Geburtstrauma/ Abtreibung des nächsten Kindes

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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larimar1997
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Geburtstrauma/ Abtreibung des nächsten Kindes

Beitrag von larimar1997 »

Mein Sohn wird diese Woche 1 Jahr alt und ich habe das Gefühl, erst jetzt kommen die Erinnerungen und die Fragen hoch die ich so verdrängt habe.
Wir hatten eine wunderschöne Hausgeburt geplant, ich habe alles mit Kristallen, tollem Licht, toller Musik usw vorbereitet.
Leider war unsere Hausgeburtshebamme zum Schluss der Schwangerschaft furchtbar! Ich wurde nur beleidigt ich sei zu fett, ich hab schon wieder 500g zugenommen, ich soll 40 Minuten Kraftsport machen (klar, in der 40. Woche...)
Dann kam sie her, gab mir einen Einlauf um die Geburt mal etwas in Gang zu bringen und hat vorher eine Muttermunddehnung gemacht, fiel mir übrigens auch jetzt erst wieder ein! Hab ich die ganze Zeit verdrängt. Es tat nämlich furchtbar weh und ich blutete.
Sie fuhr dann direkt danach auch los und ich war alleine zu Hause.
Ich musste natürlich durch den Einlauf andauernd auf Toilette. Irgendwann bekam ich fürchterliche Unterleibsschmerzen, aber nur wenn ich gelegen oder gesessen habe. Mein Kreislauf wurde immer schlechter,ich hatte kaum noch Kraft und dachte immer ich muss mich übergeben. Irgendwann kam mein Partner nach Hause und ich wollte dann ins Krankenhaus weil ich meinte, dass irgendwas mit dem Kleinen nicht stimmt. Es tut so weh und ich bin so schwach, nicht das er darunter leidet!
Im Krankenhaus angekommen hieß es überraschenderweise mein MM ist bei 4cm. Ich hätte nicht gedacht das ich tagsüber Wehen hatte.
Dann platzte mir dort auch die Fruchtblase. Durch meinen Zustand konnte ich gar nicht mehr nach Hause, ich war so schwach und es ging mir so hundeelend... Naja, irgendwann sind wir dann in den Kreissaal und da ging's los. EWIGKEITEN Presswehen gehabt. Der Kopf war draußen und rutschte wieder zurück. Es gab einen Geburtsstillstand / Schulterdyskotie und er wurde mit dem McRobertmanöver und dem Kreisteller Handgriff geholt. Seine Nabelschnur war auch abgedrückt, also er musste dringend raus. Und dann blutete ich... Und blutete und blutete.... Es wurde alles versucht die Plazenta noch zu holen aber nix zu machen, ich verlor zu viel Blut. Also in den Not OP. Der Kleine lag dann kurz nach der Geburt beim Papa auf dem Bauch und ich wurde operiert. ( Ich weiß das alles nur weil ich letztens den Geburtsbericht angefordert habe!)
Unter der OP war mein Hb nur noch bei 6, ich verlor 1,6l Blut und ich hatte Gerinnungsstörungen. Alles war wohl voller Blutkoageln und ich bekam ein Plasmamedikament. (Wurde ich nie drüber in Kenntnis gesetzt!) (und ich schätze mal eine Bluttransfusion war die letzte Option da ich die seltene Blutgruppe 0 Negativ habe ) Meine Sauerstoffsättigung lag durch einen Schock dann nur noch bei 50%.
Alles in allem wars super knapp um mich...
Und dann mussten wir im Krankenhaus bleiben. Ich bekam aufgrund einer Schwangerschaftsvergiftung und Infektion andauernd eine Antibiose und dann eine Eisentransfusion. Daraufhin hatte ich ne starke Venenentzündung im Arm. Ich wollte aber einfach nur noch nach Hause! Meine spirituell geplante Hausgeburt war also ein absolutes Trauma ..
Ich habe wochenlang kaum gegessen und wusste nicht warum. Und ich nahm trotzdem nicht ab. Jetzt 11 Monate später nehme ich eher zu als ab obwohl meine Ernährung völlig normal ist. Das einzige was mir fehlt ist das rausgehen, ich bin nämlich seit der Geburt ziemlich zurückgezogen... Und auch sehr auf mich allein gestellt. Mein Partner ist eigentlich nur arbeiten und wenn er da ist, ist er kaputt vom arbeiten. Nachts stehe immer nur ich auf, tagsüber mache ich alles. Wir haben leider keine Hilfe da alle zu weit weg wohnen. Dazu leben wir in Berlin (nur weil er hier lebt und ich natürlich als Familie zusammen wohnen will, ich hasse Berlin!)🫣 Wir suchen die ganze Zeit schon nach was anderem...
Seitdem ich meine Regel wieder habe, habe ich unfassbar schreckliche Schmerzen und denke immer ich müsste sterben.

Und dann der nächste Schock... Ich habe wieder einen positiven Test. Ich weiß ich würde kaum noch für meinen Sohn da sein können und wäre die ganze Schwangerschaft von Sorgen geplagt wie die Geburt abläuft, das das Ungeborene wohlauf ist, wie ich den Großen genug versorgen kann ohne selbst zu zerbrechen.
Also entschied ich mich für einen Abbruch, der ist allerdings noch eine Weile hin und wird erst in der 11 SSW gemacht. Das zerreißt mir mein Herz, mein Körper und meine Gefühle stellen sich natürlich auf die Schwangerschaft ein aber ich pack das wirklich nicht! Also mein Entschluss steht fest, ich möchte diesbezüglich auch kein Zureden zwecks eines zweiten Kindes! Ich packe es einfach nicht.
Jedoch wird mich diese Abtreibung natürlich auch völlig zerbrechen.
Wir haben jetzt bald eine Debriefing Sprechstunde um die Geburt meines Sohnes genau durch zu sprechen und wieso es zu all den Komplikationen kam. Ihr glaubt gar nicht wie voll mein Kopf zurzeit ist und wie unmenschlich ich mich durch all das fühle....
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Marika
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Re: Geburtstrauma/ Abtreibung des nächsten Kindes

Beitrag von Marika »

Hallo Liebes!

Lass dich mal fest drücken. Es tut mir so unendlich leid, was du alles erlebt hast. So ein schlimmer Start mit dem Baby ist schrecklich. Ich finde es ganz toll, dass du dich trotz dem traumatischen Erlebnis aktiv mit der Geburt auseinandersetzt. Du bist unglaublich stark und mutig. Ich habe die größte Hochachtung.

Dass du dich für den Schwangerschaftsabbruch entschieden hast, kann ich verstehen. So eine Entscheidung trifft man nie leichtfertig und dein Entschluss ist absolut nachvollziehbar. Hast du Psychologische Unterstützung?

Ich drück dich mal ganz fest aus der Ferne!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Merle89
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Re: Geburtstrauma/ Abtreibung des nächsten Kindes

Beitrag von Merle89 »

Oh krass! Da hast du ja ganz schön was mitgemacht :o
Ich bin baff wie viel da nacheinander schief gegangen ist… bist du denn aktuell zumindest körperlich wieder fit, sodass du dich um die seelischen Dinge kümmern kannst? Ich finde es auch furchtbar, dass du so gar keine Unterstützung hast :( gibt es nicht jemanden im Freundeskreis oder Nachbarn die dich ab und an mal ein paar Stunden entlasten können oder du fährst mal 2-3 Wochen zu deinen Eltern und lässt dich verwöhnen - das hat mir total gut getan. Vielleichtvgibt es auch eine Tagesmutter zu der du den kleinen schon stundenweise haben kannst damit du ein bisschen Entlastung hast!
Ich drück dir alle Daumen ;)
VG merle
Sternschnuppe2023
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Re: Geburtstrauma/ Abtreibung des nächsten Kindes

Beitrag von Sternschnuppe2023 »

Huhu, oh je du Arme. Ich kann total nachvollziehen, wie schlimm das alles für dich gewesen sein muss. Das alles so komplett anders kam, als geplant. Ich hatte mir auch alles so toll vorgestellt und wollte ein wunderschönes Blessingway in der Schwangerschaft, etc. Dann kamen Komplikationen und nix ging mehr.
Ich kann dich verstehen, dass du es nicht riskieren willst, dass du nochmal sowas durchmachen musst. Mir ginge das genauso. Würde ich durch unerwartete Umstände jetzt schwanger werden, würde ich mich genau in der gleichen Situation wiederfinden. Einerseits die krassen Schuldgefühle, andererseits das Wissen, dass man sich das nicht nochmal und seinem bereits vorhandenen Kind nicht antun kann.
Fühl dich gedrückt 🫶. Ich hoffe du hast eine gute psychologische Begleitung, die dir hilft auch die jetzige Zeit gut durch zu stehen.
Liebe Grüße
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