bin neu hier und sehr verzweifelt(lang!!!)

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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kathrin

bin neu hier und sehr verzweifelt(lang!!!)

Beitrag von kathrin »

Hallo zusammen,
ich bin 30 Jahre alt und seit 8 Wochen Mama einer wunderbaren Tochter(ein Wunschkind).
Meine Schwangerschaft verlief recht problemlos,war die letzten 3 monate vor der geburt zuhause wegen massiven rückenproblemen.Da fiel mir schon oft die decke auf den kopf,aber es war noch irgendwie auszuhalten.Kenne solche Phasen bei mir,hat sicher auch was mit langweile zu tun gehabt.
Die geburt meiner tochter war nicht uinbedingt ein traum.sie kam per kaiserschnitt zur welt ,alles mußte ziemlich schnell gehen damals.mit dem kaiserschnitt hatte ich keine probleme,hatte eh angst ohne ende vor einer normalen geburt.es war schon alles für eine normalgeburt unter PDA unterschrieben,es begann das warten auf die wehen.am schluß war sie zu groß und ich hätte sie nicht normal kriegen können.
ich ging dann ins kh,es war geplant sie am nächsten tag per kaiserschnitt zu holen.hätte auch nochmal heimdürfen.beim ultraschall war dann zu sehen,das das fruchtwasser aufgebraucht war.2 stunden später war ich mama,es ging mir alles viel zu schnell.ich konnte gar nicht mehr folgen mit meinen gedanken.die op war unter teilnarkose(damit mein freund mit rein kann)es war der absolute horror eine halbe stunde lang.man hat zwar keine schmerzen,spürt aber jeden schnitt und jedenhandgriff,las sie mir mein mädchen gezeigt haben,war ich wie unter nebel,konnte sie nicht registrioeren,geschweige mich freuen(So wurde das doch immer in "mein baby" gezeigt).
sie war auf jeden fall da und gesund und munter(zum glück übrigens bis heute)ich war dann im kh und habe auf den babyblues gewartet(war mir so sicher das ich ihn bekomme,da ich schon immer die tendenz zu depressionen hatte).habe ganz brav stillen nach bedarf gemacht und hatte sie stundenlang an meinen busen hängen :shock: habe da schon fast die krise gekriegt und habe nach 3 wochen komplett abgestillt.aber der Blues blieb aus!!!Im gegenteil ich war euphorisch und hatte kraft ohne ende,obwohl ich von anfang an probleme hatte zu meiner tochter eine bindung aufzubauen,wie ich es mir immer vorgestellt hatte.habe alles gegeben,wollte auch noch perfekte freundin nebenher für meinen freund sein.es war alles gut,nur mittlerweile schwinden die kräfte.Meine Kleine hat alle 3 stunden hunger,bin jedesmal topfit und grüble noch lange bevor ich wieder einschlafe.mein freund arbeitet viel auch am wochenende,da bleibt fast nicht die möglichkeit das er mal die nachtschicht übernimmt.und wenn dann bin ich eh vor ihm wach(die innere Uhr?)kurz bevor sie zu quäcken(unsere kleine schläft bei uns im zimmer,direkt an unserem bett)
Ich habe das gefühl,das ich irgendeine innere fassade aufgebaut habe,die immer mehr bröckelt,habe dann u.a.zwangsgedanken(das sie tot ist)fühl mich total überfordert mit allem.mach morgens wie unter zwang erstmal die wohnung sauber.ansonsten bin ich nicht zufrieden(wenn ich zufrieden überhaupt schreiben kann).
ich ahbe mittlerweile alle paar tage komplette ausraster,brülle rum,habe mich fast nicht mehr unter kontrolle.die abstände werden immer kürzer das macht mir angst.zu meinem glücl eskaliert momentan auch noch ein familienstreit mit meinem dad,der seit jahren brodelt.gestern hat dieser vulkan in mir drin sich komplett entladen.ich hätte den kontakt zu ihm beinah abgebrochen.ihm geht es schlecht,er ist seit jahren arbeitslos,hat einen riesengroßen schuldenberg und hält die fassade"mir geht es so gut"seit monaten aufrecht bis gestern,da haben wir so viele lügen aufgedeckt.
Zurück zum thema:Ich habe das gefühl nicht mehr die alte zu sein,mein lebensfrohsinn ist nahezu bei null angekommen,obwohl ich eine wundervolle tochter geschenkt bekommen habe,sie braucht mich so arg und ich habe bald keine kraft mehr.
was könnt ihr mir raten?mag so nicht weitermachen,habe aber so angst vor dem schritt zum psychater,aber glaube bald ich komm nimmer drumrum.
Liebe grüße an alle kathrin
Petra

Beitrag von Petra »

liebe katrin!

deine geschichte erinnert mich ein bißchen an meine zeit nach der geburt! ich hatte auch keine depression sondern eine postpartale angststörung mit zwangsgedanken. ich hab mich auch oft innerlich total überfordert gefühlt war aber nicht in der lage das richtig zum ausdruck zu bringen und hab alles supertoll erledigt mit den kindern und im haushalt und bin immer gereizter, unruhiger und unglücklicher geworden. obwohl nach außen hin alles so schön ausgesehen hat!
auch bei mir hat es große probleme mit meinem elternhaus gegeben die so nach und nach an die oberfläche gekommen sind.
da mich meine zwangsgedanken so geplagt haben und ich dachte ich werde verrückt habe ich schnell einen therapeuten aufgesucht! das war die beste entscheidung, denn er konnte mir sehr schnell helfen! die scheu davor, sich hilfe zu holen hat, so denke ich, fast jede mutter. aber es kann einem heute schon sehr gut geholfen werden und man steht nicht alleine da mit seinen sorgen! also gib dir einen ruck und such deinen arzt auf! dann kann es nur besser werden!!

ganz lieben gruß
petra
Urmelchen24

Beitrag von Urmelchen24 »

Liebe Katrin,

auch ich kann Dir nur raten, suche einen Arzt bzw. Therapeuten auf. Umso schneller Du behandelt wirst, kommst Du wieder eher aus dieser Krise heraus. Ich denke, Du hast auch familiär einiges aufzuarbeiten - so wie Du geschrieben hast -.

Ich hatte auch einen Notkaiserschnitt, da bei mir in der 29.SSW die Fruchtblase geplatzt ist und die Zwillinge dann geholt werden mußten. Ich habe auch alles mitgekriegt und fand es furchtbar. Ich habe die Kinder nicht gesehen, daß Sie zuerst versorgt werden mußten. Dann mußten sie in die 60 km entfernte Kinderklinik nach Ravensburg verlegt werden, während ich in Sigmaringen lag. Ich konnte sie erst am 6. Tag sehen, weil es mir nicht gut ging und ich fix und fertig war und auch heftige Schmerzen vom Kaiserschnitt hatte. Ich habe mich nicht in der Lage gefühlt, 60 km nach Ravensburg zu fahren. Als ich sie dann das erste Mal gesehen habe, waren es wie Fremde für mich. Ich hatte keinerlei Beziehung zu Ihnen. Das hat sich erst entwickelt, als wir dann alle zuhause waren. Bis heute habe ich das alles noch nicht verarbeitet und sehe die Bilder vom Kaiserschnitt immer noch vor mir, als wäre es gestern gewesen.

Ich leide seit zwei Jahren an Depressionen und Angstzuständen und nehme auch ein Medikament ein (Paroxetin) und mache eine Therapie. Ich habe zwar immer noch Tiefs, aber deutlich schwächer, als früher.

Viele liebe Grüße

Petra
Dominik und Marcel *24.4.2003 in der 29.SSW per Notkaiserschnitt
hanna

Beitrag von hanna »

Liebe katrin
Ich kann mich den beiden vor mir nur anschliessen: Hole Dir Hilfe! Mir gings ähnlich wie Dir, ich fühlte mich total überfordert, bin schnell und sehr ausgerastet, hatte mit der Zeit totale Angst, mit den Kindern alleine zu sein (ich hatte erst nach der zweiten Geburt so Schwierigkeiten) und war eigentlich vor allem deshalb sehr traurig. Und bei mir sind die Fetzen geflogen, mein Mann und ich standen ein paarmal neben einem Scherbenhaufen...
Hab keine Angst vor einer Therapie. Ich muss sagen, ich geniesse die Gespräche mit meiner THera sehr und sie haben mir unendlich viel geholfen. Ich habe eine Verhaltenstherapie gemacht, da ging es in erster Linie drum, wie ich mich in den einzelnen Situationen am besten verhalte, wie ich mit Spannungen umgehe oder manchmal waren es auch ganz "handfeste" Kinderbetreuungstipps. Wir sitzen uns jeweils in Stühlen gegenüber. Ich sage das deshalb, weil manche bei Therapie an eine Couch denken und meinen, sie müssen da in der Kindheit anfangen zu erzählen und das macht manchen Angst. Obwohl auch diese unbegründet wäre: Du wirst hier auch lesen , dass hier einige mit Psychoanalyse oder tiefenpsychologischer Therapie auch Erfolge hatten (obwohl ich jetzt nicht weiss, ob man da auch auf der Couch liegt - Julia, ist das so bei Dir gewesen??)

Ich hatte auch medikamentöse Hilfe, Johanniskraut. Und als ich wieder angefangen habe zu arbeiten, ging es mir um einiges besser.

Kathrin, je eher Du Dir Hilfe holst, desto besser.

LG Hanna
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