Neuvorstellung - 15 Monate nach Geburt psychische & physische Tiefpunkte

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MamavonEmil
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Neuvorstellung - 15 Monate nach Geburt psychische & physische Tiefpunkte

Beitrag von MamavonEmil »

Hallo zusammen,

ich möchte mich und meine Geburtsgeschichte so kurz es geht vorstellen und um euren Rat bitten (Achtung,ich fürchte,es wird trotzdem lang..)
Ich bin im Juni 23 schwanger geworden. Erst Bestand der Verdacht auf ein Windei, dann sah man aber Gott sei Dank ein Embryo mit Herzschlag. Bis zur 14 SSW hatte ich mehrmals Blutungen und war zur Abklärung im KH (in dem ich dann auch entbunden habe).
In der 33 SSW war ich über Silvester eine Woche im KH wegen einer drohenden Frühgeburt - letztendlich habe ich aber übertragen und musste eingeleitet werden.
So viel zur Vorgeschichte, die Schwangerschaft war für mich also nicht so leicht und ich konnte keinen Geburtsvorbereitungskurs besuchen, da man davon ausging dass der Kleine jede Sekunde kommen kann.

Am Tag der Einleitung wurde ich im KH untersucht und über die Möglichkeit eines KS informiert - für meinen Mann und mich vollkommen ok, uns war nur wichtig dass es unserem Sohn gut geht und haben dies immer wieder mit dem Klinikpersonal so kommuniziert.
Kurz nach der Einleitung mit Rizinusöl wurde ich wieder untersucht und mir dabei der Muttermund von der Hebamme mehrmals gedehnt, ohne vorherige Absprache oder Ankündigung.
Es tat extrem weh und ich blutete..
Eine Stunde nach Einleitungsbeginn bekam ich Wehen, welche zum sofortigen Absacken der Herztöne unseres Sohnes führten.
Auf einmal waren Ärzte und Hebammen um mich versammelt, welche mich anschrien sofort meinen Arm für eine Infusion freizumachen, an meinem Bauch rüttelten und mir schließlich eine Infusion gaben.
Die Herztöne erholten sich, jedoch wurde zu mir gesagt: " Sie haben ja noch nicht mal richtige Wehen,wie soll das mit den Herztönen des Kleinen erst werden, wenn sie richtige Wehen haben?"
Wieder wurde von einem KS gesprochen und wieder war das für uns ok. Passiert ist dann trotzdem erstmal nix außer dass ich ne Stunde am CTG hing und weiterhin Wehen hatte.
Nach nochmaliger unabgesprochener Untersuchung und Dehnung des MuMu wurde ich in den Kreißsaal gebracht.
Dort wurde nach Vorankündigung die Fruchtblase geöffnet, ich hatte bereits stärkere Wehen.
Da die Herztöne scheinbar immer wieder nicht okay waren, wurde mir nur gesagt dass man den Sauerstoffgehalt anhand des Blutes vom Kopf meines Sohnes messen wird.
Dabei rammten (anders kann man das nicht beschreiben) sie mir eine riesigen Metallzylinder in mein Unterleib und versuchten Blut vom Baby zu nehmen, welches sich wehrte und mit dem Kopf immer wieder aus dem Becken rutschte. Deshalb hielten die Hebammen ihn durch meinen Bauch hindurch fest, was ebenfalls sehr schmerzhaft war.
Dieses Prozedere wiederholten sie innerhalb von eineinhalb Stunden drei Mal (!) weil die Auswertung der Messwerte jedesmal ungültig waren aber vom Wert her wohl dennoch okay waren.
Ich hatte dabei jedes Mal wieder solche Schmerzen und bat um Schmerzmittel und bekam eine Buscopaninfusion, die natürlich nichts brachte..
Schließlich kam eine Anästhesistin zur PDA, doch da bekam ich bereits Presswehen - scheinbar waren alle davon überrascht dass es bei mir als Erstgebärende so schnell ging, mein Mann und ich waren allein im Zimmer, weil die Anästhesistin einfach Aufstand und ging. Schließlich kam die Hebamme und zog mir die Unterhose aus.
Leider kam es nach ein paar Wehen zum Geburtsstillstand und die Herztöne des Kleinen sackten erneut ab, so dass sich zwei Hebammen auf meinem Bauch schmissen (mit den kompletten Oberkörpern). Die Oberärztin kam und sagte nur: ich mache einen Dammschnitt, das Kind muss jetzt sofort(!!!) raus!!!
Ich presste ins Leere, die Hebammen schoben meinen Sohn im Bauch nach unten und durch die Saugglocke wurde er letztlich auf die Welt geholt.
Gott sei Dank ist er gesund, hat am Kopf nur eine Narbe von der Sauerstoffmessung zurückbehalten.
Die gesamte Geburt dauerte viereinhalb Stunden und ich dachte: endlich hab ich das Schlimmste überstanden....

Im Anschluss wurde ich über eine Stunde genäht, dabei spürte ich jeden Stich und hatte furchtbare Schmerzen und äußerste dies mehrmals und wimmerte...
Die Ärztin meinte nur lapidar dass sie gleich fertig sei.. immerhin besorgte die Hebamme Lachgas aber davon wurde mir nur schlecht und ich hatte genauso Schmerzen, sodass mein Mann die ganze Zeit den Kleinen im Arm hatte, weil ich Angst hatte ihn wegen der Schmerzen und der Benommenheit durchs Lachgas fallen zu lassen...
Soviel erstmal zu der Geburt, es tut mir leid dass es so lange geworden ist aber es war mir wichtig, zu schildern, wie ich die Geburt empfunden habe..
Für meinen Mann war die Geburt mitzuerleben ebenfalls sehr schlimm und wir beide stellen uns bis heute immer wieder die Frage weshalb kein KS gemacht wurde,ob wir vehementer agieren hätten müssen..
Aber es geht ja leider noch weiter, wer bis hierhin gelesen hat, vielen Dank schon mal!

Nach der Entlassung lösten sich ein paar Tage später die Nähte des tiefen Dammschnitts komplett auf, ich hatte wieder unerträgliche Schmerzen, musste ständig betreiben und dennoch ging's mir sehr schlecht. Deshalb schickte mich die Hebamme 13 Tage nach der Geburt in die gyn. Ambulanz des KH.
Es stellte sich heraus, dass die Ärztin beim Nähen der Verletzungen eine Kompresse in mir vergessen hatte, welche also fast zwei Wochen in mir gammelte..
Gott sei Dank hab ich keine Blutvergiftung bekommen.
Ich musste die nächsten zwei Wochen weitere fünf Male zur Kontrolle in die Ambulanz, jedesmal taten mir die Ärzte dabei unglaublich weh - jedes Mal ein anderes Arzt der an mir rumfuhrwerkte, der eine nähte mich, der nächste trennte die Naht wieder auf.
Jedes Mal war eine große Blutlache unter dem Behandlungsstuhl, keiner redete mit mir was überhaupt gemacht wurde oder was der Stand ist und jedes Mal musste ich mich mehrere Tage von den Schmerzen erholen..
Ich konnte mich die ersten fünf Wochen nach der. Geburt überhaupt nicht um meinen Sohn kümmern, mein Mann musste ihn mir zum stillen bringen und anlegen weil ich den gesamten Tag nur seitlich im Bett liegen konnte. Ich fühlte mich einfach wie ein Stück Fleisch, einfach furchtbar.
Insgesamt habe ich die ersten 18 Wochen nach der Geburt Schmerzmittel genommen, weil es nicht anders ging.
Ich fühle mich einfach betrogen - ich konnte keinen Geburtsvorbereitungskurs besuchen, bei der Rückbildung konnte ich auch sieben Monate nach der Geburt die meisten Übungen noch immer nicht mitmachen, die Babyzeit war und ist bis heute von Schmerzen überschattet und ich konnte sie kaum genießen.
Die Geburt ist nun 15 Monate her, und noch immer geht's mir physisch und psychisch nicht so gut.
Ich muss den offen verheilten Dammschnitt auf jeden Fall operieren lassen, ich habe noch immer Narbenschmerzen, kann keinen GV haben, habe weiterhin viele Einschränkungen und der Dammschnitt ist nicht geschlossen verheilt.
Zudem ist noch unklar ob sich aufgrund der Geburtsverletzungen eine Scheidenfistel gebildet hat, welche ebenfalls operiert werden müsste (im schlimmsten Fall mit einem künstlichen Darmausgang über einen längeren Zeitraum).
Ich liebe meinen Kleinen sehr aber ich merke auch, dass ich im Vergleich zu früher überhaupt nicht mehr belastbar bin und mich alles aus der Bahn wirft.
Ständig ist mit mir gesundheitlich etwas nicht in Ordnung, ich habe weiterhin jeden Tag Schmerzen und ich kann nicht so funktionieren wie ich möchte. Auch das Wissen um die möglichen OPs lähmen mich einfach.
Ich habe komplett das Vertrauen in meinem Körper, aber auch in die Ärzte verloren.
Ich möchte endlich die Patientenakte der Klinik anfordern, ich weiß nur nicht am besten wie, weil ich davon ausgehe abgewimmelt zu werden (die Berichte der gyn. Ambulanz habe ich niemals bekommen).
Auch da merke ich dass ich einfach nicht belastbar bin um mich darum zu kümmern, merke aber auch dass ich das Thema endlich mal angehen müsste..
Mir fällt es nach wie vor schwer einzuordnen ob ich ein Geburtstrauma, Depressionen oder so haben könnte,oder ob ich gerade dabei bin eine schwierigere Geburt zu verarbeiten..
Wer das hier alles gelesen hat, danke!
Ich weiß es ist wirklich sehr lange geworden obwohl ich versucht habe es so kurz wie möglich zu halten!
Viele Grüße
MamavonEmil
Nati
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Re: Neuvorstellung - 15 Monate nach Geburt psychische & physische Tiefpunkte

Beitrag von Nati »

Hallo liebe Mama von Emil!

Es tut mir wahnsinnig leid zu lesen, was du bisher alles durchmachen musstest. Fühle dich gedrückt. Denn das was du erlebt hast, ist Gewalt im Kreißsaal!!!!! und mit Sicherheit hat dies zu einem Geburtstrauma geführt. Ich würde dir unbedingt raten einen Therapeuten aufzusuchen, denn tatsächlich kann ein so schreckliches Geburtserlebnis auch zu Depressionen führen.
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Marika
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Re: Neuvorstellung - 15 Monate nach Geburt psychische & physische Tiefpunkte

Beitrag von Marika »

Hallo liebe Mama von Emil!

Ein ganz liebes Hallo von mir, sei ganz herzlich Willkommen hier! Als ich deine Geschichte gelesen habe, musste ich weinen. Es ist entsetzlich, was du mit gemacht hast, was man dir angetan hat. Ich bin fassungslos, dass solche Abscheulichkeiten wie ein unangkündigter Kristeller Griff immer noch gemacht werden. Die anderen Unmenschlichkeiten und Inkompetenzen unter Geburt haben mich ebenfalls schwer geschockt und ich möchte dich bestärken und Mut machen, dich zu wehren. Es wäre sehr wichtig, die Akte aus Krankenhaus zu bekommen.

Ich habe dir hier eine Email Adresse, es handelt sich um eine Online Selbsthilfegruppe, die sich regelmäßig virtuell trifft. Hier sind Frauen mit traumatischen Erlebnisen. Hier könntest du auch beraten werden, wie du vorgehen kannst bzgl. der Akten.

trauma-shg@schatten-und-licht.de

Einfach hinschreiben, dann bekommst du die Zugangsdaten.

Ich möchte dir sagen, dass du hier in einem geschützten Raum bist und dir alles von der Seele schreiben kannst. Wir sind hier un dich auf deinem Weg zu unterstützen, egal wie er aussieht. Du bist nicht alleine, wir stehen an deiner Seite. Wehr dich, lasst das nicht auf euch sitzen. Wir helfen euch dabei.

Eine ganz liebe Umarmung von mir!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
MamavonEmil
Beiträge: 2
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Re: Neuvorstellung - 15 Monate nach Geburt psychische & physische Tiefpunkte

Beitrag von MamavonEmil »

Danke Nati und Marika für euren lieben Worte und für eure Rückmeldungen, das gibt mir auf alle Fälle Mut!
Ich werde mir auf alle Fälle die online SHG mal ansehen und mir dann Stück für Stück überlegen wie ich weiter in der Aufarbeitung der Geburt vorgehen kann...
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