ich nehme jetzt seit knapp zwei Wochen 10 mg Escitalopram und glaube, dass das Medikament (nachdem ich die ersten Tage mit den übelsten Nebenwirkungen zu kämpfen hatte) beginnt, etwas zu wirken. Ich fühle mich nicht mehr ganz so verloren und hoffnungslos wie vorher und kann mich schon ein klitzekleines besser konzentrieren.

Trotzdem hat sich an der Bindung zu meinem fast vier Monate alten Sohn nichts geändert. Er ist mir nach wie vor fremd. Natürlich kümmere ich mich um ihn, nehme ihn sofort hoch, wenn er schreit und versuche, ihn zu bespaßen. Aber ich fühle mich kein bisschen Mutter. Vom Kopf her weiß ich natürlich, dass er mein Kind ist, aber ich fühle es nicht. Manchmal kommt mir der Gedanke „Huch, du bist jetzt Mama!“ und irgendwie erschrecke ich dann, weil die Empfindungen, die mit dem Muttersein verbunden sind, völlig fehlen. Es fällt mir auch schwer zu sagen „MEIN Sohn“ und auch sein Name ist noch nicht selbstverständlich für mich. Seitdem ich wieder etwas klarer im Kopf zu sein scheine, wird mir dieses fehlende Muttergefühl immer stärker bewusst. Ich hatte es bisher noch nicht ein einziges Mal, weder in der Schwangerschaft noch unmittelbar nach der Geburt. Ich möchte endlich auch diese innige Liebe spüren und meinen Sohn endlich richtig genießen können. Bisher ist jeder Tag nur eine Pflichterfüllung. Freude gegenüber meinem Kind kann ich überhaupt nicht empfinden. Ich möchte zwar, dass es ihm gut geht und hege auch keine Aggressionen gegen ihn (auch wenn ich manchmal mit Wehmut an die Zeit vor seiner Ankunft zurückdenke), aber Liebe o.ä. ist da nicht. Wird es denn irgendwann kommen, dieses vielgepriesene Mutterglück oder wird mein Sohn ein Leben lang ein Fremder für mich bleiben? Was kann ich tun, um meinem Kind näher zu kommen? Ich möchte endlich mal früh aufwachen, meinen Sohn anschauen und mich einfach nur freuen können, dass er da ist.
Liebe Grüße
Nenette