Arbeiten und Entscheiden

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Sabine:-)

Arbeiten und Entscheiden

Beitrag von Sabine:-) »

Nach Babypause steht bald wieder Arbeiten an...zwar nur halbtags, habe aber trotzdem Befürchtungen, ich könnte es nicht schaffen... Kennt Ihr das? Immerhin war man man "nur" mit Kind auch schon völligst ausgelastet...

Außerdem belastet mich eine Entscheidung, die ich treffen muss: Entweder werde ich in einem Bereich sehr selbständig arbeiten können, was natürlich mit Kind gut ist, weil man sehr flexibel ist; aber großer Nachteil: es ist viel stressiger und nervlich belastender, weil man eben auch eher allein dasteht. Oder aber ich arbeite in einem Bereich, in dem man mehr als Team arbeitet; d.h. weniger nervlichen Stress, weil mehrere verantwortlich sind, aber auch viel unflexibler, weil man eben sich einpassen muss; Kinderbetreuungszeiten würden u.U. nicht immer reichen, dann müssten Eltern einspringen (die das aber anbieten).

Habt Ihr Ideen? Mich belastet die Entscheidung dermaßen, dass ich schon Herzschmerzen habe, wenn ich daran denke... mache mir dann klar, dass es doch so schlimm nicht ist... und trotzdem... Wenn die Entscheidung im Vorfeld schon so schlimm ist, wie soll dann erst das Arbeiten werden...
Jenny

Beitrag von Jenny »

Liebe Sabine,
wieder in die Arbeit zu gehen bedeutet natürlich schon einen großen Einschnitt. ich selbst habe aber die Erfahrung gemacht, dass einem sehr viel Selbstbewusstsein zuwächst, wenn man eine halbwegs befriedigende und bezahlte Arbeit hat. Da bringt man dann auch eher Mann und (ältere) Kinder dazu, im Haushalt anzupacken. Abgesehen davon, dass eh nimmer so viel Dreck anfällt, wenn alle einen Teil des Tages außer Hause sind :wink:

Hast du denn u.U. die Möglichkeit, den Bereich zu wechseln, wenn du merkst, so geht es nicht? Ich selber würde "zur Übung" erst mal die Teamarbeit vorziehen, vorausgesetzt, du kommst gut mit deinen Eltern klar. Deinem Kind schadest du damit nicht.
Ganz ehrlich - aber das ist meine höchst persönliche Meinung - ziehe ich es vor, weniger Verantwortung im Berufsleben zu haben und dafür mehr Kraft für die Familie. Wahrscheinlich habe ich genau aus diesem Grund nie Karriere gemacht.

Wenn du Unterstützung bei der Kinderbetreuung hast, wirst du deine Aufgaben meistern, du wirst sehen.
hanna

Beitrag von hanna »

Liebe Sabine

Ich kann Dir von meiner Erfahrung berichten. Mir ging es drei Monate nach der Geburt meines zweiten Kindes sehr schlecht. Nach 6 MOnaten habe ich wieder angefangen zu arbeiten. Nebst Medis und Therapie muss ich sagen, dass mir die Arbeit - wie Jenny sagte - einen grossen Teil meines Selbstvertrauens wiedergegeben hat. Zu wissen, was ich zu tun habe, etwas wirklich zustande zu bringen, Erfolg zu haben, auch der Austausch mit anderen (Erwachsenen), das hat mir sehr gut getan. (Ich arbeite an drei Tagen/Woche als Rechtsanwältin). Natürlich gibt es aber dadurch auch anderen Stress, Kinder unterbringen, was mache ich, wenn sie krank sind, wie organisiere ich den Haushalt etc. Manchmal muss ich länger arbeiten oder so, da bin ich froh, dass mein Mann sehr mithilft (was für mich aber eigentlich selbstverständlich ist).
Ich würde Dir auch eher raten, im Team zu arbeiten, was vorerst noch nicht zuviel nervliche Belastung mit sich bringt. DEn Stress, den Du durch die kleinere Flexibilität hats, kannst Du vielleicht eher umgehen, indem Du gut organisiert bist (unsere Kids sind in einer Kinderkrippe, eine Nanny oder Tagesmutter wäre wohl flexibler). Auch kannst Du, wenn es finanziell drinliegt, eine Haushaltshlfe organisieren. KAnnst Du Omis/Opas und den Papa oder Nachbarn einspannen? So kannst Du Dir ev. auch die nötigen Reserven schaffen, die es auch braucht, wenn man wieder anfängt zu arbeiten.
Für mich persönlich war der Neuanfang bei der Arbeit jedenfalls eine sehr, sehr gute Erfahrung. Ich mache meine Arbeit sehr gerne und das gibt mir auch mehr Kraft für zu Hause.
Ich hoffe, unsere "Denkanstösse" helfen Dir, die für Dich richtige Lösung zu finden!
Liebe Grüsse
Hanna
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Hi Sabine,
ich arbeite auch sehr gerne :) Und zwar selbständig als freie Texterin. Das habe ich aber auch schon vor der Geburt meiner Jüngsten gemacht, so dass die Umstellung nicht sooo gross war. Ausserdem arbeitet mein Freund auch als Freiberufler, so dass wir uns Kids und Jobs teilen können (die Mädels gehen ausserdem in Kiga und Krabbelstube vormittags). Bei mir war oder ist eine Festanstellung in einer Agentur nicht drin, weil ich keine 40 Stunden schaffe und halbtags ist nicht in der Branche, also arbeite ich frei und das klappt auch gut. Wenn Du arbeitest, bist Du anders ausgelastet, also selbst wenn mal Stress ist, fühle ich mich gut, weil ich Anerkennung und Kohle kriege. Es ist doch logisch, dass das eine Umstellung für Dich sein wird, also sind die "Herzschmerzen" ganz normal. Kannst Du nicht beide Modelle ausprobieren, und wenn es zu stressig mit dem alleine arbeiten ist, immer noch umschwenken auf die Teamarbeit. Oder geht das nicht? LG Carlotta und viel Spaß beim Wiedereintritt in die "Erwachsenenwelt".
hanna

Beitrag von hanna »

Liebe Sabine

Ich habe Dir auf Deine PN geantwortet, allerdings hängt die Antwort die ganze Zeit im Postausgang und nicht in den gesendeten Nachrichten. Falls Du sie nicht bekommst, gib mir Bescheid, dann sende ich sie halt hierher...
LG Hanna
Kath

Beitrag von Kath »

Liebe Sabine,
ich habe gerade wieder angefangen zu arbeiten. Drei Tage die Woche als Lehrerin, an meinem Arbeitsplatz, den ich auch vor den Kindern schon hatte.
Ich war erst eine Woche im Berufsleben, denn jetzt sind Osterferien.
Glaubst du mir, wenn ich dir sage, dass ich es kaum erwarten kann bis ich wieder in die Arbeit gehen DARF? Ich freue mich auf meinen nächsten Arbeitstag wie ein Kleinkind auf Weihnachten.

Bedenke, dass du ja nicht neben deinem Kind arbeiten wirst, sondern für eine gewisse Zeit im Beruf tätig sein wirst, ANSTATT dein Kind zu betreuen.

Mein Tipp, was deine Entscheidung angeht: Frag deinen Bauch und gib eine Entscheidung bekannt. Es gibt gar keine richtige oder falsche Entscheidung. Wie sagt meine Psychotherapeutin so schön: Das ganze Leben besteht aus Trial und Error (Versuch und Irrtum). Mehr als schiefgehen kann es eh nicht und dann hast du es wenigsten probiert (also entweder Teamwork oder mehr selbstständig).


Alles Gute
Katharina
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