Was habe ich nur ? Bin völlig verzweifelt...

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Jessi

Was habe ich nur ? Bin völlig verzweifelt...

Beitrag von Jessi »

Hallo,
ich weiß einfach nicht mehr, was ich noch machen soll.
Mir gehts seit Monaten total mies, mir ist alles zu viel,
ich habe Angst davor mit meinen Kindern alleine zu sein.
Wenn ich morgens aufstehe und den langen Tag vor mir habe und mein Mann erst um 17.00 Uhr wieder nach Hause kommt, habe ich totale Panik.
Ich kann das Gefühl garnicht beschreiben, ich stehe quasi unter Dauerstrom, bin innerlich so angespannt, dass es mich fast zerreisst.
Möchte am liebsten ganz alleine sein und für nichts verantwortlich.
Wenn ich mich dann ab und an noch selbst aufbauen kann - mit dir gehts doch gut, du hast gesunde Kinder, eine schöne Wohnung etc... - dann gehts mal wieder ein paar Tage, doch es kommt immer wieder über mich gerollt.
Ich kann einfach nicht mehr und habe angst davor es meinem Mann so zusagen, hatte ja die letzten 7 Jahre immer wieder psychische Probleme und habe so angst "bekloppt" zu werden oder zu sein.
Andere Mütter schaffen das soch auch, wieso ich nicht ?
Weglaufen oder nicht mehr am Leben sein, kann doch keine Lösung sein ??? :cry:
Als es mir das letzte Mal so furchtbar schlecht ging, habe ich mit meinem Mann darüber gesprochen und geweint, er konnte mich auch verstehen, jedoch nicht helfen, das Einzige was er dazu sagte war: Ich kann doch nicht jetzt zu Hause bleiben, wenn du in die Klinik musst. Dann verliere ich meinen Job....
Toll und dann fühle ich mich noch mieser und denke ich muss das jetzt einfach aushalten, ich bin nicht normal. Will ja vor ihm auch nicht als Heulsusse dastehen. Ich schäme mich für alles so sehr, dafür dass ich in keinster Weise belastbar bin, dafür dass ich keine alleinige Verantwortung übernehmen kann, dafür dass ich immer etwas zu meckern habe, dass ich nie zufrieden bin.....
Was soll ich denn nun tun ? Ich nehme ja schon Trevilor und vorher habe ich Citopralm genommen, doch nichts schlägt an.
Mein Doc (Hausarzt) sagt, dass ich mich anders organisieren soll und dann wird das schon... Glaube, der ist auch schon genervt von mir :roll:
Ich habe Angst und kann nicht mehr...

Lg Jessi
susi69

Beitrag von susi69 »

Hallo Jessi und ein herzliches willkommen :wink:

Jaa schön, daß Du da bist. Hier bist Du mit Deinen Problemen nicht allein und kannst jederzeit herkommen, wenn Du möchtest. Es ist eine harte Zeit, die Du grad durchmachst. ABer Du wirst sehen, daß es wieder besser wird.

Also ich denke, daß Du Deinen Arzt nicht nervst, dafür bist Du nicht verantwortlich, sondern er kann einfach mit Deiner Situation nicht umgehen. Also hat er ein Problem und nicht Du. Dann bitte ihn doch, Dich zu einem Psychologen zu überweisen. Oder hast Du schon eine Therapie gemacht. Du schreibst ja, daß Du schon eher psychische Probleme hattest.

Du mußt nicht gleich in eine Klinik gehen. Es gibt viele Frauen hier, die es sehr gut mit einer ambulanten Therapie geschafft haben. Es gibt auch noch viel mehr AD´s. Wie lange nimmst Du das Trevilor schon? Du kannst ja zur Not noch auf ein anderes wechseln.

Bin grad arg im Zeitdruck. Melde mich später sicher wieder.

lg Susi
bellami1983

Beitrag von bellami1983 »

Hallo liebe Jessi,

deine Zeilen machen mich betroffen, denn ich kann dich so gut verstehen, auch wenn dir das nichts nützt.

Mir ging es auch so, dass ich Angst vor dem Alleinsein mit dem Kind hatte, aber es klappte doch irgendwie, wenn es auch schwer war und ist.
Du musst dich nicht mies fühlen deswegen, dass du dir so vorkommst, als versagst du als Mutter, denn das tust du nicht. Du tust alles Machbare für deine Kinder und das ganze drumherum.
Hast du Freunde oder deine Familie, wie Mutter oder Vater, Geschwister, die dir helfen können, auf die du zählen kannst?
Dein Mann scheint dich zu verstehen, hat er ja auch gesagt. Ich denke mir, du wünschtest dir, dass er zu Hause wäre, aber das geht letztendlich wahrscheinlich nicht, denn er hat auch seinen Job dem er nachgehen muss. Sicherlich versteht man das, aber auch ich wünschte mir, dass mein Partner immer da wäre um mir zu helfen oder einfach nur da zu sein.

Du wirst auch ganz sicher nicht bekloppt oder irre! :!: Dieser Dauerstrom ist eine unheimliche Belastung, ich kenne das auch und stehe auch darunter.

Hast du mit deinem Arzt gesprochen, dass kein Medikament bisher so richtig wirkt? Es gibt eine Reihe von ADs und eines wird dir sicher auch helfen! Manchmal braucht man mehrere Anläufe um das richtige Medi für sich zu finden, manchmal braucht man auch eine Kombination verschiedener Medikamente, was dir dein Arzt sicher erklären kann.

Mit dem Trevilor hatte ich relativ gute Erfahrungen. Nach acht Wochen und einer Dosis von 150 mg ging es mir langsam besser, musste es aber dann absetzen wegen der Schwangerschaft.

Hat dein Hausarzt schon diverse andere Untersuchungen vorgenommen? Wurde die Schilddrüse untersucht? Wenn nicht, kann man dies auch mal versuchen, einfach um alles Körperliche ausschließen zu können.

Du kannst jederzeit hier schreiben, wenn dir danach ist. Es wird sich immer jemand finden, der dir antworten kann.

Liebe Jessy, es wird besser, das ist sicher, nur wann wird dir niemand beantworten können, leider!

Fühl dich gedrückt

Bella
Julia73

Beitrag von Julia73 »

Liebe Jessi,

ich würde dir auch raten, vielleicht mal einen Psychiater oder Psychotherapeuten aufzusuchen. Vielleicht ist dein Hausartz überfordert mit deiner Situation. Ist ja auch nicht sein Fachgebiet. Meine Hausärtzin hat mich damals sofort zu einem Psychiater überwiesen.

Ich kann verstehen, dass du dich schämst, das ging mir am Anfang genauso. Ich habe mich erst mal überhaupt nicht getraut über meine Gedanken und Gefühle zu sprechen. Man fühlt sich ja auch so hilflos. Aber natürlich brauchst du dich nicht zu schämen, denn es darf einem auch schlecht gehen. Man kann nicht immer funktionieren wie ein Uhrwerk. Versuche dich diesbezüglich nicht all zu sehr unter Druck zu setzen.

Hast du denn schon einmal eine Therapie gemacht? Oder warst schon mal in einer Klinik? Ich denke nämlich auch, dass eine Klinik ja nicht zwangläufig sein muss. Ich habe meine Krise auch mit einer ambulanten Therapie überwunden. Nur für ein paar Tage war ich am Anfang stationär in einem Krisenzentrum. Außerdem gibt es ja auch Kliniken mit Mutter-Kind-Stationen … so dass dein Mann keineswegs gleich ganz zu Hause bleiben müsste.

Liebe Grüße,
Julia
Jessi

Beitrag von Jessi »

Hallo,
danke für eure lieben Worte...
War heute nochmals bei meinem Arzt, heulend und total aufgelöset habe ich ihm mal wieder erzählt, wie schlecht es mir zur Zeit geht.
Er hat mich zu einem Neurologen und einem Psychotherapeut überwiesen, das hat er schon einige Male getan, ich bin nur nicht mehr hingegegangen, weil die Wartezeiten auf einen Platz so ewig lange dauern.
Und mich das in dem Moment nicht weitergebracht hat.
Eine Verhaltenstherapie habe ich angefangen und bin irgendwie nicht an den richtigen geraten.
Jetzt starte ich einen neuen Versuch, er hat das Trevilor erhöht auf 150mg und mir zusätzlich Lorazepam verschrieben.
Eigentlich wollte ich mich freiwillig einweisen lassen, werde es aber jetzt erst nochmal mit der Kombination versuchen.
Ja ich habe auch Familie, bzw. eine Mutter, die voll und ganz hinter mir steht - psychisch gesehen - leider ist sie selber chronisch krank und Vollzeit berufstätig, so dass sie mir die Kinder nicht viel abnehmen kann.
Mein Mann tut eben auch nur das Nötigste und versteht garnicht, wie man sich um alles und jeden auf der Welt so viele Gedanken machen kann :roll: Ich glaube das ist ne Nummer zu hoch für ihn, könnte wahrscheinlich auch keinem Helfen der Rheuma hat (blödes Beispiel) weil ich es selber noch nicht hatte. Ich versuche halt krampfhaft ihn in die tieferen Atmosphären meines Seelenlebens :lol: einblicken zu lassen, aber das ist nicht sein Ding und geht ihm viel zu weit.
Ich danke Euch erstmal....

PS: Meine Schildrüse ist in Ordnung, wurde schon untersucht !
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Jessi!

Nicht den Mut und die Hoffnung verlieren! Schön dass du hier bei uns bist und dich uns anvertraust. Wir verstehen ganz genau wie du dich fühlst - das ist das Schöne an dieser Selbsthilfegruppe! Man muß nicht nach Erklärungen suchen oder sich gar schämen. Nein liebe Jessi, auch ich verstehe dich vollkommen.

Auch ich litt sehr unter Ängsten, mit meinem Sohn alleine zu sein. Ich hatte schwere Angst- und Panikattacken und dachte ich werde verrückt. Sogar selber einweisen lassen wollte ich mich - genau wie du. Glücklicherweise habe ich aber einen tollen Psychiater gefunden und heute nach fast 2,5 Jahren geht es mir wieder sehr gut. Er hat mir mit einer Verhaltens-/Psychotherapie und einem AD unglaublich geholfen. Ich habe heute eine Lebensqualität erreicht, die ich bisher noch nie hatte.

Ich weiß auch wie schwer es ist, mit dem Partner darüber zu reden. Wenn jemand diese Krankheit noch nie hatte, kann man das ganze Ausmaß des Leidens nicht verstehen. Mein Mann hat auch erst nach und nach verstehen können, was da eigentlich mit mir passiert, was im Gehirn vor sich geht, was die Auslöser sind usw. Er dachte am Anfang auch mit so Sprüchen wie "Reiß dich zusammen" oder "Du mußt nur positiv denken" - er sei mir eine Hilfe. Heute versteht er alles viel besser, stoßt aber trotzedem noch an seine Grenzen, was aber normal ist. Vielleicht hilft es deinem Mann, wenn du ihn mal mit zu einem Psychologen nimmst, wenn du einen Termin hast - du machst doch einen Termin und gehst hin dieses Mal, oder? :wink:

Liebe Jessi, du brauchst dich absolut nicht zu schämen! Weißt du wer sich schämen sollte? Die Gesellschaft sollte sich in Grund und Boden schämen (und manche Ärzte noch dazu :x ), dass sie so unfähig ist, mit psychischen Erkrankungen um zu gehen bzw. sie zu akzeptieren, dass sie uns den Stempel "unfähig und schwach" aufdrückt und oft hinter vorgehaltener Hand tuscheln "verrückt, irre, die spinnt..." Und genau deswegen gibt es "Schatten und Licht" um die eben unsere "liebe Gesellschaft" aufzuklären und ihr zu vermitteln, dass es dieses "Friede, Freude, Eierkuchen - Mama-Getue" gar nicht gibt. Und damit diese Schweigen über die PPD/PPP endlich aufhört und unsere Stimmen laut und deutlich wahr genommen werden.

Ein kleiner Tipp noch: Auch wenn dein Hausarzt meint, du bräuchtest keine begleitende Therapie... schau dir trotzdem mal die Psychologen und deren Angebote an Therapien an. Ich dachte auch, ich bräuchte keine Therapie... ich hatte mich geirrt, denn erst im Zuge der Therapie gingen mir die Augen auf, was da alles an Mitauslösern um mich rum waren. Und ich konnte Strategien erlernen (Entspannungsübungen, Bewältung der Angst usw.) um mich und mein sensibles Nervenkostüm gut zu schützen gegen krankmachende äußere Einflüsse.

Alles Liebe und viel Kraft wünscht dir
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
mami_von_leandro

Beitrag von mami_von_leandro »

Liebe Jessi
Wie geht es dir heute?
Ich kenne das zu gut, genau diese Angst, mit meinem Kind allein zu sein hatte ich auch. Ich wusste nie, was mach ich mit ihm den Tag durch...Aber ich musste funktionieren...

Ich wünsche dir viiiieeeeelllll Kraft und hoffe, dass es bald besser wird, kann da nicht so mitreden, weil ich mich nur einem Arzt geöffnet hab und die nicht so super reagiert hat.
mama32

Beitrag von mama32 »

Hallo!

Ich kenne dieses Gefühl,mit den Kindern alleine zu sein und Angst zu haben,nur allzu gut,leider. :cry:
Früher hat mir des nie was ausgemacht,aber irgendwie fühl ich dann total überfordert und bin die ganze Zeit angespannt.

Ich will das nicht mehr,vor den Angst-und Panikattacken klappte doch auch alles wunderbar.MANNO! :evil:

Ich kann Dir nur aus eigener Erfahrung raten,mit dem Lorazepam vorsichtig zu sein,da es sehr schnell abhängig macht.

Ansonsten wünsche ich Dir alles erdenklich Gute und denk dran,Du bist nicht allein. :wink:

Lieben Gruss

Michaela
mami_von_leandro

Beitrag von mami_von_leandro »

Hier nehmen sehr viele Medikamente, ich selber hatte keine, vieleicht wäre ich schneller besser drauf gewesen, wenn ich auch was genommen hätte. Manchmal kommen halt diese Gefühle wieder hoch, oft wenn ich alleine bin....
Jessi

Beitrag von Jessi »

Ich danke Euch nochmals...
Sind denn die Ängste bei Euch besser geworden ? Und wie ?
Momentan geht es mir wieder sehr schlecht und ich bin im ersten Gedanke mich stationär aufnehmen zu lassen.
An einigen Tagen geht es besser und ich glaube währenddessen, dass ich es alleine schaffe und dann überrollt mich alles wieder ungemein.
Mei Vater hat mir die Telefonnummer von einem Psychater gegeben, welcher hier vor Ort im PKH arbeitet. Ich habe totale Panik da anzurufen, ich denke irgendwie immer die würden mich nicht ernst nehmen und für bekloppt erklären :cry: Kann mein Mann das tun ?
Heute habe ich den ganzen tag gezittert und Magenschmerzen gehabt, ich hatte noch nie körperliche Beschwerden aufgrund dessen.
Mein Kopf ist voll, meine Gedanken verrückt und meine Ängste nehmen überhand. Ich fühle mich wie eine Versagerin...
tannileojulia

HUHU Jessi

Beitrag von tannileojulia »

Hallo Jessi,
lass Dich erst einmal drücken...leider bin ich auch erst in der Beginn-Phase mir helfen zu lassen...Aber ich verstehe Dich gut...Ich habe auch 2 Kinder und kann seit Julias Geburt nicht mehr alleine sein, ich weiß einfach nicht mehr, was ich mit beiden anfangen soll....raus gehe ich auch nicht mehr gerne und Haushalt leidet auch! Und da ich auch nichts mehr mache, langweile ich mich total mit beiden und sie sind auch dann nachmittags total quengelig, kann ich auch verstehen...aber es geht einfach nicht mehr...
Außerdem habe ich angst durch zu drehen...deshalb will ich auch nicht alleine sein...

Ich werde auch bald stationär gehen...Ich muß, da ich das vertrauen in mein Zuhause verloren habe..Ich fühle mich nicht mehr wohl....Mein Mann studiert und arbeitet nebenher...Vormittags geht Leonie in den Kiga und dann holt er sie ab und muß sich um sie kümmern...Wenn er dann Nachmittags mal was in der Uni hat,muß er sich mit der Familie absprechen...es muß irgendwie gehen....bevor ich mir etwas antue und er alleine klar kommenmuß...denn ich will oft nicht mehr leben...

Dein Kleinstes nimmst Du ja bestimmt mit,oder? Hast Du Rückhalt in der Familie/Freunde und Bekannte die sich da auch anbieten, dein Großes Kind zu betreuen? Das Kind ist das im Kiga oder schon in der Schule?
Dann gibt es die Möglichkeit bei der Krankenkasse eine Haushaltshilfe/ bzw. Familienhilfe kommen zu lassen...
Meine Schwägerin ist z:B Familienpflegerin und die hatte damals mal bei einer Frau arbeiten müssen,die Zwillinge bekam und sie hatte noch ein großes Mädel...Die Mutter wurde war alleine,da der Mann auch arbeiten mußte...Meine Schwägerin hat sich um alle Aufgaben gekümmert,die eine Mutter machen muß...inkl. Haushalt, kochen+Betreuung des Kindes...Das hat die KK alles bezahlt und die Mutter konnte sich auf ihre frisch geborenen Zwillinge konzentrieren...Ruf doch mal bei Deiner KK an und sag dass Du eine Depression hast und demnächst sobald Du einen Platz bekommst mit Deinem Kleinen Kind stationär gehst und Du Betreuung für Dein Kind Zuhause brauchst...Dein Mann arbeitet und es muß sich jemand um die Alltäglichen Dinge Zuhause kümmern.... Das klappt bestimmt...

Ich kenne das auch mit den AUFS und ABS,da hatte ich heute einen einigermaßen tollen Tag und gestern wollte ich nicht mehr Leben...Ich hatte nur noch geweint...Es gibt auch ganz schlimme Phasen,da wasche ich mich morgens nicht...bleibe im Schlafanzug und gammele vor mich hin...Meistens wasche ich mich erst abends und schlüpfe in den nächsten frischen Schlafanzug...In solchen Tagen ziehe ich die Kinder auch erst Mittags um...Das kann einfach nicht so weiter gehen....es ist so schlimm...

Liebe Grüße
Antworten