Ich bin neu

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Hermi

Ich bin neu

Beitrag von Hermi »

Hallo Ihr,

ich habe von einer Leidensgenossin den Tipp für diese Homepage gefunden und nachdem ich schon einiges gelesen habe, möchte ich mich jetzt auch vorstellen. Ich bin 36 Jahre alt und habe 2 Kinder ( 3 Jahre und 3 Monate) Bei meinen ersten Kind hatte ich wohl auch schon Anflüge von Depressionen bin aber ohne Probleme schnell herausgekommen.
Bei Nummer zwei fing es dann schon ziemlich schnell an.
Geburt war naja ! Im Gegensatz zum ersten Mal bekam ich eigene Wehen und freute mich auf eine schnelle Geburt (soll doch so sein beim Zweiten).
Doch es dauerte über 20 Stunden, am Ende dann doch Kaiserschnitt mit Vollnarkose (weil die PDA nicht mehr richtig lag)
Im Krankenhaus ging es dann am vierten Tag schon los, Heulattacken, dabei liebte ich das Kind doch so. Zuhause am ersten Tag dann genau wieder völlige Panik. Ich kann nicht stillen (wie schon beim ersten Mal).
Ich sagte mir immer wieder, ich muss doch ruhig bleiben sonst bleibt die Milch weg. Naja zwei Tage später habe ich dann aufgehört zu stillen. Ich hatte ein Baby das viel weinte. Es kostete viel Nerven ! Dann immer das Gefühl ich werde dem Ersten nicht gerecht ! Ich fühlte mich total überfordert. Beim Nachsorgetermin mit meinen Frauenarzt besprach ich die Sache. Er gab mir dann eine Telefonnummer einer Psycholgin die sich mit PPD auskennt. Das erste Treffen verlief ganz gut. Sie sprach nach meinem Auftreten von "Anpassungsschwierigkeiten". Ich war beruhigt. Mensch ich dachte immer das zweite Kind ist ein Selbstgänger. Leider war es nicht so. Nach dem Treffen ging es dann los. Schlaflosigkeit, Schweißausbrüche und "schlimme Gedanken". Meine Familie ist besser dran ohne mich etc.
Dann habe ich einige Tage später weider Kontakt zu der Psychologin aufgenommen: Meine Gedanken: Hilfe ich liebe meine Kinder nicht mehr"
Was ist los. War das immer so ? Man erinnert sich dann nur noch an Tage an denen man nicht so tolle Gefühle hatte ! Die schönen Tagen mit Nr. 1 waren nicht merh präsent. Ich habe nur noch geheult. !!!!
Ich bekam dann Zoloft und nehme diese nun seit 4 Wochen. Die ersten Tage waren der Horror. ICh wurde immer unruhiger und hatte Angst dass ich meine Kinder etwas antun könnte. Ich bekam dann von der Psychologin "Tavor" (so ne Art Valuim) wenn es ganz schlimm kommt.
Ich gehe mit diesen Tabletten sehr vorsichtig um, nehme gelegntlich mal eine halbe nur bei Bedarf. Es geht mir ein bischen besser. Gersten war ein super Tag. Ich dachte jetzt bist du wieder die "Alte" Juhuhu" Aber heute dann wieder. In der Nacht Schlafstörungen und morgens Magenschmerzen und immer wieder die Angst kommen die ganz schlimmen Gedanken wieder. Ich bin so ungeduldig. Alle reden von mindestens einem halben Jahr - das ist aber so lange ! Ich will mein "altes" Leben zurück.
Ich will meine Kinder lieben, mit all ihren Macken und Fehler. Die sind so süss und brauchen mich doch. Ich frage mich immer - warum ich ! Ich bin doch eigentlich eine ganz patente, selbstbewußte Frau gewesen und nun dass ! Was ist bloß los. Mein Mann ist in der ganzen Zeit total super. Ich kann weinen so viel ich will und er sagt immer, dass er weiß, dass alles wieder gut wird. Ich glaube das manchmal ja auch, aber dann zweifle ich wieder daran, das ich bald wieder unbeschwert leben und lachen kann.
Ich möchte doch aber so gerne !

So, das erst einmal von mir. Ich freue mich auf den Kontakt mit euch

Eure Hermi
    Petra

    Beitrag von Petra »

    Hallo Hermi!

    Mir tut es immer wieder so leid wenn ich wieder von einer Mutter lese die an der PPD leidet. Diese Krankheit sollte es nicht geben! Aber da du ja auf diese Seite hier gestoßen bist , bekommst du immer Hilfe wenn es dir gerade nicht so gut geht! Wir alle wissen hier wie schwer manche Tage zum überstehen sind, aber es wird besser! Du hast schon den ersten Schritt zur Heilung gemacht, du hast dir Hilfe geholt! Es kann nur besser werden! Lass dich nicht von Tagen an denen es dir wieder schlechter geht hinunterziehen, auch sie gehen vobei und schönere Tage kommen. Es kostet ganz viel Kraft darum ist es sehr wichtig dass du für dich etwas tust. Viel in die frische Luft, vielleicht etwas Ausdauersport um das Herz-Kreislaufsystem zu stärken, Massagetermine ausmachen, auf gesunde und vor allem regelmäßige Ernährung achten, zusätzlich Vitamine einnehmen und ein Eisenpräperat!

    Die gemischten Gefühle und negativen Gedanken kenne ich auch nur zu gut. Es heißt nicht dass man seine Kinder nicht liebt, im Gegenteil man will alles richtig machen. Und die Angst vorm Versagen löst solche Gedanken aus. Aber auch die Gedanken werden weniger und hören ganz auf!

    Ich muß leider aufhören da ich dringend zum Zahnarzt muß!
    Freu mich wieder von dir zu hören und wünsche dir alles Gute!

    LG Petra
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    Marika
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    Beitrag von Marika »

    Liebe Hermi!

    Ich freue mich auch, dass du zu uns gefunden hast. Es ist so, wie Petra schreibt und ich kann ihr nur voll und ganz zustimmen: ES WIRD WIEDER BESSER - zwar langsam und es gibt leider immer wieder mal Hochs und Tiefs. Aber mit der Zeit wird jedes Hoch länger dauern und überwiegen.

    Deine Geschichte ist auch in vielen Dingen ähnlich wie meine. Auch ich kenne diese schlimmen Gedanken und die unsägliche ANGST!!!! Ich wollte am Anfang mein Kind einfach zu meinen Eltern geben und mich einliefern lassen. Ich dachte einfach, ich bin schlecht für meinen Sohn, ich muss weggesperrt werden. Das ist nun bald 5 Monate her und so lange bin ich auch in Behandlung. Daneben mache ich auch eine Psychotherapie. Nehme auch ein Antidepressivum und zur Sicherheit habe ich auch einen straken Angsthemmer zu Hause, denn ich in der ersten Zeit zur Überbrückung brauchte.

    Glaub uns liebe Hermi, es wird wieder gut! Versuch ein bissl Geduld zu haben und wende dich immer hier her, wenn dir danach ist. Wir weden für dich da sein. Gemeinsam schaffen wir die schwere Zeit!!!

    Einen lieben Gruß
    Marika
    kathrin66

    hallo hermi!

    Beitrag von kathrin66 »

    sei willkommen bei uns, auch wenn der anlaß nicht gerade toll ist.
    ich kann mich meinen vorednern nur anschließen.
    und vorallem ES WIRD WIEDER!
    die schlimmste zeit hast du hinter dir!
    alles was jetzt noch kommt, ist die "abgeschwächte"form.
    ich finde es toll, dass du auch einen doc hast, der sich mit PPD auskennt. das ist hier bei mir in der provinz nicht so einfach.
    die ungeduld kenne ich auch, damit löse ich bei meinem doc immer ein schmunzeln aus. er meint dann, ich stehe mir selbst im weg.
    meine tipps, sieh dass du schlaf bekommst. wenn mir der schlaf fehlt, gehts mir gleich nicht so gut. auch solche zeiten wie der eisprung oder die bevorstehende periode mach dir bewußt, denn wenn es dir in dieser zeit etwas schlechter geht, dann weißt du warum und es ist dann nur noch halb so schlimm.
    sehr gut ist auch das verständnis deines mannes, es ist wichtig, dass man sich nicht verstellen muß.
    achso, und dass du schon gute tage hattest, ist ein sicheres zeichen, dass dein medi wirkt.
    wie du das mit dem halben jahr meinst, weiß ich nicht.
    ich gebe dir den rat, nimm jeden tag wie er kommt, denn noch vor kurzem wolltest du nicht mehr mama sein. jedes kleine lächeln deiner süßen wird dir etwas durch die krankheit helfen.

    wir sind für dich da, jederzeit.

    alle kraft der welt zu dir geschickt!
    lg kathrin
    Nora

    Das kenn ich....

    Beitrag von Nora »

    Liebe Hermi,

    sei lieb gegrüßt und fühl Dich verstanden! Das Thema Ungedld kommt mir auch sooooo bekannt vor. Jeden Tag denke ich, so jetzt muß es aber endlich mal wieder "normal" weitergehen. Und gleichzeitig hab ich dann wieder Angst vor dem nächsten Tief. Mir ging es die letzten 3 Monate eigentlich ganz gut, aber letzte Woche hatte ich wieder ein Tief - Schwindel, Schweißausbrüche, konnte nicht mehr schlafen, grübeln, leichter Anflug von Panik. Mittlerweile habe ich mich seit 3 Tagen wieder ganz gut im Griff, aber das war mal wieder so ein kleiner Hinweis, daß ich eben doch noch nicht so ganz über den Berg bin. Und das nervt - weil da ist eben die Ungeduld.
    Sei nicht zu streng mit Dir - die Gefühle für Deine Kinder sind bestimmt da, Du spürst sie nur im Moment vielleicht nicht. Aber das kommt ganz bestimmt!

    Meld Dich ruhig, wenn es Dir nicht gut geht. Hier sind ja ganz viele, die Deine Gefühle gut nachvollziehen können und das tröstet.

    Liebe Grüße
    Nora

    P.S. Ich glaube, wir kennen uns ;-)
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