Vorsicht, das wird lang, ich kann einfach nicht anders, ich muss es endlich aufschreiben, was mir in den Sinn kommt. Wie gut dass es keine Lesepflicht für euch gibt.

Ich habe hier ein paar Beiträge gelesen und so schlecht wie es vielen Frauen hier geht, da standen mir die Haare zu Berge, das hat mich richtig gegruselt, dass es Menschen gibt, die so etwas durchmachen müssen. So schlecht geht es mir noch nicht und trotzdem oder vielleicht gerade deshalb ist es so schwierig für mich, Hilfe zu finden, da ich meine Probleme gar nicht klar benennen kann.
Ich kann nicht sagen "ich will sterben" denn das möchte ich nicht.
Ich kann nicht sagen "ich hasse mein Kind" denn das tue ich nicht.
Ich kann nicht sagen "ich habe Panikattacken" denn die habe ich nicht.
Ich kann nur sagen, dass es mir schlecht geht und dass in mir unendliche Trauer und furchtbare Angst herrscht. Wie das genau aussieht, ist aber so schwer in Worte zu fassen, deshalb wohl hier mal der Versuch.
Im Februar kam mein Sohn zur Welt, mein erstes Kind.
Es war eine wundervolle Schwangerschaft und eine gute Geburt.
Vom ersten Augenblick an habe ich eine Bindung zu ihm gespürt und nach dem 2. Tag war aus der ersten Bindung eine fast rasende Liebe geworden. So krass, so pur, so unendlich stark, das hat mich so überwältigt, fast fertig gemacht, ich wusste gar nicht, wohin mit diesem Gefühl. Ich wollte ihn nur an mich kuscheln, an meiner Brust haben, ihn betrachten und bestaunen, sein Köpfchen streicheln, wollte ihn möglichst nackt an mir haben und ihn für immer vor allem beschützen. Mein Mann war so toll, hat sich um mich gekümmert, während ich nur im Bett gelegen und verliebt unseren Sohn angestarrt habe, hat mich gefüttert während ich stillte. Nur zum Klo und duschen bin ich gegangen, ansonsten war ich sogar bei ihm wenn er schlief, dicht an mich gekuschelt. Mir war klar, dass er bald älter werden würde und dann würde ihm mit Mama kuscheln nicht mehr reichen. Das störte mich nicht, ich wusste, dass er mir zeigen würde, wann diese Zeit vorbei war und dann würde ich ihm selbstverständlich auch die Welt da draußen zeigen und ihn Stück für Stück aus meiner engen Umarmung rauslassen, in seinem Tempo.
Es war wie im Märchenbuch, wirklich so habe ich mich gefühlt, völlig high und auf Drogen (mein Hormoncocktail bei der Geburt war auch nicht von schlechten Eltern).
Leider lief es gar nicht so gut wie es den Anschein hatte. Das Stillen klappte zwar eigentlich gut, aber trotzdem nahm er nicht gut zu und auch noch einmal ab. Ich kämpfte für das Stillen. Es war das schönste, was ich mit ihm hatte, das wundervollste, was ich je erfahren durfte, ich wollte es mir nicht nehmen lassen. Er bekam Gelbsucht, doch die unerfahrene Wochenbetthebamme sagte immer, seine Füße seien ja nicht gelb, das müsse man nicht behandeln. Aber er war schläfrig und nahm eben immer noch nicht zu. Bei der Untersuchung beim Kinderarzt sagte dieser, er würde gerne den Blutwert prüfen lassen. Dann stellte sich heraus, dass die Gelbsucht stark genug war, dass sie behandlungsbedürftig war, wir sollten ins Krankenhaus.
Meine Märchenbuchwelt brach zusammen. Ich heulte fast hysterisch auf als mein Mann es mir sagte, dabei wusste ich sehr genau dass Gelbsucht keineswegs lebensgefährlich war und dass die Kinder einfach nur unter eine Lampe gelegt werden und die Behandlung auch nicht lange dauert. Aber ich wollte ihn nicht weggeben. Ihn unter eine Lampe legen, wo er mich nicht mehr spüren konnte. Ich wollte ihn doch kuscheln. Wollte ihn an meine Brust legen und ihm Lieder singen.
Natürlich gingen wir ins Krankenhaus und ich legte ihn unter die Lampe. Immer wieder verrutschte sein Augenschutz, doch es war keine Schwester da die mir half. Ich hatte Angst um seine Augen (in diesem Fall nicht ganz unberechtigt). Ich hatte Angst, dass er sich einsam und verlassen fühlt, dass er "denkt" ich wäre weggegangen und er wäre allein. Ich heulte über 3 Tage lang fast ununterbrochen, schlief nur mal 1h. Ich fühlte mich, als würde ich mein Kind im Stich lassen und fühlte mich dabei selbst im Stich gelassen, von allen und der ganzen Welt, weil keine Schwester mir mit der Augenbinde half oder das Problem überhaupt ernst nahm, weil niemand mir sagte, dass ich meinen Sohn eben nicht im Stich lassen würde.
Von außen betrachtet war nix dramatisch, aber für mich war es wie ein Trauma. Irgendwas starb gefühlt in mir als ich ihn unter dieser Lampe sah. Ich glaube, es fühlte sich so an, als musste ich ein kleines Stück dieser engen Bindung gehen lassen, als müsste ich mein Herz ein kleines bisschen von meinem Sohn verschließen, damit es nicht darunter zerbrach, ihn unter die Lampe zu legen.
Ich beruhigte mich zwar nach dem Krankenhaus wieder und bekam mich wieder in den Griff, doch dieses Gefühl wurde ich nicht wieder los, nichts war mehr wie vorher. Er nahm trotzdem nicht gut zu und mir reichte es damit jetzt, ich holte mir eine Stillberaterin, die Hebamme hatte ja keine Ahnung. Die Stillberaterin sagte, der Kleine trinke toll, zeigte mir, wie ich ihn gut anlegen kann und machte mir Mut. Aber er nahm eben nicht gut zu, auch danach nicht. Ich rief die Stillberaterin an, sie riet mir, etwas Pre-Milch zuzufüttern, aber nur 20ml. Das taten wir und er trank so gierig, dass ich es nicht aushielt und wir ihm eine Flasche machten, da trank er fast 120ml am Stück. Ich weinte, vor Horror, als ich das sah, hatte er so Hunger leiden müssen? Ich rief die Stillberaterin an und sie sagte nee, wir hätten ihn überfüttert, so viel braucht er nicht, es geht so schnell an der Flasche da hat er das gar nicht realisiert.
Für mich noch mehr Horror. Ich kann ihn überfüttern? Das ist ja furchtbar, wie soll ich denn dann entscheiden wie viel genug ist? Ich dachte er kann beliebig viel trinken ... "Nein, 20ml reichen ihm, die Brust kann er ja jederzeit haben".
Tja, die Brust wollte er aber nur noch bedingt. Die Vormilch abtrinken war gut, aber für mehr hatte er keine Geduld mehr, danach schrie er nur noch und ich bekam ihn nicht an die Brust. Die Stillberaterin gab mir ein Brusternährungsset (vermutlich weiß keiner was das ist: http://www.medela.com/DE/de/breastfeedi ... vices.html ) und ich stillte damit, so dass die Brust weiter angeregt wird. Aber auch hier war die Menge an Pre-Milch beschränkt, ich sollte erst pur anlegen, auf beiden Seiten, dann mit dem Set stillen. Zwischendurch pumpen damit die Milch wieder in Gang kommt.
So ging es dann: Kind wacht auf, kommt an die eine Brust, trinkt die Vormilch ab, brüllt, bekommt die zweite Brust, trinkt die Vormilch ab, brüllt, ich versuche ihn noch mal dazu zu überreden, weiter zu trinken, keine Chance, ich hantiere mit brüllendem Baby im Schoß mit dem dämlichen Set bis das endlich in Position ist, versuche mittlerweile stinksaures Baby an Brust UND Schlauch anzulegen, endlich liegt Baby an und trinkt. Wir entspannen uns nach der Tortur beide, er nuckelt genüsslich, die Augen gehen schon langsam zu vor Genuss und er schläft beinahe ein ... dann ist die Milch alle, er hört das Geräusch, reist seine Augen auf und brüllt vor Protest. Ich gerate in Angstzustände "er hat Hunger, er will mehr, du lässt dein Kind hungern". Doch die Stillberaterin hat gesagt das stimmt nicht und die weiß es ja besser, also ist es kein Hunger, Babys sind manchmal nur unruhig, ganz normal dass er schreit, das weißt du ja. Ich packe ihn mir ins Tragetuch, er schreit noch kurz, schläft dann ein. Ich stehe da mit dem dreckigen Set, muss es sauber machen, sterilisieren, habe Angst, es nicht gründlich genug zu reinigen, die dünnen Schläuche ... müsste man die nicht eigentlich auch mechanisch reinigen? Was wenn ich es nicht gut genug mache? Das Set muss sauber sein zur nächsten Mahlzeit. Die Milch muss vorbereitet sein, aber ich kann sie nicht vorkochen. Hatte er jetzt wirklich keinen Hunger? War er nur müde? Habe ich ihn hungern lassen? Habe ich ihn überfüttert? Scheiße, was ist jetzt mit dem Pumpen? Er hängt ja im Tuch vor mir, so kann ich nicht pumpen ... kann ich ihn ablegen? Was wenn er während des pumpens aufwacht? Also nicht pumpen. Aber dann wird ja die Milch nicht angeregt ... dann habe ich bald keine Milch mehr.
Soll ich mit ihm spazieren gehen? Was wenn er aufwacht? Ich könnte das Set mitnehmen. Ja aber ich kann die Milch nicht vorkochen, die muss ja frisch sein. Wie soll ich das Set anlegen im Park? Doch die Flasche? Nein, keine Milchbildung ... also zu Hause bleiben.
So ging dieser Teufelskreis jeden Tag und ich tat nichts anderes mehr ... denn das war selbst von außen betrachtet wohl der Wahnsinn. Kind an, ab, an, ab, Set dran, ohne Set, Kind schreit wieder, doch vielleicht Set, pumpen, nicht pumpen, Tuch, raus aus Tuch. Es hätte aus einem Comic stammen können.
Auf jeden Fall hatte ich immer wieder Momente in denen ich es nicht mehr ausgehalten habe und ihm so viel Pre-Milch gegeben habe wie er wollte. Meistens hat er dann noch erheblich mehr getrunken und erst recht wenn er die Flasche bekam. Ich hasste das Set, hasste diesen Zustand und die Milch wurde auch nicht mehr (allerdings bis heute auch nicht weniger). Es war der Wahnsinn, aber ich kam nicht da raus.
Immer wieder rief ich in meiner Verzweiflung die Stillberaterin an, die zwar nett war, aber nicht verstand wo mein Problem lag. Irgendwann holte ich dann eine zweite dazu, eine Praktikantin der ersten. Diese kam zu mir, hörte sich meine Geschichte an und entschied sofort: Vergessen sie das stilen. Tun sie es so lange und so oft sie wollen, aber geben sie dem Kind die Flasche dazu und so viel Milch wie es trinken mag. Holen sie sich psychische Hilfe, denn sie leiden.
Ich sah es ein, mit der Hilfe. Sie gab mir eine Adresse. Doch die Sache mit der Flasche, vor der hatte ich zu viel Angst. Die andere Stillberaterin hatte gesagt ich könnte ihn überfüttern ...
Ich ging zu der Adresse und gerat an eine wundervolle Frau. Der erste Mensch in meinem Leben, die irgendwas in mir bewirken konnte. Sie fragte mich dann, was ich wegen des Stillens machen möchte und ich antwortete ihr unter Tränen, dass ich möchte, dass mein Kind entscheidet wie viel es trinkt und nicht ich, dass er so viel Pre-Milch bekommt wie er will. Von da an war wenigstens dieser Spuk vorbei und mein Sohn bekam endlich was er brauchte und nahm auch endlich richtig zu. Die Angst, dass ich ihn überfüttere ist bis heute nicht ganz weg, aber sie ist eingedämmt.
Aber selbst diese wundervolle Frau stößt ein bisschen an Grenzen, sie ist keine Ärztin. Sie sagte irgendwann, dass ich auf den ersten Blick stabiler wirke als ich eigentlich bin, dass sie sich darin getäuscht hat. Es wäre vielleicht gut, wenn ich noch mal zu einem richtigen Psychater gehe und mir Medikamente verschreiben lasse. Ich ging denn ich war mit ihr einer Meinung.
Dieser war die Katastrophe schlechthin. Er hörte sich meine Geschichte an, unterbrach mich als ich sagte mein Sohn sei im Geburtshaus zur Welt gekommen mit "ich hätte meiner Frau nie erlaubt, ins Geburtshaus zu gehen". (Vielen Dank sie Ar... das hilft mir sehr weiter und tut auch echt viel zur Sache). Gesagt hat er sonst nicht viel, aber er verschrieb mir Sertralin 50mg mit dem Kommentar "Ich habe das schon Frauen verschrieben, denen es nicht so schlecht ging wie ihnen".
Mehr wollte ich von diesem Mann nicht wissen. Ich recherchierte also selbst im Internet, ob das Sertralin wirklich sinnvoll und eventuell hilfreich sein könnte und entschied mich dafür. Ich hatte keine Nebenwirkungen und es begann auch die gewünschte Wirkung zu entfalten. Wobei ich nicht sagen könnte, dass es besonders toll war. Es dämpfte halt alles ein bisschen. Die schlimmen Ängste, ja, aber leider auch positive Empfindungen. Ich war innerlich eher abgestumpft, aber so funktionierte ich halt besser, konnte meinen Alltag besser bewältigen und letztlich war es sicherlich auch für meinen Sohn besser. Ich habe es aber so schnell wie möglich wieder abgesetzt, vermutlich aber etwas zu früh.
Die Trauer über die Gelbsucht, das Krankenhaus und das Stillen habe ich bis heute nicht mal im Ansatz überwunden. Jeden Tag könnte ich darüber heulen, aber egal wie viel ich heule, es wird einfach nicht besser. Sonst kenne ich das von Trauer nicht, dass man sie nicht "trauern" kann, dass sie nicht besser wird, wenn ich es beweine. Aber egal wie viel ich weine, es wird nicht besser. Ich kann kaum Fotos von meinem Sohn damals ansehen, es zerreißt mir das Herz. Es gibt ein Video, wie er an meiner Brust trinkt und das kann ich unter keinen Umständen ansehen, schon allein beim Gedanken daran zerreißt es mich. Dieses süße Gesicht, dieses wunderschöne Gefühl, es ist mir genommen worden, so fühlt es sich an. Bevor es Zeit dafür war.
Die Trauer war nie weg, aber wenigstens waren die Ängste im Schach. Nicht weg, aber handelbar. Diese Woche sind sie es wieder nicht mehr. Nicht so schlimm wie sie schon mal waren, aber trotzdem furchtbar. Sie lassen sich so schwer in Worte fassen. Ich fürchte irgendwie alles und nichts. Mein Sohn schläft noch 2mal am Tag und ich fürchte mich davor, ihn ins Bett zu bringen (das Bett hat den Teufelskreis mit dem Stillen ersetzt, jetzt ist hier der Teufelskreis).
Er will dann nicht schlafen, wehrt sich, schreit. Und ich denke: du tust ihm Zwang an, wie soll er denn schlafen, wenn du ihn zwingen willst. Bring ihn einfach gar nicht ins Bett, besser müde als Zwang. Er ist so müde, ich kann die roten Augen nicht mehr sehen. Ich muss ihn ins Bett bringen, ich finde erst Ruhe wenn er geschlafen hat (was er meist dann doch irgendwann tut).
Er muss schlafen, er ist hundemüde. Ja, aber nicht wieder in Panik verfallen, wie soll er bei deiner Unruhe schlafen? Du musst dich entspannen (haha), damit er schlafen kann. Es ist deine Schuld, dass er nicht schlafen kann. Er bekommt zu wenig Schlaf, weil du so ein Drama daraus machst. Lass es einfach, besser müde als unter Zwang schlafen. Nein das geht nicht, Schlaf ist ein Grundbedürfnis, du kannst es ihm nicht einfach verweigern. Vielleicht hilft es, wenn du alles dunkel machst. Sei gelassen. Darfst du ihm erlauben, noch im Bett zu toben? Was willst du dagegen machen? Ihn festhalten. Dann zwingst du ihn. Quatsch, wenn du das nicht in Wut machst, ist es kein Zwang, klar schreit er, aber du hast es schon getan, da ist er ganz schnell eingeschlafen. Woher willst du das wissen? Vielleicht hat er nur aufgegeben. Aber er hat dann gut geschlafen. Du weißt es nicht ... Dann ohne festhalten, irgendwann schläft er schon, er ist ja müde. Er spielt seit Stunden mit allem, dann schreit er. Dann legst du ihn an die Brust. Die will er nicht. Du zwingst ihn an die Brust. Blödsinn, er ist ein Baby, er protestiert einfach erst mal bei allem wenn er müde ist. Aber er will nicht gezwungen werden. Du zwingst ihn nicht, du zeigst ihm was jetzt gut ist. Du bist schlecht für ihn. Deine Gedanken sind schlecht für ihn. Er will weg von dir, weil du ihn zwingst. Entspann dich endlich, leg dich hin, lass deine Muskeln locker. Die sind locker, ich bin total entspannt (haha). Ja siehst du, er schreit wieder, also warst du doch nicht entspannt. Blödsinn, Babys schreien nun mal, nicht alles was er tut ist nur weil du so unentspannt bist. Ja, aber hier ist es der Fall. Er will nicht so schlafen. Mein Baby kann nicht ohne Geschrei ins Bett, weil du so unfähig bist. Dein Baby wird ein Leben lang schlecht schlafen, weil du so ein schlechtes Vorbild bist. Du kannst ja selbst nicht schlafen, wie soll er es dann tun? Kauf ein Buch, damit ihr euch erst entspannen könnt. Lies im Internet, wie man es richtig macht, dann wird es besser. Braucht er vielleicht weniger Schlaf, die einen sagen die Leute überschätzen den Schlafbedarf ihres Babys. Die anderen schreiben aber, wenn sie übermüdet sind, sind sie schwerer zur Ruhe zu bringen. Rhythmus sei wichtig, aber das ist doch Blödsinn, du kriegst keinen Rhythmus hin, was sollst du denn machen, wenn er gekackt hat, dann muss er sauber gemacht werden, auch wenn jetzt Schlafenszeit ist. Wie lange versuchst du, ihn zum schlafen zu bringen, bevor du aufgibst? Du kannst das nicht den ganzen Tag machen. Ach lass ihn doch, schlaf wenigstens selbst, er kann ja nicht rausfallen. Ich kann nicht schlafen wenn er so rumwühlt. Ja wie soll er denn da schlafen? Wenn du nur daliegst und ihn in Gedanken abstrafst. Andere Frauen singen Schlaflieder für ihre Babys, du zwingst ihm deine Brust auf, nur weil du das Wochenbett wieder aufleben lassen willst. Du machst ihn abhängiger von dir als er ist. Er schläft nicht genug. Er wird nie genug schlafen. Schlafmangel führt zu Gewichtszunahme. Er wird fett werden. Alle werden ihn hänseln. Er wird unglücklich und einsam, genau wie du. Wie denn auch sonst mit so einer Mutter? Er ist stark, das zeigt er jeden Tag. Ja, aber du machst ihn mürbe, so viel Kraft hat er gar nicht. Vielleicht kann er sich eines Tages lossagen. Vielleicht. Vielleicht wirst du auf ewig seine Geisel sein. Er ist so süß. Ich liebe ihn so. Dann tu das beste für ihn und gebe ihn jemandem, der gut für ihn ist. Er will seine Mama, egal wie schlecht ich für ihn bin. Er wird es nie verkraften, wenn ich ihn weggebe. Das kann ich ihm nicht antun. Das ist ja noch schlimmer als alles andere. Dann musst du für ihn entspannen, damit er schlafen kann, sei endlich eine gute Mutter. Morgen werde ich die perfekte Mutter sein, ich werde dran arbeiten, ich mache alles, ich werde mich noch besser kontrollieren, noch besser zu ihm sein, er soll alles haben. Warum bist du nicht mehr so wie im Wochenbett? Da wusstest du genau was zu tun ist. Er ist älter, er ändert sich, das von damals funktioniert nicht mehr, er will nicht nur noch kuscheln. Nur liebhaben funktioniert nicht mehr. Das Wochenbett, er war so süß, diese Zeit ... nicht daran denken, du musst JETZT für ihn da sein, er braucht dich jetzt, nicht in der Vergangenheit. Du kannst später trauern und es bringt ja eh nichts.
Ehrlich gesagt, ich glaube das ist nur 1/10 meiner Gedanken die in Sekunden sich durch meinen Kopf jagen. Kein einzelner davon ist so schlimm, dass er sich nicht aushalten lässt, aber die Summe, die schiere Gewalt ist so unerträglich anstrengend, dass sie mich alle Kraft kostet. Ich kann nicht mehr. Ich will mich selbst in meinem Kopf nicht mehr hören. Ich hasse diese Gedanken.
Ehrlich gesagt glaube ich mittlerweile, dass ich schon leicht depressiv bin, solange ich denken kann und auch schon lange und viel mit Ängsten zu kämpfen hatte. Es ist jetzt nur der traurige Höhepunkt und wenn ich "Spezialisten" (die ich auch schon früher aufgesucht habe) etwas davon erzähle, dann wird das nicht ernst genommen, denn was ist so schlimm an dem Gedanken "mein Kind muss jetzt schlafen, es sieht furchtbar müde aus".
Ich habe jetzt eigenmächtig wieder das Sertralin genommen und habe am Montag einen Termin in einer Klinik ob ich da vielleicht stationär aufgenommen werden kann.
Ich habe Angst davor. Angst, dass sie mich wegschicken, weil es mir ja viel zu gut geht. Angst, anderen Frauen, die es dringender brauchen, einen Platz wegzunehmen. Angst, doch den Platz zu bekommen und es kann mir wieder keiner helfen. Angst, dass wir dort sind und mein Sohn noch mehr leidet. Angst, dass sie mich mit meinem Schlafproblem erst recht allein lassen. Angst, dass alles nur schlimmer wird, weil mein Mann nicht da sein kann. Angst vor der Überheblichkeit mancher Ärzte (siehe oben), wenn ich mich vor Verzweiflung nicht wehren kann. Angst, zu kneifen und dann zu Hause wahnsinnig zu werden.
Ach ja ... helfen könnt ihr natürlich auch nicht, aber es hat einfach mal gut getan, es nieder zu schreiben. :-(
Ich wünsche Euch allen viel Glück und alles Gute.