Alles zu viel

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Astrid77

Alles zu viel

Beitrag von Astrid77 »

Wollte mal fragen ob eine von euch das Gefühl kennt, dass einem gerade die Kinder zu viel werden? ich nehme derzeit ab und an Lorazepam und wenn ich das nicht tue habe ich Panikanfälle. In diesen Anfällen bin ich der festen Meinung ich könnte mich nie wieder auch nur eine einzige Minute lang um ein Kind kümmern (ich hab aber 2), und habe Panik dass das jetzt IMMER so weiter geht, also die Überforderung jetzt so die nächsten 18 Jahre. ich kann mir keinen schönen Augenblick, keinen Urlaub, NICHTS schönes mit Kindern vorstellen. Einzig und allein STRESS. Wenn ich mal wieder eine Panikattacke habe bin ich auch der Meinung, die Kinder müssten zu einer Pflegefamilie, weil ich es wie gesagt nicht schaffe. Mir graut es auch immer vorm Wochenende, weil da kein Kindergarten ist und ich dann den Großen (2 Jahre, Wirbelwind ohne Ende) daheim habe.
Ich lese hier oft dass ihr eure Kinder vermisst wenn ihr in der Klinik seid, aber insgeheim denke ich mir dann "oh wie schön wenn ich mal ohne Kinder wäre!" Ich habe ein schlechtes gewissen, aber so fühle ich mich eben.
Sanna
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Re: Alles zu viel

Beitrag von Sanna »

Ich kenne diese Überforderung auch. Ich habe oft Schoss vor den Ferien, weil ich dann beide Kinder Vollzeit zu betreuen habe. Wenn es aber dann soweit ist, schaffe ich das alles ohne Probleme.

Wie oft nimmt du denn das Lorazepam? Gibt es eine andere Möglichkeit, dich zu entlasten? Vielleicht durch Hilfe von Familie oder Freunden? Vielleicht könnt ihr auch eine Familienhilfe bei der Krankenkasse beantragen. Ich finde, du solltest dich nicht zu sehr auf das Lorazepam verlassen, nicht dass es zur Gewohnheit wird. Versteh mich nicht falsch, ich hab es auch hier lügen für den Notfall. Und dafür ist es auch da. Aber es sollte nicht öfter und gewohnheitsmäßig genommen werden.

Machst du Therapie? Welche Media nimmt du?

LG, Sanna
schwere PPD 2012, heute komplett symptomfrei
Astrid77

Re: Alles zu viel

Beitrag von Astrid77 »

Ich versuche mich für eine Therapie anzumelden, allerdings meinte die Ärztin gestern, dass das sehr schwer ist, wenn man eine Therapie machen möchte, die auch von der Krankenkasse gezahlt wird. naja.
Ich nehme das Sertralin, 50mg am Tag, aber erst seit 17 Tagen. Ich weiß ich sollte mich nicht aufs Lorazepam verlassen, aber manchmal ist mir einfach alles egal.
lotte

Re: Alles zu viel

Beitrag von lotte »

Hey Astrid77,

die Aussage Deiner Ärztin finde ich etwas merkwürdig. Sicher ist es nicht so einfach, an einen guten Therapeuten zu kommen, der dann auch gleich einen Platz frei hat, aber die Krankenkassen übernehmen im Regelfall schon die Kosten für eine Therapie. Da muss man nur schauen, ob der Dipl. Psychologe auch zugelassen ist und nicht privat arbeitet.

Das mit der Panik kenne ich noch von früher gut, als die Kids klein waren. Was Dich in diesen Momenten überhaupt nicht weiterbringt, ist der Blick in die Zukunft. Da baust Du einen enormen Druck auf. Schau lieber, wie Sanna schon schreibt, dass du Entlastung auch ausserhalb des Kigas bekommst und auch mal ohne Kinder bist. Dabei darfst Du ruhig auf Dein schlechtes Gewissen verzichten ;) Jeder braucht mal Pause und das gilt für eine Mutter sowieso.
Was ist mit Deinem Mann? Der sollte dann auch gerade an den WEs vermehrt einspringen. Du musst das nicht alles allein machen!

LGL
Graureiherin
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Re: Alles zu viel

Beitrag von Graureiherin »

Hallo Du,

Ich war seit der Geburt meiner Tochter ein einziges mal ohne sie weg. Vier Tage lang. Ich wurde viel gefragt, ob ich sie nicht vermissen würde... das war aber überhaupt nicht der Fall! Ich wäre am liebsten noch eine Woche länger geblieben. Neulich war mein Mann mit meiner Tochter übers Wochenende weg, ich habe mich so gefreut, ich hab sie fast aus der Wohnung rausbugsiert. Mach Dir also bitte gar kein schlechtes Gewissen!

Ich kenne das leider schon, dass man längere Zeit Suchen muss bis man einen Therapieplatz gefunden. Ich z.B. zahle meine Therapie selber (leider), ansonsten hätte ich noch länger auf einen Platz warten müssen.

Wichtig ist trotz aller Umstände, dass Du Therapie machst!!! Ich war zur Überbrückung bei einer Beratungsstelle für Menschen in Lebenskrisen. Das hat mir auch sehr geholfen, zumal diese extra eine Dame hatten, die auf postpartale Erkrankungen spezialisiert war. Diese Beratungsstellen haben in der Regel schneller Termine frei. Evtl. gibt es das ja auch in Deiner Stadt.

mit lieben grüßen

Pe die Graureiherin
postpartale Zwangserkrankung 10/2012
Cipralex bis 2014
Rückschlag 2015, wieder Escitalopram bis 15mg
langsame Reduzierung auf 5 mg Escitalopram seit Juli 2017
Verhaltenstherapie beendet seit September 2017
Brina

Re: Alles zu viel

Beitrag von Brina »

Hallo,
Ich kenne das Gefühl auch nur zu gut. Hast du eine Babysitterin? Meine Große unternimmt alle 1-2 Wochen einen Nachmittag etwas mit ihrer Babysitterin. Dann habe ich zwar noch das Baby, aber es ist dennoch eine Entlastung.
Es gibt übrigens die Möglichkeit bei der Krankenkasse eine Ausnahmegenehmigung zu beantragen, so dass eine Therapie bei einem Therapeuten ohne Kassenzulassung bezahlt wird. Bei denen bekommt man ja doch eher einen Platz. Ich versuche das gerade durch zu bekommen. Das kann ich dir auch gerne detailliert erzählen.
Alles Liebe
Brina
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