Wieder Schwanger nach PPD 2004....

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

Moderator: Moderatoren

maria

Wieder Schwanger nach PPD 2004....

Beitrag von maria »

Hallo, ersteinmal möchte ich mich vorstellen. Mein Name ist Maria, ich bin 38 Jahre alt und haben einen dreijährigen Sohn. Ich bin jetzt wieder schwanger (7. SSW) und urplötzlich sind alle Ängste, Sorgen und Erlebnisse von damals wieder da, als wäre es gestern gewesen.
Im August 2004 ist mein Sohn auf die Welt gekommen. Die
Schwangerschaft (damals meine erste) verlief super und total
unproblematisch. Leider hat es mich nach der Entbindung ziemlich heftig
erwischt. Es fing eigentlich damit an, dass ich nicht natürlich entbinden
konnte, sondern es ziemlich kurzfristig zu einem Kaiserschnitt kam.
Anschliessend hatte ich riesige Stillprobleme, leider eine Hebamme, die sehr
unzuverlässig war und auch nicht besonders einfühlsam. Nach knapp zwei
Wochen musste meine Mutter zurück nach Berlin und mein Mann befand sich
damals beruflich in einer äußerst schwierigen Situation, so dass er den
ganzen Tag nicht da war. So kam eines zum anderen, mein Sohn hat die ersten
drei Monate im Prinzip komplett durchgeschrien und war ausserdem ein
Speihkind. Irgendwann war ich von den Umständen, dem Schlafentzug, den
Stillproblemen etc. so fertig, dass ich quasi nach Berlin zu meiner Familie
geflüchtet bin. Dort war ich fünf Wochen in einer Mutter-Kind-Station (St.
Joseph KH, Weissensee). Das ist ersteinmal das wichtigste in Kürze. Damals
habe ich sehr schnell Kontakt zu Schatten und Licht aufgenommen, Frau Surholt hat mir sehr geholfen und sehr schnell die Unterlagen zugeschickt
Mittlerweile ist mein Sohn 3 Jahre alt, hat sich wunderbar in den
Kindergarten eingewöhnt und insgesamt war ich auch wieder stabil. Nun bin
ich wieder schwanger, absolut gewünscht und geplant, aber seitdem ich von
der Schwangerschaft weiß, habe ich leider wieder ganz schlimme Panik- und
Angstattacken. Im Forum Depression und Psychose habe ich in den ganzen
Jahren mitgelesen, aber jetzt würde ich gerne in den direkten Austausch mit
den anderen betroffenen Frauen treten, da ich teilweise Angst habe, unter
der gegebenen Situation meinem Sohn nicht gerecht werden zu können,
geschweige denn die Schwangerschaft einigermassen bewältigen zu können. Mein
Notfallmedikament war vorher immer Tavor, aber allein der Gedanke, dass das
jetzt tabu ist, lässt die Angst nur noch grösser werden. Mein
Antidepressivum Cipralex habe ich mit dem erneuten Kinderwunsch bereits im
Juli abgesetzt. Das ist der jetzige Stand der Dinge. Mit dem embryonal-toxischen Institut habe ich mich auch schon in Verbindung gesetzt, um zu wissen, welches Medikament ich nehmen kann, wenn es absolut nicht mehr gehen sollte. Den schrecklichen Gedanken, unter solchen Umständen, die Schwangerschaft nicht mehr fortführen zu wollen, kann ich gott sei Dank ersteinmal beiseite legen. Begleitend mache ich eine Verhaltenstherapie. Das alle in Kombination hilft ungemein. Aber leider ist die Depression wieder da, Ihr kennt das sicher auch sehr gut, morgens ist es leider am schlimmsten. Und auch ich laufe mit einem ewig schlechten Gewissen herum, dass ich z. B. meinem Sohn nicht gerecht werden kann, dass ich keine gute Mutter bin, dass er keine depressive Mutter verdient hat etc. etc........und zum krönenden Abschluß, wie kann eine solche kranke Mutter, auch noch ein zweites Kind bekommen.
Ich fänd es toll, von Euren Erfahrungen zu lesen. Liebe Gruesse Maria
Ava

Beitrag von Ava »

Hallo Maria,

wie gut, dass Du hier von der Mitleserin zur Mitschreiberin wirst, gerade in Deiner Situation. Hier im Forum tummeln sich Frauen zu allen Fragen rund um die PPD- am besten, Du eröffnest Thementhreads oder stellst die Fragen, die Dich beschäftigen. Das hast Du ja jetzt schon getan.
Also was ich Dir empfehle: alles, was das erste Mal zur PPD geführt hat, genau anschauen und Vorbeugemaßnahmen treffen - also in Deinem Fall wohl eine bessere Unterstützung beim Stillen, und eine bessere Situation bei der Entbindung. Meistens kommen bei einer PPD mehrere Faktoren zusammen. Du hast genug Zeit, um das zu ergründen und so gut wie möglich vorzubeugen.
Tavor solltest Du schwanger tatsächlich nicht nehmen, keine einzige, bitte sortier´ die Dinger aus Deinem Arzneischrank aus!!! Frag´ stattdessen mal hier die Frauen, was sie tun gegen Angst und Panik, es gibt bestimmt andere Wege, damit umzugehen.

Ich wünsche Dir alles Gute und freue mich von Dir zu lesen!

Ava
maria

Beitrag von maria »

Hallo, wie schön, dass Du geantwortet hast Ava. Es ist absolut richtig, diesmal versuche ich, eine Art Sicherheitsnetz aufzubauen, damit gewisse Dinge einfach nicht nochmal schiefgehen. Natürlich kann man nicht alles von vornherein abwenden, ein Restrisiko bleibt, jedoch weiss ich diesmal, wie die Symptome sind, worauf ich zu achten habe etc. Obwohl ich schon darüber nachdenke, dass ich beim zweiten Kind gerne länger als sechs Wochen stillen würde, mache ich mir (oder versuche es zumindest) mir jetzt schon keinen Streß. Sollte ich nur ansatzweise merken, dass irgenwas nicht stimmt, würde ich sofort abstillen und mit den entsprechenden Medikamenten (AD) wieder beginnen. Ja, ich weiss, es ist noch viel zu früh, um sich darüber den Kopf zu zerbrechen, aber Ihr wisst auch alle, wie sehr einem die Erfahrung der PPD in den Knochen steckt und was für eine furchtbare Erkrankung das ist. Leider wird nachwievor nicht wirklich darüber geredet, wenn man das Thema in einer Spielgruppe etc. anspricht, dann ist es doch immer wieder erstaunlich, wie viele Frauen sich plötzlich öffnen und ganz erleichtert sind, dass es sooo
viele andere Frauen gibt, bei denen es auch schwer war während der Schwangerschaft, nach der Geburt etc. Naja, nun genug geschrieben, wir gehen jetzt in den Landeanflug mit unserem Sohn, da morgen Kindergarten ist. Euch allen noch einen schönen Sonntag, Gruß Maria
brini

Beitrag von brini »

Hallo Maria,
herzlich wilkommen!
Ich kann dich gut verstehen, wir haben noch ungefähr 5 Wochen bis zur Entbindung.
Unsere 2. Schwangerschaft war/ ist auch geplant. .Zu beginn habe ich mich auch überall Informiert welche medis ich nehmen kann und welche nicht. Obwohl ich in Berlin ein OK für mein AD bekommen habe wollte meine Psychiaterin, dass ich es absetzte ohne zu Reduzieren, einfach so. Da war ich schon echt enttäuscht, weil ich angst hatte es könne schief gehen und ich könnte wieder ins alte muster fallen.
Ich habe das absetzten gut überstanden, und auch sonst alles, und das obwohl ich einiges unangenehmes zu bewältigen hatte (kündigung in der Schwangerschaft mit Gericht ect...)
Denn ein netter beigeschmack in der Schwangerschaft sind die Hormone, die etwa ab der 14SSw produziert werden( von der Plazenta), die uns glücklicher machen.

Bisher ging es mir gut und habe meine Ängste wieder gut im Griff durch Gespräche mit Gyn. und Hebamme in der letzten Woche.

Ich denke wenn du offen mit deinem Mann und anderen über deine Ängste sprichst, kannst du dem ganzen vielleicht schon viel entgegen wirken.
Mir war die Unterstützung schon wichtig nicht von irgenwem vorwurfsvoll hören zu müssen wieso ich mich denn auch für eine 2. Schwangerschaft entscheiden konnte.

Laß dich von deinen Ängsten nicht unterkriegen, alles wird gut und unsicherheiten zu beginn einer Schwangerschaft haben auch Frauen die keine PPD hatten.

Ganz ganz liebe grüsse Brinja
maria

Beitrag von maria »

Hallo Brinja,
es ist wirklich schade, dass viele Ärzte sich erst gar nicht mit der Thematik Medikament in Schwangerschaft und Stillzeit auseinandersetzen. Dabei bedarf es oft nur eines Gespräches mit z. B. dem embryonal-toxischen Institut in Berlin. Natürlich ist es besser, keine Medikamente einzunehmen, insbesondere in den ersten zwölf Wochen, aber die Stabilität und das psychische Gleichgewicht der Mutter gehen vor. Und wenn man sich gründlich informiert und die entsprechenden Vorkehrungen trifft, nämlich die Medikamenteneinnahme mit allen bespricht (Gyn, Geburtsstation, Hebamme und langfristig natürlich auch der Kinderarzt) und sich zur Entbindung ein Krankenhaus mit einer Neugeborenenstation sucht, dann hat man wirklich alles getan. Eine grosse Rolle spielt wahrscheinlich auch die Angst der Ärzte, sollte es doch zu Problemen, Kompliktationen, Fehlbildungen kommen, für die Schäden haften zu müssen. Und genau aus diesem Grund steht in jeder Packungsbeilage, "keine Erfahrungen in Schwangerschaft und Stillzei", klar, dass sich die Hersteller absichern müssen und dass selbstverständlich keine Studien an Schwangeren durchgeführt werden. Ich nehme abends Baldrian und auch hierbei habe ich sehr unterschiedliche Meinungen gehört. Vom völligen Abraten bis zu der Aussage, dass es in Ordnung ist. Ich für meinen Teil bin nur froh, etwas gefunden zu haben, was mich doch hin und wieder etwas entspannt, das Tavor habe ich gänzlich verbannt. So, nun muss ich aber wieder los, ich hoffe es geht Dir in dem Endspurt gut und Euch alle einen schönen Tag, Maria
maria

Beitrag von maria »

Guten Morgen. Gestern war leider kein so guter Tag, manchmal kann ich mir die Schwankungen überhaupt nicht erklären. Damals bei meinem Sohn habe ich mir jedes Ultraschallbild ausdrucken lassen und war sooo stolz auf meinen Mutterpaß. Diesmal ist alles irgendwie anders. Zwar habe ich mich sehr gefreut, als ich das Herzchen im Ultraschall habe schlagen sehen, aber leider hält die Freude nicht lange an. Dann kommt wieder dieses Gefühl der Gleichgültigkeit und unglaublichen Schwere und Traurigkeit und natürlich die Angst. Wie schafft Ihr denn solche Krisenzeiten zu überwinden? LG Maria
hanna

Beitrag von hanna »

Liebe Maria
Mach Dir keine Vorwürfe, weil Du die zweite Schwangerschaft nicht mit der gleichen Aufmerksamkeit oder Intensität verfolgst wie die erste. Ich denke, das ist ganz normal, das war bei mir genau gleich (und ich hatte keine PPD bei meinem ersten Kind). Das hängt nur damit zusammen, dass man halt weniger Zeit hat, sich mit dem Bauch und der Entwicklung darin so auseinander zu setzen, wie man das beim ersten Kind getan hat. Das werden Dir alle anderen Mehrfachmütter bestätigen. Das wird Dir wahrscheinlich noch häufiger so ergehen, auch wenn ds Kind da ist. Viele Entwicklungsschritte meines Sohnes habe ich so en passant mitbekommen, ich kann mich z.B. nicht mehr genau erinnern, wann genaui sein erster Zahn kam, bei meiner Tochter war das eine Aufregung und fast ein Familienfest... :roll: .
Ich bin sogar überzeugt, dass es für das Zweitgeborene auch Vorteile haben kann, nicht derart im Spotlight zu stehen. Genau so wie es schön sein kann fürs Erste, so absolut im Mittelpunkt zu stehen bis das Zweite da ist. Mach Dir da mal keine GEdanken, das ist wirklich ganz normal!!

Abgesehen davon: Gehst Du in eine Therapie? Wenn Du merkst, dass die Traurigkeit und die Ängste überhand nehmen, würde ich den Kontakt mit Deiner damaligen Therapeutin / dem Therapeuten sofort wieder aufnehmen. Schaden kann es nichts, oder?

LG Hanna
Patricia

Beitrag von Patricia »

Hallo Maria,

da kann ich hanna nur zustimmen, mach Dir keine Vorwürfe!

Mir gehts auch des öfteren so. Die Euphorie eim ersten Kind ist viel größer, schließlich erlebt man es das erste Mal, alle ist neu und aufregend.

Ntürlich denke ich auch dass die Freude ein wenig durch die Angst gedämmt wird vor erneuter PPD (so ist das bei mir) aber auch dafür kann man sich keinen Vorwurf machen! Das ist doch das natürlichste der Welt dass wir nun Angst haben und uns Sorgen machen.

Viel bedenklicher fände ich es nun wenn wir total sorglos und blauäugig wären.

Wenn es mir mal wieder etwas schlechter geht versuche ich mich einfach abzulenken, ich versuche mir keine Zeit zu geben wieder in diese Gedankenspirale hinein zu geraten. Ich gehe raus, rufe ne Freundin an, spiele mit meiner Tochter, räume auf, putze, lese, höre Musik.. mache einfach irgendwas das mich ablenkt und mir keine Zeit zum Nachdenken gibt.

LG

Patricia
maria

Beitrag von maria »

Hallo, komme erst jetzt ein wenig zur Ruhe, irgendwie war heute ziemlich viel los und als Krönung hat meine Geschirrspülmaschine gestreikt und ich durfte das ganze Wasser mit einem Becher rausschöpfen....., naja, gibt schlimmeres. Ja, Ihr habt sicherlich recht, Ablenken und sich Beschäftigen hilft sehr viel,aber Ihr kennt es doch sicher aus, dass in ganz schwierigen Momenten, jede Tätigkeit wie unmöglich erscheint. Es sind leider Gottes die alltäglichen Dinge, die uns so zu schaffen machen, sprich morgens duschen, sich anziehen, Kind/er fertig machen, kochen etc. Ich bin einfach nur heilfroh, wenn ich meinen Alltäg bewältigt kriege und wie heute sagen kann, gestern war zwar ein schlechter Tag, aber heute war es schon wieder viel besser.
Am 15.10. werde ich übrigens wieder anfangen zu arbeiten, zwar "nur" eine halbe Stelle, aber auch das ist im Moment eher eine Belastung. Meistens ist es aber so, dass ich vor einer gewissen Sache eine Riesenangst aufbaue und wenn es aber soweit ist, alles meist nur halb so schlimm ist, wenn nicht sogar völlig okay. Sorry, schreibe heute abend etwas konfus, bin aber auch total müde, da ich gestern mal wieder die halbe Nacht wach lag.
Übrigens Patricia, ich habe in einem anderen thread gelesen, dass Dein ET
auch im Mai ist, meiner ist am 26.05.2008. Eigentlich doch ein wunderschöner Monat, zumal wir dann den ganzen Sommer/Herbst noch vor uns haben und mit beiden Kindern viel raus gehen können. Das war auch schon damals Balsam für meine Seele, ich bin mit meinem Sohn einfach stundenlang spazieren gegangen und dann war meist alles auch schon viel besser.
LG Maria
ubure

Beitrag von ubure »

Hallo Maria,

mir ist es wie den anderen und auch Dir bei der zweiten SS ergangen - ich habe mir kaum einen Gedanken darüber gemacht (außer natürlich die Angst...). Das ist alles ganz normal, schließlich ist da ja auch noch in anderes Kind, das versorgt sein will etc..Man kennt das alles schließlich schon und hat auch weniger Zeit.

Übrigens, die Sonderbeschäftigung mit der Spüli hab ich auch schon öfters gehabt, ein wahres Erlebnis 8) !
Ich weiß auch genau, was Du meinst, wenn Du sagst, manchmal ist es schlicht unmöglich, etwas zu tun. Das sind eben die akuten Momente, und da ist man irgendwie wie gelähmt, das kenne ich nur zu gut.Dafür ist es wichtig, in den guten Momenten das positive Denken zu üben, denn da geht es viel leichter und schließlich lassen die Angstmomente nach, weil Du schon ein gewisses Level an Positivismus im Blut hast. Wenn's gerade schlimm ist, dann lass es gut sein, versuch nur dran zu denken, dass alles bald wieder nromal wird und Du das auch weißt.
Mir geht es auch immer so, dass ich vor neuen, unbekannten Situationen Angst habe. Früher habe ch mich deswegen oft dazu verleiten lassen, alles abzublasen. Jetzt schalte ich einfach das Hirn aus und marschiere los. Und dann ist es auch immer so, wie Du schon festgestellt hast: alles halb so wild.
Ich wünsch Dir alles Liebe,
Inez
Patricia

Beitrag von Patricia »

Hallo Maria,

wenn Du schon mitten im Loch hockst ist es natürlich sehr, sehr schwer sich da raus zu ziehen und etwas zu tun (Spaziergang oder so). Es ist aber nicht unmöglich.

Allerdings solltest Du vielleicht versuchen gar nicht so lange zu warten. Ich hab mir z.B. vorgenommen jeden Tag mit meiner Tochter raus zu gehen. Das gehört nun schon so zum Programm dass es automatisch gemacht wird. Manchmal fällt auch das immer noch wahnsinnig schwer aber es ist einfacher wenn es Routine ist.

Mein ET ist der 10.05.08

Du hast recht, wir haben dann noch den ganzen Sommer vor uns, der Sommer beginnt dann erst. Das ist sicher besser als würde dann gerade der Herbst beginnen. Mit dem Wetter habe ich nämlich auch immer ein bißchen zu kämpfen.
maria

Beitrag von maria »

Guten Morgen, so nun ist der Kleine im Kindergarten und ich kann in Ruhe im Forum lesen. Übrigens ja, ich mache eine Therapie und zwar eine Verhaltenstherapie. Dank dieser VT war ich in der letzten Zeit wirklich recht stabil und es hat mir sehr geholfen, Dinge einfach besser zu verstehen, wie z. B. warum ich in gewissen Situationen so und nicht anders reagiere, was mir gut tut und was zum Beispiel absolut negativ für meine Stimmung ist etc.
Leider haben wir uns aus terminlichen Gründen, einmal die Therapeutin krank, dann mein Kleiner zuhause wegen Mittelohrentzündung nun schon wieder zwei Wochen nicht gesehen, aber nächste Woche haben wir wieder eine Sitzung.

Eine doch etwas allgemeinere Sache beschäftigt mich sehr. Auf der Arbeit habe ich zwei Chefs, von meiner ersten PPD haben sie erfahren, einerseits haben sie sehr verständnisvoll reagiert, andererseits sagte mein einer Chef zu mir, ja wissen Sie, die Frauen früher mit fünf Kindern und mehr, die einen ganzen Bauernhof zu versorgen hatten etc, hatten gar nicht die Zeit, sich ihrer Depression zu widmen. Sprich, den Frauen heute geht es halt so gut, dass sie in ihrer Depression schwelgen. Und genau das finde ich so ungerecht, natürlich waren die Umstände früher härter, aber das heisst doch nicht, dass deswegen heute alles leichter für uns Frauen ist. Im Gegenteil, die meisten von uns machen jeden Tag eine Gratwanderung zwischen Familie, Job, Alltag..... Entscheiden wir uns dazu, nicht zu arbeiten und "nur" zuhause zu bleiben, werden wir belächelt als nur Hausfrau und Mutter (das ist der härteste Job überhaupt! ;) - gehen wir doch arbeiten, dann fällt doch der schreckliche Begriff der Rabenmutter.
Ihr kennt das Gefühl sicher auch, manchmal wünschte ich, ich hätte einen Beinbruch oder eine handfeste Krankheit, die man sehen kann, denn dann würde sich niemand anmassen, über unseren Zustand zu urteilen. Selbst meine Familie, die damals alles miterlebt hat, versteht die Depression nicht wirklich. Die schrecklichsten, vermeintlich gut gemeinten Sprüche, wie gib Dir doch mal einen Ruck, es geht Euch doch gut usw. machen mich soooooooooo wütend, denn dann wird mir immer wieder klar, wie wenig akzeptiert psychische Erkrankungen sind, vor allem Schwangere und Mütter betreffend. Mittlerweile rede ich sehr offen über meine Erkrankung, es ist mir egal, wie die anderen reagieren, aber so lange die Öffentlichkeit nicht Bescheid weiss, wird sich auch langfristig leider nichts ändern.

So sorry, habe Euch ziemlich zugetextet, wünsche Euch einen schönen Tag, Maria
Julia73

Beitrag von Julia73 »

Hallo Maria,

was für ein blöder Spruch von deinem Cheffe. Vielleicht ist es ja auch so gewesen, dass die Mütter mit 5 Kindern und Bauernhof sehr wohl auch Depressionen hatten, aber mit keinem darüber sprechen konnten und deshalb alles in sich reingefressen haben und somit sicherlich kein glückliches Leben geführt haben … zumindest ist das eine denkbare Version. Na ja, ich bin auch total offen mit meiner Krise umgegangen. Allerdings wusste ich auch genau, wem ich das besser nicht erzähle, weil ich schon wusste, dass ich von bestimmten Personen kein Verständnis erwarten konnte.

Ich denke, mit den Sprüchen deiner Familie und auch der anderen, solltest du etwas nachsichtig sein. Es ist nun mal wirklich schwer zu verstehen, was man durchlebt während einer Depression. Ich konnte das vor meiner Krise auch überhaupt nicht nachvollziehen. Meine frühere Mitbewohnerin hatte auch schwere Depressionen und Angstzustände und ich wusste nicht wirklich, wie ich damit umgehen sollte. Erst jetzt – nach meiner Krise – kann ich sie verstehen. Ich denke, die Reaktionen sprechen oft von Hilflosigkeit.

Liebe Grüße
Julia
Patricia

Beitrag von Patricia »

Maria, das hätte ich schreiben können!!

Ich habe das Gleiche erlebt.. mehrfach wurde zu mir gesagt (z.B. von meinen Schwiegereltern) die Frauen früher hatten gar keine Zeit für so ws wie Depressionen usw.

Hallo??? Das ist so gar nicht wahr! Früher waren ALLE Frauen der Familie zuhause! Die Oma, die Mutter, die Tochter, die Schwestern. Alle haben in EINEM Haus gewoht und alle haben sich GEMEINSAM um die Kinder gekümmert!!! Wir müssen heute alles allein stämmen - wer wohnt schon mit der ganzen Familie unter einem Dach heutzutage?

Keine von den Frauen ging noch "nebenbei" arbeiten. Sie hatten sich nur um Haushalt und Kind zu kümmern. Klar war vieles schwerer - z.B. keine Waschmaschine usw. Aber es war auch vieles einfacher, die haben viel einfacher gelebt. Glaubt ihr die gingen so oft duschen? Wuschen so oft Klamotten und bügelten? Brauchte da der Mann jeden Tag ein frisches Hemd und ne Buntfaltenhose? Nö! Na und dann kam ja noch dazu dass sich die Frauen den Haushalt teilten. Ich arbeite auch, einschließlich Samstags und mein Haushalt muss trotzdem gemacht sein. Das erwartet man ja auch heute von einer Frau! Man erwartet dass sie alle ist, gute Hausfrau, gute Mutter und erfolgreich im Job. Kritisiert wird trotzdem immer, egal wie man den spagat leistet.

Tja und was man auch nicht vergessen darf ist die Tatsache dass die Frauen früher nicht darüber reden konnten weil es sonst hies dass sie vom Teufel besessen sind!!! Viele wurden in die sogenannten "Anstalten" gebracht. Na ja und die, die schwiegen... bei denen war eben die Selbstmordrat deutlich höher.

Sorry.. ist echt so ein Thema für mich. Ich hasse es nämlich wie die Pest wenn die äleter Generation meint "wir hatten es damals ja soooo schlecht, Euch gehts soooo gut, ihr habt kein Recht auf Trauer oder Klage".

Und die Sprüche mit "Reiß Dich zusammen" usw. die gehen mir auch gewaltig auf die Nerven. Ich wünsch keinem eine Depression aber wenn ich welche verteilen müsste dann den leuten zuerst die solchen bescheuerten Aussagen treffen. Wenn sie so unwissend sind dann sollen lieber nichts sagen.

Mein Spruch: ich hätt lieber ne Krankheit, die man sieht! Eien anerkannte Krankheit!
Balu

Beitrag von Balu »

Liebe Maria,

ich kann Dir kurz von meiner Erfahrung berichten, um Dir etwas Mut zu machen. Nach der Geburt meiner heute 14-jährigen Tochter erkrankte ich an einer PPD, die ich aber allein mit mir abgehandelt habe - mit schlimmen Ängsten und ZG. Ich wusste einfach nichts von dieser Krankheit und konnte es nicht einsortieren und dachte einfach nur, ich bin halt einfach anders als der Rest der Welt, trage etwas böses in mir. Und diese Gedanken konnte ich doch niemandem sagen. Die PPD verging so nach ca. 6-8 Monaten. Schnell war ich wieder schwanger und hatte eine große Panik vor der nächsten Geburt. Meiner Hebamme erzählte ich ganz vorsichtig davon, dass es mir nicht so gut ging bei der Ersten Geburt. Und ich glaube dadurch, dass ich mich vorher bereits mit der Angst beschäftigt habe, war sie dann auch bis zur Geburt durchgearbeitet. Denn nach der Geburt war nichts von einer kleinsten Verstimmung zu spüren. Ich hatte ganz viel Energie und alles war einfach NORMAL. Ich hatte das Thema für mich dann irgendwie abgehakt. Dann kam SS Nr. 3 und an eine PPD habe ich in den letzten Hirnwindungen nicht gedacht. Und dann kams ja ganz Dicke. Halt mit allen Konsequenzen, KH, Medis, Thera usw.

Damit will ich nur sagen, und so etwas habe ich in Deinem Posting gelesen, dass Du dadurch, dass Du Dich so stark bereits in diesem Thema und dem Gefühl befindest, vielleicht wirklich gar nichts passiert. Du schriebst ja, dass Du manchmal vor etwas so starke Ängste aufbaust, dass es dann beim tatsächlichen Ereignis gar keine Ängste mehr gibt. Vielleicht ist es auch diesmal so. Vertrau´drauf.

Z.B. hatte ich alle drei SS einen Horror vor den Geburten. Es war ganz schlimm, ich hatte schlimmste Albträume. Und bei mir waren alle Geburten einfach ein Witz. Die längste - das war die Zweite Geburt - hat 2 Stunden gedauert. Auch da hatte ich vielleicht schon viel vorher weggearbeitet.

Liebe Grüße

Balu
Antworten