Rat?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

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Any

Rat?

Beitrag von Any »

Hallo Ihr Lieben

Ich habe das Forum eben erst entdeckt...und würde gern etwas loswerden. Vielleicht könnt ihr mir ja etwas raten.

Ich habe vor 8 Monaten einen wunderschönen Sohn zur Welt gebracht. Eigentlich das was ich mir immer gewünscht habe. Ich bin jetzt 22. Mit 15 wollte ich schon Kinder, am besten einen ganzen Stall voll....doch ich habe gewartet bis alles "perfekt"?!?! war. d.h. ich einen Mann habe den ich Liebe , meine Ausbildung beendet und arbeiten ging etc.
Nun hatte ich das alles und dann wurde ich nach 7 Monaten üben Schwanger...das schönste was mir passieren konnte....und auch mein Mann freute sich sehr.
Die Schwangerschaft verlief bis zur Hälfte problemlos...dann bekam ich eine Gestose, wurde von Frauenarzt zu Klinik, und von Klinik zu Frauenarzt geschickt und keiner unternam etwas. Dauernde Tests und hin und her geschicke machten mich irgendwann verrückt.
Mein Sohnemann kam dann doch 5 Tage vorm ET, normal zur Welt.
Und dann kam eigentlich erst der Hammer.
Ich liebe meinen Sohn über alles auf der Welt, doch ich ertrage ihn kaum noch.
Seit dem er 2 Tage alt ist habe ich eingebildete Schmerzen, renne von Arzt zu Arzt und niemals ist irgendwas. Die ersten 3 Monate waren durch seine Koliken sehr schlimm. Ich graute mich vor jedem Abend, denn mein Mann musste früh raus und somit musste ich mit meinem schreienden Kind bis 3 Uhr nachts auf und ablaufen. Er weinte und ich weinte. So ging das 3 Monate. Dann schlief er plötzlich durch (ein Segen) doch er wurde tagsüber unausstehlich. mal besserte es sich, mal wurde es wieder schlechter. Jetzt ist er furchtbar. Er will nicht sitzen, nicht liegen, nicht stehen, nicht essen, nicht schlafen, nicht bei mir sein!!! er will nur schimpfen. Und ich habe so die schnauze voll. Ich erwische mich immer und immer wieder bei dem Gedanken meinen Mann zu verfluchen weil er nicht eher von der Arbeit nach Hause kommt, dabei muss er arbeiten, wir müssen schließlich leben! Aber ich kann das irgendwie nicht akzeptieren. Ich bin den ganzen tag mit meinem Schatz allein und habe keine Nerven mehr. Ich wünsche mir so sehnlichst unterstützung. Meine Eltern leben 600km weit entfernt, sodass ich immer allein bin.
Wenn ich meinen Mann auf der Arbeit anrufe und ihn frage ob er denn nicht etwas eher heimkommen könne, und er nein sagt, meine ich immer gleich...dann komm doch erst gar nicht wieder nach hause!!!...Ich will ihm das nicht antun aber in diesen Situationen bin ich nur noch furchtbar wütend und allein.
Ich werde immer Agressiver...wenn mein Sohn motzt und motzt fange ich an immer lauter mit Ihm zu schimpfen und er lacht mich aus. Was mich wiederrum nur noch ärgerlicher macht. Will er nicht essen stecke ich ihm manchmal einfach den Löffel in den Mund ob er will oder nicht.
Ich komme mir so schäbig vor. Er schimpft schon wieder nur und ich habe angst die Nerven zu verlieren.
Manchmal will ich ihn einfach nur ignorieren aber durch sein Geschrei funktioniert das natürlich nicht. Ich sitze dann nur noch da und heule.
Mein mann versteht, glaub ich, die Situation nicht..oder er versteht nicht wie ich mich fühle, da er ja das meiste gar nicht mitbekommt.

Ich weiß langsam nicht mehr weiter. Ich habe angefangen Abends 1-2 Gläser Wein zu trinken, damit ich etwas zur ruhe komme, aber das kann kein dauerzustand sein.
Kurz nachdem das alles anfing vor 8 Monaten war ich schon mal bei einem Psychologen der mir sagte das hätte alles nichts mit meinem Kind und der Geburt zu tun, machte sich über mich lustig und ich ging nicht wieder hin.

Was soll ich denn tun? Bitte gebt mir einen Rat.

Any
Anja

Beitrag von Anja »

Hallo Any,

das was Du schreibst klingt nach meinen Augen nicht offensichtlich nach einer Depression, aber ich würde Dir auf jeden Fall empfehlen, noch einen anderen Psychologen aufzusuchen. Der erste war ja wohl inkompetent, wenn er Dein Anliegen gar nicht ernst nimmt, so etwas darf eigentlich nicht sein.

Ich kann mir vorstellen, dass es sehr schwierig ist, ständig allein mit einem quengelden Kind zu sein. Du brauchst auf jeden Fall Unterstützung. Hast Du niemanden (z.B. gute Freundin), dem Du Dein Kind ein mal für ein paar Stunden anvertrauen kannst um bewußt etwas für Dich zu machen z.B. Sport? Oder gibt es bei Euch in der Nähe Krabbelgruppen, Babyschwimmen etc.? Dort lernt man dann auch viele Leute kennen, kann Erfahrungen austauschen und ist nicht allein mit dem quengelnden Kind. Wenn Du und Dein Kind körperlich gesund sind, dann ist es vielleicht nur Deine Überlastung die dazu führt, dass Ihr Euch gegenseitig aufreibt und da könnte ein Psychologe bestimmt auch hilfreiche Hinweise geben über die Möglichkeiten, aus diesem Teufelskreis herauszukommen. Es hört sich aber nicht so an, als ob Du Zwangsgedanken und richtige Depressionen hättest, wo Du einfach nichts mehr auf die Reihe kriegst, oder?

Also, hol Dir auf jeden Fall nochmals fachmännischen Rat!

Alles Gute

Anja
Christina

Beitrag von Christina »

Hallo Any,
das was du beschreibst kenne ich sehr gut und ich kann dich auch sehr gut verstehen. Und ich würde dir auch empfehlen dir Hilfe zu holen. Für mich hört es sich schon so an als hättest du leichte Depressionen. Vieleicht kannst du dir eine von der Krankenkasse bezahlte Haushaltshilfe nehmen, oder dein Mann bleibt für ein paar Wochen bei dir zu Hause. Das bezahlt auch die Krankenkasse. Dafür musst du aber zum Arzt. Bestimmt findest du noch einen der richtig für dich ist. Ich kann dir auch den Tipp geben zu einer Heilpraktikerin zu gehen. Ich bin mir sicher das dir auch ein homöopathisches Mittel helfen würde. Oder geh in die Apotheke und hol dir was pflanzliches z. B. hochdosiertes Johanniskraut oder Neurapas. Such dir jemand der dir hilft und dich unterstützt und mit dem du über deine Gefühle sprechen kannst. Eine Selbsthilfegruppe wäre toll. Das was wir haben ist eine Krankheit die geheilt werden kann aber man muss was dafür tun. Nimm es in die Hand und gehe den ersten Schritt auf dem Weg der Genesung. Es kann noch schlimmer werden wenn du länger wartest. Erkläre dich deinem Mann und rede mit ihm darüber damit er versteht warum du dich so verhältst, das du krank bist. Das ist sehr wichtig, meine Ehe ist fast kaputt gegangen durch die Krankheit.

Du kannst mir gerne schreiben wenn du Fragen hast, du kannst auch gerne meine Geschichte lesen auf meiner Homepage. Komme gerne wieder, du bist nicht alleine mit deinen Gefühlen, wir verstehen das alles sehr gut.

Alles Gute
Grüße
Christina
Ava

Hilfe für Any

Beitrag von Ava »

Hallo Any,

ich glaube, dass du mit dem Baby völlig überfordert bist und jemand brauchst, der Dir einen Teil der Last einfach mal abnimmt, damit Du wieder Kraft schöpfen kannst. Das ist das eine. Zum anderen brauchst Du jemand, der Dir zeigt, wie Du mit Deinem Baby zusammensein und Dich dabei wohlfühlen kannst - denn das geht, und auch Du wirst das können und erleben, auch wenn es sich jetzt für Dich meilenweit entfernt anhört.
Also ich rate Dir, mit Deinem Sohn gemeinsam in eine gute Mutter-Kind-Klinik zu gehen, zum Beispiel nach Wiesloch. Da wird Deine Depression behandelt, und ausserdem kannst Du den Umgang mit Deinem Kind Stück für Stück lernen und wachsen lassen.

Viel Glück und alles Gute

Ava
Blancanieves

Beitrag von Blancanieves »

Hallo!!

Ich finde aber, dass es nicht normal sein kann, dass ein kind so nervt...
Was sagen die Ärzte, ist beim ihm alles in Ordnung? Du konntest mal versuchen einen anderen Arzt für ihn zu finden...
Wie sieht das Ganze am Wochenende aus, wie benimmt sich dann dein Sohn, wenn der Papa da ist???
Es ist völlig normal die Nerven zu verlieren, also fühlt dich da nicht schuldig oder so... versuche einfach die Ratschläge von allen hier im Forum zu befolgen...

Wir verstehen was du durchmachst und hoffen, dass du die richtige Hilfe findest... Rede auch im Ernst mit deinem Mann, ich kann es echt nicht begreifen, dass er das Ganze nicht sieht und nicht versucht dir zu helfen...

Alles Gute und Grüße, Blancanieves
Jutta

Beitrag von Jutta »

Hallo, ich bin sicher keine Expertin in Kindererziehung etc. aber ich glaube nicht, dass so ein Verhalten "unnormal" ist. Auch glaube ich nicht, dass ein Arzt für das Kind hinzu zuziehen ist um zu prüfen, ob es normal ist. Auch ich kenne bei meiner Tochter Quengel- und Nervphasen, die manchmal ziemlich ätzend sind. Allerdings bekomme ich sie nur am Wochenende/abends mit, da ich Vollzeit arbeiten gehe. Wenn ich ehrlich bin, bin ich manchmal ganz froh, wenn ich Montag wieder ins Büro gehe .... Mein Mann hat die Ruhe weg. Da kann sie brüllen, weinen usw.; er macht alles in einer Ruhe, die wirklich erstaunlich ist. Oft wirkt das bie ihr sehr gut. Wenn ich dann mit hektischen Bewegungen eingreifen will, kommt sie noch mehr in Rage. Deshalb überlasse ich dies auch gerne meinem Mann ...Einen Tipp kann ich dir, liebe Any, leider nicht geben. Aber so wie Ava und Christina schreiben ist es sicher am besten, sich Hilfe in Form einer Haushaltshilfe oder Mutter-Kind-Aufenthalt zu suchen. Die Männer sind sicher überfordert. Sie kennen ihre Partnerin bisher nicht in dieser "Ausnahmesitution" und müssen sich sicherlich auch erst damit auseinandersetzen. Sorry, dass ich nicht helfen kann. Gruß Jutta
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