Nurnoch traurig

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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00julchen

Nurnoch traurig

Beitrag von 00julchen »

Hi Mädels,

seit gestern ist wieder ein sehr schlimmes Tief angebrochen.. naja, genaugenommen geht es schon seit 6 Wochen so. Es fing damit an, daß Maya wiedermal total dickköpfig ist und mich permanent ablehnt und ich nicht damit umgehen kann. Fühle mich dann jedes Mal persönlich angegriffen und werde wütend auf sie (unterschwellig merkt sie das bestimmt). Hinzu kommt, daß mein Hormonhaushalt total durcheinander ist (habe 2 Zysten) und ich ewigst auf meine Tage warten musste (sind seit 2 Tagen mit 2 Wochen Verspätung da) und meine PMS schlimmer ist als sonst.

Seit gestern geht wieder fast nix mehr. War den ganzen Tag mit Maya zusammen und merkte schon morgens, daß ich innerlich wieder total unruhig war. Sie hatte 4 Schreiattacken, in denen sich mich wegstieß und "Papa kommen.. Papa tragen" brüllte. Musste mich total zusammennehmen, um sie nicht anzubrüllen. Genaugenommen habe ich den ganzen Tag nur darauf gewartet, daß um 16h eine Bekannte mit Kind zu Besuch kommt, denn dann ist die Situation oft entspannter. Und was war (bzw ist in solchen Situationen immer)? Die Bekannte versetzte mich und ich war bis 20h wieder mit Maya alleine, da mein Mann erst spät nach Hause kam.

Heute erzählte ich das meiner Therapeutin, die daraufhin leicht wütend wurde und meinte "Fr. Markus! Leben sie endlich ihr Leben! - gehen sie arbeiten" Sie meinte weiter, daß ich versuchen würde, Maya für mein Glück verantwortlich zu machen - das würde sich dadurchzeigen, daß ich immer wütend bin, wenn sie so rumzickt - und erwarten würde, daß sie dankbar dafür ist, daß ich zuhause bin und sie so gut es geht fördere. Maya sei kein Erwachsener mit dem man auf einer Ebene reden könne.. Kinder seien nun mal öfters unausstehlich und zickig. Sie hätte oft Patientin, die vor ihr sitzen und sagen würden "irgendwann habe ich gemerkt, daß meine Mutter nur glücklich ist, wenn ich lieb war, sie unterstützte und mich um sie kümmerte!". Wenn ich so weitermachen würde, würde Maya vielleicht irgendwann auch auf diesem Stuhl sitzen (ist jetzt etwas überspitzt dargestellt).

Meine Therapeutin meint schon seit 1 Jahr, daß ich wieder arbeiten gehen soll. Nur ist es so, daß ich mit dem alten Job nicht mehr zufrieden bin und mir eine Rückkehr nur schwer vorstellen kann, weshalb ich ja 3 Jahre Elternzeit habe. Zudem weiß ich garnicht, wie ich es überhaupt schaffen soll zu arbeiten, da ich ständig müde und fertig bin.Ich weiß mittlerweile selbst, daß ich nicht bis nächstes Jahr September von morgends bis abends mit Maya allein sein kann. Eine Perspektive habe ich ja: wir werden Ende 2009 in ein Reihenhaus ziehen, in dem genug Platz ist, damit ich mein Projekt "Second Hand Laden für Kids- und Umstandklamotten" im Keller verwirklichen kann. Das löst aber leider nicht das aktuelle Problem. Und irgendwie erfüllt mich der Gedanke einen eigenen Laden zu eröffnen auch nicht mit Freude (so wie es früher war), obwohl ich es wirklich will.

Fühle mich so leer... habe meiner Therapeutin das auch gesagt und auch, daß ich mir nicht vorstellen kann, daß ein Job meine Leere dauerhaft füllen kann. Was stimmt nur nicht mit mir? Ich habe meine Leben lang immer die Leere durch äußerlich Dinge füllen können (Beziehung, Arbeite,etc.) und merke, daß ich jetzt zwar lebe, aber irgendwie nur funktioniere. Oft ertappe ich mich dabei, daß ich z.B. überhaupt keine Lust habe mit Maya was zu unternehmen bzw. mich zum x Mal mit anderen Müttern zu verabreden. Es erfüllt mich einfach nicht. Dann gehts oft so weiter, daß ich innerlich an Maya rummäkele: Maya kann noch nicht richtig sprechen, Maya macht dies und das nicht, etc. Natürlich zeige ich ihr das nicht, aber irgendwie bekommt sie es wohl doch mit. Dabei weiß ich selbst wie schlimm es sein kann, wenn man von seinen Eltern immer unter Druck gesetzt wird.

Es fühlt sich alles so sinnlos an... ich habe 1,5 Jahre gekämpft und weiß garnicht mehr wofür. Ich wollte immer gesund werden, aber wofür?
Ava

Beitrag von Ava »

Hallo Julchen,

also für mich hört sich das im Großen und Ganzen stimmig an, was Deine Therapeutin meint, insbesondere, wenn ich lese, wie sehr Dich das stundenlange Zusammensein mit Maya nervt. Mir ging es auch so ähnlich, ich konnte auch dieses Nonstop zu zweit schwer ertragen. Versuch´ doch wirklich mal, es anzupacken und Dir irgendeine Perspektive ohne Maya auszudenken und sie zu leben - Du kriegst sonst nur immer mehr Aggressionen. Arbeiten gehen schafft man mit einem Kind in der Regel ganz gut - es bringt Dich auf andere Gedanken. Es stimmt, dass Du nicht Dein Glück in die Hände Deines Kindes legen darfst. Es ist immer und zu jedem Zeitpunkt wichtig, ein "eigenes Leben" zu haben, egal wie klein die Kinder sind - das ist meine persönliche Meinung. Das eigene Leben kann irgendetwas sein, der Beruf, Freunde, ein Hobby, ein Ehrenamt, ganz egal, Hauptsache du definierst Dich nicht nur über Dein Kind.
Mir hat es sehr gut getan, nach meiner ersten Tochter wieder arbeiten zu gehen - die Müdigkeit, die ständige, war auf einmal auch weg - es war zwar anstrengend, beides zu machen, Kind und Beruf, aber es ging mir sehr gut dabei. Vielleicht versuchst Du es einmal? Kannst du nicht als Start eine Umschulung oder so etwas machen?

Alles Gute und pack´s an!

Ava
Ulli

Beitrag von Ulli »

Hallo Julchen,

das hört sich gar nicht gut an.
Ich gehe arbeiten und habe ein Kind alleine zu versorgen.
Das mit der inneren Leere kenne ich zu gut.
Bin mir aber nicht sicher, ob es nur durch eine Über oder Unterforderung
so ist.Wahrscheinlich kann es bei beidem auftreten.
Bin in meinem Job und in der Partnerschaft auch ziemlich unglücklich.
Ich würde am liebsten alles hinschmeissen und mich für eine Weile unsichtbar machen;-)!!!
Manchmal kann ich es gar nicht verstehen, wie Mütter mit Kindern zuhause bleiben und glücklich sind.Ich glaube die sind gar nicht immer glücklich-das scheint nur so.Und dann habe ich wieder ein schlechtes Gewissen, dass ich arbeiten muss und ich zu wenig Zeit für meinen Sohn habe.Ein Teufelskreis halt.
Das Kinder oft zickig sind und gar nicht so wie man sich das wünscht oder vorstellt habe ich auch schon
gemerkt .ich glaube das müssen wir einfach akzeptieren wie es ist.


Wenn du nicht zurück in deinen Job möchtest, dann überleg dir doch mal, was dir sonst noch Spass machen könnte.
Horch mal ein bisschen in dich rein.Ich versuche das auch zur Zeit.

Denk dran....du bist nicht alleine,mir geht es auch so.
Lieben Gruss
Ulli
Suse07

Is Arbeiten die Lösung ???

Beitrag von Suse07 »

Hallo Julchen,

ich habe gerade deinen Text gelesen und finde du hast es mit der letzten Frage so zeimlich auf den Punkt gebracht: "...ich habe gekämpft..., wollte gesund werden ... aber wofür ???"

Ich weiß nicht ob ich dich richtig verstehe, aber du beschreibst genau, wie es MIR im Moment geht:
man ist mächtig stolz wie gut man die Krankheit schon gemeistert hat (gekämpft) und fragt sich, warum man sich verdammt noch mal nicht wieder RUNDHERUM glücklich fühlt.
Irgendwas fehlt doch da...
Den ganzen Tag NUR mit der Kleinen ist irgendwie ANSTRENGEND und LANGWEILIG zugleich. (Deshalb würde ich blöde mich am liebsten TÄGLICH zu einer Krabbelgruppe anmelden...abgelenkt, andere Mütter, entspannter, die Zeit vergeht schneller...)
Da kommt dann die Arbeit ins Spiel. Wäre es klüger wieder arbeiten zu gehen? Obwohl die Arbeit nicht immer Spaß macht, ich nicht weiß ob ich das schaffe...etc.
Und außerdem kann man das ja noch immer überlegen, wenn die 3 Jahre um sind.....

Ich glaube MEIN Hauptproblem liegt darin, dem HIER und JETZT wieder einen richtigen SINN zu geben.
Kann es sein, dass es bei dir ähnlich ist ???
Dass du im Prinzip auf der SUCHE bist ? Jetzt wo es dir besser geht (keine AKUTE Krankheit) dem ALLTAG das SCHÖNE abzugewinnen ???

Ich weiß auch nicht, WAS das sein kann. Ich finde richtig, was jemand anders geantwortet hat: etwas finden, in sich hineinhorchen WAS das für einen selbst sein kann.
ARBEITEN, oder auch nur einen festen freien Tag in der Woche ganz kinderfrei verbringen (Sauna, Sport, Wohnung verschönern, Baden...)oder
einen VHSKurs besuchen, ehrenamtlich helfen etc...

Vielleicht muß man auch erst mal AUSPROBIEREN, was einem gut tut.

Hoffe, dass DAS dann ein bißchen die "INNERE LEERE" ausfüllt.

Kann man verstehen, was ich meine ???

Viele liebe Grüße,
Suse

PS: MEINE Therapeutin redet in diesem Zusammenhang immer vom "inneren Kind". Hast du davon schon einmal etwas gehört ??????
Julia73

Beitrag von Julia73 »

Hallo Julchen,

ich finde auch, dass deine Therapeutin im Großen und Ganzen Recht hat. Du bist ja jetzt schon seit langer Zeit unzufrieden mit deiner Situation, änderst aber nichts daran.

Auch die Situation mit Maya ist ja jetzt schon lange so. Und da gebe ich deiner Therapeutin völlig Recht: du kannst nicht dein Kind für dein Unglücklichsein verantwortlich machen. Nimm dein Leben selbst in die Hand. Überlege dir was du gerne machen möchtest – da gibt es bestimmt was. Wenn dich die Rolle als Mutter nicht ausfüllt – und das hört sich für mich so an – dann solltest du wirklich wieder arbeiten. Ist ja auch überhaupt nicht schlimm, ich könnte auch nicht "nur" Hausfrau und Mutter sein. Das sieht jede Frau anders.

Und plane nicht erst für 2009, sondern für die nahe Zukunft. Was bringt es dir jetzt zu wissen, dass ihr 2009 ein Reihenhaus habt und du dann einen Laden aufmachen kannst? Gar nix – ehrlich gesagt. Es hört sich für mich auch eher wie eine Ausrede an, dich nicht JETZT um eine Veränderung zu bemühen, sondern es wieder vor dich her zu schieben.

Und wofür du kämpfst kann ich dir sagen: nämlich dafür, dass du nicht mehr so empfindest wie jetzt, sondern wieder Sinn in dein Leben bringst. Das können aber nicht andere für dich erledigen, sondern das musst du schon selber machen!

Also gib dir einen Ruck und versuche aktiv dein Leben zu gestalten und zu verändern, damit du dich wieder besser fühlst!

Liebe Grüße
Julia
Bianka

Beitrag von Bianka »

Hallo julchen,

Du brauchst Dich doch auch nicht zum xten Mal mit Müttern treffen,mach doch einfach so Kurse mit Deiner Tochter. Musikschule,Schwimmkurs,Malschule, Spielscheune. Was Aktives oder verabrede Dich mal mit einer Freundin ohne Kind.
Die Therapeutin hat ein bißchen recht. Du sitzt den ganzen Tag zu Hause und wartest auf den 16.00 Uhr Termin. Das ist schlimm wirklich,sag ich jetzt mal ganz ehrlich. Aber das weißt Du ja selbst,soll auch nicht verletztend klingen jetzt.
Schau Dich einfach in Ruhe um nach Jobangeboten,vielleicht ist ja irgendwas dabei,was Dir Spaß macht oder versuche herauszufinden,was Dir als Alternative Spaß machen würde und was umsetzbar wäre.

Bei mir hat es 3 Jahre gedauert bis ich aus dem Loch wieder herausgekrabbelt bin. Habe mir nette Kontakte aufgebaut und es flutscht es richtig schön. Bei der beruflichen Sache bin ich noch am Ball,das dauert auch noch bis nächstes Jahr. Aber wahrscheinlich werde ich studieren.
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Maya kann noch nicht richtig sprechen, Maya macht dies und das nicht, etc.

Das hast du ja jetzt auch in einem thread gefragt, und eigentlich steht die Antwort schon hier drin. Du kümmerst dich NUR um dein Kind, und irgendwie nicht um DICH. Klar fallen einem dann viele Dinge auf, die man auch noch "falsch" bewertet, weil man denkt, man wäre schuld.
Meine beiden Mädels sind auch erst mit 18 Monaten gelaufen, ja und? Heute merkt man davon nix mehr. Ich habe das nie als Wettbewerb gesehen.
Ich finde auch, du kommunizierst mit deiner Tochter wie mit einer Erwachsenen und sie muss oder soll diese und jene Sachen machen (oder eben auch nicht, das Ablehnen Dir gegenüber zb).
Julia hat Recht, noch über 2 Jahre zu warten, das bringt doch nix.
Es wird Zeit, dass Du die Leere nicht mehr nur mit äußerlichen Dingen füllst, sondern mit Dingen, die DIR Spaß machen. Sein eigenes Leben zu leben, dafür lohnt es sich, gesund zu sein.
Bleib dran, such Dir was für Dich, egal ob müde oder nicht. Mach was!
Und richte nicht deinen ganzen Fokus auf Maya. Wenn du zufrieden mit Dir bist, musst du nicht ständig gucken, was sie macht.
Hast du nicht die Möglichkeit einer Tagesmutter (oder geht sie da schon hin), damit du auch mal für dich sein kannst?
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Sorry, ich meinte: in einem anderen thread (Kinder), falls sich jetzt jemand wundert :shock:
Nickolakala

hallo

Beitrag von Nickolakala »

Hallo Julchen,
auch ich kann mich hier nur allen anderen anschliessen !!!
VERSUCH DICH MEHR AUF DICH ZU KONZENTRIEREN. Du bist auch noch da, nicht nur Deine Tochter !!!!!! Tu Dir Gutes, achte auf Dich.
Und nehm Dir unbedingt hier und da AUSZEITEN von Deiner Tochter.
Mach mal was alleine, raff Dich auf. Egal ob arbeiten, walken, frühstücken gehen.........mach Termine aus. Schöne Dinge !!! Das wird Dir gut tun.

Ich kenne das,man muss sich wirklich dazu "aufraffen" aber Du wirst merken, WIE gut es Dir tut, wenn Du Dich auch mal um Dich sorgst........

LG Nicol
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