Wo bleibt die Mutterliebe?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Nenette

Wo bleibt die Mutterliebe?

Beitrag von Nenette »

Hallo Ihr Lieben,

ich nehme jetzt seit knapp zwei Wochen 10 mg Escitalopram und glaube, dass das Medikament (nachdem ich die ersten Tage mit den übelsten Nebenwirkungen zu kämpfen hatte) beginnt, etwas zu wirken. Ich fühle mich nicht mehr ganz so verloren und hoffnungslos wie vorher und kann mich schon ein klitzekleines besser konzentrieren. :wink:
Trotzdem hat sich an der Bindung zu meinem fast vier Monate alten Sohn nichts geändert. Er ist mir nach wie vor fremd. Natürlich kümmere ich mich um ihn, nehme ihn sofort hoch, wenn er schreit und versuche, ihn zu bespaßen. Aber ich fühle mich kein bisschen Mutter. Vom Kopf her weiß ich natürlich, dass er mein Kind ist, aber ich fühle es nicht. Manchmal kommt mir der Gedanke „Huch, du bist jetzt Mama!“ und irgendwie erschrecke ich dann, weil die Empfindungen, die mit dem Muttersein verbunden sind, völlig fehlen. Es fällt mir auch schwer zu sagen „MEIN Sohn“ und auch sein Name ist noch nicht selbstverständlich für mich. Seitdem ich wieder etwas klarer im Kopf zu sein scheine, wird mir dieses fehlende Muttergefühl immer stärker bewusst. Ich hatte es bisher noch nicht ein einziges Mal, weder in der Schwangerschaft noch unmittelbar nach der Geburt. Ich möchte endlich auch diese innige Liebe spüren und meinen Sohn endlich richtig genießen können. Bisher ist jeder Tag nur eine Pflichterfüllung. Freude gegenüber meinem Kind kann ich überhaupt nicht empfinden. Ich möchte zwar, dass es ihm gut geht und hege auch keine Aggressionen gegen ihn (auch wenn ich manchmal mit Wehmut an die Zeit vor seiner Ankunft zurückdenke), aber Liebe o.ä. ist da nicht. Wird es denn irgendwann kommen, dieses vielgepriesene Mutterglück oder wird mein Sohn ein Leben lang ein Fremder für mich bleiben? Was kann ich tun, um meinem Kind näher zu kommen? Ich möchte endlich mal früh aufwachen, meinen Sohn anschauen und mich einfach nur freuen können, dass er da ist.

Liebe Grüße

Nenette
michatina

Re: Mutterliebe

Beitrag von michatina »

Hallo Nenette, als ich Deinen Beitrag gelesen habe, dachte ich, das könnte
ich geschrieben haben! Du nimmst das AD ja erst seit 2 Wochen, habe noch Geduld mit Dir,ich weiss (aus eigener Erfahrung), das ist so leicht
gesagt... Bei mir begann das AD nach ca. 2 Wochen zu wirken, aber die
Mutterliebe, die ich so vermisst habe, verspürte ich erst viel später!
Dieses Gefühl war anfangs ganz schwach und verging auch wieder, wurde
dann aber ständig immer stärker und heute ist es so, dass ich meinen
Sohn richtig geniessen kann und mein Herz ist voller Liebe für dieses
wunderbare Wesen! Ich hoffe, dass es Dir bald genauso geht wie mir -
alles Liebe! Tina :-)
Nojiko

Beitrag von Nojiko »

Liebe Nenette.
Ich habe ebenfalls gedacht, dass ich diejenige gewesen sein könnte die deinen Text geschrieben hat!
Genauso, aber wirklich ganz genauso geht es mir auch mit meinem Kind! Und meine Tochter ist bereits 21 Monate alt!

In den ersten Lebenswochen meines Kindes habe ich mich auch sehr oft erschrocken wenn mir der Gedanke kam: "Huch, du bist ja jetzt Mutter" Das war total komisch für mich. Ich konnte und kann mich heute noch nicht damit identifizieren! Es fällt mir schwer zu glauben, dass ICH eine Mutter sein soll und ich fühle mich auch nicht so. Aber das aller aller schlimmste an der Sache ist: ICH WILL ÜBERHAUPT KEINE MUTTER SEIN, ich will mein altes Leben zurück. Ich habe es bitterböse bereut ein Kind bekommen zu haben und jetzt so schrecklich grausam zu leben mit meinem Kind. Ich bin alleinerziehend und der Vater reißt sich nicht gerade um das Kind.

Wenn ich heute noch mal vor der Entscheidung stünde Abtreibung oder Kind bekommen; ich würde keine Sekunde zögern und eine Abtreibung vornehmen lassen, so sehr habe ich es bereut.

Die meisten Mütter sagen ja, dass sie ihr Kind nicht mehr missen möchten. Ich bringe diesen Satz nicht über meine Lippen, denn er wäre geheuchelt. Ganz im Gegenteil, ich wünschte, das Kind wäre nicht da! Ich wünschte ich wäre keine Mutter.

Dabei kümmere ich mich genauso wie du um mein Kind. Ich beschütze, behüte und versuche zu erziehen, halte das Kind sauber, essen ist immer da, alles ist einfach perfekt fürs Kind. Aber mir gehts einfach nur dreckig mit der Situation. Ich frage mich, wann ich endlich in die Mutterrolle hineinwachse.

Alle haben damals zu mir gesagt: "Ach, das kommt von ganz alleine, mach dir keine Gedanken, die Muttergefühle entwickeln sich mit der Zeit von selbst. Tja, bis jetzt kann ich das leider überhaupt nicht bestätigen.

Ich schäme mich so sehr, hier ins Forum zu schreiben, dass ich mir wünsche, dass mein Kind nicht auf dieser Welt wäre bzw. dass es nicht MEIN KIND wäre. Ich will SO nicht leben. Aber ich kann es leider nicht mehr ändern. Ich muss durch diese Hölle gehen.

Ich kann dir leider keine guten Ratschläge mit auf den Weg geben, denn ich selbst bin am Ende meiner Kräfte angelangt. Ich bin ein nervliches Wrack, habe Angst- und Panikattacken seit 22 Jahren und starke Depressionen. Mein armes Kind. Es hat eine bessere Mutter verdient, soviel steht fest.

Viele liebe Grüße und alles Gute für euch!
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Nennette!

Auch bei mir hat es einige Zeit gedauert, bis ich diese vielzitierte "Mutterliebe" spühren konnte. Eigentlich ist das aber gar nicht abnormal, denn man wird zwar innerhalb weniger Stunden Mama, aber wir sind MENSCHEN und keine Maschinen. Es legt sich nicht einfach ein Schalter um und Schwups sind wir die immer liebende, nie traurige, nie wütende oder genervte, immer adrett und schlanke Supermama. Und das bitte schön sofort und immer.

Leider wird dieses Bild aber immer noch besonders von den Medien hochgehalten und auch in der Gesellschaft geisterst es noch in den Köpfen rum. Deshalb haben wir auch viel zu überzogene Erwartungen an uns selber. Gut, es gibt sicher die Mamas die gleich voller Liebe und Hingabe sind für ihr neugeborene Baby - aber es gibt auch die anderen Mamas, die erst mal ziemlich erschrocken und erstand sind, dass sie jetzt MAMA sind.

Meine Nachsorge Hebamme, die mich auch durch die schlimmste Zeit der PPD begleitet hat sagte mal zu mir: Durch die Geburt öffnet sich nicht nur der Körper um das Baby zu gebären, es öffnet sich auch die SEELE der Frau!!! Das ist ein ganz enormer Einschnitt im Leben einer Frau mit sehr vielen Belastungen, Ängsten und viel Neuem. Die Frau würde selber viel länger Betreuung nach der Geburt benötigen, als es bei uns der Fall ist. Aber statt desen, soll sie gleich wieder funktionieren und die "Alte" sein. Die körperlichen Wunden einer Geburt heilen zwar, aber die Seele die ist noch viiiiiiiel länger "wund".

Liebe Nennette, machst du sonst noch was neben deiner AD - Einnahme? Bist in Therapie oder ähnlichem? Mir haben die Gespräche mit meiner Hebamme (neben meinen regelmässigen Sitzungen bei meinem Psychiater) sehr geholfen. Sie hat bei mir auch die traditionelle chinesische Medizin angewandt, viel geredet, gemeinsam nochmal die Geburt veratmet. Langsam merkte ich dann, wie meine Seele sich wieder geschlossen hat und wie ich mich selber wieder fühlen konnte. Vorher fühlte ich mich so verloren, war eine Hülle all meiner Persönlichkeit beraubt. Es war als hätte ich mein Innerstes bei der Geburt verloren - ich lebte nur noch in Angst und Dunkelheit. Zwar habe ich Noah versorgt, aber fühlen konnte ich nix dabei. Aber dann kam es ganz langsam und zaghaft - so als ob sich kleine Fenster auftun und man aufeinmal von der Sonne gekitzelt wird. Diese "Fenster" haben sich dann zwar am Anfang wieder geschlossen, aber sie öffnet sich immer öfter und länger und heute sind sperrangel weit offen! :D

So, jetzt habe ich dich fürchte ich, total zugetextet, aber vielleicht hilft es dir ein bisschen. Evtl. magst du auch eine Gesprächstherapie neben deinem AD machen? In einer Hebammenpraxis oder Kinesiologin kann man da ganz tolle Erfahrungen machen und Hilfestellungen bekommen. Das geht natürlich auch paralell zu einer anderen Therapie, falls du schon eine machst!

Ganz liebe Ostergrüße sendet dir
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
kathrin

Beitrag von kathrin »

hallo
kann mich nur anschliesen.meine tochter ist auch bald 4 monate alt und ich habe auch lange gebraucht um überhaupt sowas wie ein anflug von liebe zu spüren.auch heute denke ich das noch steiogerung möglich wäre.
der satz "ich bin mama" kommt mir fremd und komisch vor und ich sage ihn sehr selten.
ich glaube aber das das völlig normal ist und man zeit braucht um diese gefühle aufzubringen.wir sind erst kurz mamas,da sollten wir uns einfach noch ein wenig zeit lassen.die umstellungen die ein kind mitsichbringt,die schlaflosen nächte,das funktionieren,das alles und noch viel mehr,auch in bezug auf meine partnerschaft,machen es manchmak nicht einfach diese gefühle aufzubringen,aber sie kommen immer häufiger undf tiefer.
lg kathrin
Nojiko

Beitrag von Nojiko »

Hallo nochmal.
Also wie ich oben schon geschrieben habe ist meine tochter jetzt 21 monate alt und ich habe das gefühl da ist immer noch nix in richtung muttergefühle passiert. natürlich passe ich auf sie auf und versorge sie, aber ich möchte am liebsten keine mutter sein. ich habe es so sehr bereut. es vergeht kein tag, an dem ich nicht denke: "mein gott, so eine schei***, jetzt kannst du wieder den ganzen tag "hatti-tatti" mit der machen" Das ist doch total peinlich und schlimm für eine Mutter, so denkt und fühlt doch keine mutter seinem eigenem kind gegenüber. von daher denke ich, dass ich nicht dafür geboren bin um mutter zu sein. es war ein großer großer fehler von mir, den ich leider nicht mehr rückgängig machen kann. ich bin froh, wenn sie 18 jahre alt ist, dann habe ich endlich mein leben wieder! aber wie mein kind dann wohl von mir denken mag? das möchte ich mir gar nicht vorstellen! sie hat eine bessere mutter verdient!
Nenette

Beitrag von Nenette »

Hallo zusammen,

ich hoffe, Ihr habt alle angenehme Ostern ohne Depris verbracht und danke Euch für Eure aufbauenden Worte!
Natürlich habe ich meinen Sohn auf eine gewisse Art und Weise gern; ich mag ihn z.B. nicht leiden bzw. weinen sehen, möchte, dass er glücklich ist und versuche alles zu tun, damit es ihm gut geht, aber die Freude an ihm und dieses große Gefühl, dass ich mir erhoffte, fehlen gänzlich. Schon in der Schwangerschaft (besonders, als es aufs Ende zuging) merkte ich, dass irgendetwas nicht stimmte. Ich konnte mich gar nicht freuen, fühlte mich, so ausgeliefert, umso näher der Geburtstermin rückte. Alle sagten mir jedoch, das wäre normal und würde vergehen, wenn mein Baby dann einmal da sei. Ja, und heute trauere ich noch immer meinem alten Leben hinterher. Ich denke manchmal, ähnlich wie Nojiko, dass ich mich, wenn ich die Uhr noch einmal zurückdrehen könnte, nicht noch einmal für ein Kind entscheiden würde. Ich weiß, das hat an sich gar nichts mit meinem Sohn zu tun, sondern mit meinem "Seelenzustand" seit der Schwangerschaft und Geburt. Ich möchte einfach, dass es mir wieder gut geht, dass ich wieder so unbeschwert und glücklich sein kann wie früher. Irgendwie fühle ich mich betrogen. Ich wollte immer ein Kind, liebte Kinder über alles und hatte immer dieses romantische Bild von einer glücklichen kleinen Familie vor Augen. Ja, und jetzt bin ich Mutter, aber alles ist so anders, als ich es mir vorgestellt habe. Nie hätte ich gedacht, dass mich die Mutterschaft so aus dem Gleichgewicht bringen könnte. - Wie Martina schon schrieb, fühle auch ich mich leer, ohne Persönlichkeit, meiner ganzen Lebensfreude beraubt, auch wenn es seit der Einnahme des Ads nicht mehr ganz so unerträglich ist. Ich habe das Gefühl, die "alte Nenette" ist durch die Mutterschaft verschwunden und wird auch so nie wiederkommen. Ja, und die "neue Nenette" scheint verloren dahinzutreiben, versucht, sich zu finden, sich als Mutter zu definieren, doch irgendwie gelingt es ihr nicht.
@Martina: Nein, keine Sorge, du hast mich nicht zugetextet. :wink: Im Gegenteil, ich fand deine Worte sehr trostspendend. - Zu deiner Frage: Ja, ich bin - neben der AD-Einnahme - auch in Therapie, im Moment sogar (das ergab sich jedoch eher zufällig) bei zwei Psychiatern. Aber ich habe das Gefühl, dass die Gespräche nichts bringen. Beide Ärzte gehen gar nicht so sehr auf mein eigentliches Problem, nämlich die Akzeptanz meiner Mutterrolle, ein und scheinen sich mit postpartalen Störungen auch gar nicht so auszukennen. Ich würde gerne wechseln, bin momentan jedoch noch auf der Suche. Ist in Frankreich jedoch gar nicht so einfach… - Dass du so eine verständnisvolle Hebamme hattest, finde ich toll. Viele Hebammen kennen sich mit PPD und PPP ja gar nicht aus. Meine Hebamme (die sonst viel von ihrem Fach versteht) käme dafür leider nicht in Frage. Ich erinnere mich noch genau, wie sie bei der Geburtsvorbereitung auch kurz auf PPD und PPP zu sprechen kam. Sie meinte, dass sie als Hebammenschülerin einmal eine Frau (die nur noch "Gemüse" im Kopf gewesen wäre), mit einer postparalen Störung gesehen hätte, als sie im Rahmen ihrer Ausbildung ein "Behindertenheim" besuchte. Meine Frage darauf: "Behindertenheim? Sie meinen doch bestimmt etwas anderes?" Worauf sie antwortete: "Naja, oder Irrenanstalt. Ist doch egal." Das hat sich bei mir so ins Gedächtnis eingeprägt, dass ich mich davor scheue, mich meiner Hebamme anzuvertrauen.
So, jetzt habe ich aber ganz schön getextet und bin auch etwas vom Thema abgekommen…
Danke fürs Zuhören bzw. Lesen

Liebe Grüße

Nenette
Nenette

Beitrag von Nenette »

Liebe Marika,

entschuldige, ich habe mich mit deinem Namen vertan. Ich hoffe, du verzeihst mir. :roll:

LG

Nenette
MarjoRM

Beitrag von MarjoRM »

Hallo Mädels!

Bin neu hier und möchte zu diesem Thema gern etwas beitragen.
Als bei mir damals der Schwangerschaftstest positiv war, hab ich erstmal ganz übel geheult.
Dabei war ich glücklich verheiratet, verhältnismäßig gesund, finanziell leidlich abgesichert, hatte eine liebende Familie inclusive Schwiegerfamilie um mich herum und war auch schon 31, also auch nicht gerade zu früh für das erste Kind. Ich hatte mich nur nie wirklich mit dem Gedanken auseinandergesetzt und war einfach noch nicht bereit dazu. Wenn mich jemand gefragt hat, ob ich eigentlich Kinder haben wollte habe ich immer nur die Achseln gezuckt, ich wußte es einfach nicht. As ich geheiratet habe, war mir natürlich klar, daß mein Mann gern Kinder wollte und da ich nun auch keine spezielle Abneigung gegen den Gedanken hatte, dachte ich mir, ok, so übernächstes Jahr. Die Schwangerschaft (dank Persona :-((( ) kam dann nur leider ein Jahr früher. Und da wollte ich noch nicht. Ich hatte in diesem Jahr noch so viel vorgehabt. So konnte ich mich auch nicht freuen. Die Schwangerschaft war mies, obwohl medizinisch gesehen alles ok war, ich hab noch nichtmal großartig gek... oder so, es ging mir nur ziemlich schlecht, so als würde das Kind alle Kraft brauchen und für mich selbst nix übrigbleiben. Dann kam die Geburt, auch medizinisch ganz ok, für mich die totale Hölle. Von wegen "die Schmerzen hat man gleich wieder vergessen" Haha, ich kann mich heute noch gut dran erinnern!

Meine Tochter war winzig, sehr süß und zu Anfang auch recht pflegeleicht.
Ich hatte sie auch gern, nur ging immer noch alle Kraft, die ich hatte (und auch die, die ich eigentlich nicht mehr hatte!), fürs Kind drauf. Dann kam noch eine ganz schlimme Fehlentscheidung hinzu (als die Kleine 6 Wochen alt war), dann heulte ich praktisch nur noch.
Dieser Zustand hat sich eine ganze Weile so gehalten, wurde dann besser, als wir die Fehlentscheidung zumindest ansatzweise korrigierten, aber wirklich gut fühlte ich mich nicht. Die Tiefs waren häufig und oft so heftig, daß ich meine Mutter bat, mir das Kind abzunehmen. Ein wenig erleichtert fühlte ich mich, als ich nicht mehr stillen mußte.

Trotzdem fühlte ich mich dauernd überfordert und überhaupt nicht mehr ich. Am Schlimmsten waren und sind die Mütter, für die Kinder das Tollste und einzig Wahre im Leben sind. Du hast ein süßes Kind und du hast gefälligst glücklich zu sein damit! Hallo?? Eigenes Leben??? Mal ne Nacht schlafen??? Ich war immer nur auf der Flucht vor meiner Tochter! Schon, ich liebe mein Kind - am meisten, wenn jemand anderes drauf aufpaßt, denn ich hasse es, Mutter zu sein!

Wirkliche Besserung erlebe ich erst, seit meine Tochter im Kindergarten ist (Dez 06), und sie ist jetzt schon drei! Jetzt fängt sie auch langsam an, mit anderen Kindern aus der Nachbarschaft zu spielen und ist immer mal wieder ne Stunde weg. Und das hilft. Je weniger ich mich allein verantwortlich für mein Kind fühle, je weniger sie mich braucht, desto mehr kann ich sie annehmen und auch mal Spaß dran haben, desto mehr habe ich das Gefühl, wieder frei atmen zu können. Mit ihr spielen ist immer noch nicht mein Ding, aber das ist jetzt nicht mehr so schlimm.

Ich fühle mich immer noch sehr eingezwängt in meine Mutterrolle.
Ich habe so viele Ideen, eigentlich so viel Energie, so viele Träume - aber alle scheitern an der Realität: es geht einfach nicht mit Kind! Das tut manchmal schon ganz schön weh!
Und wie ich mich fühlen würde, wenn ich allein erziehend wäre, darüber möchte ich gar nicht nachdenken!
Aber mit der Zeit habe ich zumindest gelernt, meine Tochter zu lieben, das ist doch schon mal was!

Hmm, das ist jetzt arg lang geworden - danke, wenn Ihr bis hierher gelesen habt! :wink:

Liebe Grüße und alles Gute

Marjorie
Susann

Beitrag von Susann »

Liebe Nenette,

Ich kann dich und auch die anderen die hier gepostet haben sehr gut verstehen. Ich fand auch den Satz von Marjorie 'Ich war immer nur auf der Flucht vor meinem Kind ' sehr treffend, so gings mir nämlich auch lange Zeit. Ich war immer froh wenn sie geschlafen hat oder ich sie bei meinen Eltern abgeben konnte. Ich fand das Muttersein einfach nur anstrengend und wollte weder die Verantwortung, noch konnte ich bei mir irgendwelche großen Gefühle für mein Kind entdecken. Ich dachte immer nur 'du musst! du musst! du musst!' Einfach weil ich nicht fassen konnte, dass ich als Mutter so dermaßen versagte. Gleichzeitig hatte ich seit der 3. Woche nach der Entbindung extreme Zwangsgedanken meinem Kind gegenüber, was mich fast wahnsinnig gemacht hat. Ich habe mich ständig schuldig und gleichzeitig völlig machtlos und ausgeliefert gefühlt und dachte nicht das ich das alles jemals bewältigen könnte.
Jetzt ist meine Tochter ein Jahr alt und ich kann jetzt wirklich von mir sagen, dass ich sie unendlich liebe, aber die Schwierigkeiten meine Mutterrolle anzunehmen sind teilweise immer noch da. wenn ich mich mal dabei erwische wie ich denke 'Gott sei Dank spielt sie jetzt allein und ich muss mich nicht kümmern', dann geht's mir gleich wieder schlecht. Die ZGs sind auch in regelmäßigen Abständen wieder da, was mich dann noch weiter in die Krise stürzt. Wenn ich mir die Beiträge hier im Forum durchlese, dann erkenne ich mich oft wieder. Es ist halt ein langer Weg den wir da alle zurücklegen, aber wenn ich auf mein letztes Jahr zurückschaue, dann seh ich da schon Fortschritte, auch wenn ich oft das Gefühl habe ich würde auf der Stelle treten und nichts hätte sich geändert. Jetzt habe ich auch wieder Pläne, was ich gern machen würde, nur für mich aber auch gemeinsam mit meiner Tochter. Nächste Woche fahr ich mit ihr für eine Woche in den Urlaub, allein. Mal schaun wie das wird. Vielleicht brauch ich ja danach Intensivbetreuung :lol:

Also alles Gute und liebe Grüße, Susanne
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