Hallo Zusammen,
ich habe jetzt einiges über ADHS gelesen und erkenne mich (auch als Kind) in vielen Dingen wieder. Jetzt wäre meine Theorie, vielleicht liegt ja tatsächlich eine Stoffwechselstörung des Gehirns (ADHS) vor (da psychische Schwierigkeiten sich durch ganze Generationen meiner Familie ziehen) und es wurde bislang nur nie erkannt. Wie auch...
Ich war halt immer schon das aufgedrehte oder tagträumende Kind, hatte Lernschwierigkeiten und es wurde nur gesagt, ich wäre halt lernfaul (obwohl ich wirklich vor meinen Büchern saß, mich nur nicht konzentrieren konnte). Meine weitere Theorie wäre, dass ich dann versucht habe, alles mit Zwängen "auf die Reihe zu bekommen" (starker Kontrollzwang). Oder aber durch das Aufmerksamkeitsdefizit hatte ich ständig Angst (z. B. zu versagen) und daraus entstanden dann die Zwänge (habe ich ja alles schon seit meiner Kindheit). Und durch die schwere Geburt oder die hormonelle Umstellung kam dann halt noch eine Depression hinzu (wobei depressive Phasen hatte ich schon immer). Doch durch dieses "ganz unten sein" wurde mir vielleicht mein ganzes "Fehlverhalten" erst richtig bewusst. Ich kannte es ja mein ganzes Leben nicht anders, erst jetzt mit Kind denke ich eigentlich erst über mich nach...
Ich habe sehr viel Angst, ich könnte meiner Tochter schaden durch die ganzen Zwänge, die ich habe. Ich überlege mir die letzte Zeit ständig, was ist, wenn sie diesen Zwang, oder jenen von mir "abschaut", sie lernt doch von mir...
Was meint denn Ihr zu dem Ganzen?
Habe morgen nun endlich einen Ersttermin bei einer anderen Psychologin (für einen Therapieplatz stehe ich allerdings auf der Warteliste und bin die Nr. 7). Ich habe die letzten Tage sogar in Erwägung gezogen, doch in eine Klinik zu gehen (es käme aber nur Mutter-Kind-Klinik in Frage).
Ich habe nun als Vorbereitung auf den Termin schon seitenweise meine Symtome (Kindheit und Heute) aufgeschrieben, das ganze Geburtserlebnis oder auch Erinnerungen aus meiner Kindheit. Kann man so etwas zu dem Termin mitnehmen, oder spricht das dann schon für sich (krank, krank, krank)???
Wäre nett, wenn mir wer antworten könnte, da ich sehr verunsichert bin.
Liebe Grüße
Nicki
ADHS ? und ein paar Fragen...
Moderator: Moderatoren
Hallo Nicki, ich antworte dir mal ganz pragmatisch: Ja, nimm deine Aufzeichnungen mit, aber reib denen das net gleich unter die nase, dass du deine "Hausaufgaben" gemacht hast...Ich mein, du wirst im Gespräch feststellen, ob es angebracht ist, frei zu sprechen oder ob sie detaillierte Schilderungen wollen. Zudem ist so eine Aufzeichnung auch für dich als Gedächtnisstütze nicht schlecht. Man vergisst ja vor Aufregung beim Arzt immer die Hälfte und es tut ja auch gar nix mehr weh (Weißkittelsyndrom halt
Ansonsten finde ich es prima, dass du deine Probleme angehen möchtest. Ich glaube nicht, dass du deinem Kind schaden wirst. Natürlich lernt es von dir, aber es lernt auch, wie man es NICHT macht. Und wenn du ihm vermittelst, dass man an sich arbeiten kann, egal wie schwer das Problem ist, bist du schon ein gutes Vorbild.

Ansonsten finde ich es prima, dass du deine Probleme angehen möchtest. Ich glaube nicht, dass du deinem Kind schaden wirst. Natürlich lernt es von dir, aber es lernt auch, wie man es NICHT macht. Und wenn du ihm vermittelst, dass man an sich arbeiten kann, egal wie schwer das Problem ist, bist du schon ein gutes Vorbild.
Hallo Nicki,
keine Ahnung, ob wir schon mal das Vergnügen hatten...egal...herzlich willkommen!
Zu dem ADHS kann ich leider nix sagen. Ich hatte das nie und kenne ehrlich gesagt auch niemand, der das hat/hatte... (zumindest niemand, bei dem diese Diagnose öffentlich bekannt war)
Zu dem Zwangszeugs kann ich allerdings ne Menge sagen. Ich möchte dir mal ne ganz andere Perspektive aufzeigen: Es gibt ne Menge Fachleute, die heute davon ausgehen, dass Zwangserkrankungen ein Mischmasch aus ganz vielen Einflüssen sind. Es gibt nicht DIE schwere Kindheit und DAS genetische Material. Es ist eine Masse aus allem. Der Gehirnstoffwechsel ist definitiv aus dem Lot.
Es sind ja zwei Sachen, die dich momentan sehr beschäftigen:
1. Ob deine Tochter dieses Zeugs von dir übernehmen kann...
Dazu ein klares Nein! Es ist nicht so, dass Kinder von Zwänglern automatisch auch Zwänge entwickeln. Es kann sein, dass deine Kleine eine Veranlagung geerbt hat, in Krisen ähnlich zu reagieren...aber dafür kannste nix und ändern kann mans auch nicht mehr. Es erscheint mir einfach sehr wichtig, dass das Kind in einer liebevollen Umgebung aufwächst. Ob die Mama nun Zwänge hat oder nicht, ist vollkommen egal. Ist meine ehrliche Meinung. Was du beeinflussen kannst, ist, wie dein Kind mit Herausforderungen umgeht. Bei mir war/ist es bspw. so, dass meine Eltern (beide Akademiker) immer sehr viel von mir erwartet haben. Und irgendwann brauchte ich diesen Input nicht mehr...hatte selber riesige Erwartungen an mich...und wehe, ein Moment des Versagens kündigte sich an...Bauchweh, Rückenweh, alle Krankheiten dieser Welt und zu guter letzt auch noch ZG's.
2. Ob es gut ist, dass du schon therapeutische Vorarbeit geleistet hast.
Guck man sich Untersuchungen zur Effektivität von Verhaltenstherapien an, fallen zwei Sachen auf: Erstens: VT kann jeder Mensch unabhängig von Alter, Bildungsniveau oder sozialem Status erlernen und positiv einsetzen. Zweitens: Wer eine gewisse intellektuelle Grundausstattung mitbringt und selbstreflexiv ist, profitiert eher. Heisst: Den allermeisten kann geholfen werden, die, die im Kopf gut dabei sind, werden schneller Linderung verspüren. Und was hat das jetzt mit dir zu tun? Nun, wenn du dir jetzt schon Synopsen und ähnliches gemacht hast, dann bist du schon einen ersten Riesenschritt in Richtung Heilung gegangen. Ist doch prima, wenn du schon Schnüre durch dein Leben spannen kannst...
Hier nur eine kleine Warnung: Dieser Krankheitsformenkreis (Depri, Angst, Zwang, Hypochondrie, Panik, usw. usf.) lässt sich keinesfalls nur auf psychologische Vorgänge zurückführen. Also, entlaste dich selbst, in dem du dir klar machst, dass es auch die Besten
erwischen kann. Sehr gut nachvollziehen kann man das am Beispiel PPD. Da muss doch irgendwas im Kopf passieren, sonst würde diese Krankheit doch nicht ausgerechnet dann ausbrechen. Und nicht jede PPD-Frau hatte ne schwere Kindheit oder traumatische Geburtserlebnisse. Weischd, was ich sagen will, ist: Mach dir keinen Druck! Du machst es genau richtig!
(Die Mädels, die mich kennen, werden sich jetzt an den Kopf greifen und mir im Geiste den Vogel zeigen...man nennt mich nämlich auch Druckkalk oder Erwartungsmuschel...
)
Muschelkalk
keine Ahnung, ob wir schon mal das Vergnügen hatten...egal...herzlich willkommen!
Zu dem ADHS kann ich leider nix sagen. Ich hatte das nie und kenne ehrlich gesagt auch niemand, der das hat/hatte... (zumindest niemand, bei dem diese Diagnose öffentlich bekannt war)
Zu dem Zwangszeugs kann ich allerdings ne Menge sagen. Ich möchte dir mal ne ganz andere Perspektive aufzeigen: Es gibt ne Menge Fachleute, die heute davon ausgehen, dass Zwangserkrankungen ein Mischmasch aus ganz vielen Einflüssen sind. Es gibt nicht DIE schwere Kindheit und DAS genetische Material. Es ist eine Masse aus allem. Der Gehirnstoffwechsel ist definitiv aus dem Lot.
Es sind ja zwei Sachen, die dich momentan sehr beschäftigen:
1. Ob deine Tochter dieses Zeugs von dir übernehmen kann...
Dazu ein klares Nein! Es ist nicht so, dass Kinder von Zwänglern automatisch auch Zwänge entwickeln. Es kann sein, dass deine Kleine eine Veranlagung geerbt hat, in Krisen ähnlich zu reagieren...aber dafür kannste nix und ändern kann mans auch nicht mehr. Es erscheint mir einfach sehr wichtig, dass das Kind in einer liebevollen Umgebung aufwächst. Ob die Mama nun Zwänge hat oder nicht, ist vollkommen egal. Ist meine ehrliche Meinung. Was du beeinflussen kannst, ist, wie dein Kind mit Herausforderungen umgeht. Bei mir war/ist es bspw. so, dass meine Eltern (beide Akademiker) immer sehr viel von mir erwartet haben. Und irgendwann brauchte ich diesen Input nicht mehr...hatte selber riesige Erwartungen an mich...und wehe, ein Moment des Versagens kündigte sich an...Bauchweh, Rückenweh, alle Krankheiten dieser Welt und zu guter letzt auch noch ZG's.
2. Ob es gut ist, dass du schon therapeutische Vorarbeit geleistet hast.
Guck man sich Untersuchungen zur Effektivität von Verhaltenstherapien an, fallen zwei Sachen auf: Erstens: VT kann jeder Mensch unabhängig von Alter, Bildungsniveau oder sozialem Status erlernen und positiv einsetzen. Zweitens: Wer eine gewisse intellektuelle Grundausstattung mitbringt und selbstreflexiv ist, profitiert eher. Heisst: Den allermeisten kann geholfen werden, die, die im Kopf gut dabei sind, werden schneller Linderung verspüren. Und was hat das jetzt mit dir zu tun? Nun, wenn du dir jetzt schon Synopsen und ähnliches gemacht hast, dann bist du schon einen ersten Riesenschritt in Richtung Heilung gegangen. Ist doch prima, wenn du schon Schnüre durch dein Leben spannen kannst...
Hier nur eine kleine Warnung: Dieser Krankheitsformenkreis (Depri, Angst, Zwang, Hypochondrie, Panik, usw. usf.) lässt sich keinesfalls nur auf psychologische Vorgänge zurückführen. Also, entlaste dich selbst, in dem du dir klar machst, dass es auch die Besten

(Die Mädels, die mich kennen, werden sich jetzt an den Kopf greifen und mir im Geiste den Vogel zeigen...man nennt mich nämlich auch Druckkalk oder Erwartungsmuschel...

Muschelkalk
Liebe Jenny,
danke für Deine Nachricht. Ja, das "Weißkittelsyndrom" habe ich auch ganz, ganz schlimm, vermeide daher so gut es geht Arztbesuche. Auch macht es mich schier wahnsinnig, wenn ich lange in Wartezimmern warten muss, bereite mich ständig schon vorher im Kopf darauf vor, was ich den dann sage. Bei Ärzten ist das ja noch relativ einfach, die Beschwerden zu sagen (und vorher zu üben), aber beim Psychologen... da kommt man ja vom Hundertsten ins Tausendste...
--------------------------
Liebe Muschelkalk,
wow, vielen, vielen Dank für Deine ausführlich Antwort und dass Du Dir so viel Zeit genommen hast
Ich war jetzt leider schon länger wieder nicht mehr hier, da ich zu sehr mit mir selbst beschäftigt war. Ich analysiere mich zur Zeit sehr viel selbst und mir werden daher aber auch immer mehr Dinge an mir bewusst. Ich denke ja auch, dass bei mir viele Faktoren eine Rolle spielen. Erbgut, sehr frühe Trennung von meiner Mama (wenn sie in der Arbeit war), Vater verließ uns, als ich 3 war, Verdacht auf sexuellen Missbrauch durch Freund meiner Mutter (aber keine Erinnerung), schon immer sehr viel Streit innerhalb der Familie usw.
Ich möchte nun endlich alles aufarbeiten und endlich frei werden...
Ich werde zur Zeit fast wahnsinnig, weil ich ständig im Kopf Gespräche führen muss (mit meinem Mann, Freunden, Chef, Ärzten, Psychologen usw.) und bin daher glaube ich schon manchmal der realen Gespräche müde. Ich sitze sogar manchmal mit meiner Tochter (8 Mo.) auf der Spieldecke und ertappe mich plötzlich dabei, dass ich schon laut und gestikultierend rede. Kennst Du sowas ? Fällt das auch unter Zwänge?
Liebe Grüße Nicki
danke für Deine Nachricht. Ja, das "Weißkittelsyndrom" habe ich auch ganz, ganz schlimm, vermeide daher so gut es geht Arztbesuche. Auch macht es mich schier wahnsinnig, wenn ich lange in Wartezimmern warten muss, bereite mich ständig schon vorher im Kopf darauf vor, was ich den dann sage. Bei Ärzten ist das ja noch relativ einfach, die Beschwerden zu sagen (und vorher zu üben), aber beim Psychologen... da kommt man ja vom Hundertsten ins Tausendste...
--------------------------
Liebe Muschelkalk,
wow, vielen, vielen Dank für Deine ausführlich Antwort und dass Du Dir so viel Zeit genommen hast

Ich war jetzt leider schon länger wieder nicht mehr hier, da ich zu sehr mit mir selbst beschäftigt war. Ich analysiere mich zur Zeit sehr viel selbst und mir werden daher aber auch immer mehr Dinge an mir bewusst. Ich denke ja auch, dass bei mir viele Faktoren eine Rolle spielen. Erbgut, sehr frühe Trennung von meiner Mama (wenn sie in der Arbeit war), Vater verließ uns, als ich 3 war, Verdacht auf sexuellen Missbrauch durch Freund meiner Mutter (aber keine Erinnerung), schon immer sehr viel Streit innerhalb der Familie usw.
Ich möchte nun endlich alles aufarbeiten und endlich frei werden...
Ich werde zur Zeit fast wahnsinnig, weil ich ständig im Kopf Gespräche führen muss (mit meinem Mann, Freunden, Chef, Ärzten, Psychologen usw.) und bin daher glaube ich schon manchmal der realen Gespräche müde. Ich sitze sogar manchmal mit meiner Tochter (8 Mo.) auf der Spieldecke und ertappe mich plötzlich dabei, dass ich schon laut und gestikultierend rede. Kennst Du sowas ? Fällt das auch unter Zwänge?
Liebe Grüße Nicki
Liebe Nicki, ich antworte mal zu den Selbstgesprächen auch wenn ich net Muschelkalk bin...
Nee, ich glaub, das ist kein zwang. Selbstgespräche sind sogar gut und gesund, hab ich mir sagen lassen. mein Männe führt auch immer welche, dann hör ich ihn brabbeln, was er alles dem Chef an den Kopf werfen würde und net darf...Ohne die Selbstgespräche wär er wohl schon gaga! Man lässt das raus beim Selbstgespräch, was einen beschäftigt, man kann üben, was und wie man es sagen möchte. Also da bauchst du dich net unbedingt zu bremsen. Solange deine Tochter noch selber zu Wort kommt" und du ihrem Geplapper zuhörst und mit ihr sprichst, ist das glaub ich okay.

Nee, ich glaub, das ist kein zwang. Selbstgespräche sind sogar gut und gesund, hab ich mir sagen lassen. mein Männe führt auch immer welche, dann hör ich ihn brabbeln, was er alles dem Chef an den Kopf werfen würde und net darf...Ohne die Selbstgespräche wär er wohl schon gaga! Man lässt das raus beim Selbstgespräch, was einen beschäftigt, man kann üben, was und wie man es sagen möchte. Also da bauchst du dich net unbedingt zu bremsen. Solange deine Tochter noch selber zu Wort kommt" und du ihrem Geplapper zuhörst und mit ihr sprichst, ist das glaub ich okay.
Liebe Jenny,
danke für Deine Antwort. Aber bei mir nimmt es halt schön langsam "überhand". Ich führe viel mehr Gespräche im Kopf, als in der Realität. Und alles mögliche, auch belanglose, Gespräche mit Freunden, anstatt sie anzurufen, oder das Gespräch mit der Therapeutin habe ich glaube ich schon 50 x geführt (warte ja schon länger) und wenn ich dann wieder da sitze, weiß ich nicht mehr, wo ich anfangen soll, da ja jedes vorbereitende Gespräch im Kopf anders verlief (ich war ja schon mal bei einem, der meinte aber nur ich wäre Masochist und es würde für mich im Kopf eine Selbstbefriedigung darstellen, wenn ich negativ denke
)
Hoffentlich weiß ich bald mal, was ich wirklich habe...
Liebe Grüße & gute Nacht
Nicki
danke für Deine Antwort. Aber bei mir nimmt es halt schön langsam "überhand". Ich führe viel mehr Gespräche im Kopf, als in der Realität. Und alles mögliche, auch belanglose, Gespräche mit Freunden, anstatt sie anzurufen, oder das Gespräch mit der Therapeutin habe ich glaube ich schon 50 x geführt (warte ja schon länger) und wenn ich dann wieder da sitze, weiß ich nicht mehr, wo ich anfangen soll, da ja jedes vorbereitende Gespräch im Kopf anders verlief (ich war ja schon mal bei einem, der meinte aber nur ich wäre Masochist und es würde für mich im Kopf eine Selbstbefriedigung darstellen, wenn ich negativ denke

Hoffentlich weiß ich bald mal, was ich wirklich habe...
Liebe Grüße & gute Nacht
Nicki
Das mit den Selbstgesprächen hab ich immer ganz ausgeprägt in Stresssituationen. (Und vor allem in Krisen ohne Medis). Da ist dann der Druck so gross, dass ich das Gefühl habe, ich könnte durch dieses unentwegte Durchspielen von anstehenden Gesprächen den Druck abbauen. Ob das zwanghaft ist, weiss ich nicht, ich glaub es ist vorallem ein Ausdruck von Überforderung!
LG
Muschelkalk
LG
Muschelkalk