die gedanken gehen nicht weg

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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elli85

die gedanken gehen nicht weg

Beitrag von elli85 »

hallo, ich muß mir hier unbedingt mal was von der seele schreiben....

meine geschichte hab ich hier ja schon erzählt also wißt ihr so ungefähr was mein kleiner mann und ich ( ach und der große mann ja auch) die ersten monate durchgemacht haben.
es war, wie bei jeder anderen hier auch die hölle...und das was mich so gar nicht mehr losläßt sind die gedanken daran was mein kleiner durch mich erleben mußte.

es hat ja im krankenhaus schon angefangen, ich hatte die halluzinationen, diese ganze panik....und ich hab den kleinen gar nicht wahrgenommen...hab mich nur auf diese negativen sachen konzentriert. das erste baden z.B. hab ich nur vor mich hergeschoben, selbst windeln haben fast nur die schwestern gemacht, es ging alles überhaupt nicht.

zu hause ging es weiter...ich hab ihn fast nur auf der couch liegen gehabt, konnte ihn überhaupt nicht in den arm nehmen....es waren ja nur schuldgefühle ihm gegenüber vorhanden, nichts war so wie es in all den büchern stand die ich in der schwangerschaft gelesen hatte. und für mich war moritz schuld...ohne ihn wäre das nicht so gekommen.

ich konnte ihm einfach keine liebe geben. meine ärztin in der klinik hat mal gesagt, das er so früh angefangen hat mich lächeln, weil er sich so die zuneigung holen wollte die ich ihm nicht gegeben habe....das hat mich umgebracht.

sicher ist inzwischen alles anders, ich liebe moritz über alles...aber die schuldgefühle bleiben und nagen sehr an mir. moritz hat zum beispiel ein totales schlaf-problem, er schreit wenn er schlafen soll und an durchschlafen ist nicht zu denken...manchmal schreit er sogar mitten in der nacht...ewig. und das hört einfach nicht auf und ich bin felsenfest davon überzeugt das nur ich daran schuld bin...es liegt an dem was er erlebt hat...er wird das ständig verarbeiten müssen oder so, ich weiß es nicht.

ich weiß nicht wie es weiter gehen soll, was soll ich machen...ich kann nur für ihn da sein, ihm helfen das alles loszulassen und einfach hier und jetzt zu leben...aber die gedanken machen mich kaputt.

danke für's zuhören!
Balu

Beitrag von Balu »

Hallo Elli,

das was Deine Ärztin da mit dem Lächeln gesagt hat kann ich so nicht nachvollziehen. Weisst Du dieses Lächeln der ganz Kleinen ist einfach ein immitieren der Personen, die sie ansehen. Also muss er irgendjemanden gehabt haben, der ihn angelächelt haben muss. Weisst Du, meine Tochter hat mit 5 Monaten das erste Mal gelächelt. Ich dachte sie sei autistisch und machte mir total Sorgen. Sie hat mich auch nie angesehen. Dass ich depressiv war, war für mich nicht klar ich hatte mir ja keine Hilfe geholt. Und für meine Tochter war die Zeit auch sicher sehr schlimm. Sie hat später schlecht von allein Kontakt aufnehmen können und war sehr zurückhaltend. Später in der dritten Klasse hat sie dann eine Ergotherapie gemacht um sich besser zu spüren und danach sogar noch eine 9 monatige Psychotherapie bei einer Psychologin, da sie sehr in sich gekehrt war. Mittlerweile ist sie fast 14 und ein aufgeschlossener, pubertierender, normaler Teenie. Sie geht in die 7. Klasse eines Gymnasiums und ist gut in der Schule.

Damit will ich nur sagen, dass die Kinder vermutlich doch etwas von der Krise der Mutter beeinträchtigt sind. Aber wenn Du Deinen Sohn später beobachtest und z.B. rechtzeitig mit einer Ergotherapie beginnst (dort lernen die Kinder eine bessere Selbstwahrnehmung durch gezielte Spiele), besser nicht erst in der dritten Klasse sondern vielleicht schon mit 2 oder drei Jahren, kann noch sehr viel korrigiert werden. Du kannst dem Kinderarzt das ruhig so erzählen. Dann bekommst Du eine Verordnung und kannst Dir damit einen Ergotherapeuten suchen. Mit meinem Jüngsten habe ich übrigends auch eine Ergotherapie gemacht.

Lade nicht so viel Schuld auf Dich. Auch ich hatte jahrelang diese Schuldgefühle und machte mir viele Gedanken um die Zukunft meiner Kinder. Aber oft sind sie stärker als wir glauben.

Alles Liebe

Balu
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Elli!

Mir ging es Anfangs auch so wie dir. Ich konnte meinem Kleinen keine Liebe geben und wickeln und baden war der Horror für mich. Ich hatte schlimme ZG und deswegen extreme Schuldgefühle Noah gegenüber.

Auch mein Kleiner hat sehr früh zu lächeln angefangen. Aber ich denke nicht, dass er sich so die Liebe holen wollte, sondern es ist wirklich ein erstes Nachahmen von dem was er sieht - er sieht Leute um sich, die ihn anlächeln. Und du lächelst ihn sicher auch an - vielleicht ist es dir nicht bewußt... aber ich bin mir sicher, es ist so. Auch das Weinen in der Nacht hat wahrscheinlich ganz andere Gründe. Die Kinder machen Wachstumsschübe durch und viele Kinder brauchen lange, bis sie durchschlafen. Unser Noah z.B. wollte aufeinmal mit 13 Monaten gar nicht mehr in seinem Bett schlafen, er weinte und weinte - hatte echte Panik davor. Genau das kenne ich auch von anderen Kindern, deren Mütter keine PPD oder PPP hatten. Es ist die Entwicklung der Kinder!!!

Liebe Elli, es gibt keinen Grund, dass du dir solche Schuld gibst - ich weiß aber, dass man aber genau das tut, wenn es einem so schlecht geht. Mir ging es auch so. Wenn man eine PPD hat und sich nicht helfen läßt, kann es natürlich schon sein, dass die Kinder was mitbekommen - aber du bist ja in Behandlung, oder?

Mein Noah ist bereits 2 Jahre alt und hat bis jetzt keinen "Schaden" davon getragen. Er ist ein fröhliches, kluges Kerlchen, sehr aktiv und liebt MICH über alles und ich ihn erst!!!! :wink: Was er auch ist... er ist ein sensibles Kind, aber ich bin auch ein sensibler Mensch und vieles ist ja auch Vereerbungssache.

Noah wird seinen Weg gehen und ich werde ihm mit all meiner Kraft beistehen. Du machst das ganz toll mit deinem Schatz und wirst ihn auf seinem Weg genau so begleiten, wie es sein sollte.

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
elli85

Beitrag von elli85 »

Balu,

vielen Dank für den Rat mit der Ergotherapie...ich denke das wäre wirklich angebracht denn irgendwo hast du schon Recht...Auswirkungen hat es mit Sicherheit auf das Kind. Und mein Moritz hat auch viel von den Streitereien mit meinem Freund mitbekommen, weswegen ich auch sehr große Schuldgefühle habe. Also Danke

Marika,

das mit dem Schlafen klingt wirklich plausibel aber bei mir siegt da eben kein Vernunftgedanke...immer wenn mir mein freund erzählt dass er wieder geschrien hat oder wenn ich es selber beim einschlafen mitbekomme kommen diese Gefühle und ich kann nichts dagegen machen. Seit zwei Tagen schläft er in seinem Bett und es scheint wirklich besser zu laufen, es tut zwar unheimlich weh morgens nicht mehr neben ihm aufzuwachen aber es wird wohl irgendwie besser sein...ich weiß nicht warum aber mein freund sagt das es den Anschein hat als wäre er viel entspannter nachts.
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