Neu im Forum - AD nehmen?

[Noraktz]

Hallo ihr,

ich bin 31 Jahre ich wurde vor 8 Wochen zum ersten Mal Mutter. Die Schwangerschaft war toll und die Geburt war unkompliziert und mit nicht Mal 5 Stunden sehr schnell. Ich habe vor 3-4 Wochen bemerkt, dass meine negative Stimmung über den Baby Blues hinaus geht. Das habe ich dann bei meinem Gynäkologen angesprochen und er hat mir gleich AD verschrieben. Die wollte ich aber nicht sofort nehmen und hab mir Hilfe bei einer Psychologin gesucht, bei der ich jetzt in Therapie bin. Ich bin noch immer nicht sicher, ob ich die AD nehmen soll. Daher möchte ich gerne in Erfahrung bringen, wie es anderen Frauen damit ergeht. Wenn ich von den Nebenwirkungen lesen bekomme ich Angst. Ich hatte vor der Schwangerschaft nie Depressionen und fühle mich einfach so allein damit. Ich möchte einfach nicht mehr in dieser Situation sein
Vor allem morgens plagen mich Ängste, wie ich den Tag nur überstehen werde..Tag für Tag..Mein Kleiner ist wirklich 24/7 auf mir, definitiv kein "Anfängerbaby", mein Mann geht arbeiten, ich liege häufig mit dem Baby im Bett, weil er nur mit mir schlafen kann. Das kann doch nicht mein neues Leben sein? Wenn mein Schwager den Kleinen mal für eine Stunde nimmt, kann ich aber überhaupt nicht entspannen.. Manchmal wünsche ich mir, dass er ihn einfach behält
Ich zähl die Tage bis es "besser und einfacher" mit Baby wird, wobei ich nicht weiß, worauf ich konkret warte..Ich sehe einfach kein Licht am Ende des Tunnels..

Liebe Grüße

[Sternschnuppe2023]

Huhu du Liebe,

Das tut mir sehr leid, dass es dir aktuell so schlecht geht. Kannst du dir denn längere Entlastungen nehmen, um wieder Dinge zu tun, die dir früher Freude gebracht haben? Zum Beispiel wenn dein Partner oder Großeltern mal für ein paar Stündchen übernehmen? Die erste Zeit ist wirklich eine große Umstellung. Je älter das Baby wird, desto mehr gewöhnt man sich an das Kleine und kann auch an verschiedenen Kursen teilnehmen, Babymasse, Sport mit Baby, Krabbelgruppe, etc. Mein Kleiner ist jetzt schon ein Jahr und mir geht es mittlerweile viel viel besser, aber trotzdem machen mich so Tage, wo ich mit ihm nur alleine in der Wohnung sitze, noch sehr grüblerich. Mit dem Kleinen raus zu gehen und andere Mamas zu treffen, hat mir sehr gut getan.
Von mir kann ich außerdem sagen, dass ich viel zu spät mit dem AD begonnen habe, weil ich die erste Zeit dachte, es wird schon auch so. Und als es dann richtig schlimm war, hatte ich auch panische Angst vor den Nebenwirkungen. Als es dann so schlimm war, habe ich dann zwei ADs bekommen, eines zum Schlafen und eines für die Stimmung und außerdem noch ein Bedarfsmedikament für den Notfall. Die Nebenwirkungen waren bei mir aber zum Glück nicht so schlimm, im Vergleich zu den Symptomen von der Krankheit.
Aber das ist meine Geschichte. Bei dir kann das natürlich ganz anders sein.

[strollo]

Hallo du frischgebackene Mami,

fühl Dich erstmal lieb gedrückt. Der Eintrag hätte von mir sein können nach meiner ersten Entbindung 2020 (da war auch noch Lockdown). Die Umstellung auf Mama-Sein und den Alltag mit Baby war für mich auch sehr hart, ich hab mich häufig auch sehr einsam gefühlt. Hab immer gehofft, dass mein Baby bald neue Sachen kann, damit es leichter wird. Ich denke es ist wichtig zu akzeptieren, dass man nicht überglücklich in der neuen Rolle ist und viel Zeit braucht, um sich einzufinden. Die Hormone und der "Verlust" von Dingen, die einem gut getan haben vorher spielen da auch nochmal eine große Rolle.

Dein Baby wird größer werden und du wirst dein Leben nicht im Bett liegend verbringen müssen. Aber die ersten Monate sind hart. Hast du ein Tragetuch oder eine Trage, sodass dein Kind an dir seine Schläfchen machen kann? Dann ist man auch viel mobiler. Ansonsten ist es ganz wichtig, nicht allein zu bleiben, dafür sind Baby-Kurse jeder Art gut geeignet (ich fand den Inhalt oft doof, aber egal, Hauptsache andere Mütter mit Baby im gleichen Alter).

Ob du das AD eindosieren sollst, könnte dir vermutlich ein Fachmann am besten beantworten. Vielleicht kannst du dir noch einen Termin beim Psychiater besorgen? Es hängt vom Leidensdruck ab, ob du es ohne Medis versuchen willst. Was sagt denn deine Psychologin dazu?

LG!

[Rayana7]

Hallo Du liebe Neu-Mama,

den vorangegangenen Antworten kann ich mich ebenfalls anschließen und Dir hoffentlich so etwas Mut machen. Meine PPD tauchte 2018 nach der 2.Geburt auf und wenn ich jetzt so meine damalige Zeit Revue passieren lasse, kann ich sagen: das AD war damals eine echt große Hilfe zur Stabilisierung, mein Baby kam mir manchmal so fremd vor, eine echte Überforderung, ich hatte so Angst, dass ich es mit 2 Kids nicht schaffen werde. Citalopram hab ich damals aus Angst vor NWs etc. nicht nehmen wollen (das war im Nachhinein betrachtet ziemlich unsinnig). Hab dann ein anderes Medikament von der Psychiaterin vorgeschlagen bekommen: Ich habe in Mini Schritten eindosiert (Sertralin, zunächst 12,5mg für 7 Tage, dann 25 für 14 Tage..dann erst 50mg. Damit waren die NW nur für ein paar Tage doof, das erinnere ich noch. Und im Baby-Still-Schlafentzug-Dauerzustand hab ich das auch anders wahrgenommen als jetzt, wo ich alleinerziehend und berufstätig zum 2.Mal ein AD einschleiche, da ist Einiges anders, inklusive der Hormone ich glaube, man kann das gar nicht so vergleichen, jeder Mensch, jeder Körper, jede Lebenssituation ist einzigartig.
Deshalb möchte ich Dich ermutigen, den Versuch zu wagen, am besten mit psychiatrischer Fachbegleitung, falls was doof ist von Deiner körperlichen Reaktion auf das AD.
Hab Geduld mit Dir, Deinem Körper, es eine Umstellung im Leben, wie sie größer, aber auch wunderbarer kaum sein könnte- und sei nachsichtig und gut zu Dir. Ich wünsche Dir viel Energie, liebevolle Unterstützung durch Familie und Freunde, und vor allem magische Momente mit Deinem Baby, die Dich durch diese Zeit tragen!