Ist das zwanghaft?

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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Morgaine

Ist das zwanghaft?

Beitrag von Morgaine »

Ich kenne mich mit Zwängen und Psychosen eigentlich nicht so gut aus, habe aber ein bisschen das Gefühl, dass ich unter einer Kontrollsucht leide. Kennt ihr das auch, wie beschreibt man sowas? Ich versuche immer, anderen meinen Willen aufzudrängen, alle müssen das machen, was ich sage, ich muss es "in meiner Hand" haben, und trage letztendlich natürlich auch -wie ich mir einbilde -die Verantwortung dafür.
Ich flippe aus, weil meine Mutter nach der Trennung wieder zu meinem Vater zurückgeht und sich weiter schikanieren lässt, obwohl ich mich doch darum gekümmert habe, dass sie es NICHT tut -sie entzieht sich also meiner Kontrolle und stürzt sich ins Unglück -mein Gefühl: ich bin schuld, wenn er ihr wieder etwas antut! :oops:
Mein Mann darf fast gar nichts ohne meine Erlaubnis machen, nein, er darf NICHTS ohne meine Erlaubnis machen. Ich kommandiere ihn den ganzen Tag nur rum. Von "du musst JETZT aufstehen" bis "Schlaf jetzt" macht er alles so, wie ich es vorschreibe. Macht er etwas anders, flippe ich aus. Was ist das? Purer Egoismus? Ich kann mich sooo schlecht auf andere einstellen, und möchte das doch so gerne ändern. :(
Bitte sagt mir etwas dazu, und ob ich es in meiner Therapie ansprechen soll. (wir reden immer nur über meine Kindheit)
Liebe Grüße, Morgaine
Suse07

Beitrag von Suse07 »

Hallo Morgaine,

Weiß nicht, ob das nicht einfach nur Dominanz ist ?

Würde es aber auf jeden Fall mal in der Therapie ansprechen!!!

LG,
Suse
susi69

Beitrag von susi69 »

Hallo Morgaine,

hm? Direkt zwanghaft würde ich es nicht bezeichnen. Ich würde es in die Sparte Verlustangst einordnen.
Du solltest mal in Dich rein hören, warum Du das tust. Klar eine Art Kontrollverlust, Du hast es "nicht mehr in der Hand". Warum tust Du das? Hast Du vor was Angst? Was kann im Schlimmsten Fall passieren, wenn Du Dich mal kommandieren läßt?
Auf alle Fälle würde ich das in der Therapie ansprechen.
Zumindest "verhaltenstechnisch" kann Dir Dein Thera sicher Tipps geben. Dein Verhalten belastet Dich ja, also bist Du sicher gewillt, es abzustellen. :wink:
Wie lebt denn Deine Umwelt mit Dir?

Sag mal haßt Du Deinen Vater? Willst Du ihn "los werden"?
Ich frage das deshalb, weil die Situation die Du beschreibst, bei mir ähnlich war.

lg Susi
Morgaine

Beitrag von Morgaine »

@suse und susi: Danke für eure Antworten!

@susi69: hm, also mein Vater hat uns (meine Schwester, meine Ma und mich) immer genauso rumkommandiert, wie ich das jetzt mit meinem Mann mache. Laut Therapeutin reinszenieren wir in Auszügen die Ehe meiner Eltern.
Ja, ich hasse ihn wohl, kann das aber noch nicht ohne Schuldgefühle zulassen. Ich habe so gut wie keinen Kontakt mehr zu ihm, seit über einem Jahr, und ich will ihn einfach nicht in meinem Leben haben. Was, meinst du, hat mein armer Mann damit zu tun? Wenn ich doch meinen Vater schon aus meinem Leben "gestrichen" habe, bräuchte ich ja meinen Mann nicht so zu schikanieren... :oops:
Angst habe ich...davor, meinen Schatz zu verlieren (was unweigerlich irgendwann passiert, wenn ich so weitermache). Davor, dass etwas unerwartetes passiert, dass meine kleine Welt untergeht. Ich gebe mir selbst ganz viel Sicherheit dadurch, dass ich mir und allen anderen so enge Grenzen stecke - und meine eigenen dann doch durchbreche, weil ich es nicht ertragen kann, eingesperrt zu sein.
Mein Vater hat uns viel angetan, mehr psychisch als physisch. Auch wenn das nicht direkt was mit der PPD zu tun hat (oder vielleicht doch), hoffe ich doch, darüber hier so offen schreiben zu dürfen. :oops:

Meine Umwelt: lebt wohl ganz ok mit mir *lach* die kennen mich ja alle gut. Mein Mann sagt, er liebt mich so wie ich bin (und ich bin auch nicht immer soooo schlimm. ;-)), und bei "normalen" Freundinnen bin ich zurückhaltender. Es kommt auch immer drauf an, wie ich mich angenommen und verstanden fühle. Aber ich mag das nie, wenn irgendwas anders läuft als ich das will, oder MIR jemand Vorschriften machen will. ( das mach ich auch nicht mit)
susi69

Beitrag von susi69 »

Du hast auch ganz viel Wut in Dir, die in erster Linie Dein Mann zu spüren bekommt. Er ist sicher ein ganz Lieber, der sich von Dir schubsen läßt. Ich hab das Gefühl, Du hast eine gewisse "Übermacht" über ihn - endlich mal ggüber einen Mann - die Du sicher nie bei Deinem Vater hattest.

Ich denke, unterbewußt hast Du Dir ganz bewußt einen "Schwächeren" gesucht. Symbolisch gesehen bist Du jetzt Dein Vater, der kommandiert und tut was er denkt, nur das das bei Dir mit Kind nicht ganz so einfach ist......... Du kannst nun doch nicht so, wie Du gerne wölltest (auf allen Hochzeiten tanzen :) ) . Das hat Dein Vater sicher getan, ohne Rücksicht auf Verluste und ohne Schuldgefühle (vielleicht).
Du siehst Dich womöglich in der Rolle der alleinigen Pflicht dem Kind ggüber ("Du mußt immer für das Kind da sein" - Dir entgehen o.g. "Hochzeiten"). Die zusätzliche Wut darüber, bekommt Dein Mann zu spüren, in Ausführung des Erziehungsschemas, was Deine Eltern an den Tag gelegt haben.

Was meinst´n?

lg Susi
stinki

Beitrag von stinki »

hallo morgain

ich bin auch ein kontrolltyp. es muss nach meiner nase gehen und ich akzeptiere andere wege nicht gern.
ich habe das bei meiner therapie angesprochen. ich habe da ein paar tipps bekommen, andere wege akzeptieren zu lernen. is gar nicht einfach und ich falle sehr oft in diese alten muster zurück.
wenn ich ausgeglichener bin, gehts einfacher. bei stress fällt es mir logischerweise am schwersten.
fakt ist, ich muss lernen anderen ihre entscheidungen zu lassen. ich muss unebdingt gelassener werden. mir sind schon viele freunde böse, weil ich so "hartnäckig" bin...
einfach mal lassen, respektieren, was andre machen. akzeptieren.

das braucht zeit. aber wenn du dir das immer wieder in gedanken rufst, wirds besser!
Morgaine

Beitrag von Morgaine »

@stinki: danke. Ich hoffe, dass ich das auch mal schaffe.

@susi: :shock: puh, woher kennst du mich denn so gut? Ja, kommt alles genau hin. Naja, das mit der Wut übe ich noch. Meine Therapeutin arbeitet ja schon mit mir daran, dass ich die Wut richtig "lenke" und nicht auf andere projiziere. Ich hab aber auch schon mal alles aufgeschrieben, und dann einen ganz schlimmen Zusammenbruch, begleitet von Schuldgefühlen, gehabt. Also, einfach auf meine Eltern sauer oder wütend sein, geht nicht so einfach, das "darf" ich mir nicht erlauben. :oops:
Ist das bei dir denn auch so gewesen? (wenn ich das fragen darf)
und ich versuche ja gerade schon ein bisschen mehr "Gleichgewicht" reinzubringen, z.b. dass ich auch mal abends weggehe und mir ein bisschen mein "Leben" wiederhole, aber es ist alles noch so anstrengend. Ich denke nur, ich schaff das doch nicht alles gleichzeitig. :( Ich versuche so verkrampft, mich zu entspannen, dass es natürlich gar nicht funktioniert.
susi69

Beitrag von susi69 »

Bild naja ein bisschen Übung im analysieren und Selbsterkenntnis...........

Ähem, was war bei mir auch so? Das nicht wütend sein dürfen auf die Eltern? Ja es war alles da. Es war eine Achterbahnfahrt der Gefühle. Zusätzlich total verwirrend durch die ZG. Aber es gab auch Phasen, in denen ich mir erlaubte wütend zu sein. Ich ging alle Facetten durch. Wut rauslassen, bevor man verzeihen kann. Manches Mal fühlte es sich total verwirrend und endlos an. Ein riesen Berg, den zu durchschaufeln man sich nicht gewachsen fühlte und es doch am Ende Lichtblicke gab.
Erst wenn Du Dir erlaubst einfach Du selbst zu sein, die Distanz zu den Geschehnissen bekommst, kannst Du die Vergangenheit annehmen. So war es jedenfalls bei mir........ Bild
Laß Dir Zeit, auch mit der Entspannung. Es geht auch nicht alles gleichzeitig. So Stück für Stück.

Laß hören, wie es bei Dir weiter geht und wenn Du Fragen hast - gerne Bild

lg Susi
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