mit uns zusammen arbeiten - vielleicht wäre jemand in deiner Nähe dabei:

http://www.schatten-und-licht.de/joomla ... hleute.pdf

Liebe Inga, du bist bei uns hier sehr richtig und sehr willkommen. Jede hier weiß genau, was du durchmachst, weil wir es selbst erlebt haben. Das sind nicht deine wirklichen Gefühle, du bist auch keine schlechte Mutter, du bist einfach krank geworden, deine Seele leidet Höllenqualen und daher kannst du diese Mutterliebe einfach nicht spüren. Aber: GENAU DAS KANN MAN BEHBEN, du musst dir aber von Fachpersonen helfen lassen. Bitte tu das noch heute, mach einen Termin aus o.ä., bitte deinen Mann um aktive Hilfe bei der Ärzte Wahl/Suche oder beim Termin ausmachen. Lass dich von ihm auch begleiten, wenn du einen Termin hast.

Das Leben mit Kind kann sowas von schön sein, das durfte ich selber nach erfolgreicher Behandlung erfahren. Und das kann für euch auch so werden, nur musst du dich jetzt aufraffen und Hilfe organisieren. Bitte melde dich wieder und schütte uns dein Herz aus, so viel und so oft du magst!!!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Sanna
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Re: Hallo ihr Lieben

Beitrag von Sanna »

Liebe Inga,

herzlich willkommen hier bei uns!

Du bist nicht allein mit deinen Gedanken, viele von uns kennen sie aus der akuten Zeit unserer Erkrankung. Ich selbst hatte immer wieder Suizidgedanken und auch Gedanken meinem Kind etwas anzutun. Ich habe gehofft, er würde vielleicht am plötzlichen Kindstod sterben. Und dann habe ich verflucht, dass ich ihn überhaupt bekommen habe.

Wir waren zusammen -ebenfalls wie Inga- in einer Mutter-Kind-Klinik und dort wurde mir und uns sehr gut geholfen. Ich sage nicht, dass das auch dein Weg sein muss, aber du solltest dir SO SCHNELL WIE MÖGLICH, am besten heute noch Hilfe holen.

Es gibt Möglichkeiten (Therapie, Medikamente), die dir helfen aus diesem Loch herauszukommen. Das wird nicht von heute auf morgen passieren, denn auch ich habe schon 1,5 Jahre diese Erkrankung, aber es geht mir doch wesentlich besser als am Anfang in meiner ganz akuten Phase.

Ich liebe mein Kind über alles und habe schon seit längerer Zeit keine Suizidgedanken mehr.

Bitte wende dich an deinen Hausarzt, einen Facharzt oder an eine psychiatrische (Notfall-) Ambulanz in deiner Nähe. Du musst dich nicht weiter da durch quälen!

Viel Glück dabei und halt uns auf dem Laufenden.

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
Anonymus90

Re: Hallo ihr Lieben

Beitrag von Anonymus90 »

Danke für euren lieben Worte.
Heute ist wieder so ein Tag .. ich müsste viel erledigen, aber ich kann mich einfach nicht aufraffen. Mein Mann sitzt im Wohnzimmer und ich in der Küche, wir haben uns wieder einmal gestritten und dann bleibt immer alles an mir hängen. Er hilft mir sonst viel, das hatte ich ja schon geschrieben, aber wenn wir uns streiten, lässt er mich immer hier sitzen und ich habe wieder viel Zeit zum Nachdenken und mir geht es wieder total schlecht. Ich muss noch meine Uniform tauschen, da ich in die vor der SS nicht mehr reinpasse .. ich mag nicht in den Spiegel schauen, komme mir so fremd und unattraktiv vor.
Wenn ich meinen Mann nicht ständig an alles erinnere, dann passiert gar nichts, oft ist er eben noch eine Last, die noch obendrauf kommt. Er hat ab heute Urlaub und wollte mich unterstützen, aber wie immer bin ich es, die austeht, wenn die Kleine schreit .. ich habe es alles so satt :(
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Marika
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Re: Hallo ihr Lieben

Beitrag von Marika »

Wirst du dir Hilfe holen?
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Anonymus90

Re: Hallo ihr Lieben

Beitrag von Anonymus90 »

Ich habe einen Termin bei einem Psychotherapeuten bekommen. Was mich allerdings stutzig macht, da es so schnell ging .. und zur Familienstarthilfe werde ich auch gehen, mein Mann ruft gleich dort an. Ich bin so erschöpft und hätte einfach mal so gern Urlaub von allem ..
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Marika
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Re: Hallo ihr Lieben

Beitrag von Marika »

Hallo,

super, dass es schnell ging - das wäre eigentlich das wünschenswerte. Geh einfach mal hin und schau dir die Person an, ob ihr harmoniert. Dann kannst du entscheiden. Ganz toll, dass du dir Hilfe geholt hast. Wann hast du denn die Termine?

Und super, dass dein Mann mitgeht!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Anonymus90

Re: Hallo ihr Lieben

Beitrag von Anonymus90 »

Wir waren heute bei einem Psychotherapeuten und er hat zu einer ambulanten Therapie geraten, wir warten jetzt noch auf einen Anruf von einer Psychotherapeutin aus meiner Nähe, bei/mit der ich de Therapie machen kann. Mal sehen, wann ich einen Termin bekomme.
Der Psychotherapeut hat gesagt, dass ich durch die extremen Schmerzen des Bandscheibenvorfalls, die Muttergefühle überschatte. Schmerz steht über allem, die Gefühle sind da, der Schmerz überwiegt aber...
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