Habt ihr euch aufgrund der PPD gegen weitere Kinder entschieden?

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Sarash
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Habt ihr euch aufgrund der PPD gegen weitere Kinder entschieden?

Beitrag von Sarash »

Hallo ihr lieben,

ich wollte euch mal fragen, ob und wie die Erkrankung sich auf euren weiteren Kinderwunsch ausgewirkt hat. Mein Mann und ich wollten immer zwei Kindern in einem möglichst dichten Alter. Aufgrund meiner Erkrankung ist das jetzt natürlich leider nicht mehr möglich. Mein Mann ist nicht mehr ganz der jüngste und er möchte nicht zu spät noch einmal Kinder bekommen. Ich bin immernoch nicht wieder gesund und kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass ich mich jemals wieder trauen werde, wieder schwanger zu werden. Unter diesen beiden Voraussetzungen ist es nun am realistischen, dass es bei einem Kind bleibt. Der Gedanke macht mich sehr traurig, sowohl für uns als Eltern, wie auch für meine Tochter. Wir haben beide nicht viel Familie um uns herum und unter diesem Umstand macht es mich noch trauriger, es bei einem Einzelkind zu belassen. Anderseits müssen wir auch realistisch sein und die Realität ist nun mal so wie sie ist. Ich bin so traurig und auch wütend über diese Krankheit, die uns einfach so einen dicken Strich durch unser Leben gezogen hat.

Deshalb wollte ich mal bei euch fragen, wie es so bei euch war. Habt ihr euch aufgrund der Krankheit dazu entschieden, es bei einem Einzelkind zu belassen? Und vergeht die Sehnsucht nach einem weiteren irgendwann?

Vielen Dank euch!
10/2019: Erste Episode, 50 mg Sertralin
10/2024: PPD/PTBS
01/2025: 20 mg Citalopram
04/2025: zurück zu Sertralin + Mirtazapin
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Marika
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Re: Habt ihr euch aufgrund der PPD gegen weitere Kinder entschieden?

Beitrag von Marika »

Hallo Sarah!

Wir haben "nur" ein Kind... unseren wunderbaren bereits 20 jährigen Noah. Bei uns hat meine Erkrankung ein bisschen mitgespielt, aber nicht nur. Wir waren beide schon über 30 und 1 Kind war unser Wunschtraum. Mit der PPD war es dann 100 % klar, dass es bei einem bleibt. Aber wie gesagt, es war schon davor so ein bisschen in unseren Köpfen.

Wir hatten davor eine etwas anstrengende Geschichte: kennengelernt mit 17, geheiratet mit 25, dann scheiden gelassen mit 27, wieder zusammen gekommen mit 28 und Noah wurde geboren als ich 32 war und mein Mann 34. Klar wäre sich noch ein Kind ausgegangen, aber es kam nicht mehr in Frage und mein Mann hat dann zügig die Vasektomie machen lassen.

Ich bin selbst ein Einzelkind, mein Mann hat 6 Geschwister. Er hat nicht die besten Erinnerungen, ich schon. Das hat unsere Entscheidung sicher schon vor der PPD beeinflusst. Wir sind mit unserem Einzelkind sehr glücklich und Noah sagt, er habe nie etwas vermisst. Ich übrigens auch nicht als Einzelkind.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Sternschnuppe2023
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Re: Habt ihr euch aufgrund der PPD gegen weitere Kinder entschieden?

Beitrag von Sternschnuppe2023 »

Liebe Sarah,

bei mir ist es ähnlich, wie bei Marika. Ich war vor der Erkrankung schon eher bei dem Gedanken mit einem Kind. Mein Partner hätte tatsächlich gerne noch ein zweites. Aber ich bin durch die absolute Hölle gegangen und will das Risiko mit einer erneuten Schwangerschaft wieder so heftig zu erkranken und gar keinen Umständen eingehen. Ich bin außerdem auch selbst Einzelkind und fand das gar nicht übel.
Auch wenn ich zum Beispiel meine Freundin sehe, sie hat zwei Kinder und ist nicht erkrankt. Aber das zweite ist unglaublich wild und sie ist seit das zweite da ist (er ist 2 Jahre) an ihrer absoluten Belastungsgrenze. Sie leidet unter der Belastung und für die Beziehung als Paar bleibt auch gar keine Zeit.
Ich genieße also lieber meine Zeit mit einem Kind und selbst eins kostet ja schon sehr viel Energie. Meine würde für ein zweites auf keinen Fall reichen. Auch wenn ich manchmal denke, es wäre schon schön, wenn ich die Babyzeit einfach nochmal erleben und diesmal genießen könnte.
Das sind meine Gedanken dazu 😊
Liebe Grüße
Sarash
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Re: Habt ihr euch aufgrund der PPD gegen weitere Kinder entschieden?

Beitrag von Sarash »

Hallo ihr beiden,

Vielen Dank an euch beide für eure Erfahrungen und Gedanken. Ich finde diesen Gedanken „nur eins“ auch nicht passend, weil man ja ein absolut tolles, wunderbares Kind hat und das ist eben nicht „nur“. Ich muss mich davon etwas lösen, merke ich.

Bei mir ist es ähnlich wie bei dir, Sternschnuppe. Mein Mann würde gerne noch ein weiteres, aber ich kann mir absolut nicht vorstellen, noch einmal diese Hölle durchzumachen. Ursprünglich haben wir aber zwei gesagt. Der Wunsch nach einem zweiten ist bei mir auch schon noch da, aber das Risiko, erneut alles durchmachen müssen, versetzt mich in Schrecken. Auch wenn ich weiß, dass mich sowas „auch so“ wieder treffen könnte, da ich ja schon einmal eine Episode in meinem Leben hatte - aber mit Baby war diese Krankheit einfach nochmal viel viel schlimmer. Ich merke auch, dass der Wunsch nach dem Erleben einer selbstbestimmten Schwangerschaft und Geburt sowie ein schönes Babyjahr mit reinspielt, aber dafür gibt es ja auch leider keine Garantie.

Wie ihr merkt, so ganz schließe ich es nicht aus, aber ich wäre vermutlich erst wieder bereit, wenn mein Mann sich schon zu alt fühlen würde ..

Ich wünsche euch ein schönes Wochenende!
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alibo79
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Re: Habt ihr euch aufgrund der PPD gegen weitere Kinder entschieden?

Beitrag von alibo79 »

Hey, ich will mich auch bei dir melden. Wir hatten eine ähnliche Situation. Mein Mann war 39 bei unserem ersten Kind, also auch schon älter. Beim zweiten Kind kam dann die PPD und bis ich davon im Großen und Ganzen wieder fit war und die Medikamente ziemlich reduziert waren, war ich dann 40 und mein Mann ging Richtung 50. Da haben wir uns auch gegen ein drittes Kind entschieden. Wir fühlten uns zu alt und hatten Zweifel ob wir das Kräfte mäßig schaffen. Wir hatten eigentlich schon vor zügig nach dem zweiten Kind noch einmal ein Kind zu bekommen und ich habe immer wieder mit Wut und Trauer zu kämpfen gehabt, da die Krankheit mir so einen Strich durch die Rechnung gemacht hat.
Inzwischen ist es so okay für mich. Auch mein Mann war das ganze recht, denn er musste ja jetzt schon zwei schwere Episoden mit mir durchmachen und sagte er möchte das nicht so schnell wieder erleben, dafür würde seine Kraft nicht mehr reichen. Aktuell sehe ich es auch so, dass ich die meiste Zeit genug Kraft habe für meine Kinder da zu sein und das Gefühl habe im großen und ganzen beiden gerecht zu werden. Außerdem habe ich Zeit für mich selbst zu sorgen, was bei drei Kindern wieder mehr Einschränkungen bedeutet.
Wenn du hier ein bisschen liest, wirst du sehen es gibt viele Frauen die ein weiteres Kind bekommen haben, ohne wieder zu erkranken bzw mit guter Vorbereitung und Betreuung ist das durchaus möglich.
Liebe Grüße
2014 schwere PPD mit Ängsten, 6 Monate Tagesklinik
2015- 2019 mirtazapin, erst 45mg ab 2017 langsam reduziert
Zwischendurch versuch mit citalopram, nach 2 Monaten abgesetzt, da starke Verschlimmerung der Depression
Anfang 2021 erneut schwere Depression wieder 45 mg mirtazapin zusätzlich noch quetiapin 150mg
Über Jahre zusätzlich noch psychotherapeutische Behandlung
Lavama
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Re: Habt ihr euch aufgrund der PPD gegen weitere Kinder entschieden?

Beitrag von Lavama »

Hey, als ich in der PPD steckte und auch einige Monate danach, konnte ich es mir auf gar keinen Fall vorstellen, noch ein Kind zu bekommen. Die Angst vor einer erneuten Krise war ziemlich präsent, schwächte aber immer mehr ab. Ich habe Herausforderungen (zB Wiedereinstieg in die Arbeit, Hochzeit) gemeistert und genossen. Und der Wunsch nach einem zweiten Kins kam immer mehr. Bei meinen Mann aber mehr als bei mir. Für ihn wäre es aber okay gewesen, wenn ich nicht wollte. Ich habe die Pille und Escitalopram abgesetzt und plötzlich hatte ich wieder kurze, leichtere Tiefs. Mir ist es erst etwas später aufgefallen, dass ich PMDS habe (paar Tage vor der Periode und etwa eine Woche danach) und auch starker Stress auf der Arbeit sich auswirkte. Ich hatte wieder Angst vor einer erneuten Schwangerschaft, aber dadurch dass ich überwiegend gute Phasen hatte, war der Wunsch dennoch da, aber ich bin hin und her geschwenkt. Ich hab es drauf ankommen lassen und wurde direkt schwanger, während der Einnistung hatte ich wieder eine extrem schlechte Nacht und einen Tag ein Tief, danach ging es mir gut. Leider war es eine Fehlgeburt in der 5.SSW. Wir haben dann nochmal gewartet, haben eine Fernreise gemacht und es dann nochmal drauf ankommen lassen. Dennoch war ich hin und hergerissen. Wurde aber wieder sofort schwanger. Auch diesmal hatte ich eine extrem schlechte Nacht während der Einnistung, aber danach ging es mir gut. Bis auf ein paar Stimmungsschwankungen, ab und zu leichte, kontrollierbare Angst vor der Zeit danach und auch paar kürzere Nächte (überwiegend stressbedingt) ging es mir gut während der Schwangerschaft. Die ersten vier Wochen nach der Geburt ging es mir auch gut, von paar wenigen Stimmungsschwankungen abgesehen. Dann kamen schlechtere Nächte (mal von Baby aus, mal nur von mir aus) und ich habe gemerkt, dass es mir schlechter ging. Medis direkt in sehr geringer Dosis genommen. 10 Tage besser und dann eine richtig schlechte Nacht und danach ein Tief. Hatte an dem Tag aber auch beim Frauenarzt einen Termin. Sie hat mir Östrogen (Hormonersatztherapie) verschrieben und auch zu Erhöhung der anderen Medis geraten (hatte das auch mit meiner Psychaterin abgesprochen). Mir ging es am nächsten Tag sofort besser. Nach dem Zyklus dachte ich, könnte es ohne Hormone probieren. Zwei schlechtere Nächte, Stimmung war aber okay, dann doch wieder Hormone genommen und sofort wieder besser. Also bei mir scheint es wirklich an den Hormonen zu liegen.

Auf jeden Fall hatte ich nie meine Entscheidung bereut, weil ich einfach eine schöne Schwangerschaft hatte, eine schöne Geburt und anders als bei meinen Sohn wirklich auch direkt eine Bindung zu meiner Tochter hatte. Auch die ganze Zeit, bis auf die paar Ausnahmetage, bin ich sehr zufrieden (natürlich ist es auch anstrengend mit zwei Kindern). Und irgendwie hat diese Konfrontation mit der Angst auch nochmal geholfen.... aber mal schauen wie es weiter geht. Meine Tochter ist erst 11 Wochen alt und bis Hormone such eingependelt haben dauert.
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