Vorsicht lang - SORRY

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Nicki

Vorsicht lang - SORRY

Beitrag von Nicki »

Hallo Ihr Lieben,

ich hatte letzten Donnerstag endlich den Termin bei einer anderen Therapeutin. Von ihr erfuhr ich auch, dass mein erster Therapeut (ich berichtete darüber, er hatte zu mir gesagt, ich wäre ein Masochist und es würde für mich eine Selbstbefriedigung darstellen, wenn ich negativ denke) wohl in Fachkreisen bereits für seine unkompetente und anscheinend teils auch schädigende Behandlungsweise bekannt sei. Ich solle Beschwerde einlegen.

Endlich habe ich eine nette Therapeutin gefunden, konnte bei ihr reden wie ein Wasserfall. :D

Ich habe bereits seit längerem den Verdacht, in meiner Kindheit sexuell missbraucht worden zu sein. Am Freitag dann hatte ich Sex mit meinem Mann und währenddessen kamen konkrete Erinnerung in mir hoch. Währenddessen ließen mich die Erinnerungen allerdings total kalt.
Etwas später dann, mein Mann und meine Tochter schliefen gerade, brach es total gefühlsmäßig über mich herein. Ich ging raus und heulte, dass mein Kiefer zitterte, ich hätte am liebsten nur noch geschrieen und versuchte mich wohl irgendwie zu beruhigen. Als ich dann wieder rein ging, wurden plötzlich meine Knie ganz weich und ich bekam ein Ohnmachtsgefühl und als ich dachte, es geht gleich nicht mehr, war es plötzlich wieder nicht so schlimm und ich redete bereits in Gedanken mit einer Freundin darüber. Etwas später kam dann eine Freundin vorbei und ich schaffte es, ihr alles zu erzählen.

Als ich abends dann ins Bett ging, wünschte ich mir so sehr, dass ich mich am nächsten Tag einfach nicht mehr erinnern kann. Als ich dann am nächsten Tag aufwachte, musste ich zwar zuerst weinen, aber ich schaffte es dann irgendwie wieder zu funktionieren, was im Laufe des Tages auch immer besser klappte.

Auch bin ich jetzt wieder soweit, dass ich wieder denke, dass doch nichts war und ich nur „spinne“, weil ich mich bereits wieder nicht erinnern kann. Aber ich konnte mich eben morgens daran erinnern, dass ich meiner Freundin davon erzählte. Es ist alles wieder total UNWIRKLICH, als wäre alles nur ein Film gewesen, an den ich mich nur noch vage erinnern kann. Sollte da doch was Wahres dran sein, würde ich es schon verstehen, dass das erst jetzt, wo ich eine Tochter habe, „hochkommt“. Ohne Luna hätte ich nämlich bestimmt nicht die Kraft es zu verkraften. Sie gibt mir immer wieder die Kraft umzuschwenken.
Aber wenn ich mir das alles nur zusammen gesponnen habe, wieso hatte ich dann Freitagnachmittag diesen kurzen gefühlsmäßigen „Zusammenbruch“? Ist da vielleicht wirklich etwas, was mich so umhauen würde, dass ich mich noch ständig selbst davor „schütze“???

Mir ist jetzt nämlich noch etwas eingefallen. Ich hatte vor ca. 10 Jahren einen Exfreund und ich wusste bislang nur noch, dass er mich wohl manchmal nicht so gut behandelte. Aber ich glaube, ich war ihm richtig „hörig“ (Ich erfuhr auch später von jemand anderen, dass ich wohl sein „Versuchskaninchen“ war und er an mir testete, wie weit man einen Menschen manipulieren kann, dass er von einem abhängig wird und es klappte wohl auch) . Er konnte mit mir machen, was er wollte, ich bettelte immer noch um seine Liebe. Er lachte deshalb schon über mich und machte mich ständig aufs Derbste fertig. Dann an einem Abend machte er sich schon im Lokal, wo wir immer waren, ständig über mich lustig (und ich trank und trank), draußen zettelte er dann mal wieder einen Streit an, sodass ich wieder einen Wutanfall bekam und trotzig doch selber mit meinem Auto fahren wollte. Im Auto beschimpfte er mich dann so, dass ich wieder so einen Heul-/Schrei-/Krampfanfall bekam, dass mehr nicht mehr ging. So ein Gefühl, dass man es gleich nicht mehr aushält. Bei ihm angekommen legte er noch einmal nach, stieg aus, knallte die Tür zu (ich durfte trotz verzweifelten Bettelns nicht mitkommen) und ich gab nur noch schreiend Vollgas und raste frontal in das nächste Haus, das geradeaus stand, als die Straße eine Kurve machte. Gott sei Dank bereits da, sonst hätte ich es bestimmt nicht überlebt, wäre ich bereits schneller dran gewesen. Und ich weiß jetzt wieder, dass das auch so ein Ohnmachtsgefühl war. Ich habe jetzt Angst, dass ich da was ins Rollen gebracht habe, was mich vielleicht doch ständig wieder einholen kann. Vor allem gibt mir ja Luna die Kraft, nicht daran zu denken. Was ist jetzt, wenn ich in die Arbeit fahre und plötzlich kommt wieder was, weil ich alleine bin. Vielleicht wieder ein Ohnmachtsgefühl und ich gebe wieder einfach Vollgas, weil ich nicht mehr denken kann? Ich habe Angst…

Vielleicht erlitt ich ja während der Geburt durch den Notkaiserschnitt bei Bewusstsein wieder ein traumatisches Erlebnis, dieses Ausgeliefertsein (ich kam mir vor, wie auf der Schlachtbank festgeschnallt und hatte panische Angst) und dann verlor ich ja wieder das Bewusstsein, weil sie mir irgendwas gegeben haben…

Ich wollte unbedingt etwas wissen, kann aber jetzt nicht damit umgehen und will doch nichts mehr wissen…

Ich will, dass alles einfach wieder aufhört und wie vorher ist. Ich schaffe es auch schon wieder zu funktionieren und manchmal gar nicht daran zu denken. Es erscheint mir immer wieder alles total unwirklich.

Jetzt habe ich auch noch Angst, mir könnte jemand meine Tochter wegnehmen. Die wissen doch gar nicht, wie liebevoll ich mit ihr umgehe, die hören doch nur meine kranke Geschichte!

Habe heute meiner Therapeutin eine E-Mail geschrieben (hätte erst in einem Monat den nächsten Termin) und sie hat mich dann gleich zurückgerufen und mir für morgen 08:00 h einen Termin gegeben.
Hoffentlich schaffe ich das alles...
Umarmt mich mal wer?
Nicki
Petra

Beitrag von Petra »

hallo nicki,

ich umarm dich mal ganz fest und ganz lange! es kommt jetzt sovieles heraus aus dir und mit hilfe der therapie wirst du es auch gut verkraften können! hab keine angst, auch wenn es sich jetzt furchtbar anfühlt wenn die erinnerungen und empfindungen hochkommen die du so gut verdrängt hast, es wird wieder vergehen und diesmal für immer! verdrängte traumen sind wie eitergeschwüre, sie müssen aufbrechen um zu verheilen!
liebe nicki, ich geb dir jetzt einen tip, wir sind zwar hier um einander zu helfen aber behalte die genaue aufarbeitung deines sexuellen mißbrauchs etwa, erst einmal in der therapie! dort ist der geschütze und richtige rahmen dafür! wenn du jetzt diese probleme nach außen bringst, stockt auch der therapieprozeß in dieser richtung! versteh das bitte nicht falsch und ich hoffe auch die anderen frauen hier sind meiner meinung! es geht nicht darum dass ich dieses thema tabuisieren will sondern nur um deinen schutz! ich denke deine therapeutin kann dir diesen schutz geben, lass diese themen die dir so zusetzen erstmal bei ihr und lass dich voll und ganz auf ihre methode ein mit der sie dir helfen wird! so kommst du am schnellsten aus deinem tief heraus!

glg petra
Nicki

Beitrag von Nicki »

Es tut mir leid, ich wollte wirklich niemanden mit meinem Schmarn belästigen. Es kam mir nur noch so lange vor, bis zum Termin morgen, meine Freundin habe ich nicht erreicht und mein Mann musste in die Arbeit, da er keinen Urlaub bekommen hat. Ich fühlte mich halt so alleine und schrieb einfach, was mich bewegte. Ich weiß, dass ich das alles nur mit meiner Therapeutin aufarbeiten kann. Ich erwarte ja auch keine Ratschläge oder so. SORRY :oops:
Petra

Beitrag von Petra »

liebe nicki,

oje....tut mir leid!!! so wollte ich das auf keinen fall sagen!! les noch mal meinen beitrag! ich meine es nur gut mit dir! natürlich kannst du hier immer dein herz ausschütten und niemand fühlt sich dadurch belästigt! ich habe nur aus eigener erfahrung gesprochen! wenn in einer therapie erinnerungen hochkommen, sowie bei dir die des sexuellen mißbrauchs ist meistens etwas wahres dran. die auseinandersetzung mit uns selbst ermöglicht es uns erst so tief in unsere seele hineinzuschauen, dass wir weit verschüttetes wiederfinden. du hast die frage gestellt ob etwas wahres daran sein kann oder ob du etwas verdrängst! ich wollte dir die antwort darauf nicht geben, weil ich denke das ist sache deiner therapeutin und es kommt darauf an wie sie mit dir an diese empfindungen und bilder herangehen will! nur deshalb und wirklich nicht weil es mir lästig war, hab ich dir geschrieben du sollst lieber dieses thema erstmal in der therapie lassen weil dort der geschütze rahmen für dich ist! ich hab mir sorgen gemacht, weil du geschrieben hast, dass es dir nach dem sex mit deinem mann sehr schlecht ging, dass du vielleicht wieder in so ein tief rutschst!
bitte nicht falsch verstehen!! ich war vielleicht ein bißchen zu übervorsichtig!

glg petra
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Nicki!

Ich finde es super, dass du deiner Therapeutin gleich durch ein Mail bescheid gesagt hast, dass es dir nicht gut geht. Das war absolut richtig. Im Moment prasselt sehr viel auf dich ein - vieles wird dir bewußt, was lange geschlummert hat. Und dann erschreckt man und viele Gefühle - Wut, Angst, Trauer und Ohnmacht kommen hoch. Das ist ein sehr großer Schritt, denn du da gerade machst und ich denke, deine Ärztin wird dich sicher sehr gut dabei unterstützen können, das ganze nach und nach zu zu lassen. Das mußte ich auch lernen - und das klappt auch!!!

Du schaffst das, liebe Nicki! Bitte berichte doch morgen, wie dein Gespräch gelaufen ist, ja!!!

Ganz liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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