Glaubt ihr an das "innere Kind"??

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Patricia

Glaubt ihr an das "innere Kind"??

Beitrag von Patricia »

ich lese gerade das Buch "das innere Kind in Dir" von Eva-Maria Thal. (danke Petra für den Tipp)

Seit ich das lese versuche ich selbt mit meinem innerem Kind Kontakt aufzunehmen. Erst kam ich mir bescheuert vor aber nun glaube ich daran.

Allerdings zeigt mir das Kind entweder nur wirre Bilder oder es ist total trotzig. Es kann meine Tochter nicht leiden und mich glaub ich auch nicht.

Spinne ich jetzt vollkommen? Deute ich alles nur falsch? wer spricht da mit mir? Woher kommen diese Gedanken und Bilder? Gibt es dieses innere Kind wirklich und kann man mit ihm tatsächlich kommunizieren?

Warum mag es meine Tochter nicht???? Das zieht mich am meisten runter.

Bitte haltet mich jetzt nicht für bescheuert oder komplett durchgedreht. Kann es denn sein dass "die Kleine/das innere Kind" eifersüchtig auf meine Tochter ist? Kommen vielleicht daher die Bezugs-Probleme zu meiner Tochter?

Auch in der Klinik und in vielen Büchern, die ich bisher gelesen habe sprachen sie von "der Kleinen/dem inneren Kind". Bisher hab ich das als Unsinn abgetan, aber vielleicht ist wirklich was dran. Was haltet ihr davon?

LG
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Hi Pat,
nee, ich denke nicht, dass das bescheuert ist, mit dem inneren Kind.
Ich hatte mal eine Wahrsagerin (ja, da war ich auch in meiner Verzweiflung :shock: und die hat mir damals geraten, mein inneres Kind anzunehmen, mütterlich zu ihm zu sein, und ihm die fehlende Liebe zu geben, die mir meine Eltern nicht in dem Maße geben konnten (weisst ja, meine Mum war auch mit ihrer Angst beschäftigt, ich war deswegen ? auch früh bei der Oma usw). Sie sagte, ich solle die Angst wie mein 3. Kind annehmen, es in die Arme nehmen usw. Tja, was soll ich dir sagen: ich habe dann versucht, gut und rücksichtsvoller mit mir selbst umzugehen und das hat auch irgendwie geklappt, also, ich mag mich jetzt viel mehr als früher.
Bei dir könnte ich mir vorstellen, dass Du noch nicht so im Reinen mit Dir bist (wie auch nach deiner Kindheit) und dass deswegen das innere Kind in Dir noch nach viel Aufmerksamkeit etc ruft, das würde auch erklären, warum es Leni "nicht leiden" kann. Ich denke bei allem liegt der Schlüssel in der Selbstannahme von uns, auch oder gerade mit all dem Erlebten aus der Kindheit. Erst wenn wir uns damit ausgesöhnt haben, kann es weiter nach vorne gehen.
Nur Vermutungen, liebe Pat, aber ich habe mich auch mal ne Zeit lang damit beschäftigt (Buchtipp Alice Miller: Drama des begabten Kindes").
Ich finde es toll, für was du alles so offen bist, das gefällt mir sehr gut.
Es gibt ja auch so Familienaufsteller, die mit dem inneren Kind arbeiten, aber da kenne ich mich nicht mit aus.
Hoffe, ich konnte Dir was "rüberbringen"???
Zoraya

Beitrag von Zoraya »

Hallo,
das Thema finde ich auch interessant, es gibt von John Bradshaw ein Buch mit dem Titel "Das Kind in uns". Das habe ich förmlich verschlungen, weil ich mich so oft darin wieder gefunden habe. Nach dieser Lektüre habe ich per Tagebuch ebenfalls einen Dialog mit meinem inneren Kind angefangen, und das hat mir teilweise sehr geholfen und hat mich auf Dinge gebracht, die ich vorher nie so gesehen habe.

Mein inneres Kind hat mich oft beschimpft, hat aber auch immer wieder durchblicken lassen, wie einsam und verlassen es sich fühlt. Das war für mich ganz, ganz schlimm. Aber in der Rolle der Erwachsenen konnte ich mich wirklich beruhigen und mir Mut zusprechen. Dieser Dialog ist für mich ein wichtiges Handwerkszeug, um zu mir selber zu finden und mich in Notsituationen wieder zu fangen. Leider vergesse ich aber manchmal, dass ich dieses Werkzeug habe.
LG
Zoraya
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Pat!

Auch ich habe ein Buch über das innere Kind gelesen und habe Kontakt zu meinem aufgenommen! Grade gestern auch wieder mal, als ich deinen Beitrag gelesen hatte. Und es hat mir auch dieses Mal wieder geantwortet... ich finde diese Dialoge sehr wichtig und es ist sicher alles andere als Quatsch.

Mein inneres Kind fühlt sich von mir im Stich gelassen, es hat Angst weil ich es alleine lasse und nicht auf seine Hilferufe reagiere. Es ist sehr oft traurig - ergibt sich aber in sein Schicksal - bis es ein Schatten seiner selbst war... und da wurde ich krank. Gestern hat es mich gefrag, warum ich (wieder mal) so lange nicht mit ihm geredet habe. Warum ich immer alles perfekt machen will - es will spielen, hat es gesagt!!! Am liebsten mit dem Noah, meinte es. Es hat mich gefragt, warum die Welt so grausam ist, warum nicht alles einfach mit kindlichen Augen gesehen werden kann. Die Welt der Kinder ist voller Märchen, Zwerge und Kobolde, Prinzessinnen und Glitter... da möchte es sein und mit den Feen durch den Wald tanzen.

Ja, das ist eine schöne Vorstellung für mein inneres Kind... für mich. Da waren wir gestern traurig, über die Erkenntniss in einer Erwachsenen Welt zu leben. Aber: wir haben miteinander geredet und das tat sooooo gut!

Ich finde es super von dir Pat, wie du den Dialog mit deinem inneren Kind suchst. Ganz sicher wird es deine Leni lieb haben - es fühlt sich einfach nur vernachlässigt. Rede weiter mit ihm, dann wird es sich dir ganz öffenen.

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Ich noch mal:)
Zoraya hat mich drauf gebracht. In meiner Therapie hat mich mein Thera immer in 2 geteilt: einmal die kleine hilflose Charlotte und dann die grosse Frau M., also die Erwachsene, die das kleine Kind beruhigen kann. Diese inneren Dialoge waren Hauptbestandteil meiner Thera, weil man sich damit prima selbst beruhigen kann, indem man dem inneren Kind sagt, ich verstehe Dich, brauchst aber keine Angst zu haben, ich bin ja da.
Das funktioniert wirklich sehr gut. Wichtig ist, dass man das innere Kind nicht "nieder macht", also in meinem Fall: "Mensch, wieso haste denn schon wieder Schiss, ist doch gar nix", sondern ihm das Gefühl gibt, dass man seine Ängste und Sorgen versteht und es "trotzdem" sehr lieb hat.
Patricia

Beitrag von Patricia »

Hallo und danke für Eure Antworten.

Gut zu wissen dass ich nicht die einzige bin, die daran (anfängt) zu glauben scheint.

Mein Problem ist nur wenn ich mit meinem inneren Kind spreche bekomme ich nur trotzige Antworten und wirre Bilder mit denen ich nichts anfangen kann. erging Euch das auch so?

Ich werde aber weiterhin versuchen mit ihr zu reden.

Aber ich glaub ich trau mich nicht das in der Therapie anzusprechen, obwohl ich wirklich alles aufschreibe :oops:
Zoraya

Beitrag von Zoraya »

Hallo Pat,
wie gesagt, zum inneren Kind gibt es eine Menge Literatur, die Beschäftigung mit dem inneren Kind ist nichts so abgehoben Esoterisches, dass ein Therapeut sich darüber wundern sollte, wenn Du davon erzählst. Meines Wissens nach (ich kann mich aber auch irren) geht das Thema in Richtung systemische Therapie. Allerdings wirst Du selbst am Besten einschätzen können, was Du in der Therapie besprechen willst und was nicht.

Wie auch immer, ich kann gut nachvollziehen, dass Dein inneres Kind trotzt - denn Kinder haben ja ebenfalls Trotzphasen! - und sicher erschließt sich einem Erwachsenen nicht immer gleich, was hinter den magischen Vorstellungen eines Kindes steckt. Versuche, einfach hinzuhören, was es Dir sagen will.

Viele Grüße
Zoraya
sol

Beitrag von sol »

Hallo Pat,
versuche es ruhig mit deiner Therapeuten anzusprechen. Meine Therapeutin (Psychoanalytikerin) ermutigt mich immer wieder mich mit meinem innerem Kind auseinanderzusetzen.
Wir haben einfach die verschiedenen Ebenen in uns (Erwachsener - Kind). Nimm das kleine trotzige Kind in dir einfach an. Es gehört zu dir. Nimm es einfach in den Arm. Ich habe es als es mir total schlecht ging, gelernt einfach dies Kind zu umarmen. Dabei wurde ich oft viel ruhiger. Deshalb ist dies kein Humbug. Es hilft dir bestimmt, dies auch in der Therapie anzusprechen. HAb nur den Mut dazu.
Gruss
Sol
Petra

Beitrag von Petra »

liebe pat!

ich finde es schön dass du schon mit deinem inneren kind sprichst! und ich finde es überhaupt nicht lächerlich! ich hatte beim entdecken meines inneren kindes auch anfangs hemmungen und bedenken, hatte angst dass das zu esoterisch und abgehoben ist. aber es ist doch nur ein teil von uns! ein ganz wichtiger teil sogar! mein therapeut zieht auch immer parallelen zwischen meinem inneren kind und mir als erwachsener frau! mir hat es sehr geholfen gefühle richtig einzuordnen. manche gehören meinem inneren kind und nicht mir als erwachsene! sehr viele ängste und gedanken, bedenken haben sich aufgelöst als ich den kontakt herstellen konnte.
aber es ist klar dass das kennenlernen mit dem inneren kind nicht nur schön ist. es ist schmerzhaft und verunsichert einen auch gewaltig! mein inneres kind hat meine kinder anfangs auch nicht leiden können, es war eifersüchtig und wollte sie los werden. auch meinen mann und generell mein jetztiges leben mochte es nicht!
das war für mich die zeit in der ich hier auch oft geschrieben habe dass es mir zwar ganz gut geht (keine ängste und zwangsgedanken mehr) aber mir dir nebenwirkungen meiner therapie sehr zu schaffen machen! ich hatte ziemlich oft richtige flashbacks und kam mir sehr zerissen und verloren vor.
es kam eben durch den kontakt mit meinem inneren kind wirklich alles was mich in meiner kindheit belastet hat, heraus! ich war oft traurig weil scheinbar so wenig erfreuliches und schönes dabei war! aber jetzt, nachdem ich da durch bin, kommen auch wieder schöne und lustige erinnerungen und das macht mich glücklich!

liebe pat, lass einfach alles was jetztherauskommt an bildern und gedanken zu! sprich aber in deiner therapie darüber, das wird dir helfen die dinge richtig zuzuordnen. versuch nicht dich dagegen zu wehren, nimm es als chance an frieden zu schließen!

glg petra
Martina

Beitrag von Martina »

Hallo Patricia,

klar glaube ich an das innere Kind. Ich bin ihm auch schon begegnet bzw. habe gemerkt, wie die Schmerzen meines inneren Kindes mich beeinflusst haben. Ein weiteres tolles Buch zu dem Thema ist "Liebeskummer lohnt sich doch" (irreführender Titel) oder das Buch "Vergiftete Kindheit" von Susan Forward.

Viel Erfolg weiterhin,
LG
Martina
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