Bin entsetzt - schäbige Mutter
Verfasst: 31:03:2007 23:04
Hallo,
jetzt habe ich mich eine ganze Weile nicht zu Wort gemeldet. Heute geht es mir aber so schlecht, dass ich gar nicht mehr weiter weiß.
Mein Sohn ist jetzt schon 9 ½ Monate alt und dennoch knabber´ ich immer noch an der Geburt und der Zeit direkt danach. Konkret an der ersten Nacht im Krankenhaus. Ich weiß nicht, wie es bei euch war, aber ich war furchtbar durcheinander, sehr kaputt nach über 16 Stunden, gleichzeitig aufgekratzt, überglücklich und erleichtert, wenn auch nicht so euphorisch wie man sich das davor so vorstellt und irgendwie ganz dumm im Kopf. Und gestresst, weil es im KH doch Stress war, keine gute Betreuung auf Station, Angst mein Kind nicht behalten zu dürfen (sollte überwacht werden), der kleine Henri war total unruhig. Und dann war auch noch seine kleine „Besonderheit“: mein Sohn hatte am linken Ohr so ein kleines Anhängsel, wie ein kleines Stück Ohrläppchen extra, wir haben immer gesagt, sein drittes Öhrchen. Das war überraschend für mich (und habe allgemein große Probleme mit Überraschungen!!) und hat mich doch ziemlich beschäftigt, hatte Angst, dass das ein Zeichen von irgendetwas Schlimmen ist (war es aber nicht) und Sorge, es ihm beim Anziehen abzureißen und schön fand ichs auch nicht. Sonst fand ich ihn hinreißend mit seinen vielen blonden Haaren und dem runden Gesichtchen. Wir haben dann recht unterschiedliche Aussagen gehört, wann man das Öhrchen wegmachen lassen kann und im KH hat es jeder gleich kommentiert, das hat mich genervt.
Und als ich dann nachts schlaflos dalag, habe ich unter vielen anderen Gedanken eben auch gedacht: „Hoffentlich machen sies bald weg, möglichst bevor wir Henri groß präsentieren“. Und dafür schäme ich mich an jedem einzelnen Tag, seit der Kleine auf der Welt ist. Es kommt mir jetzt im Nachhinein vor, als habe ich ihn nicht so gewollt, wie er nun mal war, als habe ich mich geschämt für ihn, was bin ich für eine schäbige Sch**mutter. Es macht mich völlig fertig, im Moment muss ich wieder dauernd dran denken und heulen.
Mein Mann sieht das nicht so und findet, ich überinterpretiere, weil ich zum einen ja nicht nur das gedacht habe, aber mich an das viele Positive aus dieser Nacht jetzt nicht mehr erinnere (üblich bei mir). Das stimmt schon, ich habe ihn dauernd angeschaut und gestreichelt und in meiner melodramatischen Art habe ich in der Nacht meinem Sohn geschworen, dass er für mich immer die Nr. 1 sein wird, dass ich ihm immer beistehen werde usw. Und zum anderen findet mein Mann es nicht verwerflich, dass man – gerade so kurz nach der Geburt – ein makelloses Kind herumzeigen will. Aber er meint, das habe doch nichts mit meiner Liebe zu ihm zu tun und hieße nicht, dass ich mich geschämt hätte. Ich hätte mich ja auch später nicht geschämt als unser Kleiner nen schlimmen Neurodermitisschub hatte und wirklich wie ein Monster aussah. Das stimmt. Aber ich frage mich dauernd, ob das nicht doch so war und weiß nicht, wie ich mit einer solchen „Schuld“ leben soll, heute kann ich meinen Henri gar nicht anschauen, ohne sofort zu weinen. Ich liebe ihn doch so. Und das war doch von Anfang an so, er war und ist mein ein und alles, mit oder ohne drittem Öhrchen, mit oder ohne Makel. Und doch hab ich mir eben gewünscht, dass es weg wäre…
Mann, Mann, ich bin so traurig. Heute denke ich die ganze Zeit, die beiden Männer wären ohne mich besser dran, ich werde mein Leben lang Schuldgefühle mit mir herumtragen und habe schon ganz am Anfang als Mutter versagt. Wie soll das weiter gehen?? Sorry für das viele Gelaber, das musste raus, sonst habe ich das Gefühl zu ersticken.
Grüße von einer tief traurigen und völlig übernächtigen Annette
jetzt habe ich mich eine ganze Weile nicht zu Wort gemeldet. Heute geht es mir aber so schlecht, dass ich gar nicht mehr weiter weiß.
Mein Sohn ist jetzt schon 9 ½ Monate alt und dennoch knabber´ ich immer noch an der Geburt und der Zeit direkt danach. Konkret an der ersten Nacht im Krankenhaus. Ich weiß nicht, wie es bei euch war, aber ich war furchtbar durcheinander, sehr kaputt nach über 16 Stunden, gleichzeitig aufgekratzt, überglücklich und erleichtert, wenn auch nicht so euphorisch wie man sich das davor so vorstellt und irgendwie ganz dumm im Kopf. Und gestresst, weil es im KH doch Stress war, keine gute Betreuung auf Station, Angst mein Kind nicht behalten zu dürfen (sollte überwacht werden), der kleine Henri war total unruhig. Und dann war auch noch seine kleine „Besonderheit“: mein Sohn hatte am linken Ohr so ein kleines Anhängsel, wie ein kleines Stück Ohrläppchen extra, wir haben immer gesagt, sein drittes Öhrchen. Das war überraschend für mich (und habe allgemein große Probleme mit Überraschungen!!) und hat mich doch ziemlich beschäftigt, hatte Angst, dass das ein Zeichen von irgendetwas Schlimmen ist (war es aber nicht) und Sorge, es ihm beim Anziehen abzureißen und schön fand ichs auch nicht. Sonst fand ich ihn hinreißend mit seinen vielen blonden Haaren und dem runden Gesichtchen. Wir haben dann recht unterschiedliche Aussagen gehört, wann man das Öhrchen wegmachen lassen kann und im KH hat es jeder gleich kommentiert, das hat mich genervt.
Und als ich dann nachts schlaflos dalag, habe ich unter vielen anderen Gedanken eben auch gedacht: „Hoffentlich machen sies bald weg, möglichst bevor wir Henri groß präsentieren“. Und dafür schäme ich mich an jedem einzelnen Tag, seit der Kleine auf der Welt ist. Es kommt mir jetzt im Nachhinein vor, als habe ich ihn nicht so gewollt, wie er nun mal war, als habe ich mich geschämt für ihn, was bin ich für eine schäbige Sch**mutter. Es macht mich völlig fertig, im Moment muss ich wieder dauernd dran denken und heulen.
Mein Mann sieht das nicht so und findet, ich überinterpretiere, weil ich zum einen ja nicht nur das gedacht habe, aber mich an das viele Positive aus dieser Nacht jetzt nicht mehr erinnere (üblich bei mir). Das stimmt schon, ich habe ihn dauernd angeschaut und gestreichelt und in meiner melodramatischen Art habe ich in der Nacht meinem Sohn geschworen, dass er für mich immer die Nr. 1 sein wird, dass ich ihm immer beistehen werde usw. Und zum anderen findet mein Mann es nicht verwerflich, dass man – gerade so kurz nach der Geburt – ein makelloses Kind herumzeigen will. Aber er meint, das habe doch nichts mit meiner Liebe zu ihm zu tun und hieße nicht, dass ich mich geschämt hätte. Ich hätte mich ja auch später nicht geschämt als unser Kleiner nen schlimmen Neurodermitisschub hatte und wirklich wie ein Monster aussah. Das stimmt. Aber ich frage mich dauernd, ob das nicht doch so war und weiß nicht, wie ich mit einer solchen „Schuld“ leben soll, heute kann ich meinen Henri gar nicht anschauen, ohne sofort zu weinen. Ich liebe ihn doch so. Und das war doch von Anfang an so, er war und ist mein ein und alles, mit oder ohne drittem Öhrchen, mit oder ohne Makel. Und doch hab ich mir eben gewünscht, dass es weg wäre…
Mann, Mann, ich bin so traurig. Heute denke ich die ganze Zeit, die beiden Männer wären ohne mich besser dran, ich werde mein Leben lang Schuldgefühle mit mir herumtragen und habe schon ganz am Anfang als Mutter versagt. Wie soll das weiter gehen?? Sorry für das viele Gelaber, das musste raus, sonst habe ich das Gefühl zu ersticken.
Grüße von einer tief traurigen und völlig übernächtigen Annette