Probleme nach dem Abstillen - kennt das jemand?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

Antworten
inga1983

Probleme nach dem Abstillen - kennt das jemand?

Beitrag von inga1983 »

Hallo,
mein Sohn ist nun 9 1/2 Monate alt und vor genau einer Woche habe ich ihn ganz abgestillt. Seit seiner Geburt im März nehme ich ein AD ein, um u.a. einer erneute PPD vorzubeugen. Bis auf die ersten 2 Wochen nach der Geburt und mit Ausnahmen von einigen Tagen mal so zwischendurch, ging es mir wirklich die ganze Zeit erstaunlich gut :D
Nun zu meinem Problem:
Ich habe meinen Sohn fast 7 Monate voll gestillt, da er eine lange Zeit den Brei verweigert hat. Vor etwa 6 Wochen habe ich dann angefangen langsam abzustillen, so dass ich die letzte Zeit nur noch morgens, abends und nachts gestillt habe. Vor 6 Wochen gab es schon ein paar Tage, an denen ich mich nicht gut gefühlt habe. Es kam ein Gefühl von ziemlicher innerer Unruhe, Lustlosigkeit und Leere auf. Das legte sich um Glück nach ein paar Tagen wieder.
Nun habe ich seit einer Woche ganz abgestillt und seit 3 Tagen fühle ich mich wieder sehr bescheiden. Nervös, ängstlich, irgendwie wuschig und nervlich leicht überdreht :roll: Außerdem ist mir zwischendurch übel (das kann aber auch daran liegen, dass Magen-Darm rumgeht).
Mir ist aufgefallen, dass mein Befinden immer dann schlechter wurde, wenn ich die Stillmahlzeiten redduziert habe bzw. jetzt ganz abgestillt habe.
Kennt das jemand? Liegt das an der Hormonumstellung? Das es daran liegt, dass ich dem Stillen hinterhertrauere, denke ich nicht. Dem ist nämlich nicht so. Ich habe zwar lange hin und her überlegt, doch nun bin ich eigentlich ganz erleichtert tagsüber ein bisschen flexibler zu sein :-) Allerdings ist mir aufgefallen, dass ich durch das "Nicht-mehr-stillen" tagsüber kaum noch Ruhemomente habe. Sonst habe ich ja zwischendurch immer mal mit Beine hochlegen und in den Sessel lümmeln gestillt.

Vielleicht weiß ja jemand von euch Rat.

LG Inga
Charlotte

Re: Probleme nach dem Abstillen - kennt das jemand?

Beitrag von Charlotte »

Hallo Inga,

ich denke schon, dass das Abstillen sehr auf die Psyche schlagen kann und kann da aus eigener Erfahrung sprechen. Ich habe meine Tochter fast ein Jahr voll gestillt, weil sie ähnlich wie bei euch jegliche Breinahrung verweigert hat und leider auch kein Fläschchen nehmen wollte. Und dann mit fast einem Jahr hat sie von heute auf morgen die richtige feste Nahrung entdeckt und wollte nicht mehr gestillt werden. Und so habe ich innerhalb von zwei Wochen abgestillt - im Nachhinein ein grosser Fehler, weil es mir dann auch genau wie Dir psychisch total schlecht ging. Ich bin richtig abgestürzt und rückblickend war das meine erste richtig schlimme depressive Episode, nur habe ich das damals nicht mit dem Abstillen in Verbindung gebracht. Ich fühlte mich auch unruhig, zitterig und körperlich total erschöpft und bin dann zum Hausarzt gegangen, weil ich dachte, mir fehlt körperlich etwas. Als er mich aber fragte, wann ich denn abgestillt hätte und ich ihm sagte, vor zwei Wochen, meinte er, dass das kein Wunder sei, dass es mir so schlecht ginge. Das ist total der Hormonabsturz, vielleicht nicht ganz so drastisch wie nach der Geburt, aber doch zielmlich heftig. Aber ich kann Dich beruhigen, nach ein paar Wochen war der Spuk wieder vorbei und es ging schnell wieder bergauf. Hinzu kommt sicherlich auch, dass die Stillzeit auch sehr an einem zehrt und sich danach der Körper auch wieder erholen muss. Gib Dir und Deinem Körper die Zeit, dann wird es bestimmt schnell wieder besser. Dem Stillen habe ich auch nicht so wahnsinnig hintergetrauert, es ist einfach eine körperliche Reaktion auf die Hormonumstellung.

Alles Gute für Dich!

Charlotte
inga1983

Re: Probleme nach dem Abstillen - kennt das jemand?

Beitrag von inga1983 »

Hallo Charlotte,

danke für deine liebe Antwort. Ich denke auch, dass es mit dem Abstillen zusammenhängt. Gestern abend war ich so rappelig und nervlich überdreht, dass ich erst nicht einschlafen konnte. Heute sind die Symptome auch noch vorhanden, aber nicht so schlimm wie gestern. Ach ja, dass nervt doch alles....
Habe mir von meiner Ärztin heute Promethazin verschreiben lassen, so dass ich es im Notfall nehmen kann, wenn ich an den Feiertagen am Rad drehe. Aber das wird ja hoffentlich nicht passieren :roll:
Habe eben gelesen, dass deine Tochter schon 2009 geboren wurde. Hattest du bis dato nie psychische Probleme und kämpfst du selbst jetzt noch mit den "Folgen" der PPD?

Liebe Grüße, Inga
Charlotte

Re: Probleme nach dem Abstillen - kennt das jemand?

Beitrag von Charlotte »

Hallo Inga,

Wie geht es Dir heute? Soweit ich das hier mitbekomme, geht es vielen hier grad etwas schlechter, was sicherlich auch an der dunklen Jahreszeit und Weihnachtszeit liegt. Promethazin hatte ich auch einmal für den Notfall bekommen und es wirkt innerhalb von Minuten, macht aber auch ganz schön müde. Aber wenn man so unruhig ist, ist das ja auch ganz gut.

Psychische Probleme hatte ich schon vor der Geburt meiner Tochter, aber es waren "nur" Ängste. Nach der Geburt meiner Tochter begann die PPD schleichend und ich wusste da eigentlich gar nicht, was los ist. Diese Abstilldepression war der erste schlimme Schub, aber ich hab mich dann auch zunächst wieder gefangen. Dann hatte ich, da war meine Tochter 1 1/2 Jahre, eine Fehlgeburt und die hat mich dann endgültig abstürzen lassen. Das Problem war eigentlich, dass kein Arzt und Psychologe darauf gekommen ist, dass ich depressiv bin, man sah es mir eben auch überhaupt nicht an. Na ja, meine Tochter war 2 1/2 Jahre als ich endlich in Form eines längeren Klinikaufenthaltes Hilfe bekam. Insofern, jetzt ist meine Tochter 5 Jahre, dauerte es dementsprechend lange, da wieder rauszukommen. Ich bin immer noch nicht komplett stabil, aber die stabilen Phasen werden auch bei mir länger und die Abstürze sind nicht so krass. Man braucht eben viel Geduld, die fehlt mir zwischendurch auch und manchmal denke ich auch, ich verpasse die schöne Zeit mit meiner Tochter, weil ich sie nicht immer so geniessen kann und es oft auch als so belastend empfinde. Aber früher oder später werden wir hier alle gesund und es gibt ja auch ganz viele Beispiele dafür. Nur jeder in einem anderen Tempo. Dann wünsche ich Dir, dass Du Dich schnell wieder fängst, Du bist bestimmt auf einem guten Weg und Du bekommst ja auch Hilfe.

Liebe Grüsse

Charlotte
engelchen2012

Re: Probleme nach dem Abstillen - kennt das jemand?

Beitrag von engelchen2012 »

Hallo!

Ich habe meine depression auch nach dem abstillen bekommen. Noch dazu habe ich kurz darauf die pille gewechselt, das war dann wohl zu viel für meinen hormonhaushalt. Ich hab dann auch nach kurzer zeit die pille ganz abgesetzt, aber inzwischen war ich schon so tief unten, da kam ich ohne klinik und medis einfach nicht mehr raus. Inzwischen bin ich ja wieder schwanger, möchte trotzdem mit AD stillen, werde aber eben versuchen, beim abstillen noch besser aufzupassen und weiß ja jetzt auch, was passieren kann und wie ich reagieren kann bzw an wen ich mich wenden kann im fall der fälle.

Lg, engelchen
inga1983

Re: Probleme nach dem Abstillen - kennt das jemand?

Beitrag von inga1983 »

Hallo,
danke für eure Antworten. Ich kann gar nicht beschreiben, wie ich mich heute fühle. Die Unruhe hält sich in Grenzen. Aber irgendwie fühle ich mich leer und überfordert von allem (obwohl ich glaube ich nicht wirklich überfordert bin). Ich bin auch jemand, dem Außenstehende nichts von der Depression ansehen. Ich erinnere mich an die letzten Wochen meiner ersten SS. Ich hatte ja die ganze Zeit kein AD genommen und ab der 30. SSW kam die Depri mit voller Wucht plötzlich zurück. Ich fühlte mich elend, wie am Rande des Wahnsinns, habe nur geheult. Aber eben immer nur zu Hause oder auch bei meiner Schwester. Um Weihnachten herum war ich dann bei meiner Tante zu Besuch und die sagte: Man, du siehst so gut aus, wie schon lange nicht mehr. Dir geht´s richtig gut, was? Du siehst richtig glücklich aus und freust dich auf dein Kind.
Tja, was sollte ich dazu sagen? Ich habe nur gelächelt, wie ich es immer außer Haus tue und mir nur gedacht "wenn du wüsstest..."
Ich bin bisher immer um einen Klinikaufenthalt herumgekommen. Und jetzt mit zwei kleinen Kindern kann ich mir das auch nicht vorstellen.

Ich denke zwar, dass die Depri-Symptome im Moment wirklich überwiegend vom Abstillen kommen, aber bald stehen ja wieder Veränderungen in meinem Leben an. Und da drehe ich psychisch immer am Rad. Sobald ein neuer Lebensabschnitt kommt, rausche ich in die Depression. In 2 Monaten ist meine Elternzeit vorbei. Dann gehe ich wieder vollzeit arbeiten. Außerdem bauen wir gerade ein Haus, die Bodenplatte ist schon gegossen....

Engelchen, da hast du aber einen schönen Entbindungstermin. Das ist mein Geburtsdatum :mrgreen: Falls es so ein Widder-Kind wird, wie ich es war, dann wünsch ich dir schon mal jetzt gute Nerven...lach Weißt du schon, was es wird?
engelchen2012

Re: Probleme nach dem Abstillen - kennt das jemand?

Beitrag von engelchen2012 »

Hallo!

Es wird wieder ein mädchen. Und schlimmer als die große geht vermutlich kaum :D sie ist allerdings fisch. Ich bin wassermann und meine eltern erzählen mir immer, dass ich als kind auch so stur, trotzig und anstrengend war :-) aber im großen und ganzen ist unsere maus trotzdem sehr gelungen und das beste, was uns passieren konnte!

Lg
Antworten