Zwangsgedanken- was hat euch geholfen?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Zaubernuss
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Zwangsgedanken- was hat euch geholfen?

Beitrag von Zaubernuss »

Hallo ihr Lieben
Was hat euch damals oder jetzt gegen Zwangsgedanken am Besten geholfen? Ich versuche es nicht zu verdrängen und mir bewusst zu machen, dass es nur Gedanken sind und ich die Kontrolle habe. Dennoch ist der Leidensdruck groß. Ich weiss auch nicht, ob das meine Ängste sind, die dabei eine große Rolle spielen. Ich habe das nicht permanent. Zu Beginn meiner aktuellen Depression, hatte ich andere Symptome. Diese Gedanken kamen in den letzten Wochen in unterschiedlicher Intensität mal mehr mal weniger dazu. Sind eure Zwangsgedanken vollständig verschwunden, sobald das Antidepressivum seine Wirkung entfaltet hat? Ich hatte auch während meiner gesunden Zeit zwischendurch solche Gedanken, aber die waren nicht so ausgeprägt. Z.B. habe ich eben was aus dem Ofen rausgeholt, dann dachte ich, was wenn ich mein Kind da reintue? Obwohl ich gleichzeitig ihr sage, bitte halt dich fern, der Ofen ist noch heiss. Heute begleiten mich diese blöden Gedanken stark. Oder wir standen vorhin am geschlossenen Fenster, da fiel mir ein, was wenn ich jetzt das Fenster öffne und sie runterfällt. Obwohl ich schon länger die Fenster sichern möchte und meine Familie drauf hinweise, bitte haltet die Fenster geschlossen, wenn ihr auf meine Tochter aufpasst. Also es sind meine Ängste, die sich zu diesen Gedanken umwandeln und aus dem Nichts in jeder Situation passend präsentieren.

Wie seid ihr damit umgegangen? Was hat euch am Besten geholfen? Hat das AD die Zwangsgedanken gemildert?
Ich würde mich über Antworten freuen.

Liebe Grüße
Zaubernuss
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Marika
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Re: Zwangsgedanken- was hat euch geholfen?

Beitrag von Marika »

Hallo Zaubernuss!

Für mich war die Kombi aus AD und Therapie der richtige Weg, dieser wird bei ZG auch empfohlen. Das AD wirkt gegen die Ängste, die hinter den ZG stecken, insofern wirkt es also gegen die ZG. Nur nicht sofort und schnell, weil ZG oft eine harte Nuss sind. Es braucht dazu eine Therapie, in der man lernt mit den ZG umzugehen und so das Gehirn trainiert, nicht mehr zwanghaft zu denken. Und das dauert oft länger. Auch bis das AD wirkt dauert es mehrere Wochen. Da die Reparatur Mechanismen im Gehirn oft sehr komplex sind (gerade auch bei ZG) und es auch um das Entstehen von neuen Nervenverbindungen geht, muss man sich auf einen längeren Weg einstellen, auf dem es nach und nach besser wird, es aber auch Tiefs geben kann.

Für mich war das AD sehr wichtig, ohne wäre ich für eine Therapie gar nicht im Stande gewesen. Und die Therapie war wichtig um mein Gehirn aktiv um zu trainieren.

Ich hoffe, ich konnte deine Fragen ein bisschen beantworten! ❤️
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Zaubernuss
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Re: Zwangsgedanken- was hat euch geholfen?

Beitrag von Zaubernuss »

Hallo Marika
Danke, dass du dir jedes Mal Zeit nimmst und deine Erfahrungen mit uns teilst❤️das ist so wertvoll für mich! Ich habe zwar tolle Leute um mich herum, aber manchmal wünsche ich mir, die Menschen hinter den Profilen kennenzulernen, die einem in den schwersten Tagen Mut zu sprechen.
Diese krankheit hat mir noch einmal gezeigt, wie wichtig Geduld leider ist… heute war es etwas besser. Ich habe viel recherchiert und verstehe, wie diese Gedanken entstehen. Je mehr man nicht dran denken will, umso stärker werden sie. Deswegen versuche ich die an mir wie eine Wolke ziehen zu lassen. Mal klappts besser, mal weniger gut. Ich hoffe, dass sobald das AD voll wirkt, ich damit besser umgehen kann. Heute dachte ich mir, was wenn ich mein Kind doch nicht liebe 😅 so verrückt diese Gedanken.. was das Gehirn alles einem vorspielen kann…
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