Meine Geschichte

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Sunmama

Meine Geschichte

Beitrag von Sunmama »

Hallo Zusammen,

bin neu hier bei euch. Habe jetzt seit gedenke ständig Angst vor allem. Habe auch vieles in der Vergangenheit erlebt was ich nicht verarbeitet habe. (Magersucht, Unfall, Auslachen in der Schulzeit, dominate Mutter, Mutter jahrelang Depressionen und ich kümmerte mich bis zur Erschöpfung um sie. konnte mich nie von zu Hause ablösen etc.) Vor ca. 4 Wochen hatte ich ein komplexes Tief. Seit da ständig Angst und Panik. Einfach vor allem. Angst es nicht zu schaffen (habe einen kleinen Sohn) Angst ihn zu verlieren. Angst meinen Mann zu verlieren. Angst keine gute Mutter zu sein... einfach alles. Angst die Kriese nicht zu meistern.

Ich setzte mich auch immer unter Druck.

Habe jetzt vom Arzt Sertral bekommen. Er erwähnte auch dass es eine Möglichkeit wäre in einer Mutter/Kind-Station zu gehen... Das hat mich total geschockt... So weit ist es bei mir noch. Habe immer noch die Kraft den Tag zu meistern, jedenfalls geht es immer noch. Weiss nicht ob ich das Sertral wirklich nehmen will. Habe Angst vor den Nebenwirkungen und dass ich es nicht mehr weg schaffe von dem Medi. Wie sind die Nebenwirkungen... Erstverschlimmerung?

Bitte hilft mir. Kann man die Kriese auch ohne Medis meistern? Was noch ist ich befinde mich in einer Holoöphatischen Behandlung.

Was ich noch fragen wollte: Ich stille unseren Sohn noch (14. Monate) für mich stimmt es so. Auch wenn viele sagen, dass ich aufhören soll weil es mir nicht gut geht. Aber das will ich nicht. Das stillen tut mir gut. Nur...ich finde für das stillen oft die Ruhe nicht mehr. Setzt mich unter Druck und dann geht gar nichts mehr.

Danke euch für`s Lesen.

LG Sunmama
ubure

Beitrag von ubure »

Liebe Sunmama,

herzlich willkommen bei unserem Haufen!

Zuerst mal möchte ich Dir sagen, dass Du von den ADs eine viel zu negative Meinung hast. So wie es Dir jetzt geht, wird das Sertralin sicherlich eine große Hilfe werden (sobald es richtig wirkt). Hab keine Angst vor den Nebenwirkungen, sofern Du überhaupt welche spürst, denn das geht alles sehr schnell weg. Bei mir waren es nur 2-3 Tage leichte Übelkeit und Kopfschmerzen, wirklich nichts Weltbewegendes. Erstverschlimmerung gibt es wohl, aber ich kann Dir dazu nicht viel sagen, denn bei beiden ADs, die ich nehme, hatte ich so etwas nicht.
Ja, und was heißt "nicht mehr loskommen" vom Medi? Das ist doch Quatsch! Du wirst weder süchtig, noch manipuliert das Medi Dein Wesen.
Wie lange Du es nehmen musst, das kann Dir keiner beantworten, das wird die Zeit zeigen, aber wenn Du hier die "Langzeit-Tanten" (wie ich auch eine bin) fragst, dann wird Dir wahrscheinlich jede bestätigen, dass es ihr nichts ausmacht, das Medi noch zu nehmen, vielleicht auch dauerhaft, weil es das Leben ja nicht negativ beeinträchtigt. Mir zumindest geht es damit ausschließlich gut, und wenn ich es für immer nehmen muss, ist es mir auch Recht. Das muss bei Dir aber durchaus nciht heißen, dass Du es genau so lange nehmen musst. Vielleicht ist in 1 1/2 Jahren alles rum? Kann sehr gut sein!

Natürlich kann man so einen Zustand, nenne ich es jetzt mal, auch ohne Medis in den Griff kriegen. Dazu solltest Du aber unbedingt (und auch mit Medi) eine Therapie machen. Ich sag Dir hier ganz knallhart, dass Du es nicht im Alleingang, also ohne alles, schaffen wirst. Und das musst Du auch nicht. Man muss sich nicht über Gebühr plagen, bis über seine (Leidens-)Grenzen gehen.

Das, was Du hast, ist so gut therapierbar, man muss sich nur helfen lassen und auch etwas Geduld mitbringen.
Dass Du Dich ständig neu unter Druck setzt, ist ganz einfach die Störung. Das ist ein steter Strudel an negativen Gedanken, die wiederum neue negative Gedanken erzeugen. Diese Gedanken sind aber nur Deine eigene Projektion der Welt und nichts, was wirklich so sein muss. das wirst Du bald lernen!
Du liebst Dein Kind, Du stillst es noch (was ich völlig in Ordnung finde - ich habe meinen Großen auch bis zum zweiten Lebensjahr gestillt, da allerdings nur noch einmal kurz in der Nacht, zum Schmusen quasi), und das ist schon mal sehr schön. Im Moment kannst Du das alles nicht mehr genießen, sogar das Stillen verweigerst Du Dir, aber das ist ganz normal in dieser Situation.
Trotz allem kannst Du selber jetzt auch schon was tun, um weiter zu machen, um wieder leben zu lernen. Es sind nur Kleinigkeiten, aber wenn Du täglich übst, wirst Du bald merken, wie sehr sie helfen:
- gehst Du raus, mit dem Kleinen? Unbedingt machen, und wenn's nur eine hlabe Stunde ist. Gerade jetzt fehlt uns auch das Licht, das mit zu einem gesunden Stoffwechsel im Gehirn verhilft. Raus, unter die Leute, auch wenn es Dich erst mal ankot...
- hast Du vielleicht öfter mal etwas Zeit nur für Dich? Überleg, was Dir immer gut gefallen hat, was Dich interessiert hat, oder vielleicht sogar jetzt interessieren würde. Such Dir was aus und tu's! Ich hab mir z.B. Bildbände über Italien, Kochbücher mit italienischen Rezepten und die damals aktuelle Eros-CD bestellt. Das war ein erster Schritt.
- Überhaupt: gönn Dir was! Gerade wenn man sich eh so klein und unnütz fühlt, ist es ganz wichtig, sich nicht alles zu versagen. Wenn Du gerne Eis ißt, kauf Dir 'ne Packung. Wenn Du gerne liest, kauf Dir ein neues Buch. Wenn Du gerne badest, knall Dich jeden Tag in die Wanne...egal was, aber tu es!
- wie sieht es mit Sport aus? Eins A superwichtig und wirksam gegen PPD & Co.!
- Es gibt sehr wohl einiges, was unterstützend auf die Psyche wirkt: ätherische Öle, Farbtherapie, Lichttherapie (sh. oben) auch im Zimmer zur Not mit entsprechenden Lampen, Musik, Kunst, etc. Evtl. auch Homöopathie, wie Dir wahrscheinlich noch einige mitteilen werden, für mich war's das einfach nciht, ebenso wenig wie Bachblüten, Kinesiologie etc., obwohl ich sonst ein sehr großer Globuli-Verfechter bin, vor allem bei den Kids.

Ach, ja, welch ein Roman, ich Schwätzer. Vielleicht ist ja etwas dabei, das Dich ein wenig hoffen lässt? Ich würde mich freuen! es kommen bestimmt noch mehr Anregungen!

Und dass es heute Abend nciht mit dem Stillen geklappt hat, war vorauszusehen: es liegt nicht an den Brüsten etc., es liegt an Deinem Hirn! Du kannst das auch wieder ausschalten, keine Angst!

Liebe Grüße,
Inez
Sunmama

Beitrag von Sunmama »

Danke für dein herzliches Willkommen. Habe jetzt heute Nacht schon wieder nur 2 Stunden geschlafen. Medi habe ich noch nicht genommen. An die frische Luft gehe ich täglich. Bin eben auch verunsichert ob ich das richtige AD bekommen habe... Bin ja noch in Homoöphatischer Behandlung und er hat gesagt, dass AD eine Droge ist und keine Heilwirkung hat... also an meinem Zustand nichts ändern wird nur überdecken wird...
Kann nun nächsten Freitag das 1 mal in Psychotherapie. Habe ach mit MET angefangen. Habe nächten Montag eine Sitzung per Telefon. Mal schauen. Bin einfach so mutlos, traurig. Dann gibt es wieder Stunden die gut gehen und dann wird einfach wieder alles zuviel. Meine Familie steht hinter mir. (Mann) Zu meinen Eltern mag ich zur Zeit fast keinen Kontakt haben. Wird mir zuviel.
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Sunmama!

Herzlich Willkommen auch von mir an dieser Stelle - schön dass du da bist.

Ich kann mich Inez in allen Punkten anschließen - gerade was die AD´s anbelangt. Daher bin ich auch geschockt und wütend über die Aussage deines Homöopathen, AD´s wären eine Droge! :shock: :x Das ist nicht nur völliger Quatsch, sondern eine unglaubliche Frechheit. Ohne AD´s würden sehr viele Menschen nicht mehr leben, weil eine Depression mit dem freiwilligen Scheiden aus dem Leben enden kann. Ein AD verhindert im schlimmsten Falle genau DAS!!!! Und eine Droge macht ja bekanntlich süchtig - AD´s machen NICHT SÜCHTIG!!!!!

Es gibt schon Psychopharmaka die abhängig machen - das sind aber keine AD´s, sondern z.B. Angsthemmer - sogenannte "Treuqilizer". Aber diese machen auch nur dann süchtig, wenn sie missbräuchlich angwendet werden. Diese Medis sind nämlich dazu da, einen begrenzten Zeitraum zu überbrücken (also die Angst chemisch auszublenden) um wieder einigermassen klar denken zu können und so zu entscheiden, was man für Hilfe annehmen kann.

Aber AD´s machen nicht süchtig und überdecken auch nicht irgendwelche Symptome. Bei einer Depression ist der Gehirnstoffwechsel durcheinander gekommen. Das heißt die Botenstoffe im Gehirn (Serotonin, Noradrenalin, Dopamin und wie sie alle heißen) spielen nicht mehr so zusammen, wie sie sollten und daher kommt es zu Störungen der Informationsübertragung bzw. es wird zu langsam oder zu schnell von einer Zelle zur nächsten übertragen. Da spielt in den meisten Fällen das "Serotonin" eine sehr große Rolle. Wenn dieser Botenstoff jetzt z.B. zu wenig lange in den Synapsen (sind die Überträger) verbleibt und zu schnell wieder in den Blutkreislauf aufgenommen wird, kommt es zu ersten Symptomen wie Abgeschlagenheit, Stimmungsschwankungen, Antriebslosigkeit, Apetittlosgkeit und geht dann über zu Ängsten und Panik. Ein AD bremst diese zu schnelle "Wiederaufnahme des Serotonins" daher verbleibt es länger zwischen diesen Schaltstellen (=Synapsen), die Informationen und Reize werden wieder "richtig" übertragen und die Symptome bessern sich. Also ist die Aussage, AD´s wären Drogen und überdecken alles, wirklich sogar gefährlich, verunsichernd ganz einfach eine Lüge.

Sorry, dass ich jetzt so über deinen Homöopathen "herfalle", zumal ich selber gerade von Homöopathie seeehr viel halte, wie auch generell von der Naturheilkunde. Ich habe neben meinem AD und meiner PSYCHOTHERAPIE nämlich sehr lange Bachblüten genommen, mich nach der TCM (traditionelle chinesische Medizin) behandeln lassen und war 2x bei einer Kinesiologin. Das alles zusammen (Schulmedizin + Naturheilkunde) hat mich wieder "heil" gemacht.

Aber leider gibt es immer noch diese "Hinterwäldler" - bei den Schulmedizinern wie eben auch bei den Homöopathen und Naturheilkundlern, die immer nur ihr eigenes Fach gelten lassen und das jeweils andere verteufeln. Das ist ein fataler Fehler, denn so wird dem Patienten eine evlt. große Chance auf Heilung vergrault und ausgeredet. Da sind Schulmediziner, die die Naturheilunde ablehnen, genau so Scharlatane wie Naturheilkundler und Homöopathen, die die Schulmedizin verteufeln.

Ich würde dir vorschlagen, dass du dich SELBER mal über AD´s und deren Wirkungsweise informierst. Am besten von einem guten Psychiater, denn das sind die Speziallisten, wenn es um AD´s geht. Genau so wichtig und RICHTIG wie ein AD, ist aber auch eine begleitende Psycho/Verhaltenstherapie. Denn da lernt man gezielt, woher die Ängste kommen und wie man diese Verhaltensmuster aufbricht und in gesunde Handlungsweisen umwandelt. Die Depression sollte also immer von 2 bzw. 3 Seiten angegangen werden: AD´s (wenn nötig) + Therapie und evlt. Naturheilkunde, wenn man das möchte.

Ein AD lindert erstmal die schlimmsten Symptome, wie Antriebslosigkeit, Stimmungsschwankungen, Ängste usw. durch oben genannten Prozess. So kommst du erstmal wieder einigermassen auf die Beine, um dann effektiv in einer guten Therapie an dir zu arbeiten. Denn so ein Durcheinander Geraten der Botenstoffe im Gehirn kann viele Gründe haben: äußere Faktoren (psychosoziale Faktoren), körperliche Faktoren (Hormonsturz nach der Geburt, Schilddrüsenprobleme) oder auch frühkindliche Erfahrungen (Traumata... usw.). Deswegen ist es auch wichtig diese möglichen Gründe alle geziehlt anzugehen: die körperlichen mit einem AD (bei Schilddrüse ein Schilddrüsen Hormon) und bei äußeren Faktoren bzw. frühkindlichen Erfahrungen ist die Therapie das Maaß aller Dinge. Wenn man dann noch die Naturheilkunde zur Unterstützung wieder mit einbezieht, dann hat man sehr große Chancen auf Heilung.

Wie lange man ein AD einnehmen soll, ist unterschiedlich. Allgemein gilt: Wenn man eine stabile Phase erreicht hat, soll das AD mind. 6 Monate, besser aber noch 1 Jahr genommen werden, um diese Stabilität auch zu wahren. In dieser Zeit sind die Chancen groß, dass der Botenstoffwechsel im Gehirn durch die Einnahme des AD´s (welches ja bewirkt, dass diese Stoffe länger in den Synapsen bleiben, wie es bei gesunden Menschen ja sein sollte) wieder von selber beginnt richtig zu funktionieren und so das AD dann wieder abgesetzt werden kann.

Ich habe mein AD jetzt 2,5 Jahre genommen und genau so lange eine Therapie gemacht. Ohne AD würde ich heute nicht mehr leben... ich sage das in vollem Ernst, denn meine Depression war sehr, sehr schwer. Mit der Psychotherapie habe ich die Knackpunkte in meinem Alltagsleben erkannt, die mich immer wieder "krank" gemacht haben bzw. die Gehirnchemie von außen negativ beeinflußt haben. Daher bin ich heute nicht nur gesund, sondern ingesamt "heil" - körperlich und seelisch. Es waren sehr harte und oft schmerzliche 2,5 Jahre in denen ich oft die keine Hoffnung und Mut mehr hatte, aber durch meinen Arzt und die Mädles hier, durch meine Hebamme (die TCM gemacht hat) und meine Kinesiologin habe ich durch gehalten... und es hat sich gelohnt: Ich bin selbstbewußter, habe eine SELBSTLIEBE entwickelt und bin selbstständiger geworden. Mein AD bin ich gerade erstmals am Reduzieren und bin guter Dinge, dass ich in absehbarer Zeit ohne AD´s leben kann - weil es mich körperlich wieder gesund gemacht hat.

Übrigens: Eine Depression ist eine Stoffwechselerkrankung wie z.B. Diabetes. Bei Diabetes wird dem Patienten ja auch das Insulin zugeführt und niemand würde darauf kommen, dem Patienten dieses zu verweigern. Mit einem AD wird das ganz wichtige Serotonin erhöht, da es eben zu einem Mangel gekommen ist, wei beim Diabetiker eben das Insulin zuwenig ausgeschüttet wird.

Liebe Sunmama, jetzt habe ich einen Roman geschrieben - ich hoffe, es war nicht allzu verwirrend für dich. Bitte nimm es mir auch nicht übel, dass ich deinen Homöopathen stark kritisiert habe, aber du hast ein Recht auf die WAHRHEIT und diese hat dir dein Homöopath einfach nicht gesagt.

Ganz liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Sunmama

Beitrag von Sunmama »

Danke dir für deine Zeilen und dein willkommen hier bei euch. Noch eine Frage, wie geht eigentlich euer Partner mit der Situation um?

Meinem macht es sehr schwer zu schaffen dass er mir alleine nicht helfen kann... er sagte zu mir... weisst du warum kann ich dir nicht helfen... warum nimmst du meine worte nicht an... warum zählt nur das was andere sagen und was ich sage hilft nicht viel...

Es tut weh... mache das doch nicht mit Absicht... :cry: :cry:
ubure

Beitrag von ubure »

@Marika,

*lol* da könnte man ausflippen bei soviel Kompetenz, was? Ich geb Dir völlig Recht!

Nein echt, Sunmama, diesen Vogel würde ich ganz schnell sausen lassen udn mir einen vernünftigen Homöopathen suchen, wenn's denn unbedingt sein muss. Und geht wirklich zu einem guten Psychiater, der wird Dich hoffentlich besser aufklären!

Lass Deinen Mann hier mal ein paar Beiträge lesen, auch unter dem Abschnitt "Angehörige", nimm ihn zum Termin beim Thera mit. Es ist ganz wichtig, dass Dein Mann einigermaßen lernt, was das für eine Erkrankung ist (was es im eigentlichen Sinne ja wiederum nicht ist, sondern eine Störung), nur dann kann er akzeptieren, dass er eben wenig oder eben nur er ganz bestimmte Dinge für Dich tun kann. Das machtÄs für ihn leichter und somit für Euch beide.

Mein Mann hat, wie wahrscheinlich alle hier, sehr gelitten, aber er hat gelernt, damit umzugehen und nun klappt's wie am Schnürchen, naja, hat geklappt, denn seit einem Jahr ungefähr bin ich ja wieder "normal".

Viele liebe Grüße,
Inez
Sunmama

Beitrag von Sunmama »

Danke dir für deine Zeilen.
Julia73

Beitrag von Julia73 »

Liebe Sunmama,

also, die Aussage von deinem Homöopathen finde ich auch ziemlich daneben. AD's mit Drogen zu vergleichen ist wirklich frech … Ich selbst habe keine AD's genommen, somit meine Krise ohne Medikamente überstanden. Und auch ich war total am Boden, mir ging es sehr schlecht. Ich habe aber direkt mit einer tiefenpsychologischen Therapie begonnen – und die hat mich rausgerissen aus dem Loch. Heute geht es mir wieder sehr gut.

Ob du nun ein AD nehmen möchtest oder nicht, kannst nur du selbst (nach einem ausführlichen Beratungsgespräch bei einem Psychiater) entscheiden. Vielen hier hat ein AD über die schlimmste Zeit hinweg geholfen. Einige haben es aber auch ohne geschafft. Da wirst du immer unterschiedliche Meinungen hören. Ich für meinen Teil bin froh, es ohne geschafft zu haben und mich jetzt nicht mit dem Absetzten beschäftigen zu müssen … ABER wie gesagt, dass ist nur meine Erfahrung und hat sicherlich keine Allgemeingültigkeit.

Allerdings wäre ich auch vorsichtig mit Aussagen wie: "Dann nehme ich mein AD halt ein Leben lang, mir doch egal." Das finde ich einfach zu pauschaul. Und der Vergleich mit Insolin hinkt für mich auch. Schließlich gibt es bei Diabetes KEINE Alternative zu Insolin. Bei Depressionen hingegen gibt es allerdings Alternativen zum AD, das weiß man heute. Das hängt einfach von jeder einzelnen Geschichte und "Schwere" der Depression ab, denke ich.

Unnötig leiden muss man aber in keinem Falle, es kann einem immer geholfen werden, du wirst sehen.

Ganz liebe Grüße
Julia
ubure

Beitrag von ubure »

Liebe Julia,

es ist durchaus keine Schande, ein AD "lebenslänglich" zu nehmen, vor allem, wenn einem keine Wahl bleibt. Ich zumindest kann das durchaus vor mir und der Welt verantworten und ich schlafe sehr gut dabei.
Du sprichst von Alternativen - die gibt es, aber sie sind nicht bei allen wirksam, so wie es Menschen gibt, bei den kein einziges AD anspricht.
Jetzt hast Du halt das Glück gehabt, ohne Medis auszukommen - Gratulation dazu - aber das können nun mal nicht alle, und von daher denke ich nicht, dass Du Dir ein Urteil über meine Aussage erlauben kannst. Und was genau ist daran pauschal? Ich denke nicht, dass ich mich mit meiner Situation und den ADs nur "pauschal" auseinandergesetzt habe, ebenso wenig wie andere, die die Medis auch schon jahrelang nehmen und das evtl. auch weiter müssen. Denn sehr oft entsteht aus der PPD eben eine chronische Depression, und dann? Nehme ich auch nicht deswegen Johanniskraut, nur weil "Pflanzlich" draufsteht. Ich habe meinen Frieden mit den Pillen geschlossen, weil sie mir ein normales Leben ermöglichen, und ich bin heilfroh, nciht jeden Tag in ein neues Loch zu fallen, nur weil ich sie eben nehmen muss. Schließlich wachsen mir keine Hörner davon und ich heule auch nicht bei Vollmond den Mond an.

Ebenso hinkt der Vergleich mit dem Insulin gerade eben NICHT, aus o.g. Gründen.

Also, bitte nicht persönlich nehmen, aber ich lege Wert auf die richtige Deutung meiner Worte.

Liebe Grüße,
Inez
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Marika
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Beitrag von Marika »

Liebe Julia,

es mag Alternativen zu einem AD geben - aber bitte bei LEICHTEN - BIS MITTELSCHWEREN DEPRESSIONEN!!!! Und auch nur dann, wenn die Depression nicht chronisch bzw. endogen ist! Bei einer schweren Depression (die meist auch mit Selbstmordgedanken einher gehen) gibt es KEINE ALTERNATIVE! Und das sage nicht ich - das sagen Fachleute.

Der Vergleich mit dem Insolin hinkt also absolut nicht, wie du hoffentlich jetzt siehst. Beim Diabetiker gibt es vor der Insulin Gabe die Möglichkeit, durch Abnehmen, gesunde Ernährung einiges zum Besseren zu wenden - das betrifft vor allem den Typ 2 Diabetiker. Beim Typ 1 gibts dann keine Alternative mehr, da der Körper chronisch kein bzw. zu wenig Insulin produziert.

Und genau so ist es mit den Depris: Durch das AD besteht die Möglichkeit, den gestörten Gehirnstoffwechsel wieder anzukurbeln und ihn nach einiger Zeit soweit zu bringen, dass er sich wieder selber reguliert. So oft wie das gelingt, genau so oft kann es auch genau so sein wie Inez schreibt: Der Stoffwechsel kann sich chronisch nicht selbst regulieren ohne AD - also keine Alternative - sondern AD! Und dann nimmt man ein Leben lang eben das AD!

Liebe Julia, ich schätze dich sehr, aber dein Beitrag jetzt hat mich erstaunt. Ich glaube - bitte nicht böse sein - aber über AD´s bist du zuwenig informiert! Schön, dass du es ohne AD geschafft hast - aber glaub mir, ich bin genau so stolz auf mich, dass ich die Krise MIT AD überwunden habe, wie du ohne. Jede Frau, die hier ist kann schon mal stolz auf sich sein, weil sie einen Weg sucht sich helfen zu lassen. Warum aber immer wieder dieser "Stolz es ohne AD geschafft zu haben" so heraus gehoben wird, ist mir - liebe Julia - leider immer noch Rätsel!

Nix vor ungut - das ist aber meine Meinung zu deinem Beitrag, der - wie ich finde, doch einige "Fehler" aufweißt.

Liebe Grüße von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Julia73

Beitrag von Julia73 »

Liebe Marika, liebe Inez,

ich verstehe nicht, warum ihr so "angepisst" reagiert, nur weil ich hier eine andere Meinung vertrete … Ich habe das Gefühl, dass ihr ständig das Bedürfnis habt, die Einnahme von einem AD rechtfertigen zu müssen. Muss man aber nicht, das habe ich nie gewollt und auch nicht geschrieben.

Zudem habe ich auch NICHT geschrieben, dass ich stolz bin ohne Medikamente ausgekommen zu sein, sondern lediglich, dass ich froh bin, es ohne geschafft zu haben und das wird ja wohl erlaubt sein, zu äußern. Genauso wie ihr wollt, dass eure Meinung akzeptiert wird, möchte ich das auch – ganz einfach.

Ich habe auch nicht geschrieben, dass es eine Schande ist, ein AD zu nehmen. Hallo? Wer bin ich denn?! Ich wollte lediglich darauf hinweisen, dass es auch ohne geht … Und ich bin sicherlich nicht die einzige, die auf die Gabe von AD verzichtet hat. Und Marika, im Übrigen kannst du wohl kaum beurteilen, ob ich Selbstmordgedanken hatte. Auch ich habe mir oft den Tod herbei gewünscht. Es war halt meine Entscheidung, kein Medikament zu nehmen. Das heißt nun nicht, dass ich das auch allen anderen "empfehle". Das kann wohl in der Tat sowieso nur ein Arzt …

Damals als es mir so schlecht ging, habe ich im Übrigen intensiv mit ADs beschäftigt und mich auch ausgiebig bei einem Psychiater beraten lassen. Aber auch er war der Meinung, dass ich es ohne schaffen kann. Nach sorgfältigem Abwägen habe ich mich dagegen entschieden.

Und Inez, du bildest dir hier doch auch ständig ein Urteil über Aussagen anderer. Ich wusste nicht, dass du dieses Recht für dich gepachtet hast … Ich habe lediglich darauf hingewiesen, dass ich mit Aussagen, die ich persönlich regelrecht leichtfertig finde, vorsichtig sein würde. Schließlich schreibt ihr hier einer Frau, die sich noch unsicher ist in ihrer Entscheidung. Was wohl mehr als verständlich ist, wenn es einem schlecht geht und man überhaupt nicht weiß wo einem der Kopf steht. Und da finde ich die Art, wie ihr hier postet einfach etwas unangemessen. Weil ich finde, dass es sich nach dem einzig richtigen Weg anhört, so wie ihr es darstellt. Und da möchte ich einfach die andere Seite aufzeigen. Ganz normal in einem Forum.

Wenn ich mich richtig erinnere, Inez, hast du z.B. keine Therapie gemacht, verbiete ich dir deswegen den Mund, nur weil du keine Erfahrungen damit gemacht hast? Wohl kaum. Ich hingegen habe eben sehr gute Erfahrungen mit meiner Therapie gemacht. Punkt.

Außerdem habe ich in meinem Posting ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es sich um meine persönliche Meinung handelt und das diese selbstverständlich keine Allgemeingültigkeit hat.

So, und jetzt mal schön den Ball flach halten und sich nicht gleich persönlich angegriffen fühlen, nur weil jemand anderes eine andere Meinung vertritt.

Tschüssi
Julia
Zuletzt geändert von Julia73 am 29:12:2007 14:56, insgesamt 1-mal geändert.
Carlotta

Beitrag von Carlotta »

Jetzt muss ich auch noch mal mitmischen ;)
Die Frage war doch, ob man die Krise auch ohne Medi meistern kann?
Und da gibt es halt 2 Antworten - ja, man kann. Oder nein, man kann nicht.
Die, die es ohne konnten, dürfen das genauso sagen wie die, die ein AD gebraucht haben, um rauszukommen. Das ist ja von Fall zu Fall verschieden. Ich habe mich auch beraten lassen, dann aber für mich ALLEINE entschieden, es ohne zu probieren. Das ist genauso "erlaubt", wie sich für ein AD zu entscheiden. Auch ich bin nicht "stolz" drauf, es ohne geschafft zu haben, ich bin einfach nur froh, dass ich jetzt da bin, wo ich bin. Jede Frau kommt mit anderen Mitteln wieder auf den Weg, sei es Familienaufstellung, AD, Thera, oder keine Ahnung was. Was letztenendes zählt ist, dass man sich besser fühlt. Und da sind alle Wege erlaubt. Finden muss sie freilich jeder für sich selbst.
ubure

Beitrag von ubure »

Ja, siehst Du Julia, Du hast Dich mit den ADs beschäftigt und - auch aufgrund der Aussage Deines Arztes, Du könntest es ohne schaffen - Dich gegen die Medis entschieden. Das ist wirklich sehr gut, nur ich hätte es eben ohne nicht geschafft. Auch Punkt.

Du müsstest mir in Sachen Therapie auch überhaupt nicht den Mund verbieten, weil ich bei solchen Themen immer dazu schreibe, dass eine Therapie unbedingt dazu gehört, und nicht, dass ich es ohne Therapie geschafft habe und das so super ist - es hat mich immerhin 6 Jahre gekostet, das hätte ich mit Thera wahrscheinlich schneller haben können.

Ich habe mich dagegegen gewehrt, dass mein persönliches "Schicksal" in Sachen ADs, das sich nun einfach im Laufe der Jahre so ergeben hat und eben noch weitere Jahre, wenn nicht für immer, dasselbe sein wird, von Dir als "pauschale, leichtfertige Aussage" gewertet wird. :shock: :shock: :shock: Es handelt sich um meinen persönlichen Fall, und das ist ganz klar so geschrieben worden, und ich werd doch wohl wissen, wie ich mich weiter verhalten muss, damit ich nicht wieder rückfällig werde. Ganz schön leichtfertig, was? Kapiere ich echt nicht, was Du damit für ein Problem hast.
Marika und ich haben versucht, der Frau ein wenig die Angst vor der Einnahme zu nehmen, die ihr der Homöo so erfolgreich verpasst hat, nicht mehr und nicht weniger. Auch wir haben versucht, ihr Möglichkeiten aufzuzeigen, was sie noch unternehmen kann, eben Therapie etc. Du hast die Alternativen ins Spiel gebracht. Richtig, die gibt es, aber mit den bereits mehrfach genannten Einschränkungen.

Ansonsten gilt das bereits Geschrieben - und noch was: wir haben uns nicht persönlich angegriffen gefühlt (da hättest Du eine andere Antwort bekommen), sondern wir haben nur aufgezeigt, wo Deine Meinung eben nur ein Meinung ist und nicht auf Fakten basiert.

LG,
Inez
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo meine Lieben!

Ach Mensch - was soll jetzt das ganze wieder?

Julia: Wo habe ich denn geschrieben, dass du Selbstmordgedanken hattest??? NIERGENS!!! Das war nur so gemeint, dass es eben bei einer schweren Depri die mit solchen Gedanken einher geht eben KEINE Alternative gibt. Ich habe mir nie erlaubt zu beurteilen, was DU HATTEST!!!

Ich bin tieftraurig im Moment und auch verletzt über deine Wortwahl von wegen "angepiesst" und "Ball flach halten". Du darfst schreiben was du magst - ich aber auch, oder? Ich für mich würde mich nie so ausdrücken - das tue ich nur, wenn ich jemanden gar nicht leiden kann.

Alles was ich hier will, ist Frauen helfen und sicher nicht mich rumstreiten. Ich habe hier meine Beiträge im Besten Glauben und Absichten geschrieben - um so mehr bin ich jetzt total fertig, dass du Julia und Carlotta so reagiert.

Ich wollte festhalten, dass es bei manchen Stadien der Depri keine Alternative gibt als AD - eben wenn z.B. Selbstmordgedanken dabei sind. Niemanden habe ich damit angreifen oder gar mir eine Diagnose erlauben wollen.

Aber gut, ich lass es halt jetzt dabei. Ich denke, ein bissl mehr Abstand wird mir in nächster Zeit wohl gut tun.
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
Julia73

Beitrag von Julia73 »

Ihr Lieben,

ich möchte mich auch nicht streiten, sondern ebenso nur meine Meinung äußern dürfen. Ich gebe zu in punkto Selbstmordgedanken bin ich wohl über's Ziel hinaus geschossen ... tut mir leid. Ich habe mich nur so aufgeregt, weil einem gleich vorgerworfen wird, nicht informiert zu sein, nur weil man sich gegen ein AD entschieden hat.

Ich möchte hier jetzt aber auch keine müßige, weitere Diskussion entfachen, sonst ist der ursprünglichen Fragestellerin ja auch wieder nicht geholfen.

Manchmal kommt Geschriebenes eben falsch rüber, dass muss ich immer wieder feststellen. Mein einzigen Anliegen war es mit meinem ursprünglichen Posting bestimmte Aussagen etwas zu relativieren, nicht mehr und nicht weniger.

Liebe Grüße
Julia
Antworten