Wie lange muss ich mit Rückschlägen rechnen?

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bellami1983

Wie lange muss ich mit Rückschlägen rechnen?

Beitrag von bellami1983 »

Ich nehme nun seit Montag 20 mg Escitalopram, habe als von 15 mg auf 20 erhöht. Daraufhin fangen bei mir abends Unruhezustände an, Derealisierung etc., halt alles Bekannte.

Heute morgen hatte ich Momente, wo es mir wieder ganz gut ging und langsam bröselt wieder alles ein.
Ich frage mich einfach, wann ich mit einer Stabilität rechnen kann, denn davon habe ich keine Ahnung.
Muss ich mir noch Zeit geben?
Ich hasse diese Gefühle von Sinnlosigkeit, Angst und Depression, aber wer von uns hier nicht?!
Muss sagen, dass ich unter Cipralex schon weitaus gute Tage hatte, aber leider in der Relation zu den schlechten, sind sie wenig.

Ach es muss doch mal richtig andauernd gut bleiben..... mich nervt das so sehr...

LG Isabell
00julchen

Beitrag von 00julchen »

Hi Isabell,
ich weiß zwar nicht wie es bei den anderen war, aber mir gehts nach 1 Jahr PPD und 8 Monaten Trevilor immernoch nicht wirklich gut. Am Anfang mit Trevilor (höhste Dosis war 225mg) hatte ich vielleicht 1 guten Tag pro Woche, dann wurde es langsam besser... aber selbst jetzt nach 8 Monaten kann es durchaus sein, daß ich 2-3 schlechte Tage pro Woche habe. Sorry, vielleicht können die anderen positivers berichten!
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Isabell!

Du weißt ja, dass es bei mir auch über ein Jahr gedauert hat, bis die guten Phasen die schlechten überflügelt haben. Bis dahin hatte ich auch sehr viele und z.T. heftige Tiefs.

Es ist total nervend und zermürbend, ich weiß liebe Isabell. Aber leider nutzt dir da nix anderes als Geduld, Geduld, Geduld. Das kannst du wahrscheinlich schon gar nimmer hören, gell! :roll: :wink: Aber es ist wirklich einfach so.

Du hast schon gute Tage und das ist sehr, sehr gut. Wenn ich zurück denke - also so nach 3 Monaten Medi Einnahme - hatte ich zu 98% schlechte Tage und 2% gute. Die schlechten waren zwar nicht mehr so lähmend und schlimm, aber eben auch nicht gut. Das kam ganz langsam und schleichen. Anfangs habe ich auch immer "gewartet"... wann wird es denn nun endlich besser, es muß doch endlich aufhören - schließlich nehme ich ja ein AD. Aber das reicht eben nicht - das AD ist eine Krücke und Stütze für dich, dass du besser an dir arbeiten kannst. Und diese Arbeit in der Therapie ist hart, schwer und oft schmerzlich. Es ist ein Prozess der sich nur langsam in dir vollzieht - aber stetig.

Eine längere stabile Phase hatte ich nach 14 Monaten PPD - das war der Sommer 2006. Dann kam wieder ein Tief im Herbst 2006 wo es 2 Monate hindurch so auf und ab ging. Und jetzt gehts mir seit bereits 4 Monaten ganz toll und ich hoffe, es bleibt so.

Kopf hoch, Isabell - es wird besser - aber du brauchst Geduld, Geduld, Geduld... :wink:

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Micha

An Isabell

Beitrag von Micha »

Liebe Isabell,

bei mir hat es 2 Jahre gedauert, bis die Schwankungen weg waren und nach 3 Jahren war ich wieder "die Alte".

Bei meiner ersten Depression hat es "nur" ein halbes Jahr gedauert.

Das ist sicherlich bei jedem unterschiedlich und ich weiß wie die herben Rückschläge einen zermürben können. Einerseits habe ich mir immer eingeredet: "Bleib cool, ist nur ein Rückfall" andererseits kam auch immer die Panik hoch "Hilfe, die Depri geht von vorne los".

So gut die Antidepressiva auch sind, da muß die Pharmaindustrie noch dran feilen, dass sie schneller und effektiver wirken.

LG Micha
Patricia

Beitrag von Patricia »

Huhu,

leider gibt es kein AD auf der Welt das wirkt wie eine Kopfschmerztablette - das wäre zu schön! Ich würde es mir so wünschen!

Ein AD kann ein Tief nicht verhindern, es aber etwas glätten. Mit Rückschlägen musst Du trotzdem immer rechnen. Und diese können auch trotz des AD leider sehr heftig sein.

Mir hilft am meisten die Therapie denn kein AD der Welt kann die Ursachen meiner Depression beheben. Das einzige, dass das AD macht ist die Symtpome etwas zu lindern - bei dem einen mehr, bei dem anderen weniger. Die Heilung wird durch ein AD nie erfolgen.

Wie Marika schon sagt: wir brauchen Geduld (oh wie ich diese Aussage hasse) Aber Marika hat Recht!!! So ätzend diese Aussage auch klingt.

Ich denke ständig: Geduld, Gedult... gehts nicht schon lang genug?? Ich will einfach nicht mehr.

Wenn ich nun zurück blicke bemerke ich dass es mir heute schon besser geht als vor einem Jahr.. auch wenn ich immer noch heftige Tiefs habe. Aber eine positive Entwicklung ist doch drin! Man sieht sie oft nur nicht.

Meine güte, jetzt bin ich auch noch voll vom Thema abgewichen.

Noch mal kurz zur Frage: Du musst leider immer wieder mit Rückschlägen rechnen. Aber denk daran: nach jedem Tief gehts auch wieder bergauf!!!
bellami1983

Beitrag von bellami1983 »

Hallo Mädels,

ich weiß dass ihr Recht habt, ich muss immer mit Tiefs rechnen. Aber es kotzt mich genauso wie euch total an, ja es nervt nur noch.

Insgesamt schleppe ich alles über zwei Jahre mit mir rum, habe zwei Klinikaufenthalte hinter mir und Gesprächstherapien auch etliche. Jetzt bin ich seit über einem Jahr in einer Verhaltenstherapie und nehme erst seit Dezember Medikamente auf längerfristige Zeit. Da ich alle Therapien bis hier hin gemeistert habe und noch immer an mir arbeite, setze ich allerdings schon den nächstgrößeren Schritt in das AD im Sinne einer Kopfschmerztablette. Wobei ich nun die 20 mg auch erst eine Woche nehme, nicht mal, wahrscheinlich bis zum Schub auch noch abwarten muss.

Es verdutzt mich einfach, dass es bei manchen einfach das AD war, was das Meiste genommen hat, andere wiederum sooooo endlos viel für tun müssen um gesund zu werden und dann auch noch ständig Tiefen haben. Manchmal find ich es echt einfach ungerecht.

Wahrscheinlich werde ich einfach zu ungeduldig, aber ich habe wirklich Angst nie mehr normal bzw. gut leben zu können. Das macht alles immer sinnloser und trübseliger.

LG Isabell
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Marika
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Beitrag von Marika »

Klar verstehe ich dich, dass es dich ankotzt diese Warterei und dann immer wieder diese Tiefs... echt ätzend!

Du darfst nicht vergessen, dass jede Frau andere Auslöser für die Depri hat: manche haben es vielleicht einfach schwerer, weil andere Dinge von außen einwirken bzw. aus der Kindheit nachwirken. Wenn man Traumen dann noch lange Zeit verdrängt hat, dann ist es nur zu verständlich, dass es länger dauert, bis diese verarbeitet sind. Was Jahre verschüttet war, kann nicht in kurzer Zeit gut sein.

Mit deiner Erhöhung wundert es mich auch nicht, dass es dir kurzfristig schlechter geht. Das war bei mir auch so - jedes Mal kam erst mal ein kräftiges Tief. Dann dachte ich schon - na toll, da erhöhst du und der Lohn ist erst mal so ein Loch! Bei mir hat es jedesmal 3 Monate (steht bei Cipralex auch im Beipackzettel) gedauert, bis es mir deutlich besser ging. Die Tiefs danach - die es trotzdem gibt - werden dann milder und weniger - ganz sicher!

Ich weiß, dass alles ist dir eh klar und du kannst das ganze nimmer hören. Du willst endlich Erfolge sehen - aaaaaaaber - die hast du schon: Du hast schon sehr gute Tage und aus diesen werden Wochen... usw. Glaubs mir ruhig, es wird besser - aber es dauert!

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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