Hallo,
jetzt habe ich mich eine ganze Weile nicht zu Wort gemeldet. Heute geht es mir aber so schlecht, dass ich gar nicht mehr weiter weiß.
Mein Sohn ist jetzt schon 9 ½ Monate alt und dennoch knabber´ ich immer noch an der Geburt und der Zeit direkt danach. Konkret an der ersten Nacht im Krankenhaus. Ich weiß nicht, wie es bei euch war, aber ich war furchtbar durcheinander, sehr kaputt nach über 16 Stunden, gleichzeitig aufgekratzt, überglücklich und erleichtert, wenn auch nicht so euphorisch wie man sich das davor so vorstellt und irgendwie ganz dumm im Kopf. Und gestresst, weil es im KH doch Stress war, keine gute Betreuung auf Station, Angst mein Kind nicht behalten zu dürfen (sollte überwacht werden), der kleine Henri war total unruhig. Und dann war auch noch seine kleine „Besonderheit“: mein Sohn hatte am linken Ohr so ein kleines Anhängsel, wie ein kleines Stück Ohrläppchen extra, wir haben immer gesagt, sein drittes Öhrchen. Das war überraschend für mich (und habe allgemein große Probleme mit Überraschungen!!) und hat mich doch ziemlich beschäftigt, hatte Angst, dass das ein Zeichen von irgendetwas Schlimmen ist (war es aber nicht) und Sorge, es ihm beim Anziehen abzureißen und schön fand ichs auch nicht. Sonst fand ich ihn hinreißend mit seinen vielen blonden Haaren und dem runden Gesichtchen. Wir haben dann recht unterschiedliche Aussagen gehört, wann man das Öhrchen wegmachen lassen kann und im KH hat es jeder gleich kommentiert, das hat mich genervt.
Und als ich dann nachts schlaflos dalag, habe ich unter vielen anderen Gedanken eben auch gedacht: „Hoffentlich machen sies bald weg, möglichst bevor wir Henri groß präsentieren“. Und dafür schäme ich mich an jedem einzelnen Tag, seit der Kleine auf der Welt ist. Es kommt mir jetzt im Nachhinein vor, als habe ich ihn nicht so gewollt, wie er nun mal war, als habe ich mich geschämt für ihn, was bin ich für eine schäbige Sch**mutter. Es macht mich völlig fertig, im Moment muss ich wieder dauernd dran denken und heulen.
Mein Mann sieht das nicht so und findet, ich überinterpretiere, weil ich zum einen ja nicht nur das gedacht habe, aber mich an das viele Positive aus dieser Nacht jetzt nicht mehr erinnere (üblich bei mir). Das stimmt schon, ich habe ihn dauernd angeschaut und gestreichelt und in meiner melodramatischen Art habe ich in der Nacht meinem Sohn geschworen, dass er für mich immer die Nr. 1 sein wird, dass ich ihm immer beistehen werde usw. Und zum anderen findet mein Mann es nicht verwerflich, dass man – gerade so kurz nach der Geburt – ein makelloses Kind herumzeigen will. Aber er meint, das habe doch nichts mit meiner Liebe zu ihm zu tun und hieße nicht, dass ich mich geschämt hätte. Ich hätte mich ja auch später nicht geschämt als unser Kleiner nen schlimmen Neurodermitisschub hatte und wirklich wie ein Monster aussah. Das stimmt. Aber ich frage mich dauernd, ob das nicht doch so war und weiß nicht, wie ich mit einer solchen „Schuld“ leben soll, heute kann ich meinen Henri gar nicht anschauen, ohne sofort zu weinen. Ich liebe ihn doch so. Und das war doch von Anfang an so, er war und ist mein ein und alles, mit oder ohne drittem Öhrchen, mit oder ohne Makel. Und doch hab ich mir eben gewünscht, dass es weg wäre…
Mann, Mann, ich bin so traurig. Heute denke ich die ganze Zeit, die beiden Männer wären ohne mich besser dran, ich werde mein Leben lang Schuldgefühle mit mir herumtragen und habe schon ganz am Anfang als Mutter versagt. Wie soll das weiter gehen?? Sorry für das viele Gelaber, das musste raus, sonst habe ich das Gefühl zu ersticken.
Grüße von einer tief traurigen und völlig übernächtigen Annette
Bin entsetzt - schäbige Mutter
Moderator: Moderatoren
Hallo Annette,
ich habe auch so meine Schwierigkeiten mit Überraschungen - manchmal finde ich es schon zwanghaft, wie ich versuche, alles zu planen, und wenn es dann alles ganz anders kommt, dann bin ich richtig gehend von der Rolle. Dein Mann hat irgendwie ein bisschen Recht, findest du nicht? Trotzdem, ich kann es gut nachvollziehen, wenn du dir über das dritte Öhrchen (allein dieser Ausdruck zeigt doch eigentlich, wie sehr du dein Kind liebst) Gedanken machst, denn jede Mutter will doch für ihr Kind nur das Beste, vielleicht hast du innerlich befürchtet, dein Sohn könne damit gehänselt werden. Es hätte mir auch unendlich gestunken, wenn gleich jeder zu dem besonderen Ohr deines Sohnes einen Kommentar abgeben muss, aber so sind die Menschen einfach, daher ist dein Nachdenken darüber gut nachzuvollziehen.
Mensch, ich hoffe, dass du bald nicht mehr so traurig bist und denk daran, dein Sohn braucht dich vielleicht mehr als du es dir erträumst - auch wenn du es nicht so sehen kannst.
Liebe Grüße
Zoraya
ich habe auch so meine Schwierigkeiten mit Überraschungen - manchmal finde ich es schon zwanghaft, wie ich versuche, alles zu planen, und wenn es dann alles ganz anders kommt, dann bin ich richtig gehend von der Rolle. Dein Mann hat irgendwie ein bisschen Recht, findest du nicht? Trotzdem, ich kann es gut nachvollziehen, wenn du dir über das dritte Öhrchen (allein dieser Ausdruck zeigt doch eigentlich, wie sehr du dein Kind liebst) Gedanken machst, denn jede Mutter will doch für ihr Kind nur das Beste, vielleicht hast du innerlich befürchtet, dein Sohn könne damit gehänselt werden. Es hätte mir auch unendlich gestunken, wenn gleich jeder zu dem besonderen Ohr deines Sohnes einen Kommentar abgeben muss, aber so sind die Menschen einfach, daher ist dein Nachdenken darüber gut nachzuvollziehen.
Mensch, ich hoffe, dass du bald nicht mehr so traurig bist und denk daran, dein Sohn braucht dich vielleicht mehr als du es dir erträumst - auch wenn du es nicht so sehen kannst.
Liebe Grüße
Zoraya
Hallo liebe Annette!
Ach Liebes, lass dich mal feste in den Arm nehmen...*überdenkopfstreichel*
Ich verstehe deine Gefühle gut obwohl dein Mann absolut recht hat. Du hängst mit deinen Gedanken, Ängsten und Schuldgefühlen absolut in dieser Nacht nach der Geburt fest und findest nicht raus. Dieses "dritte Öhrchen" (was für ein liebevoller Ausdruck!
) ist glaube ich nicht das eigentliche "Problem" - es war wohl vielmehr der "äußere Druck" von den Besuchern usw. wie man diesen "Makel" loswerden könnten. So hast du den Eindruck vermittelt bekommen, dein kleiner Henri wäre nicht "perfekt" und könnte es mit diesem 3. Öhrchen schwerer im Leben haben.
Dass du dann diesen Gedanken hattest, ist in meinem Augen absolut NORMAL, er ist weder schlimm noch abartig, noch mußt du dich dafür schämen oder gar Schuldgefühle haben!!!! Ich hätte das aber sicher auch gedacht - und aus meiner heutigen gesunden Sichtweise
hätte ich da auch keine Schuldgefühle dabei. Aber ich kann dich sehr gut verstehen, dass DICH dieser Gedanke einfach geschreckt hat und du jetzt aus dieser Spirale nicht mehr raus kommst. Ich habe ja sehr lange unter Zwangsgedanken gelitten und weiß daher wie schrecklich sich solche Schuldgefühle anfühlen. Ein bissl kann man das bei dir auch mit zwanghaftem Grübeln vergleichen, denke ich.
Bist du in Therapie? Wenn nicht, fände ich das sehr wichtig. Oder gibts eine vielleicht eine Hebammenpraxis bei dir in der Nähe? Ich bin da auch hingegangen und konnte die Geburt selber und die Stunden danach nochmal "positiv" durchleben und so abschließen. Aus dieser Grübel und zwanghaftem Denken - Spirale bin ich dann mit einer Verhaltenstherpie wieder raus gekommen, zusätzlich habe ich auch ein AD gebraucht.
Ich denke, es ist wichtig, dass du dich von diesem Vergangenen lösen kannst. Das kann man lernen mit fachlicher Unterstützung. Nimm dir ein Herz und geh das doch gleich mal am Montag an - wie wäre das?
Schau mal in deinem Telefonbuch nach, da findest du sicher eine Hebammenpraxis in deiner Nähe - mir hat das Reden da total viel gebracht!
P.S. Es wird wieder gut, aber du mußt was AKTIV dafür tun - o.k.!
Liebe Grüße und lass mal hören, wie es bei dir weitergeht ja!
Ach Liebes, lass dich mal feste in den Arm nehmen...*überdenkopfstreichel*
Ich verstehe deine Gefühle gut obwohl dein Mann absolut recht hat. Du hängst mit deinen Gedanken, Ängsten und Schuldgefühlen absolut in dieser Nacht nach der Geburt fest und findest nicht raus. Dieses "dritte Öhrchen" (was für ein liebevoller Ausdruck!

Dass du dann diesen Gedanken hattest, ist in meinem Augen absolut NORMAL, er ist weder schlimm noch abartig, noch mußt du dich dafür schämen oder gar Schuldgefühle haben!!!! Ich hätte das aber sicher auch gedacht - und aus meiner heutigen gesunden Sichtweise

Bist du in Therapie? Wenn nicht, fände ich das sehr wichtig. Oder gibts eine vielleicht eine Hebammenpraxis bei dir in der Nähe? Ich bin da auch hingegangen und konnte die Geburt selber und die Stunden danach nochmal "positiv" durchleben und so abschließen. Aus dieser Grübel und zwanghaftem Denken - Spirale bin ich dann mit einer Verhaltenstherpie wieder raus gekommen, zusätzlich habe ich auch ein AD gebraucht.
Ich denke, es ist wichtig, dass du dich von diesem Vergangenen lösen kannst. Das kann man lernen mit fachlicher Unterstützung. Nimm dir ein Herz und geh das doch gleich mal am Montag an - wie wäre das?

P.S. Es wird wieder gut, aber du mußt was AKTIV dafür tun - o.k.!


Liebe Grüße und lass mal hören, wie es bei dir weitergeht ja!

Liebe Grüße von
Marika
Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Marika
Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Hallo, Ihr Lieben,
endlich wieder ein Lebenszeichen von mir, sitze am nagelneuen Laptop und freue mich, endlich wieder online sein zu können.
Vielen Dank für Eure Hilfe, besonders Dir, liebe Marika, Du hast mir jetzt schon ein paar Mal geholfen. Mittlerweile geht es etwas besser, aber nicht wirklich gut. Es ist so, als säße die Angst und die trüben Gedanken nicht mehr direkt auf meiner Brust, aber irgendwo sind sie doch, im Hintergrund sozusagen, wie ein Schatten. Die Therapie ist mühsam, aber ich bin auch ungeduldig, obwohl ich meiner Therapuetin sehr vertraue (und das ist bei einm so misstrauischen Menschen wie mir schon mal was...). Im Augenblick lenke ich mich ganz gut ab, Henri und ich sind viel draußen und ich versuche, nicht immer über die letzten zehn Monate zu grübeln, sondern die Gegenwart zu genießen - leichter gesagt als getan. Dennoch habe ich Angst, dass ganz bald die nächste ZG-/Angst-Attacke kommt, bäh.
Bin jetzt auch am Überlegen wegen AD, meine Thera ist dafür, bin eh gerade am Abstillen. Mal schauen. So jetzt quäkt mein Kleiner, viele Grüße, Annette
endlich wieder ein Lebenszeichen von mir, sitze am nagelneuen Laptop und freue mich, endlich wieder online sein zu können.
Vielen Dank für Eure Hilfe, besonders Dir, liebe Marika, Du hast mir jetzt schon ein paar Mal geholfen. Mittlerweile geht es etwas besser, aber nicht wirklich gut. Es ist so, als säße die Angst und die trüben Gedanken nicht mehr direkt auf meiner Brust, aber irgendwo sind sie doch, im Hintergrund sozusagen, wie ein Schatten. Die Therapie ist mühsam, aber ich bin auch ungeduldig, obwohl ich meiner Therapuetin sehr vertraue (und das ist bei einm so misstrauischen Menschen wie mir schon mal was...). Im Augenblick lenke ich mich ganz gut ab, Henri und ich sind viel draußen und ich versuche, nicht immer über die letzten zehn Monate zu grübeln, sondern die Gegenwart zu genießen - leichter gesagt als getan. Dennoch habe ich Angst, dass ganz bald die nächste ZG-/Angst-Attacke kommt, bäh.
Bin jetzt auch am Überlegen wegen AD, meine Thera ist dafür, bin eh gerade am Abstillen. Mal schauen. So jetzt quäkt mein Kleiner, viele Grüße, Annette
Hallo Annette,
Ich habe soeben Deinen Beitrag gelesen, und bin mitgenommen. Ich kenne das, meine Tochter hat einen Blutschwamm in der Größe eines 20 Cent Stücks auf dem Rücken.
So wie ich als Kind auch einen hatte, ich machte mir Vorwürfe, weil Sie den ja schließlich nur von mir geerbt haben konnte, André hatte so ein Ding nie.
Ich bin schuld rasselte es immer wieder in meinem Kopf... ich habe sie nicht ausziehen wollen vor anderen ...Baden durfte nur ich, hat die Oma sie gebadet hätte ich aus der Huat fahren können, denn man sieht ja schließlich den Makel.
Heute ist´s aber nicht mehr so schlimm, dank meiner Thera ist dieses Schuldgefühl völlig in den Hintergrund geraten, (hätte ich Deinen Beitrag nicht gelesen, hätte ich es wohl glatt vergessen) denn ich weiß der BLutschwamm verschwindet.
ich denke wenn Du erst richt auf AD eingestellt bist, wirst Du Deine zeit genießen mit deinem kleinen Henri ... ich hoffe Dir ein bisschen durch meine Erfahrung ein bisschen helfen zu können.
LG
Mel
PS: sei tapfer ....
Ich habe soeben Deinen Beitrag gelesen, und bin mitgenommen. Ich kenne das, meine Tochter hat einen Blutschwamm in der Größe eines 20 Cent Stücks auf dem Rücken.
So wie ich als Kind auch einen hatte, ich machte mir Vorwürfe, weil Sie den ja schließlich nur von mir geerbt haben konnte, André hatte so ein Ding nie.
Ich bin schuld rasselte es immer wieder in meinem Kopf... ich habe sie nicht ausziehen wollen vor anderen ...Baden durfte nur ich, hat die Oma sie gebadet hätte ich aus der Huat fahren können, denn man sieht ja schließlich den Makel.
Heute ist´s aber nicht mehr so schlimm, dank meiner Thera ist dieses Schuldgefühl völlig in den Hintergrund geraten, (hätte ich Deinen Beitrag nicht gelesen, hätte ich es wohl glatt vergessen) denn ich weiß der BLutschwamm verschwindet.
ich denke wenn Du erst richt auf AD eingestellt bist, wirst Du Deine zeit genießen mit deinem kleinen Henri ... ich hoffe Dir ein bisschen durch meine Erfahrung ein bisschen helfen zu können.
LG
Mel
PS: sei tapfer ....