zg´s =zwwangshandlungen

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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lino

zg´s =zwwangshandlungen

Beitrag von lino »

ich habe mal gelesen das wenn man zwangsgedanken hat man auch zwangshandlungen hat o. bekommt
???????

habt ihr sowas auch?

wenn bei euch der zg kommt was macht ihr dann? nehmt ihr ein messer, legt ihr die hand an hals???

ich bekomme jetzt wider angst :shock: das ich das irgendwann alles mache??
aber mir hat schon viel geholfen wenn ihr sagt man macht es dann sowieso nicht und ich rede dann immer laut mit dem gedanken.

DANKE für eure unterstüzung.



:-)
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Lino!

Also es nicht so, dass bei ZG unbedingt Zwangshandlungen dazu kommen. Und wenn, dann ist da was anderes gemeint als dein Beispiel. :wink: Bei solchen Zwangshandlungen die mit ZG einher gehen, macht man Dinge, um die ZG abzumildern. Ein Beispiel von mir gefällig? :wink:

Also:
- Ich habe immer Noah´s Milchfläschchen nach Farben und Größe sortiert und auch so gefüttert. Das heißt, am Morgen gabs das Fläschchen mit der kleinen Kuh, am Mittag das mit dem Entchen im See, am Abend das mit dem Schäfchen - und das MUSSTE ZWANGHAFT so gemacht werden, sonst fühlt ich mich schlecht - als schlechte Mutter...
- Auch seine Hipp-Gläschen wurden penibelst sortiert nacht Obst, Fleisch...
- Das selbe bei Noah´s Kleidung: Ich MUSSTE zwanghaft auch Dinge von ihm bügeln, die gar nicht gebügelt werden brauchten, also Lätzchen, div. Strampler, seine Spuckwindeln, oder Bodys die ohnehin schon superglatt aus dem Trockner kamen. Einfach ALLES!!! :?
- Auch das Einräumen seiner Kleidung in den Kasten dauerte ewig, weil natürlich - wie könnte es anders sein - alles nach Farben sortiert wurde und zentimeter genau aufeinander liegen mußte.

Alle diese meine Zwangshandlungen hatten das Ziel, die ZG zu mildern. Ich wollte dadurch das Gefühl "Ich bin eine gute Mama" erreichen, dass ich durch die ZG verloren hatte. Wegen der ZG hatte ich ja ständig Schuldgefühle meinem Sohn gegenüber und fühlte mich als abgründig schlecht. Durch diese Sortiererei und sinnloser Bügelei :shock: wollte ich eben dieses Gefühl neutralisieren. Ich mußte alles zwanghaft penibelst machen was Noah anbelangte. Und durch diese Zwangshandlungen konnte ich auch ein Stück weit die KONTROLLE wieder erlangen, die ich ja im Bezug auf die ZG verloren hatte. Ich konnte die ZG NICHT KONTROLLIEREN, sie machten mir Angst und nahmen mir alle Sicherheit. Diese Sicherheit ist es, die man durch Zwanghandlungen wieder erlangen will und eben auch die KONTROLLE, die man oft fürchtet durch die ZG zu verlieren.

Es geht immer um SICHERHEIT UND KONTROLLE die einem fehlt - bei ZG sowie auch bei ZH. Das ist bei allen ZH so. Wenn sich jemand dauernd zwanghaft die Hände waschen mussen, dann will er damit versuchen, die Sicherheit und Kontrolle über vermeintliche Keime zu bekommen, um dein sein ständiges Denken kreisen - solche Menschen fürchten sich ja zwanghaft vor Keimen und Krankheit.

Aber wie gesagt, es muss nicht zwangsläufig zu ZH kommen - toller Satz, gell! :wink: Auf jeden Fall, kann man beides super in einer Therapie zähmen. Ich habe es geschafft - und du wirst das auch!!! Nur Mut, such dir einen guten Therapeuten (Psychiater oder Psychologen). Mit einer Verhalenstherapie kannst du den Zwängen ganz schön die Stirn bieten.

Liebe Grüße von der ehemaligen "Zwänglerin"
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Red-headed-woman

Beitrag von Red-headed-woman »

Lino....

hier ließ dir das mal durch, da es es super verständlich erklärt...

http://de.wikipedia.org/wiki/Zwangsst%C3%B6rung


Zwangsgedanken

"Zwangsgedanken sind zwanghaft sich immer wieder aufdrängende, jedoch als unsinnig erkannte Denkinhalte." (Deister, 2001, S. 127f)

Zwangsgedanken erscheinen oft in Form von:

- zwanghaften Gedanken (zum Beispiel wiederholten Gedanken, dass der Ehemann sterben könnte oder ständiges Zweifeln)
- Zwangsvorstellungen (beispielsweise unerlaubte sexuelle Szenen)
- Zwangsimpulse (Drang zum Vollzug einer Handlung, die trivial, sozial beschämend, störend oder bedrohlich sein kann)

Bei Zwangsgedanken geht es meistens um angstvolle Gedanken und Überzeugungen, wie jemandem zu schaden, in eine peinliche Situation zu geraten oder ein Unheil anzurichten. Aber ebenso können auch Gedankengänge nicht befriedigend abgeschlossen werden, sodass sie sich ständig wiederaufdrängen und wiederholt werden müssen, ohne zu einem realen Ergebnis zu gelangen.
susi69

Beitrag von susi69 »

Hallo Lino,

es muß nicht zwangsläufig so sein. Bei mir war es ????, jetzt muß ich erst mal überlegen....... in manchen Phasen so, aber nicht so schlimm. Es konnte sich nicht festsetzen. Es war eher so, wie jetzt vielleicht bei Dir :wink: , daß ich die Angst davor hatte und der Zwang versucht hat, sich da rein zu schleichen. Er hatte aber keine Chance :twisted: .

Aber generell ist es gut so, wie Du das machst - reden. Ich hab das auch gemacht. Ich hab dem Zwang Angst gemacht, er hätte sich die Falsche ausgesucht. Ich glaube nicht an das, was er mir zu vermitteln versucht. Der Zwang ist ja der Zweifel pur, Zweifel an sicht selbst und im Allgemeinen.
Konfrontation ist auch ein gutes Mittel. Ich hab versucht, mich den Ängsten zu stellen. Also in die Situation reinzugehen. Messer nun nicht gleich an den Hals halten, aber schon in die Hand nehmen und nciht vermeiden, damit Dein Gehin merkt, daß nix Schlimmes passiert.

Wie geht es Dir heute?

lg Susi
Julia73

Beitrag von Julia73 »

Liebe Lino,

ich z.B. hatte keine Zwangshandlungen. Ich hatte "nur" ZGs. Es muss überhaupt nicht sein, dass ZH noch dazu kommen. Und wie Marika auch schon so schön beschrieben hat, sind ZH auch etwas anderes, als du vermutest. Es heißt NICHT, dass man die Gedanken dann doch ausführt, sondern dass man versucht durch ZH die ZG zu kompensieren.

Z.B. gibt es Menschen, mit Kontrollzwang. Sie müssen immer und immer wieder kontrollieren, ob der Herd auch aus ist, das Fenster geschlossen, die Stifte ordentlich sotiert sind, etc. Die ZH nehmen den größten Teil des Tagesablaufes ein. Ich nehme mal an, dass das bei dir nicht er Fall ist? Wenn doch, ist auch das heilbar durch Therapie.

Liebe Grüße
Julia
lino

Beitrag von lino »

danke für die antworten

ich habe keine zh. davor hatte ich auch dann auch angst das ich das auch noch dazu bekomme.

ich habe das auch mal gehört mit der angst konfrontieren.ich habe ihr dann mal meine hände um denn hals gelegt ,nicht gedrückt nichts sowas ( habe zg ich würde sie erwürgen) nur um zu sehen das ich das dann doch nicht mache.
aber danach hatte ich so eine angst das ich das trotzdem mal machen werde das ist der HORROR.

es gibt auch stunden da denke ich gar nicht daran alles ist ok,dann überkommt es mich plötzlich es baut sich so ein druck auf da denke ich es hilf nur noch wenn ich meine gedanken in taten umsetze!
es liest sich echt schlimm und es fällt mir so schwer es aufzuschreiben weil ich denke ich bin total irre.

ich habe so ein schlechts gewissen meiner süssen gegenüber ich werde mir diese gedanken nicht verzeihen können.

hoffe ihr versthet mich

LG
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hey Lino!

Ich kann dich total verstehen. Nicht anders habe ich die Zeit mit den ZG damals erlebt. Es gab Phasen, da ging es gut und ich hatte fast keine ZG, dann kam es aber wieder doppelt so schlimm hoch und ich dachte wirklich, ich tue gleich was schlimmes. Das ist das Grausame und Schreckliche an den ZG - ich weiß sooo gut, wie du dich fühlst. Ich kenne diese Angst und diese Scham und das schreckliche Gefüh, wirklich "irre" zu sein. Diese tiefe Verzweiflung und diese lähmende Angst ist so Vernichtend, dass ich mir oft gewünscht habe, mein Herz solle einfach aufhören zu schlagen - dann wäre mein Kind von mir erlöst und ich von diesen Qualen. :shock:

ABER: Genau das - nämlich "irre" bist du NICHT!!! Das wird dir jeder Arzt bzw. Therapeut bestättigen, der sich mit Zwangserkrankungen auskennt.
So schrecklich sich das alles anfühlt - genauso HARMLOS ist es in Wirklichkeit. Diese Gedanken sind ganz normale Gedankengänge die jeder Mensch hin und wieder hat, das hat mir mein Psychiater immer und immer wieder gesagt. Nur wir bleiben an diesen Gedanken hängen, kontrollieren und bewerten sie, befinden sie für "abnormal und krank" und wollen sie nicht haben - wir versuchen also instiktiv sie zu unterdrücken. Aber genau das ist der Schuß nach hinten - durch das Unterdrücken kommen sie dann in noch geballterer Ladung wieder. Und der Zwang ist somit geboren.

Bei ZG spielt der "orbitofrontale Kortex" (= Gehirnareal hinter der Stirn) eine sehr große Rolle. Dieses Gehirnareal ist für das Ausfiltern und Bewerten von jedem unserer Gedankengänge zuständig. Wir denken ja in jeder Sekunde viel mehr Gedanken, als dass uns wirklich bewußt ist. Denn normaler Weise wird eben jeder aufkommende Gedankengang von diesem Gehirnareal kurz auf "Wichtig oder Unwichtig" geprüft und dann entweder ins Bewußtsein durchgelassen (bei "Wichtig") oder nicht durchgelassen und auf die "Gehirnmüllhalde" (sprich diese Gedanken werden vergessen) geworfen (bei "Unwichtig"). Dieser Vorgang funktioniert bei Gesunden auch einwandfrei, deshalb können wir uns im Normalfall gar nicht an komische oder gar abartige Gedanken erinnern. Bei uns "Zwänglern" :wink: allerdings arbeitet dieser "orbitofrontale Kortex" zu viel - er ist überaktiv und bewertet JEDEN GEDANKEN als "Wichtig" bzw. bewertet falsch - also unwichtige Gedanken werden fälschlicher Weise als "Wichtig" eingestuft und somit in unser Bewußtsein durchgelassen. Wir erschrecken dann natürlich vor diesem Gedanken und wollen ihn nicht haben - ist ja klar. Wir versuchen ihn zu unterdrücken, aber dieser orbitofrontale Kortex arbeitet immer weiter an diesem Gedanken, weil er ihn einfach nicht als unwichtig erkennen kann. Und deshalb kommen die Gedanken immer wieder durch und das ist dann der Zwangsgedanke.

Den überaktiven orbitofrontalen Kortex kann man aber wieder "heil" werden lassen. Das gelingt am besten mit einer Psycho-/Verhaltenstherapie in Kombi mit einem höher dosierten AD. Denn bei dieser Überfunktion spielen auch die Botenstoffe im Gehirn eine große Rolle, die wiederrum durch den Hormonsturz nach der Geburt aus dem Gleichgewicht geworfen wurden. So funktioniert dieser Kreislauf. ZG können natürlich auch durch ein Trauma hervorgerufen werden. Daher ist eine Therapie sehr ratsam um zu sehen, ob es ein Trauma gibt. Wenn nicht, ist dann die Verhaltenstherapie super, da du dort lernst, die ZG auszuhalten (statt zu verdrängen) und dich direkt mit ihnen zu konfrontieren. Die dabei entstehende Angst ist natürlich am Anfang schrecklich, aber sie wird immer weniger, weil dein Gehirn lernt, dass NIX passiert!!!! Es wird duch die Therapie also sozusagen ein bissl umprogrammiert in deinem Gehirnkastel!!! :wink: Und das funktioniert wirklich!!!! Das AD soll eigentlich nur eine Krücke darstellen, um besser und etwas gelassener arbeiten zu können und natürlich um die depressiven Symptome zu lindern. Es gibt auch Frauen hier, die ihre ZG alleine durch eine Therapie zähmen konnten.

Es geht nämlich nicht darum, keine solchen Gedanken mehr zu haben, sondern diese zu zähmen und sie wieder im HINTERGRUND ablaufen zu lassen, so dass wir sie gar nicht mehr merken. Diese Gedanken sind nämlich normal und naturgegeben. JEDER HAT SIE - auch mein Psychiater, die Wurstverkäuferin, der Polizist, der Pfarrer ..... nur die merken sie gar nicht - verstehst du?

Unbedingt lesen:
"Der Kobold im Kopf - die Zähmung der Zwangsgedanken" von Lee Bear

Hoffe, ich konnte dir jetzt mit meinem Roman etwas helfen und auch, dass du jetzt keine roten Ohren hast von meinem Geschwafel!!! :wink: 8)

Alles Liebe und keine Angst - du schaffst das!!!!
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
lino

Beitrag von lino »

super vielen dank für deiner antwort...

das hilft mir schon

wenn diese situationen kommen denke ich da kommst nie raus..aber ihr habt es auch geschaft da ist bei noch nichts verloren.

ja das buch wollte ich gleich nach weihnachten kaufen...schaue gerade etwas nach angeboten amzon e-bay...

DANKE
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