Hallo,
ich möchte mich den Worten von Graureiherin anschließen. Genau DAS ist das Leben - ein ewiges Auf und Ab, ein Hin und her ein Wechsel zwischen Gut und Schlecht. In vielen Köpfen ist immer noch die Meinung, dass psych. Erkrankungen alleine mit dem "Wollen" oder "Zusammen reißen" zu stemmen ist. Man darf bitte nicht vergessen, dass bei dieser Form von Krankheiten das Gehirn (also ein ORGAN!) und sein Stoffwechsel betroffen sind (und noch andere Stoffwechsel Prozesse im Körper) - wie soll das mit dem bloßen "Wollen" zu heilen sein? Ein gebrochenes Bein braucht auch mehr als den Willen!

Da würde sich auch niemand fragen "warum kann ich nicht einfach wieder laufen"....
Auch ich habe einmal mein AD komplett abgesetzt - 9 Monate lang. In dieser Zeit kamen die Symptome schleichend zurück. Ich habe in all den Jahren erkannt, dass mein Gehirnstoffwechsel besonders durch den "psychosozialen Stress" (=Alltag) sehr sensibel reagiert und bereits bei geringen Belastungen reagiert. Mein Psychiater nannte mal folgenden Vergleich: Es gibt Menschen die kommen mit sehr heller Haut auf die Welt und bekommen bereits im Schatten einen Sonnenbrand - sie brauchen ständig einen hohen Lichtschutzfaktor. Dann gibt es die mit der eher dunkleren Haut - sie brauchen viel weniger Schutz. So ähnlich kann man sich auch das Nervensystem des Menschen vorstellen - die einen haben ein sensibles, die anderen ein robusteres. Daher haben wir oft schon von Geburt aus andere Start Voraussetzungen. Dann ist mitentscheidend wie das Leben verläuft - dieser Mix aus so vielen Faktoren kann dann eben zu Erkrankungen der Psyche führen.
Mein Gehirnstoffwechsel braucht dauerhaft eine kleine AD Dosis um gesund zu reagieren. Als ich nach 9 Monaten wieder mit dem AD begonnen habe - natürlich fast unter Tränen damals weil auch ich natürlich mega enttäuscht war - hat es sehr, sehr schnell wieder angeschlagen. Bereits nach 1 Woche ging es mir um Welten besser, nach 2 Wochen war ich fast wieder "die Alte". Das ist nun schon wieder 6 Jahre her und ich werde keinen Absetzversuch mehr machen - es sei denn die Forschung hat neue Erkenntnisse und diese Hoffnung besteht ja zurecht.

Ich lebe mit AD so gut, als wäre nie etwas gewesen und das was du dir wünscht ist tatsächlich für mich eingetreten: Ich liebe und genieße mein Leben in vollen Zügen, gehe meiner Arbeit mit Leidenschaft nach, bin mit Hingabe auch Mama und "Haushaltsmanagerin" und natürlich auch Partnerin von meinem Mann in unserer Beziehung.
Mich hat die Krise eindeutig gestärkt, erwachsen gemacht, mich gelehrt Verantwortung zu übernehmen, mich selbst zu lieben und vor allem: an mir zu arbeiten - für ein schönes Leben!