PPD - ein Tabu?
Moderator: Moderatoren
PPD - ein Tabu?
Guten Abend ihr Lieben,
ich möchte gerne eine Umfrage starten. Es interessiert mich sehr, was ihr dazu empfindet und was ihr erfahren habt. Hier sind meine beiden Fragen:
1.Seid ihr selbst der Überzeugung, dass die PPD ein Tabu-Thema ist?Oder nicht?
2. Habt ihr die Erfahrung gemacht, dass für euren Mann oder für eure Familie oder für eure Freunde oder für eure Bekannten oder für eure Arbeitskollegen das Thema PPD tabu ist?Oder nicht?
Anders gefragt: könnt oder wollt ihr von euch aus über dieses Thema sprechen?
Stoßt ihr auf Verständnis? Könnt ihr mit anderen offen und frei darüber sprechen?Wenn ja, mit wem?
Ich bin seeehr gespannt auf eure Antworten!!!!
Seid lieb umarmt
Eure Issa
P.S. Einen besonders lieben Gruß an alle, denen es im Moment nicht gut geht. Ich denke an euch heute Abend und schließe euch ein in mein Gebet.
ich möchte gerne eine Umfrage starten. Es interessiert mich sehr, was ihr dazu empfindet und was ihr erfahren habt. Hier sind meine beiden Fragen:
1.Seid ihr selbst der Überzeugung, dass die PPD ein Tabu-Thema ist?Oder nicht?
2. Habt ihr die Erfahrung gemacht, dass für euren Mann oder für eure Familie oder für eure Freunde oder für eure Bekannten oder für eure Arbeitskollegen das Thema PPD tabu ist?Oder nicht?
Anders gefragt: könnt oder wollt ihr von euch aus über dieses Thema sprechen?
Stoßt ihr auf Verständnis? Könnt ihr mit anderen offen und frei darüber sprechen?Wenn ja, mit wem?
Ich bin seeehr gespannt auf eure Antworten!!!!
Seid lieb umarmt
Eure Issa
P.S. Einen besonders lieben Gruß an alle, denen es im Moment nicht gut geht. Ich denke an euch heute Abend und schließe euch ein in mein Gebet.
Liebe Issa!
Na, da mache ich doch gerne mit - also:
zu 1:
Ja, das Thema PPD ist ein Tabuthema in unserer Gesellschaft, obwohl ich doch denke, dass da langsam was zu bröckeln beginnt.
zu 2:
Für meinen Mann war die PPD ein Tabu, ein Schock, weil er nicht wußte, dass es so was gibt - genau so wie für mich selber. Allerdings habe ich bei vielen Menschen in meinem nahen Umfeld die Erfahrung gemacht, dass sie sehr wohl wußten, was eine PPD ist und sogar oft selbst wieder Frauen kannten, denen es gleich ging. Nur darüber sprechen tun sie dann nicht so gerne - da haben wirs ja wieder - das Tabu!
Zusammen gefasst ist es so, dass ich mit meinem Mann und EUCH HIER wirklich total offen reden kann. Meine Eltern unterstützen mich total super, aber reden nicht so gerne darüber - ich glaube sie haben Angst zu erfahren, was ich genau erlitten habe. Aber nichts desto trotz waren und sind sie neben meinem Mann und EUCH HIER meine größte Stütze.
ICH selber kann mittlerweile total offen darüber reden und erwähne es auch, wenn ich gefragt werde, wie SS und die Geburt war. Ich kann jetzt wirklich ganz ehrlich zu "meiner" PPD stehen - das ist für mich ein ganz wichtiger Schritt, um wieder gesund zu werden.
Liebe Grüße schickt dir
Na, da mache ich doch gerne mit - also:
zu 1:
Ja, das Thema PPD ist ein Tabuthema in unserer Gesellschaft, obwohl ich doch denke, dass da langsam was zu bröckeln beginnt.
zu 2:
Für meinen Mann war die PPD ein Tabu, ein Schock, weil er nicht wußte, dass es so was gibt - genau so wie für mich selber. Allerdings habe ich bei vielen Menschen in meinem nahen Umfeld die Erfahrung gemacht, dass sie sehr wohl wußten, was eine PPD ist und sogar oft selbst wieder Frauen kannten, denen es gleich ging. Nur darüber sprechen tun sie dann nicht so gerne - da haben wirs ja wieder - das Tabu!
Zusammen gefasst ist es so, dass ich mit meinem Mann und EUCH HIER wirklich total offen reden kann. Meine Eltern unterstützen mich total super, aber reden nicht so gerne darüber - ich glaube sie haben Angst zu erfahren, was ich genau erlitten habe. Aber nichts desto trotz waren und sind sie neben meinem Mann und EUCH HIER meine größte Stütze.
ICH selber kann mittlerweile total offen darüber reden und erwähne es auch, wenn ich gefragt werde, wie SS und die Geburt war. Ich kann jetzt wirklich ganz ehrlich zu "meiner" PPD stehen - das ist für mich ein ganz wichtiger Schritt, um wieder gesund zu werden.
Liebe Grüße schickt dir
Liebe Grüße von
Marika
Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Marika
Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Hallo Issa!
Ich versuche es mal gewissenhaft zu antworten.
1. Ja, ich habe das gefuehl, das PPD hier ein Tabuthema ist. Wenn ich jetzt zu PPD google finde ich meist nur wissenschaftliches was ich alles schon weiss. Wenn ich mir da amerika anschaue, dann denke ich mir oft wie weit hintendran wir mit PPD in Deutschland sind. Es gibt wirklich soviele interessante Buecher ueber PPD, aber irgendwie nur auf englisch. Apropos. This Isn't what I expected von Karen Kleiman. Ein super Buch und sehr zum empfehlen. Hatte viele AHA momente damit.
2. Ich kann mir immer noch nicht selbst eingestehen das ich PPD habe. Das ist sehr schwierig fuer mich. Mein Mann kommt damit nicht wirklich klar, also reden ich nicht mit ihm darueber. Beschuetze ihn quasi davor. Er versteht es ja doch nicht. Meine Mutter weiss es auch. Redet aber auch nicht darueber. Will ich auch nicht mehr, weil mir Ihre reaktion wehtat. Im Kindergarten habe ich es jetzt auch(wenn nur der erzieherin) erzaehlt , weil, wie sich herausstellte Alexis einige eigenschaften von mir angeeignet hat. Dann habe ich es noch einer KiGa mama erzaehlt mit der ich diese situation hatte. Und dann weiss es noch von meinem monatlichen familientreffen von der Army die leiterin. Aber das weiss ich nicht wie sie das aufgefasst hat. Hab's schriftlich eingereicht und bis jetzt kam noch keine Reaktion von ihr.
Unterm Strich..... Ich habe zwar probleme damit , aber ich wuerde mir wuenschen Deutschland waere ein paar schritte weiter. Ich wusste Von PPD nicht vorher und war dementsprechend Sprachlos. Man hat halt das gefuehl, du bist krank ,sei bloss still. Als ob sie angst haetten, wenn es rauskaeme man wuerde gleich eingesperrt werden. Muss ich allerdings ehrlich zugestehen, ich dachte selbst ich werde verrueckt und muesse in die klapse. Sollte es meinen Kindern mal so ergehen, was ich nicht hoffe, werde ich voll und ganz hinter ihnen stehen.
Ich hoffe ihr blickt bei meinem geschwafel einigermassen durch.
Ich versuche es mal gewissenhaft zu antworten.
1. Ja, ich habe das gefuehl, das PPD hier ein Tabuthema ist. Wenn ich jetzt zu PPD google finde ich meist nur wissenschaftliches was ich alles schon weiss. Wenn ich mir da amerika anschaue, dann denke ich mir oft wie weit hintendran wir mit PPD in Deutschland sind. Es gibt wirklich soviele interessante Buecher ueber PPD, aber irgendwie nur auf englisch. Apropos. This Isn't what I expected von Karen Kleiman. Ein super Buch und sehr zum empfehlen. Hatte viele AHA momente damit.
2. Ich kann mir immer noch nicht selbst eingestehen das ich PPD habe. Das ist sehr schwierig fuer mich. Mein Mann kommt damit nicht wirklich klar, also reden ich nicht mit ihm darueber. Beschuetze ihn quasi davor. Er versteht es ja doch nicht. Meine Mutter weiss es auch. Redet aber auch nicht darueber. Will ich auch nicht mehr, weil mir Ihre reaktion wehtat. Im Kindergarten habe ich es jetzt auch(wenn nur der erzieherin) erzaehlt , weil, wie sich herausstellte Alexis einige eigenschaften von mir angeeignet hat. Dann habe ich es noch einer KiGa mama erzaehlt mit der ich diese situation hatte. Und dann weiss es noch von meinem monatlichen familientreffen von der Army die leiterin. Aber das weiss ich nicht wie sie das aufgefasst hat. Hab's schriftlich eingereicht und bis jetzt kam noch keine Reaktion von ihr.
Unterm Strich..... Ich habe zwar probleme damit , aber ich wuerde mir wuenschen Deutschland waere ein paar schritte weiter. Ich wusste Von PPD nicht vorher und war dementsprechend Sprachlos. Man hat halt das gefuehl, du bist krank ,sei bloss still. Als ob sie angst haetten, wenn es rauskaeme man wuerde gleich eingesperrt werden. Muss ich allerdings ehrlich zugestehen, ich dachte selbst ich werde verrueckt und muesse in die klapse. Sollte es meinen Kindern mal so ergehen, was ich nicht hoffe, werde ich voll und ganz hinter ihnen stehen.
Ich hoffe ihr blickt bei meinem geschwafel einigermassen durch.
Hallo Issa,
dazu gebe ich auch gleich meinen Senf ab.
Ich meine zu 1.)In der Gesellschaft ist die PPD und vor allem aber die PPP ein totales Tabuthema. Die glaube, eine Depression ist im allgemeinen noch eher "gesellschaftstauglich" als eine Psychose. Ich habe selbst kein Problem damit, über meine PPD zu sprechen, die psychotischen Symptome klammere ich aber meistens aus, oder gehe nicht darauf ein. Weil ich darüber nicht reden kann. Sogar hier im Forum habe ich Schwierigkeiten damit. Nicht weil ich glaube abgelehnt zu werden, nein, ich tue mir schwer es auszusprechen.
2.)Mein Verwandten- und Bekanntenkreis weiß von der PPD und hat mir sehr geholfen. Einigen habe ich auch die Inhalte meiner Psychose erzählen können. Aber damit bin ich wie gesagt weit weniger offen.
Liebe Grüße, Saskia
dazu gebe ich auch gleich meinen Senf ab.
Ich meine zu 1.)In der Gesellschaft ist die PPD und vor allem aber die PPP ein totales Tabuthema. Die glaube, eine Depression ist im allgemeinen noch eher "gesellschaftstauglich" als eine Psychose. Ich habe selbst kein Problem damit, über meine PPD zu sprechen, die psychotischen Symptome klammere ich aber meistens aus, oder gehe nicht darauf ein. Weil ich darüber nicht reden kann. Sogar hier im Forum habe ich Schwierigkeiten damit. Nicht weil ich glaube abgelehnt zu werden, nein, ich tue mir schwer es auszusprechen.
2.)Mein Verwandten- und Bekanntenkreis weiß von der PPD und hat mir sehr geholfen. Einigen habe ich auch die Inhalte meiner Psychose erzählen können. Aber damit bin ich wie gesagt weit weniger offen.
Liebe Grüße, Saskia

Ich glaube einfach, dass die PPD verharmlost wird. Für viele Leute, darunter auch Fachleute ist es immer noch der Babyblues. Es ist, als wollten sie nicht wahrhaben, dass die Symptome des Babyblues nicht annähernd an die der PPD herankommen. Es wird ständig verharmlost, auch in Berichten über die Krankheit ist man nicht ehrlich. Kürzlich strahlte das Schweizer Fernsehen in der Sendung Puls etwas über die PPD aus. Ich traute meinen Augen und Ohren nicht. Eine Frau mit PPD hat darüber gesprocchen. Aber erstens so oberflächlich, dass man nicht einmal erahnen konnte, wie schlimm es wirklich ist und zweitens, war ihr Baby etwa halbjährig und es war alles wieder in Butter. Alles ist wieder super, uns geht es gut. Keinen Hinweis dazu, dass es wirklich nur in den allergünstigsten Fällen so schnell geht, dass es enorme Schwankungen gibt, dass diese Frau in einer Woche schon wieder unten sein könnte, keinen Hinweis auf Symptome wie Zwangsgedanken, Angst vor Verrücktwerden, Panikattacken und und und . Ich finde, solche Berichte schaden mehr, als sie helfen. Da fehlt mir die Ehrlichkeit!
Ich habe mit sehr wenigen Leuten darüber gesprochen. Meine Erfahrung ist, dass die meisten Leute gar nicht wissen wollen, wie schlimm es ist. Sie sagen zwar, ach ist ja schlimm und das wird schon wieder. Aber mehr wollen sie nicht wissen. Ich kanns ein wenig verstehen. Man kann es einfach nicht nachvollziehen, wenn man nie betroffen war.
Ich finde, wir Betroffenen müssen einfach ehrlich sein und sagen, wie schlimm es wirklich ist. Vielleicht gibt es dann in Zukunft mehr Anlaufstellen und Klinken mit Mutter- Kindstationen für Frauen mit PPD. Das ist nämlich ein ganz grosses Problem. Man hat Angst in eine psychiatrische Klinik zu gehen, weil es im Grunde nicht der richtige Ort ist. Würde es mehr Häuser, oder wenigsten Stationen für PPD- Erkrankte geben, wäre manche Frau bereit dorthin zu gehen, die nicht einfach in eine psychiatrische Klinik gehen möchte. Ich hoffe sehr, dass sich das Ganze noch öffnet, in Zukunft, dass es weniger Frauen gibt, die alleine durch diese Hölle gehen müssen.


Liebe Issa,
hier meine Antworten:
1.) Ja, ich glaube, dass PPD immer noch ein Tabuthema ist, denn eine
glückliche Mutter mit strahlendem Baby, das wollen doch alle sehen,
und nicht eine Mutter, die so nicht sein kann - in Deutschland ist
der Mythos von der glücklichen Hausfrau und Mutter noch tief
verwurzelt, und ich bin mir ganz sicher, dass das teilweise noch von
unserer nationalsozialistischen Vergangenheit herrührt, denn Hitler
und seine Ideologen schickten die Frauen an den Herd und verliehen
ihnen Mutterkreuze...aber das ist ein weites Feld.
2.) Mein Mann, meine Freunde, Familie und Bekannte haben sich
durch meine Krankheit sehr darum bemüht, sich mit dem Thema PPD
auseinanderzusetzen. Ich bin immer sehr offen mit meiner Krankheit
umgegangen, und ich habe damit gute Erfahrungen gemacht -
eigentlich rundherum. Natürlich bin ich nicht so weit gegangen,
meinem damaligen Chef zu sagen, dass ich lieber nicht mehr leben
möchte, aber auch er wußte von meiner Erkrankung, und dass ich
unter Depressionen litt. Je selbstverständlicher ich mit meiner
Krankheit umgehen konnte, und je freier ich selbst davon sprechen
konnte, desto mehr konnte auch mein Umfeld damit anfangen und
darauf reagieren - und das war gut so. Ich bin der Meinung, dass
wir von uns aus das Tabu brechen können, indem wir darüber
sprechen - aber ins Messer laufen sollten wir dabei nicht und am
Arbeitsplatz erzählen, dass wir vielleicht schon bald nicht mehr leben.
Ansonsten bin ich durchaus für die Konfrontation. Ich glaube, dass
Tabus, das sind Berührungsängste, nur dadurch gebrochen werden
können, dass die anderen sehen, wie wir mit der Krankheit umgehen.
Liebe Grüße Ava
hier meine Antworten:
1.) Ja, ich glaube, dass PPD immer noch ein Tabuthema ist, denn eine
glückliche Mutter mit strahlendem Baby, das wollen doch alle sehen,
und nicht eine Mutter, die so nicht sein kann - in Deutschland ist
der Mythos von der glücklichen Hausfrau und Mutter noch tief
verwurzelt, und ich bin mir ganz sicher, dass das teilweise noch von
unserer nationalsozialistischen Vergangenheit herrührt, denn Hitler
und seine Ideologen schickten die Frauen an den Herd und verliehen
ihnen Mutterkreuze...aber das ist ein weites Feld.
2.) Mein Mann, meine Freunde, Familie und Bekannte haben sich
durch meine Krankheit sehr darum bemüht, sich mit dem Thema PPD
auseinanderzusetzen. Ich bin immer sehr offen mit meiner Krankheit
umgegangen, und ich habe damit gute Erfahrungen gemacht -
eigentlich rundherum. Natürlich bin ich nicht so weit gegangen,
meinem damaligen Chef zu sagen, dass ich lieber nicht mehr leben
möchte, aber auch er wußte von meiner Erkrankung, und dass ich
unter Depressionen litt. Je selbstverständlicher ich mit meiner
Krankheit umgehen konnte, und je freier ich selbst davon sprechen
konnte, desto mehr konnte auch mein Umfeld damit anfangen und
darauf reagieren - und das war gut so. Ich bin der Meinung, dass
wir von uns aus das Tabu brechen können, indem wir darüber
sprechen - aber ins Messer laufen sollten wir dabei nicht und am
Arbeitsplatz erzählen, dass wir vielleicht schon bald nicht mehr leben.
Ansonsten bin ich durchaus für die Konfrontation. Ich glaube, dass
Tabus, das sind Berührungsängste, nur dadurch gebrochen werden
können, dass die anderen sehen, wie wir mit der Krankheit umgehen.
Liebe Grüße Ava
Hallo Ihr alle
Gebe auch meinen Senf dazu...
zu 1: Ich selber habe vor meinen zwei Kindern schon viel über PPD gehört und gelesen , bei meinem Frauenarzt gabs z.B. Broschüren, auch im Geburtsvorbereitungskurs habe ich davon gehört. Ich wusste auch, dass das kein Babyblues ist. (Über PPP habe ich nicht viel gehört, einmal eine Sendung gesehen und war dann ziemlich erschrocken, dass es sowas gibt). Ich habe deshalb aufgrund meiner eigenen Erfahrung das Gefühl, dass man zwar nicht wenig darüber hört und liest (eine Zeitlang hatte ich als Erst-Schwangere manchmal das Gefühl, ich müsse ständig darauf achten, wie es mir geht, damals hatte ich zwar Heultage, aber das war WEIT davon entfernt, wie es mir nach der 2. Geburt ging), dennoch empfinde ich es als Tabu, was m.E. aber damit zusammenhängt, dass man bei Depressionen generell noch häufig denkt, dass seien einfach "schwache" Menschen, die sich nicht zusammenreissen können. Bei der PPD kommt dazu, dass viele Frauen ja selber so denken ("alle schaffen das, nur ich bin zu blöd" "Alle geniessen ihr Kind, nur ich kriegs nicht hin") und deshalb sich nicht getrauen, darüber zu sprechen.
zu 2. : Ich habe die Erfahrung gemacht, dass andere das mit dem Babyblues oder "ein bisschen down sein" verwechseln. Allerdings nur solche, die mich nicht wirklich erlebt habe, d.h. mein Mann weiss genau, dass das was Gravierenderes als nur eine Verstimmung ist, der hat "einschlägige" Erfahrungen gemacht, auf die er und ich sicher gerne verzichtet hätten. Mancmal habe ich das Gefühl, man denkt insgeheim, ich sei halt weniger tough als andere, "irgendwie Schwächling", aber ich denke, dass das meine eigenen Ängste sind, die da "mitmischen". Eigentlich konnte ich erst dann darüber reden, als es mir so schlecht ging, dass es mir egal war, was andere denken, Hauptsache, mir gehts bald besser. Es war fast ab dem Moment einfacher für mich, als ich Medikamente bekommen habe, dann hatte das ganze den Anstrich einer "richtigen" Krankheit.
Liebe Grüsse
Hanna
Gebe auch meinen Senf dazu...
zu 1: Ich selber habe vor meinen zwei Kindern schon viel über PPD gehört und gelesen , bei meinem Frauenarzt gabs z.B. Broschüren, auch im Geburtsvorbereitungskurs habe ich davon gehört. Ich wusste auch, dass das kein Babyblues ist. (Über PPP habe ich nicht viel gehört, einmal eine Sendung gesehen und war dann ziemlich erschrocken, dass es sowas gibt). Ich habe deshalb aufgrund meiner eigenen Erfahrung das Gefühl, dass man zwar nicht wenig darüber hört und liest (eine Zeitlang hatte ich als Erst-Schwangere manchmal das Gefühl, ich müsse ständig darauf achten, wie es mir geht, damals hatte ich zwar Heultage, aber das war WEIT davon entfernt, wie es mir nach der 2. Geburt ging), dennoch empfinde ich es als Tabu, was m.E. aber damit zusammenhängt, dass man bei Depressionen generell noch häufig denkt, dass seien einfach "schwache" Menschen, die sich nicht zusammenreissen können. Bei der PPD kommt dazu, dass viele Frauen ja selber so denken ("alle schaffen das, nur ich bin zu blöd" "Alle geniessen ihr Kind, nur ich kriegs nicht hin") und deshalb sich nicht getrauen, darüber zu sprechen.
zu 2. : Ich habe die Erfahrung gemacht, dass andere das mit dem Babyblues oder "ein bisschen down sein" verwechseln. Allerdings nur solche, die mich nicht wirklich erlebt habe, d.h. mein Mann weiss genau, dass das was Gravierenderes als nur eine Verstimmung ist, der hat "einschlägige" Erfahrungen gemacht, auf die er und ich sicher gerne verzichtet hätten. Mancmal habe ich das Gefühl, man denkt insgeheim, ich sei halt weniger tough als andere, "irgendwie Schwächling", aber ich denke, dass das meine eigenen Ängste sind, die da "mitmischen". Eigentlich konnte ich erst dann darüber reden, als es mir so schlecht ging, dass es mir egal war, was andere denken, Hauptsache, mir gehts bald besser. Es war fast ab dem Moment einfacher für mich, als ich Medikamente bekommen habe, dann hatte das ganze den Anstrich einer "richtigen" Krankheit.
Liebe Grüsse
Hanna
Liebe Marika, Steffy, Saskia,Valentina, Ava und Hannah!
Vielen Dank erstmal, dass ihr mir auf meine Fragen geantwortet habt. Eure Antworten haben mich beschäftigt und ein wenig beschämt.
Ich musste erstmal alles ein bisschen setzen lassen, deshalb schreibe ich erst jetzt.
Offensichtlich seid ihr - und ich bin es auch - übereinstimmend der Ansicht, dass die PPD im Allgemeinen noch ein Tabu-Thema ist, das ausgeklammert wird und über das allenfalls verharmlosend z.B. im Fernsehen berichtet wird, wie du uns geschrieben hast, liebe Valentina.
Bewundernswert finde ich es, wie ihr trotzdem sehr klug ("ins Messer laufen sollten wir nicht"/Ava) und offen ("ich selber kann mittlerweile total offen darüber reden"/Marika) damit umgeht.
Du, liebe Steffy, hattest die innere Power, einer Erzieherin, einer Kiga-Mama und der Leiterin eures Familientreffens davon zu erzählen.
Ava schreibt, dass ihr Mann, ihre Freunde und Bekannte sich sehr damit auseinandergesetzt haben.
Hannah hatte schon vorher, sogar bei der Geburtsvorbereitung viel darüber gehört und sich dann bedingungslos geöffnet, als es ihr ganz schlecht ging.
Gut ist, dass ihr auch die Probleme nicht verschweigt. Offensichtlich tun sich die meisten unsere Ehemänner damit schwer. Und dass du, liebe Saskia, aus Vorsicht heraus sehr behutsam mit der Schilderung deiner psychotischen Symptome umgehst, verstehe ich sehr gut. Vielleicht ist in unserem Forum Raum dafür?
(leider kann ich jetzt nicht auf alle eure Gedanken in guter Weise und ausführlich eingehen/ seid aber versichert, dass mich alles beschäftigt hat)
Tja, wie gesagt, ich fühle mich ziemlich beschämt, denn so mutig wie ihr bin ich nicht im Entferntesten......
INNERLICH, also so für mich selbst, kann ich mich sehr gut meiner vergangenen PPD stellen. Ich verdränge sie nicht. Ich habe viel aus ihr gelernt.
Nach AUSSEN kann ich gar nicht darüber reden. Freilich habe ich schreckliche Erfahrungen bei meinen OUTCOMINGS gemacht.......aber ich bin mir sicher, dass es daran alleine nicht liegt.....
Lange nachgedacht..........warum kann ich nicht darüber sprechen, außer hier im Forum??????? .........viele Gründe..........wenn ich "nachgrabe",
ist der "unterste" Grund meines Schweigens die Angst, dass dann keiner mehr mit mir spricht, dass ich abgelehnt werde, dass mich niemand mehr liebt...PPD - noch immer ein Tabu für mich.....
In der Hoffnung, mit euch zusammen mutiger zu werden
grüßt euch alle
Issa
Vielen Dank erstmal, dass ihr mir auf meine Fragen geantwortet habt. Eure Antworten haben mich beschäftigt und ein wenig beschämt.
Ich musste erstmal alles ein bisschen setzen lassen, deshalb schreibe ich erst jetzt.
Offensichtlich seid ihr - und ich bin es auch - übereinstimmend der Ansicht, dass die PPD im Allgemeinen noch ein Tabu-Thema ist, das ausgeklammert wird und über das allenfalls verharmlosend z.B. im Fernsehen berichtet wird, wie du uns geschrieben hast, liebe Valentina.
Bewundernswert finde ich es, wie ihr trotzdem sehr klug ("ins Messer laufen sollten wir nicht"/Ava) und offen ("ich selber kann mittlerweile total offen darüber reden"/Marika) damit umgeht.
Du, liebe Steffy, hattest die innere Power, einer Erzieherin, einer Kiga-Mama und der Leiterin eures Familientreffens davon zu erzählen.
Ava schreibt, dass ihr Mann, ihre Freunde und Bekannte sich sehr damit auseinandergesetzt haben.
Hannah hatte schon vorher, sogar bei der Geburtsvorbereitung viel darüber gehört und sich dann bedingungslos geöffnet, als es ihr ganz schlecht ging.
Gut ist, dass ihr auch die Probleme nicht verschweigt. Offensichtlich tun sich die meisten unsere Ehemänner damit schwer. Und dass du, liebe Saskia, aus Vorsicht heraus sehr behutsam mit der Schilderung deiner psychotischen Symptome umgehst, verstehe ich sehr gut. Vielleicht ist in unserem Forum Raum dafür?
(leider kann ich jetzt nicht auf alle eure Gedanken in guter Weise und ausführlich eingehen/ seid aber versichert, dass mich alles beschäftigt hat)
Tja, wie gesagt, ich fühle mich ziemlich beschämt, denn so mutig wie ihr bin ich nicht im Entferntesten......
INNERLICH, also so für mich selbst, kann ich mich sehr gut meiner vergangenen PPD stellen. Ich verdränge sie nicht. Ich habe viel aus ihr gelernt.
Nach AUSSEN kann ich gar nicht darüber reden. Freilich habe ich schreckliche Erfahrungen bei meinen OUTCOMINGS gemacht.......aber ich bin mir sicher, dass es daran alleine nicht liegt.....
Lange nachgedacht..........warum kann ich nicht darüber sprechen, außer hier im Forum??????? .........viele Gründe..........wenn ich "nachgrabe",
ist der "unterste" Grund meines Schweigens die Angst, dass dann keiner mehr mit mir spricht, dass ich abgelehnt werde, dass mich niemand mehr liebt...PPD - noch immer ein Tabu für mich.....
In der Hoffnung, mit euch zusammen mutiger zu werden
grüßt euch alle
Issa
Zuletzt geändert von Issa am 18:03:2007 21:10, insgesamt 2-mal geändert.
Liebe Issa
Womöglich hab ich "tougher" getönt, als ich bin: Mir gehts genau gleich, mit dem Mitteilen gegen aussen, was meine Ängste dabei angeht. Auch ich habe Angst davor, was die Leute denken, (die ist psycho, mit der ist es nicht lustig, nicht einfach, lieber Abstand halten, die ist ein nervliches Wrack oder so) wobei ich dann manchmal wenn ich ganz, ganz, ganz ehrlich zu mir bin, auch darauf komme, dass vielleicht meine eigene Einstellung zu depressiven Erkrankungen nicht immer objektiv und richtig ist und ich Angst davor habe, dass andere so denken könnten. Es ist aber auch so, dass man es nicht allen mitteilen muss. Die Menschen, denen ich mich anvertraut habe, haben nicht so reagiert, wie ich befürchtet habe. Seither gebe ich Gas
LG Hanna
Womöglich hab ich "tougher" getönt, als ich bin: Mir gehts genau gleich, mit dem Mitteilen gegen aussen, was meine Ängste dabei angeht. Auch ich habe Angst davor, was die Leute denken, (die ist psycho, mit der ist es nicht lustig, nicht einfach, lieber Abstand halten, die ist ein nervliches Wrack oder so) wobei ich dann manchmal wenn ich ganz, ganz, ganz ehrlich zu mir bin, auch darauf komme, dass vielleicht meine eigene Einstellung zu depressiven Erkrankungen nicht immer objektiv und richtig ist und ich Angst davor habe, dass andere so denken könnten. Es ist aber auch so, dass man es nicht allen mitteilen muss. Die Menschen, denen ich mich anvertraut habe, haben nicht so reagiert, wie ich befürchtet habe. Seither gebe ich Gas

LG Hanna
Liebe Issa,
auch ich habe mich sehr langsam geöffnet. Und von meinen ZG und meiner Psychose wissen nur sehr wenige. Seltsamerweise war ich mit den psychotischen Symptomen sehr viel offener, als sie noch sehr frisch waren. Da habe ich ständig von denen erzählt. Weiß nicht wieso ich mir jetzt damit so schwer tue. Aber ich denke es ist am wichtigsten, dass ich offen und ehrlich darüber zu meiner THerapeutin und meiner Familie bin. Ein Psychologe in der Klinik meinte damals, dass man nicht überall nackt rumlaufen muss, und dass das Nacktrumlaufen auch nicht überall passend ist.
Ich finde, dass ist ganz richtig so. Issa, es ist schon mutig von Dir, dass Du Dich hier outest. Entscheidend ist, dass Du eine Plattform dafür gefunden hast. Denn hier sind wir schließlich alle "nackt". Liebe Grüße, Saskia
auch ich habe mich sehr langsam geöffnet. Und von meinen ZG und meiner Psychose wissen nur sehr wenige. Seltsamerweise war ich mit den psychotischen Symptomen sehr viel offener, als sie noch sehr frisch waren. Da habe ich ständig von denen erzählt. Weiß nicht wieso ich mir jetzt damit so schwer tue. Aber ich denke es ist am wichtigsten, dass ich offen und ehrlich darüber zu meiner THerapeutin und meiner Familie bin. Ein Psychologe in der Klinik meinte damals, dass man nicht überall nackt rumlaufen muss, und dass das Nacktrumlaufen auch nicht überall passend ist.
Ich finde, dass ist ganz richtig so. Issa, es ist schon mutig von Dir, dass Du Dich hier outest. Entscheidend ist, dass Du eine Plattform dafür gefunden hast. Denn hier sind wir schließlich alle "nackt". Liebe Grüße, Saskia
Liebe Hanna, liebe Saskia,
es hat mir gut getan, dass ihr mir die Erlaubnis gegeben habt, vorsichtig und langsam zu sein. Es stimmt schon, dass Offenheit oft auch bedeutet,
nackt und schutzlos zu sein. Ich hatte halt kein Glück damit, als ich davon bruchstückweise erzählt habe. Ich hatte den Eindruck, die anderen und mich selbst damit überfordert zu haben. Also krieche ich in meinem eigenen Schneckentempo weiter.......es freut mich für dich, liebe Hanna, dass alles, was du über deine PPD erzählt hast, gut aufgenommen worden ist......für mich selbst und aus meiner Erfahrung heraus denke ich,dass dein Psychologe, liebe Saskia, Recht hat, wir dürfen uns vor Unverständnis und der damit verbundenen Verletzung schützen.
Ihr helft mir sehr dabei, meinen ganz eigenen Weg zu finden.
Seid lieb gegrüßt
Issa
es hat mir gut getan, dass ihr mir die Erlaubnis gegeben habt, vorsichtig und langsam zu sein. Es stimmt schon, dass Offenheit oft auch bedeutet,
nackt und schutzlos zu sein. Ich hatte halt kein Glück damit, als ich davon bruchstückweise erzählt habe. Ich hatte den Eindruck, die anderen und mich selbst damit überfordert zu haben. Also krieche ich in meinem eigenen Schneckentempo weiter.......es freut mich für dich, liebe Hanna, dass alles, was du über deine PPD erzählt hast, gut aufgenommen worden ist......für mich selbst und aus meiner Erfahrung heraus denke ich,dass dein Psychologe, liebe Saskia, Recht hat, wir dürfen uns vor Unverständnis und der damit verbundenen Verletzung schützen.
Ihr helft mir sehr dabei, meinen ganz eigenen Weg zu finden.
Seid lieb gegrüßt
Issa
Liebe Issa, liebe Mitleserinnen,
auch für mich war der Weg des Sich-Öffnens steinig. Immerhin ist meine Ehe darüber kaputt gegangen, nach zwanzig Jahren. Obwohl mein Mann versucht hat, zu verstehen, hat er nicht verstehen können - und war im Grunde nur genervt. Also Vorsicht ist durchaus geboten - für mich war es wichtig, mein Umfeld zu konfrontieren, ich hätte es nicht ausgehalten auf Dauer, das was mit mir passierte, für mich zu behalten - aber das Sich-Öffen hatte nicht nur eine Licht- sondern auch eine Schattenseite. Insgesamt sind meine Beziehungen aber dadurch wahrhafter geworden, finde ich. Die meisten Freundschaften sind geblieben, obwohl es für meine Freundinnen sehr hart war, und eine sogar in eine Anghörigengruppe für psychisch Kranke gehen wollte. Ich bin meinen Freundinnen sehr dankbar, dass sie das alles mit mir durchgestanden haben.
Mein Psychotherapeut, zu dem ich bis heute gehe, sagte einmal, man solle die Krankheit nicht wie einen Bauchladen vor sich her tragen. Ich habe sehr lange mit diesem Satz einerseits gehadert, andererseits ihn dann auch annehmen können. Was mein Therapeut meinte ist genau der Unterschied zwischen Sich-Öffnen an einem Ort, wo das möglich ist, und Ins-Messer-Laufen.
Ich wünsche allen Frauen hier im Forum, dass sie das unterscheiden lernen. Mir ist es (fast) immer gelungen, denn dass die Ehe kaputt gegangen, ist, das war - aus meiner heutigen Sicht - so gut wie unvermeidlich - leider.
Liebe Grüße - das ist ein Roman, aber es floß so aus mir raus,
denn hier öffne ich mich ab und zu seeeeehr, weil ihr es seid!
Ava
auch für mich war der Weg des Sich-Öffnens steinig. Immerhin ist meine Ehe darüber kaputt gegangen, nach zwanzig Jahren. Obwohl mein Mann versucht hat, zu verstehen, hat er nicht verstehen können - und war im Grunde nur genervt. Also Vorsicht ist durchaus geboten - für mich war es wichtig, mein Umfeld zu konfrontieren, ich hätte es nicht ausgehalten auf Dauer, das was mit mir passierte, für mich zu behalten - aber das Sich-Öffen hatte nicht nur eine Licht- sondern auch eine Schattenseite. Insgesamt sind meine Beziehungen aber dadurch wahrhafter geworden, finde ich. Die meisten Freundschaften sind geblieben, obwohl es für meine Freundinnen sehr hart war, und eine sogar in eine Anghörigengruppe für psychisch Kranke gehen wollte. Ich bin meinen Freundinnen sehr dankbar, dass sie das alles mit mir durchgestanden haben.
Mein Psychotherapeut, zu dem ich bis heute gehe, sagte einmal, man solle die Krankheit nicht wie einen Bauchladen vor sich her tragen. Ich habe sehr lange mit diesem Satz einerseits gehadert, andererseits ihn dann auch annehmen können. Was mein Therapeut meinte ist genau der Unterschied zwischen Sich-Öffnen an einem Ort, wo das möglich ist, und Ins-Messer-Laufen.
Ich wünsche allen Frauen hier im Forum, dass sie das unterscheiden lernen. Mir ist es (fast) immer gelungen, denn dass die Ehe kaputt gegangen, ist, das war - aus meiner heutigen Sicht - so gut wie unvermeidlich - leider.
Liebe Grüße - das ist ein Roman, aber es floß so aus mir raus,
denn hier öffne ich mich ab und zu seeeeehr, weil ihr es seid!
Ava