Wut - Aggression - Verzweiflung!

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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InaK

Wut - Aggression - Verzweiflung!

Beitrag von InaK »

Hallo,

ich muß mir meinen Frust mal wieder von der Seele schreiben und hoffe hier auf etwas Verständnis.

Ich habe nach meinem letzten Beitrag hier wieder etliche gute Tage erlebt, doch nun sitze ich wieder vor meinem alten Problem: Die nicht wirklich vorhandene Liebe zu meiner Tochter ...
Ich war immernoch nicht bei einem Arzt und habe gehofft, daß sich alles von allein legt und ich mit meinen Problemen allein fertig werde. Aber wieder bin ich seit 3Tagen unendlich gereizt, genervt und aggressiv. Ich weiß nicht mehr weiter, denn ich zerstöre das Gefühlsleben meiner Tochter immer wieder aufs Neue, in dem ich sie von mir weise. Ich raste bei jeder Kleinigkeit aus, schreie rum und habe Angst, sie mal wirklich zu schlagen. Bisher kann ich mich beherrschen, aber wie lange geht das gut? Gestern Abend lag ich im Bett und hatte den Gedanken, daß ich ihr etwas antue. Ich habs mir vorgestellt und war erschrocken über mich selbst! NIE würde ich ihr etwas antun!!! Ich weiß nicht mehr, was ich machen soll ... Wie kann ich das Verhältnis zu ihr verbessern bzw. aufrecht erhalten? Wie finde ich die Liebe zu ihr, die ich so schmerzlich vermisse? Wie werde ich meine Wut und Aggression los? Tief im inneren meines Herzens ist ein Fünkchen Liebe, aber ich schaffe es nicht herbei zu holen .....................

Traurige Grüße, Ina
kathrin66

liebe ina!

Beitrag von kathrin66 »

ich kann dir nur wieder raten, aus liebe zu deiner tochter, die noch in einem kleinenfünkchen in dir ist- GEH ZUM ARZT!
deine liebe ist, die PPD läßt sie dich nicht fühlen!
und die neuen zwangsgedanken sollten noch mehr ein grund sein, dir einen ruck zu geben und ärzlichen beistand zu suchen. er wird wissen, was zu tun ist!
ina, du kannst nicht warten bis es vorbei geht, dass ist deiner tochter gegenüber nicht fair!

viel mut
kathrin
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo Ina!

Auch ich möchte dir dringend raten, zu einem Arzt zu gehen. Du merkst ja selber, dass es nicht besser wird - im Gegenteil, jetzt hast du auch Zwangsgedanken.

Das trügerische an der PPD ist oft, dass sie unbehandelt, auch in Wellen verläuft. Mal gehts gut, dann denkt man, so ich brauche keine Medis. Doch das Tief das dann folgt, ist umso heftiger und sie werden schlimmer. Mit einer Behandlung ist es umgekehrt: Die Tiefs werden immer milder und weniger, bis die Hochs überwiegen und schlußendlich bleiben.

Liebe Ina, deine Tochter braucht dich. Du bist im Moment leider krank. Das ist für EUCH BEIDE schlecht. Bitte geh auch im Sinne deines Kindes schnellst möglich zum Arzt. Quäl dich nicht länger und mach diesen wichtigen und einzig richtigen Schritt!!!

Lass wieder von dir hören!

Liebe Grüße
Marika
InaK

Beitrag von InaK »

Liebe Kathrin, liebe Marika!

Vielen Dank für eure lieben Worte.

Ich werde heute versuchen bei einem Arzt anzurufen, hoffentlich bin ich dort nicht wieder "falsch verbunden". Ich habe mir einen `FA für Psychiatrie & Psychologie` aus dem Telefonbuch rausgeschrieben, denn einen Hausarzt habe ich nicht und mein Frauenarzt hat Urlaub. Hoffentlich werde ich dort nicht für verrückt gehalten und als Spinner abgetan. Ich war die ganzen Monate nicht beim Arzt weil ich Angst hatte, daß ich dann wieder nachhause geschickt werde mit den Worten "Sie bilden sich alles nur ein". Wochen nach der Geburt meiner Tochter war es ähnlich, als ich meinem damaligen Frauenarzt auf meine Probleme angesprochen habe. So eine Abfuhr möchte ich nicht nochmal erleben ...
Und selbst wenn man "nur" Streß diagnostiziert, werde ich endlich Gewissheit haben was mit mir los ist.

Danke nochmal für eure Mut machenden Worte!

Liebe Grüße, Ina
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Ina!

Du hast das richtige getan, ich grauliere dir zu diesem Schritt. Ich kann dich gut verstehen, dass du Angst hast, nicht ernst genommen zu werden. Aber bei einem Psychister oder Psychologen bist du genau richtig. Auch mein Frauenarzt hat damals als ich mich ihm anvertrauen wollte, gleich abgewunken und was von Hormonen gesagt, die sich bald einpendeln. Pustekuchen - nix hat sich eingependelt. Es gibt halt leider viele Ärzte, die nicht wirklich Bescheid wissen über PPD bzw. PPP.

Ich denke aber, dass du sicher heute wenn du da anrufst, verstanden wirst. Sollte es nicht so sein - nicht entmutigen lassen und den nächsten raussuchen! Es gibt Hilfe und du hast ein Recht darauf. Aber ich bin sicher, dass es heute klappen wird.

Meld dich wieder, wie es gelaufen ist, ja!!!

Einen lieben Gruß
Marika
InaK

Beitrag von InaK »

Hallo,

ich habe heute Vormittag, nach langen mit-mir-selbst-ringen, beim Arzt angerufen. Doch auch er sieht sich dafür nicht zuständig. Allerdings hat er mir 2Ärzte empfohlen, die sich mit der Materie "Wochenbettdepression" besser auskennen. Leider habe ich da heute niemanden mehr erreicht ...

Und wieder denke ich, daß alles doch nur halb so schlimm ist. Heute geht es mir wieder einigermaßen gut. Ich war vormittags unterwegs und die frische Luft tat meiner Seele gut. Gefreut habe ich mich zwar heute noch nicht über meine Tochter, aber wenigsten reizt sie mich nicht wieder bis aufs Blut. Sie möchte immer kuscheln kommen, aber irgendetwas hält mich davon ab sie in den Arm zu nehmen.
Was Kathrin geschrieben hat - daß es nicht fair gegenüber meiner Tochter ist, wenn ich alles so hinnehme - stimmt. Und genau das macht mir ein unendlich schlechtes Gewissen. Ich bin mir dessen bewußt, daß ich meiner Tochter weh tue (seelisch), doch ich gehe nicht dagegen an ...

Hoffentlich wird das WE besser und hoffentlich denke ich am Montag - wenn ich beim Arzt anrufen möchte - nicht, daß ich mir das alles nur einbilde. Immerhin könnte ich ja auch mit einem Lächeln auf die Kleine zugehen ... ich könnte - NEIN, ICH KANN NICHT!

Freundliche Grüße, Ina
Petra

Beitrag von Petra »

Hallo Ina,

es war ja schon ein guter Schritt von dir beim Arzt anzurufen! Nur kommt es mir vor und bitte sei nicht böse darüber, dass du das eigentlich nur alibimäßig machst und nicht wirklich dahinter stehst! Wenn du dir heute wieder einredest dass alles halb so schlimm ist, du aber keine Freude und keine Liebe deiner Tochter gegenüber spürst, weiß ich nicht was du an so einem Tag schön findest! Es ist ganz richtig wie du sagst, du wirst die Seele deiner Tochter zerstören wenn du so weiter machst. Du bist Erwachsen und hast ein Kind bekommen, also bitte, bitte, bitte stehe zu deiner Verantwortung und hole dir Hilfe. Wenn du meine Freundin oder Bekannte im realen Leben wärst, glaub mir ich würde dich zum Arzt schleifen!

Tut mir leid, wenn ich etwas schroff zu dir bin, aber ich bin selbst die Tochter einer Mutter die keine Liebe geben konnte.

Lieben Gruß

Petra
InaK

Beitrag von InaK »

Liebe Petra,

ich danke Dir für Deine ehrlichen Worte und das schreibe ich jetzt nicht nur so daher ... Mein Problem ist, daß ich immer wieder gute Tage habe an denen ich meiner Tochter auch zeige, daß ich sie liebe. Das geht so lange gut, bis sie wieder unendlich "nervig" ist (was für ein Kind mit 15Monaten durchaus normal ist) und das ist momentan der Fall. Meinem Sohn gegenüber bin ich völlig normal. Ich weiß selbst, daß ich meine Tochter unfair behandele und die Worte von Kathrin haben mich wachgerüttelt, sonst hätte ich immernoch keine Telefonnummern rausgesucht ... Was ist daran alibimäßig? Das versteh ich jetzt nicht ...

Im Übrigen wäre ich froh im realen Leben so eine Bekannte/Freundin wie Dich zu haben, die mich zum Arzt schleift. Es kümmert sich nämlich niemand darum, wieso/weshalb/warum ich oft so abweisend zu meiner Tochter bin.

Liebe Grüße, Ina
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Ina!

Hey, ich glaub schon, dass du am Montag anrufen wirst - ich werde dich ganz bestimmt daran erinnern! ;-)

Das du heute bei deinem Arzt angerufen hast, war schon mal ganz gut. Noch besser ist es, dass er dir gleich 2 kompetente Fachleute empfohlen hat. Und absolut spitze wird es sein, wenn du am Montag da anrufst.

Schau mal, es gibt eben (trügerischer Weise) bei der PPD dazwischen Tage, wo es so aussieht, als würde es besser. Aber glaub mir, der Absturz danach wird immer heftiger. Bei mir war es genau so. Es wird nicht besser, im Gegenteil.

Du und dein Töchterlein seid beide ganz arm dran: die Kleine sucht deine Liebe und findet sie nicht. Du willst ihr Liebe geben und kannst nicht. Und dieses "Ich kann nicht" ist ganz eindeutig ein Symptom der PPD, die man wirklich sehr gut und relativ rasch behandeln kann.

Liebe Ina, ich persönlich freue mich auf Montag, weil ich weiß, du wirst deiner Tochter und dir zu Liebe beim Arzt anrufen!

Bis Montag dann und liebe Grüße
Marika
Erika

Beitrag von Erika »

Liebe Ina,

wenn du nicht so weiter leben willst,musst du zum Arzt,hab keine Angst,die Ärzte kennen das schon.Alleine kannst du nicht damit fertig werden,ich hab auch versucht,aber es war nur schlimmer.Ich wünsche dir alles Gute !
Erika
InaK

Beitrag von InaK »

Guten Morgen,

ich möchte nicht extra einen Thread eröffnen - irgendwo steht schon etwas zu dem Thema und ich möchte einfach nochmal meinen Frust loswerden. Und zwar den Frust über meinen Freund! Ich habe ihm gestern gesagt, daß ich mir einen Termin bei einem Arzt geben lassen möchte, weil ich es nicht allein schaffe "meine Launen unter Kontrolle zu kriegen". Wir haben schon lange nicht mehr über dieses Thema gesprochen und er ist der Meinung, daß ich einfach nur an mir arbeiten muß. Er sagte wortwörtlich zu mir: "Nun übertreib mal nicht so, deswegen mußt Du nicht gleich zum Arzt rennen. Wenn man etwas will, dann schafft man das auch (daran arbeiten, damit es besser wird)!" Ich bin zutiefst enttäuscht ....

Traurige Grüße, Ina
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Ina,

die Reaktion von deinem Mann kommt ganz einfach aus "Unwissenheit" zu stande. Auch meiner dachte am Anfang so: du musst doch nur positiv denken, Schatz, dann wird das schon. Aber wer noch keine Depri hatte, der kann sich auch nicht vorstellen, dass da nix mit "positiv Denken" zu machen ist. Eine Depri muss man selber haben, sonst kann man das gar ned nachvollziehen.

Lass es im Moment so stehen und mach am Montag einen Termin. Bitte deinen Mann mit zu kommen - dir und eurer Tochter zu liebe. Versuch im ein bissl Zeit zu lassen, das ganze zu verstehen. Evtl. hilft es ihm, das ganze nochmal von einem Arzt erklärt zu bekommen. Mach ihm in einem ruhigen Gespräch klar, dass es dir wichtig wäre, wenn er dich zum Termin begleitet - alles weitere wird dann dort besprochen. Versuch jetzt erstmal wirklich einfach einen "Cut" zu machen "vertage" das intensive aufklärende Gespärch mit deinem Mann, bis zum Termin beim Arzt. Aber frag ihn heute noch, ob er bitte mitkommt.

Liebe Ina, lass den Kopf nicht hängen und mach bitte morgen, am besten gleich in der Früh einen Termin aus. Es sind noch 24 Stunden bis dahin, das überstehst du! Es ist ganz wichtig, dass du an diesem Vorhaben jetzt festhälst. Es ist schwer und du fühlst dich alleine gelassen, aber wir überbrücken die Zeit bis dahin zusammen, o.k.! Und wie gesagt, bitte deinen Mann ganz ruhig, zum Termin mit zu kommen!

Lass wieder von dir hören, ja!

Liebe Grüße
Marika
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Hallo Ina,
ich kann Marika nur recht geben: wer das alles nicht selbst erlebt hat, kann es nicht nachvollziehen. In erster Linie geht es ja jetzt um Dich, deswegen solltest Du - wenn möglich - nicht so sehr nach den Reaktionen der anderen, sprich deinem Freund schauen. Auch ich habe oft den Fehler gemacht, und gedacht, mein Freund müsse meine Angststörung zu 100% verstehen, sonst liebt er mich nicht. Das stimmt aber nicht, denn es ist für den anderen einfach schwer, der Angst oder der Depri was entgegenzusetzen. Da kommen dann leicht mal so Sprüche wie:"Reiss Dich zusammen etc", kenn ich alles. Selbst wenn Dein Freund partout nicht mit zum Arzt will, ist das kein Untergang, auch wenns schmerzt, aber das heißt ja nicht, dass er Dich nicht liebt, es zeigt einfach auch seine Unsicherheit, mit dem Thema umzugehen, und das kann man eigentlich niemandem verübeln. Wenn jemand z.B. die Diagnose "Krebs" hört, ist er als Angehöriger auch erst mal fertig, überfordert etc und muss sich in die Situation reinfinden. Also, lass ihm Zeit und sieh erst mal zu, dass Du wieder auf die Beine kommst, das ist das wichtigste. Liebe Grüße und schreib mal, wies beim Arzt war. Charlotte
kathrin66

Beitrag von kathrin66 »

liebe ina!

ganz toll, dass du dir einen termin morgen holst! bleib dran.
wer in einer depri steckt, der kann sich NICHT zusammenreissen. man ist in seinem inneren mit den pos. und neg. gefühlen gefangen. und die krankheit läßt die nur die neg. nach draussen. vielleicht schaffen es auch ein paar leute ohne hilfe da wieder raus, aber darauf kann man sich nicht verlassen. aber was noch wichtiger ist, wenn deine kleine süsse soooooo nach deiner liebe sucht, dann mußt du den weg freiräumen, damit sie sie bekommt. das habt ihr BEIDE verdient.
die reaktion deines freundes beruht auf unverständnis, unkenntnis und der einstellung der männer zu gefühlen zu tun!
wer niemals in einer depri gesteckt hat, kann nicht im entferntesten nachvollziehen, wie es einem geht.
wenn es dir wichtig ist, das dein freund dich versteht, empfehle ich dir im internet die seite www.horstvoll.de. dort steht in einfache worten, wie man sich fühlt, wenn ein die depri gefangen hält. lies mal und such die passagen, die auf dich zutreffen raus und gib das deinem freund zum lesen. (bei mir hat das geholfen)
langer rede kurzer sinn. bleib dran, geh zum arzt und schon bald werden deine süsse und du euch in den armen liegen und euch knuddeln ohne ende. ihr habt es verdient!!!!!!!!!
ich denke an dich und freue mich, wenn du dich meldest!
ganz liebe grüße
kathrin
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