Keine Gefühle mehr da

Austausch persönlicher Erfahrung mit der Depression/Psychose vor und nach der Geburt

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lea

Keine Gefühle mehr da

Beitrag von lea »

Ich bin zur Zeit total verzweifelt. Denke schon seit längerem über eine Trennung von meinem Mann nach. Ich habe ungefähr ein halbes Jahr alles hingenommen, wo er mich verletzt oder und enttäuscht hat. Habe einfach das Gefühl gehabt, endweder merkt er es jetzt mal selber und habe es laufen lassen. Bin es leid gewesen, habe 11 Jahre immer wieder gekämpft. Gemerkt hat er es nicht, dann habe ich das Gespräch gesucht. Ohne Streit und das ist das Problem, ich kann nicht mal mehr Wut empfinden. Er versteht die Welt nicht, schiebt alles auf meine PPD, meint ich soll wieder Tabletten nehmen ( 1,5Jahre ohne ).Oder wenn ich jetzt erstmal wieder arbeite wird alles gut. Klar, auch er ist sicher verzweifelt, aber zu meinen ich hätte doch alles: Haus, gesundes Kind, müßte nicht arbeiten, ein Mann, der mich nicht betrügt oder schlägt, zeigt mir einfach, daß er nichts verstanden hat. Ich versuche immer wieder ein Gefühl auf emotionalen Ebene zu ihm herzustellen, aber ich fühle gar nichts. Frage mich halt, bin ich tatsächlich wieder depressiv oder habe ich jetzt einfach nur durch Therapie etc. gemerkt, daß er mir halt nicht das geben kann, was ich brauche? Ich weiß durch meine Therapie, daß ich mein Leben bis zur Depression, nie selber gelebt habe. War immer nur die liebe Kleine, die keine Probleme macht und immer für alle da ist. Ich habe mich leben lassen und das kann ich so nicht mehr, weil dann ende ich wieder dort, wo ich nicht mehr hin will: In der tiefen DEPRESSION!

Könnte noch ewig weiterschreiben, aber ich will den Rahmen auch nicht sprengen. Außerdem muß ich jetzt zur Therapie. Würde mich freuen, wenn ihr mir eure Erfahrungen mit euren Männern oder mit der Gefühlslosigkeit mitteilt.
Morgaine

Beitrag von Morgaine »

Hallo liebe Lea! Du hast doch schon ganz gut erkannt, wo euer Problem liegt. Du scheinst ja jemand zu sein, der viel emotionale Gemeinsamkeit braucht, und wie es aussieht, habt ihr die nicht. Hast du denn auch sonst diese Gefühlsleere, oder nur deinem Mann gegenüber? Wenn du auch sonst keine Freude empfinden kannst, ist das sicher ein Zeichen der Depression. Wenn es dir aber gut geht, und du auch lachen und fröhlich sein, auch traurig sein kannst, und nur für deinen Mann nichts empfindest, hat das wohl kaum etwas mit der Depression zu tun. Vielleicht hast du ja auch durch die Therapie erkannt, was dir gut tut, was du brauchst - und musst jetzt dementsprechend dein Leben neu gestalten.
Die Gefühllosigkeit kenne ich auch - aber eben auf alles bezogen. Wenn ich schöne Musik gehört habe, konnte ich es nicht als schön empfinden, oder wenn die Sonne schien, konnte ich es nicht geniessen. Jetzt sind die Gefühle, nach ca. einem Jahr, wieder da. Es fühlt sich an, als wären sie lange überdeckt gewesen und würden jetzt aus einer Art Winterschlaf erwachen. Aber an der Liebe zu meinem Mann habe ich auch während der schlimmen Phasen niemals gezweifelt, auch wenn ich sie nicht immer gespürt habe.
Ich wünsche dir alles Gute. Wenn du sowieso schon in Therapie bist, besprich das doch mal mit deinem Therapeuten/Therapeutin.
Mimi

Beitrag von Mimi »

Ich bin mt meinem Freund jetzt ca 2 Jahre zusammen. Wir waren 2 Wochen zusammen da war ich auch schon schwanger. Ich war verliebt wie nie. Als ich jedoch schwanger wurde und die Hormone sich umstellten und die Schwangerschaftsdepression kam konnte ich ihn von hete auf morgen nicht mehr riechen. mir wurde übel wenn ich ihn gerochen hab. Ich hatte das Gefühl ihn nicht mehr zu lieben. Ich verstand die Welt nicht mehr. Ich schob alles auf die Schwangerschaft und die Hormone. Es gab ein auf und ab. ALs der kleine geboren Wurde bekam ich nach drei Monaten schlimmere Probleme die PPD. Wi stritten uns so sehr das die Türen knallten wir uns fast schlugen. Ich hasste ihn ich hatte Angst vor ihm. Ich wollte weg. Nun hach weiteren drei Monaten eskalierte ein Streit und ich verließ mit unserm Kind die Wohnung. Ich sagte ich würde nie wieder zurück kommen es sein denn er ändert was. Ich zog mit Lewin in eine Wg in der nähe unserer alten Wohnung. Wir hatte viele Gespräche mit einer Mediatorin und klärten all unsere Missverständnisse auf. Der abstand ind en zwei getrennten wohnungen tat uns soooooo gut. Nun lieben wir uns und sind wieder leidenschaftlich und freundlich zu einander. WIr haben in dieser Form der Beziehung eine öglichkeit gefunden zusammenzubleiben und ich würde so schnell nicht wieder mit ihm zusammenziehen. WIR MUSSTEN UNS ALSO TRENNEN UM ZUEINANDER ZU FINDEN.
Suse07

Beitrag von Suse07 »

Hallo Lea,

du hast in deinem Beitrag nach unseren Erfahrungen mit unseren Männern gefragt.

Ich finde mich da ein bißchen in dem von Morgaine wieder, denn meine Liebe zu meinem Mann war das EINZIGE was ich selbst in der schlimmen akuten Phase meiner PPD empfunden habe. Er war und ist einfach mein "sicherer Hafen".

Allerdings hat sich meine Beziehung zu ihm JETZT während der Therapie trotzdem auch GEÄNDERT.
Ich bin unabhängiger geworden (MEIN Wohlbefinden hat zwar immer noch sehr viel mit ihm zu tun, aber inzwischen kann ich auch prima selbst dafür sorgen, dass es mir GUT geht, auch während inzwischen vermehrter Diskussionen bezüglich unterschiedlicher Standpunkte!)
Durch die Therapie habe ich, ähnlich wie DU, einfach auch Dinge erkannt, die mir früher nicht beusst waren und das verändert natürlich auch den Umgang mit meinen Mann. Allerdings habe ich das große Glück, dass er diese Veränderungen teilweise anstrengend, aber auch unheimlich spannend findet und es GsD nichts an unseren Gefühlen zueinander verändert hat.

Ein Lernerfolg in meiner Therapie war, öfter auf meinen BAUCH zu hören.
Vielleicht wäre dieser Tipp auch etwas für Dich ?! :wink:
Denn schließlich kann kein anderer FÜR dich entscheiden, ob du es zusammen mit deinem Mann einfach probieren möchtest eure Beziehung NEU zu definieren, oder ob du vielleicht im Moment eher Abstand brauchst.

Was mir immer geholfen hat war die Einstellung: SO, Suse, egal wie du dich jetzt entscheidest, du kannst es AUSPROBIEREN ! UND: Du kannst dich auch umentscheiden !!! Du MUSST NICHT das RICHTIGE tun !!! Entscheide, und es geht WEITER...!!!

Liebe Grüße,
Suse

PS: Ich finde deinen Ausdruck "ich habe mich leben lassen" seeeehr schön ! Das trifft den Nagel auf den Kopf - auch bei mir ! (Früher - ich arbeite dran :wink: )
Ulli

Beitrag von Ulli »

Hallo,

oh ja ..auch ich habe mich leben lassen!!!Viel zu lange immer Rücksicht genommen.Manchmal weiss ich gar nicht warum überhaupt.
Ich denke aber es hängt damit zusammen, dass ich auf keinen Fall eine Enttäuschung von anderen erleben wollte und andere auch nicht enttäuschen wollte!!
Denke man muss sein eigenes Leben wieder selbst in die Hand nehmen.Ehrliche und tiefe
Beziehungen zu anderen sind sehr wichtig aber die ehrliche Beziehung zu sich selbst am wichtigsten.Das ist meine Meinung.
LG
Ulli
LillysMom

Beitrag von LillysMom »

Hallo,
also mir geht es ähnlich wie Morgaine und Suse. Selbst während den schlimmsten Phasen meiner PPD hab ich nie an meinen Gefühlen zu meinem Mann gezweifelt. Ich hatte häufig starke Gefühlsausbrüche gegen meine Kinder und oder völlig Fremde, die mich zb. beim Autofahren provoziert hatten. Das war teilweise schon ganz schön krass. Aber meinem Mann gegenüber kam sowas nie vor. Vielleicht lag es daran das er immer für mich da war. Auch wenn die PPD für ihn bis heute schwer zu verstehen ist, hat er alles mitgemacht und mir nie Vorwürfe oder ähnliches gemacht. Aber die Therapie hat die Beziehung auch verändert, weil ich mich verändert habe. Ich bin auch unabhängiger geworden, ich bin zb. nicht mehr auf seine Anerkennung angewiesen weil ich wieder selbst sehe was ich tagtäglich leiste. Und unser Sexleben ist leider immer noch bei fast Null. Das schiebe ich aber eher darauf das ich in letzter Zeit einfach nur müde und häufig erkältet war.
Bei dir hört es sich so an als wäre endlich ein Schleier weg und du kannst klar sehen. Du scheinst endlich zu merken wer du wirklich bist und das es mit deinem Partner wohl nicht so ganz paßt. Vielleicht unternehmt ihr einfach wieder mehr zu Zweit. Da merkt man auch ziemlich schnell ob noch miteinander kann oder ob es nicht mehr paßt.
Ümi

Beitrag von Ümi »

Hallöchen!

Also zu dem Thema "Beziehungs-Stress" kann ich einen Roman schreiben:-(
Ehrlich gesagt musste ich mich gerade überwinden hier darüber zu schreiben. Ich verdränge das Thema auch bewusst, weil ich angt habe dadurch depressiv zu werden. Naja eigentlich bin ich es auch schon.
Ich weiss gar nich wo ich anfangen soll.
Wir sind seit 4 Jahren ein Paar und seit fast 3 Jahren verheiratet.
Ich musste wegen ihm die Stadt wechseln und dadurch sehr viele Veränderungen auf mich nehmen.
Es gab eigentlich direkt nach dem Zusammenziehen probleme. Ich habe mich in meiner neuen Stadt nicht wohlgefühlt, hatte keine Freunde.
Ich hatte vorher 4 Jahre alleine gelebt, hatte immer kurze Beziehungen und nun aufeinmal die "Ehefrau" und/oder "Hausfrau" zu sein, war für mich schwierig.
Da er berufl.selbstständig ist, hat er keine geregelten Arbeitszeiten, kein geregeltes Eiskommen.
Nach der Arbeit sitzt er noch Stundenlang am PC.
....Ich veruschs abzukürzen....
Ich war der Meinung, wenn erstmal ein Baby da ist (was immer mein größter Wunsch war), würde sich mein/unser Leben verändern. Mir wäre nich mehr langweilig, ich würde mich nich einsam fühlen und meine Konzentration würde sich nich nur auf meinen Mann steuern.
Nach absetzen der Pille wurde ich paar Monate später schwanger. Hatte eine Fehlgeburt. Mir gings danach sehr schlecht Psychisch und Physisch.
Nach langem hin und her wurde herausgestellt das ich eine Schilddrüsenüberfunktion habe.
Dann ging erstmal der Kampf mit der Krankheit+Ärztesuche los. Wenige Monate später wurde ich wieder schwanger. Es ging mir die ersten 4 Monate schlecht, wegen der SD.
Mein Mann konnte die ganze Situation nich verstehen. Ich habe eigentlich so ziemlich alles alleine durchgestanden in der Zeit. Habe viel im Internet geforscht wegen der Krankheit, habe Bücher gelesen, Ärzte gesucht, rumtelefonirt usw.
Ich war oft gereizt, aggressiv durch die Krankheit, was er auch absolut nich verstehen konnte.
Naja dann kam unser kleiner am 23.02.07 auf die Welt. Paar Tage danach auch die PPD.
Da meine Gedanken gerade verrückt spielen und ich müde bin, merke ich das ich sehr chaotisch und wirr schreibe, aber wenn ich dies jetzt nich zu ende bringe, werd ich es gar nich mehr machen:-)
Ich bring mal auf den Punkt was mich in der Beziehung stört.
Es ist toatl monoton. Wir haben so gut wie keinen Sex. Wir schlafen getrennt, weil er wie ein Tier schnarcht. Wir reden kaum miteinander. Er hat nervige Arbeitszeiten. Wir unternehmen nichts miteinander.
Ich bin noch nie der Typ gewesen, der über Probleme schweigt. Ich bin vom Charakter her auch eher die dominante, daher habe ich immer offen über meine Gefühle und die Probleme gesprochen.
Jedoch ändert sich rein gar nix. Ich habe ihm schon mehrmals gesagt das ich so nicht mit ihm weiterleben kann und will, es kamen immer wieder versprechungen wie "ja ich regel meine Arbeitszeiten, am wochenende nehme ich mir frei für euch, wenn das alles getan ist, dann is mein Kopf auch frei und dann is die Lust nach Sex auch wieder da" usw.
Aber es tut sich nichts. Mal is es ein paar Wochen nach einem Streit gut, aber danach kehrt wieder "Normalität" ein.
Ich fühle mich ungeliebt, unverstanden, einsam, nicht mehr anziehend (sexuell).
Momentan ist es eigentlich so das ich gar keine Hoffnung mehr sehe, aber ich angst vor dem ganzen Trenungsstress habe.
So,jetzt is mal bissl Frust weg.
Ich hoffe man kann so ein wenig verstehen was sich gerade bei mir abspielt.
Sorry für den Roman.
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Marika
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Beitrag von Marika »

Hallo ihr Lieben!

Auch bei mir gab es im Laufe der Krankheit und des Lernens in der Therapie mal einen Punkt wo ich mich fragte: Passen wir noch zusammen? Das lag an meiner positiven VERÄNDERUNG, die ich in der Therapie durchmachte.

Ich war immer ein Mensch, der sich "leben ließ" - was für ein toller Ausdruck. Zuerst von meinen Eltern - da habe ich es noch genossen, dass mir alles vorgelebt wurde - ich fühlte mich beschützt. Als ich dann meinen Männe kennenlernte, war er meine "Bezugsperson" von der ich "gelebt werden" wollte. Ich bin weiterhin das kleine Mädchen geblieben. Glücklicherweise war er so ein Mann, der das nicht ausnützte... jedenfalls nicht bewußt. Trotzdem führte es 2 Jahre nach unserer Hochzeit zur Trennung.

Doch nur 1 Jahr nach dieser Trennung haben wir wieder zusammen gefunden - heute sage ich: Wir haben eine ganz seltsame und seltene Bindung zueinander - als hätten wir uns schon mal in einem früheren Leben gekannt. :wink: Unsere Beziehung wurde auch besser - ich ein wenig selbständinger, was der Beziehung gut tat. Dann kam Noah auf die Welt und sollte plötzlich noch viiiiiiel selbständiger sein und 100 % Verantwortung für diese kleine Wesen übernehmen. Das war zuviel, ich hatte das nie gelernt - im Gegentei - ICH war doch die, die Schutz benötigte. Und da kam sie - die PPD. Ich zweifelte an mir selber, eh klar. Ich zweifelte auch an meinem Partner, ich fühlte mich schutzlos.

In der Therapie habe ich dann gelernt, SELBSTVERTRAUEN, SELBSTLIEBE und EIGENSTÄNDIGKEIT zu spüren und zu LEBEN - also "ICH BEGANN MICH SELBST ZU LEBEN". Und genau da gabs diese Phase, ob mein Mann und ich noch zusammen passen. Er konnte natürlich die Entwicklung von mir auch nicht von heute auf Morgen verstehen, obwohl er sie gut fand. Er mußte erst damit zurecht kommen, mit dieser "neuen Frau". Da gabs natürlich Reibreieen. Aber wir haben es geschafft: Er bewundert mich ob meiner Entwicklung und ist stolz auf mich, wie er gerade vor kurzem sagte! :oops: 8) Gerade vergangenes Jahr war ziemlich schwierig für uns und oft kam der der Gedanke der Trennung. Aber ich merkte immer, wie sehr er mir fehlen würde und jetzt plötzlich merke ich, wie dieses zarte Pflänzchen der Liebe wieder wächst. :D Ich hoffe sehr, dass wir beide es verstehen, es gedeihen zu lassen.

Ich denke, dass unsere Krankheit ein Zeichen und Aufruf für einen Wandel ist. Dieser Wandel ist dann für die Partner schwer zu verstehen, obwohl er sehr wichtig und richtig für unsere Genesung ist. Für mich und unsere Beziehung war und ist es ganz wichtig, SELBSTVERTRAUEN UND EIGENSTÄNDIGKEIT zu entwickeln. Dadurch wird auch mein Mann "gezwungen" in sich zu gehen und nach zu fragen was ER falsch macht, bzw. was er in die Partnerschaft einbringen kann und soll!

Vielleicht hilft euch meine Geschichte etwas.

Alles Liebe von
Liebe Grüße von
Marika

Diagnose:
schwere PPD 2005
heute völlig beschwerdefrei mit 10 mg Cipralex
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